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Archiv "Religion und Psyche" (15.06.1989)

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Prostacyclin zählt zu den potentesten, heute bekannten endogenen Vasodilatato- ren und spielt eine zentrale Rolle bei der physiologischen Blutdruckregulation.

Prostacyclin wird in den Endothelzellen synthetisiert und bewirkt lokal eine direkte Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur.

Bei vielen Hypertonikern ist ein Prosta- cyclin-Mangel nachweisbar. Dies erklärt die Bedeutung einer Cicletanin-Therapie;

denn der Cicletanin-Wirkmechanismus

beruht auf einer spezifischen Stimulation der vaskulären Prostacyclin-Synthese.

Cicletanin senkt den Blutdruck schonend ohne klinisch relevante Nebenwirkungen.

Deshalb besitzt dieses Therapieprinzip eine besonders gute Compliance.

Literatur-Service Hypertonie

Intersan GmbH

Postfach 413 7505 Ettlingen

Tel. 07243/18412

jNTERSAW

Anhaltende Stimulation der Prostacyclin-Synthese, gemessen als renale Exkretion von Probanden (n =10) durch 150 mg Cicletanin peroral. (z± SD)

900 — 800 — 6-oxo-PG Fia Exkretion (ng/h) 700 —

600 — 500 — 400 — 300 — 200 — 100 —

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-1 0 1

Physiologische

Prostacyclin-Synthese-Stimulation in der Hochdrucktherapie

2 3 4 5 6 (h)

aus: G. Bönner K.H. Rahn Prostacyclin und Hypertonie

Springer Verlag Berlin Heidelberg 1988 kostenlos zu beziehen bei Intersan GmbH

Religion und Psyche

Josef Rattner: Tiefenpsy- chologie und Religion, Verlag Max Hueber, Ismaning bei München, 1987, 288 Seiten, Linson, 32 DM

Zu den nachhaltigen und bis in unsere Zeit wirksamen Beunruhigungen, welche noch während des ausgehen- den neunzehnten Jahrhun- derts in Gang gekommen sind, gehören psychologische und psychologisierende Ver- suche, die Funktion von Re- ligion neu zu deuten. So bleibt in dem Buch von Josef Rattner, um welches es hier geht, jener berühmte Satz von Karl Marx, wonach Reli- gion „das Opium für das Volk" ist, nicht unerwähnt, während man nach eher mo- deverdächtigen Wendungen wie der vom „Gotteskom- plex" vergeblich sucht. Im Unterschied zu vergleichba- ren und teils durchaus popu- lären Publikationen vermei- det das Buch alle besserwis- serisch bevormundenden Tendenzen, die sich darauf richten, über die Allerwelts- frage nach der Existenz Got- tes befinden zu wollen.

Wenn die Menschen — und eben auch die Philosophen oder die Psychologen — sa- gen: „Gott ist tot!", so sagen sie sehr viel über sich selber, aber nichts von Gott.

Rattner berichtet von Ad- ler, der „ähnlich wie Freud"

ein „leidenschaftlicher Athe- ist" gewesen sei, er habe sich zumindest „in seinen späte- ren Jahren" um eine „konzi- liantere Haltung gegenüber der Religion" bemüht, „da er auch religiösen Menschen den Zugang zu seiner Indivi- dualpsychologie offenhalten wollte". Hier wird deutlich, daß in der Psychologie selbst eine von der tiefen Skepsis wissenschaftlich begründeten Zweifels geprägte Haltung nicht unbedingt darauf aus sein muß, dem Anhänger der Religion die Chancen zu neh- men, welche sein Glaube ihm für die Daseinsbewältigung vermittelt.

Religion definiert sich (nach Bruno Bettelheim)

„durch das Ringen des Men- schen um den Sinn des Le- bens, durch die Endlichkeit dieses Lebens und durch den Versuch des Menschen, die eigene Angst vor dem Tod zu bewältigen". Diese Auffas- sung Bettelheims verweist so- wohl auf die interpretierende Funktion von Religion für das Weltverständnis (die „Erklä- rungsfunktion"), als auch auch auf ihre „Unterstüt- zungs"- bzw. ihre „psychologi- sche Verstärkungsfunktion"

(Vivelo). Der Religion kommt, um hier einen von

Odo Marquard verwendeten Begriff einzusetzen, eine glo- bale „Kompensations"-Funk- tion zu. Sie ist eine Gegeben- heit aller bisher bekannten Kulturen, weswegen sie nicht nur zum Gegenstand vielfälti- gen menschlichen Forschens gemacht worden ist, sondern weswegen sie sogar, und von Rattner berücksichtigt, als so- genannter „ethnologischer Gottesbeweis" gewertet wird.

Wie ließe sich, ist man ge- neigt, mit Peter und Jean Me- dawar zu fragen, „wissen- schaftlich die Grenze zwi- schen Sein und Nichts den- ken, wenn das Nichts keinen

sinnlich faßbaren Inhalt habe und folglich auch nicht Ge- genstand empirisch begrün- deter Urteile sein kann?"

