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Hammer, der bekanntUch mannichfache Einfälle in den ver¬ schiedenen Bedeutungen dieses Wortes hatte

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Amuletum.

Von J. Gildemeister.

Eine Anfrage über die Zulässigkeit der jetzt landläufigen Ab¬

leitung des Wortes amuletum aus dem Arabiscben veranlasste

Folgendes niederzuscbreiben, das einen eingevnirzelten Irrthum aus¬

zurotten vielleicht auch in weiterem Kreise beitragen kann.

Der erste, welcher eine solche aufstellte, war der Hofdolmetscb

v. Hammer, der bekanntUch mannichfache Einfälle in den ver¬

schiedenen Bedeutungen dieses Wortes hatte. Im Jahr 1814 (Fund¬

gruben des Or. FV, 156) behauptete er, amuletum stamme von dem

arabischen hamalet, ohne dass ihn kümmerte, dass dies Wort Ob-

liegenheä bedeutet. Er musste wenigstens himälet sagen, wodurch

freiUch der Gleichklang einen Stoss erhtten hätte , oder vielmehr

statt jener türkischen Aussprache das reine kimäla anwenden, welche

Absolutform bei aUen directen Üebergängen in das Romanische zu

Grunde liegt (vgl. Engelmann-Dozy). Diese Etymologie wnrde jedoch

ÜberaU, in Wörterbüchem (selbst noch in Georges lateinischem

von 1879), in Encyclopaedien (Grotefend bei Ersch 1819 scheint

sie populär gemacht zu haben) und sonst bis auf die Conversations- lexica herab, sorglos nachgeschrieben.

Später und ohne Beziehung auf diesen Versuch schlug ein

Arabist von ganz anderem Schlage einen etwas anderen Weg ein.

Dozy Oosterlingen 1867 p. 13. Gloss, des mots Esp. 1869 p. 341

s. V. tahali dachte an die Form hamdü. Diese bezeichnet in der

alten Sprache ausschliesslich das Schwertgehänge und ist eigenthch

eine stets als Singular (z. B. Ham. 469, V. 3. 741 V. 6 und Schol.

Tahmän ed. Wright 87, 4 v. u.) gebrauchte Plural- oder CoUectiv-

form. Die aus Palmfasem verfertigten der Nomaden, wie ein solches

auch Omar zugeschiieUen wird (Ibn Tik^aka 33, 17), bestanden

nothwendig aus mehreren Strängen. Grammatiker suchten dazu

eine Singularfonn und fanden sie in himäla und hamila, die aller¬

dings in Gebrauch ist (Tibr. zu Ham. 39, V. 3). Schon NGS chroeder

De vest. mul. 1735 p. 170 übersetzt hatndü durch amuletum, ohne

dass ersichtlich ist, ob mit etymologischem Nebengedanken, jeden¬

faUs an dieser SteUe mit Unrecht, da sie besagt, dass des Mannes

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Gildemeüter, Amuletum. 141

Vorzug nicht in äusserem Schmuck besteht, rmd die Schwertgehänge

aUmähhch zu Schmuck- und Prachtstücken geworden waren. Der

gleiche Gedanke kommt auch sonst mehrfach vor, wie ähnlich Abul'alä

Sikt alzand p. III sagt, das die Güte des Schwertes nicht auf

seinem hamäil und seiner Scheide beruhe. Auch Tommaseo

Diz. Ital. hat schon vor Dozy 1865 die Etymologie hhmnajel,

hhamail, olme eine Quelle anzugeben.

Die fernere Begrififsentwicklung zeigt sich zunächst in einer von

Dozy beigebrachten SteUe eines offenbar späten spanischen Schrift¬

steUers (bei Makkari II 527, 15), wo der angeführte Singular himäla

von der Schnur gebraucht ist , an der das als Amulet dienende

Koranetm vom Hals herabhängt. Von hier aus ergiebt sich danu

leicht, dass hamäil im neueren vulgären Sprachgebrauch für das

ganze Amulet erscbeint bei Lexicographen und Reisenden, welche

Dozy citirt, während er bei keinem mittelalterhchen SchriftsteUer

das Wort gefunden habe. Der Uebergang ist wie bei mgiafifia,

ligatura. Nach Berggren beisst heute in Syrien ein Amulet auch

'iläka, das im älteren Arabisch das Schwertgehänge ist. Tahvit,

Umvrindung, findet sich in diesem Sinne antik bei Laue, modern

in Hartmann's Sprachführer.

Die erforderliche Bedeutimg ist hiermit allerdings gewonnen,

aber weiter fragt sich, nach welchem Gesetz oder nach welcher

Analogie soll der Uebergang von ä oder äi in u erklärt werden?

Offenbar um diese Schwierigkeit zu umgehen hat man eine dritte

Porm herbeigezogen. Weigand z. B., ohne die QueUe seiner Weis¬

heit zu verrathen, giebt in seinem Deutschen Wörterbuch : Jiamula,

etwas, das getragen wird". Aber hamüla ist das Lastkamel und

(vgl. Tibrlzi 148, 11. 299, mf ; schol. Hariri» 120, 4; Lane), m

schlechterer Aussprache für humula Kameüast, Last, Ladung üher¬

haupt, und ein Amulet kaun doch nicht passend als ein Lastkamel

oder eine Ladung bezeichnet werden. Femer ist die Eudung -etum

zu erklären, im Hinbhck auf welche Hammer seiu hamalet wählte ;

es müsste an eine nur unter gewissen Bedingungen sp lautende

Femininendung unter Verlängerung ihres Vocals eine lateinische

Neutralform gehängt sein.

Noch grösser sind die geschichtlichen Unmöglichkeiten. In

welche Zeit kann die Aufnahme des Fremdworts gefaUen sein?

Die Urheber der arabischen Etymologien (von Hammer lässt sich

dies a priori annehmen; von Dozy geht es mit Sicherheit hervor

aus Oosterlingen p. VII unter 1 und p. 14, wo er darin die

„romanische Endung e^o" sucht) können nicht gewusst oder beachtet haben, dass es ein altes lateinisches, schon von Varro (bei Charisius

105, 9 Keil) zur Untersuchung gezogenes und von Phnius öfter

gebrauchtes ist. Zu Varro's Zeit fehlte doch jeder Anlass für eine

bei den Rgmem aUtäghche Sache ein speciell arabisches Wort, das

nicht einmal in den andem semitischen Dialecten vorhanden ist, zu

erborgen. Wo wären Beziehungen zu Arabien oder einem Theil

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142 Cfüdemeiater, Amuletum.

Arabiens, die das hätten vermittehi können? Nicht einmal den

Zug des Aelius Gallus hatte Varro erlebt. In der erforderhchen

Bedeutimg erscheint' das arabische Wort erst lange Jahrhunderte

später , und unter den zahlreichen Benennungen für Amulete , die

in altarabischer Zeit vorkommen (unvollständige Sammlungen bei

Freytag Einleitung p. 212 und bei Ricbardson Abh. über

die Sprachen u. s.w. der Morgenl. 1779. p. 222; vgl. Freytags

Index) findet es sich nicht, ja es sind unter diesen solche, die um¬

gekehrt von den Griechen entlehnt sind ; tamima wenigstens sieht

wie eine Uebersetzung von riktfffia aus.

Auch im Mittelalter kann der Ausdmck nicht übergegangen

sein, schon weil er hier weder im Arabischen, noch im Lateinischen oder Romanischen nachzuweisen ist. Das altlateinische Wort schwindet

bald ganz aus dem Gebrauch. Nach Plinius scheint es nur noch

bei Grammatikem und Glossographen (Charisius, Philoxenus) auf¬

geführt zu werden. Von ihm an, so auffallend dies uns, denen es

so geläufig ist, auch sein mag, fehlt es. Augustinus und Hieronjmius,

obschon sie von der Sache mehrfach sprechen, gebrauchen es nicht;

alle Versuche es in spätlateinischen oder mittelalterlichen Texten, in Indicibus , Lexicis oder Citaten aufzufinden , scheiterten ; auch

Du Cange hat es nicht. Erst die Humanisten werden es wieder

erweckt haben; es wird aus Versen des Mantuanus (1470 ff), des

Phüelphus (?) citürt; Budaens (vgl. Fabric. Bibl. Gr." IV, 305) und

Erasmus gebrauchen es. In den neueren Sprachen ist sein erstes

Vorkommen uicht festgestellt. Für das Französische kennt L i 11 r 6

kein älteres Beispiel, als bei d'Aubigne im letzten Viertel des sech¬

zehnten Jahrhimderts; die Academie nahm es erst 1765 auf. Die

Crusca in den mir zugänghchen Ausgaben hat es nicht. In das

Deutsche ist es vieUeicht erst aus dem Französischen gekommen;

dass es bloss neuhochdeutsch ist, ist sicher, aber vrie hoch es hinauf¬

geht, ist unbekannt. Der inconsequente Purismus des Grimm'schen

Wörterbuches verhinderte die Aufnahme; die übrigen Lexica geben

keine Nachweisungen. Ich kann zuMhg anfuhren Thurneisser

Onomasticon 1583. S. 172. Aber natürlich lässt sich der bloss

negative Beweis nur unter Vorbehalt führen.

Vorstehendes soll den Boden ebnen für eine aUein möghche

Etymologie des altlateinischen amo letum aus dem Lateinischen.

Versuche dazu sind mehrfach gemacht, aber kein irgendwie be¬

friedigender; die richtige Ableitung bleibt noch zu finden.

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Zwei goldene Kameele als Votivgeschenke bei Arabern.

Von Th. Nöldeke.

In emer Inschrift der „Sabäischen Denkmäler' von J. H. Mordt¬

mann und D. H. Müller (8. 10) heisst es: „Sa'd-Anm und seine

Söhne .... haben dem [Gotte] Dhü Samäi dargebracht ")73bs

pfiT ■'bs 'jnsbatn". Dies fassen die Herausgeber als „das Bild

und die beiden goldneu Kameele'. Ich habe mich gegen „die beiden

Kameele" ein wenig gesträubt. Jj| ist ja ein CoUeetiv „Kameele';

Q ^ . . •

ebenso bedeuten JfcJso/ Jes. 60, 6 (Jfciia/ nach westsyrischer, jfc^/

nach ostsyrischer Tradition •)) und jj^^:^ , das die hexaplarische

Uebersetzung Jes. 60, 6 für jene Form der Pesh. hat und das sich

mehrfach bei Johannes von Ephesus findet (z. B. 352), „(Kameel-)

> S Oc -

Heerde'^). VgL dazu die J^ül -a13 die „Vögel in Schaaren'

Süra 105, 3. Die Bedeutung einer „Menge" scheint somit für baN

ursprünghcher zu sein als die Beschränkung auf die Kameele.

Aber die Herausgeber haben doch sicher Recht mit ihrer Er¬

klärung „Die Spuren der Büdwerke", schreiben sie, „welche nach

Z. 4 f. auf dieser Basis standen, sind noch deuthch au den auf der

Oberfläche des Steines befindhchen Zapfenlöcher zu erkennen; die¬

selbe steUt sich so dar

» *

Die Statue stand also zwischen den beiden Kameelen*.

1) S. Barh. zu Jes. 60, 6; Gramm. I, 238, 1 sq.; Hoffmann, Op. Nest. 53, 14.

jh^o/ in Hoffmann's BA. 71 ist nur ungenaue Schreibweise mit _!_ für -J—

' » • • j

wie so ofl bei Nestorianern.

H " '

2) JJOO) , das ja den Schweinehirten bedeuten soll , kenne ich bloss aus lexicalischen Werken, s. BA. 3258; Hoffmann, Op. Nest. U, 2; 53, 14; Barh.gr.

n, 92 V. 1083 Schol.; vgl. Payne-Smith. Die Glossen geben auch )K^O|

die Bedeutung „Schweineheerdo '. — JJ^iO) „(KameBl-) Heerde" ist schwerlich ein richtiges Wort; Barh. Chron. 90, 4 lies )lS^kf^O| , wie in der Quelle (Joh. Eph.).

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