„Weder Natur- noch Gei- steswissenschaften und auch nicht die Ideologiekritik kön- nen per se die Antwort auf die Herausforderung, vor die jeder einzelne durch die Tat- sache gestellt ist, daß er sich in der entwickelten Kultur ei- ner Pluralität von Wahrhei- ten gegenübersieht, die alle mit dem Anspruch auf Glaub- würdigkeit antreten", führt Rattner aus und fährt fort:

„So gibt es naturwissenschaft- liche, geisteswissenschaft-

Dt. Ärztebl. 86, Heft 24, 15. Juni 1989 (77) A-1869

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Paul Wunderlich hat jüngst die Freunde seiner Malerei mit einer völ- lig neuartigen Lithographie-Technik überrascht, die jedes seiner

1988/89 gestalteten Blätter wie eine Gouache prunken läßt. Ebenso überraschend ob der Vielzahl der zwischen 1968 und 1987 geschaf- fenen dreidimensionalen Werke: der jetzt in der Edition Volker Hu- ber, Offenbach (Main), vorgelegte großformatige Bildband, in dem alle Skulpturen und Objekte Wunderlichs wiedergegeben und vom Leiter des schleswig-holsteinischen Landesmuseums, Prof. Dr.

Heinz Spielmann, wissenschaftlich eingeordnet und interpretiert werden. Der Band umfaßt 316 Seiten mit überwiegend farbigen Ab- bildungen; die höchst differenzierten Werke wurden von Karin Szö- kessy kongenial fotografiert. Abgerundet wird das Buch durch ein bis 201 numeriertes Werkverzeichnis der Skulpturen und Objekte, das Carsten Riediger erarbeitete, der in der gleichen Edition bereits das Werkverzeichnis der Druckgraphik Paul Wunderlichs gestaltet hat (Leinen, 35 x 30 cm, 128 DM)

liehe, religiöse, politische, philosophische und manch andere Wahrheit — häufig klafft indes ein unüberbrück- barer Widerstand zwischen dieser und jener Wahr- heit . . ."

Wie sich Freud mit dem Phänomen Religion ausein- andergesetzt hat, wie sich dieser Prozeß einer zugleich wissenschaftsorientierten, dabei aber nicht zuletzt phi- losophisch eminent „attrakti- ven" (Marquard) Auseinan- dersetzung über die Tiefen- psychologie und deren nam- haftesten Repräsentanten hinaus entwickelt hat, wel- che wesentlichen Entspre- chungen diese Entwicklung im jeweils zeitgemäß philo- sophischen Kontext gefun- den hat und welche Fragen bzw. Aufgaben vor dem Hin- tergrund dieser geistesge- schichtlichen Entwicklung sich, nicht zuletzt für die Epistemologie, bzw. für die Ideologiekritik stellen, wird von Rattner trotz aller Knappheit differenziert ab- gehandelt.

All unsere Wissenschaft — nach Rattner die geisteswis- senschaftlichen Disziplinen mehr als die Naturwissen- schaften (weil sie „in das menschliche Leben selbst eingebettet sind") — „können in hohem Maß der 'Existenz- erhaltung' dienen, haben sich aber auch allzu oft in den Dienst der 'Existenzver- dunkelung' stellen lassen".

Rattners Buch, aus dessen Gedankenfülle hier nur eini- ge Aspekte herausgegriffen wurden, darf sehr wohl als ein Beitrag gewertet werden, der für die Forschung einen Weg weist, welcher den Ge- fahren der „Kulturbarbarei"

zuwiderläuft, indem er nach den Chancen für ein „ver- nünftiges Menschentum"

sucht. Damit empfiehlt sich das Buch nicht nur an der Tiefenpsychologie oder der Religion interessierten Le- sern, sondern allen an der Ideengeschichte und Er- kenntnistheorie Interessier- ten.

Jürgen Ph. Furtwängler, Gießen

Soziale Lebensformen

Norbert Elias: Die Gesell- schaft der Individuen, Her- ausgegeben von Michael Schröter, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 1987, 320 Sei- ten, Leinen, 34 DM

Die Soziologen beschäfti- gen sich gegenwärtig makro- skopisch mit der Entwicklung zur „Weltgesellschaft" (Ni- klas Luhmann) und mikro- skopisch mit der „Individuali- sierung der Lebensstile"

(Wolfgang Zapf), da legt ihr Altmeister, Norbert Elias, ein Buch vor, das drei Arbeiten zum Thema „Individuum und Gesellschaft" enthält — sozu- sagen in synthetischer Per- spektive. Es ist seine Lebens-

geschichte als Werkgeschich- te. Die erste Studie „Die Ge- sellschaft der Individuen"

wurde 1939 geschrieben für eine geplante schwedische Zeitschrift, die angesichts des Krieges niemals das Licht der Welt erblickt hat. Der Text gehört in den Umkreis seines Hauptwerkes „Über den Pro- zeß der Zivilisation" (Basel 1939, Frankfurt am Main 1976) und entfaltet noch ge- nauer die These, daß Indivi- dualität und Gesellschaftlich- keit psychologische bezie- hungsweise soziologische Ab- straktionen sind, deren Wirk- lichkeit in einer Wechselwir- kung von Bewußtsein und Gefühlen hier und sozialen Konfigurationen dort liegt.

Der Mensch wird — vom Kind bis zum Erwachsenen — ge- prägt durch die sozialen Le-

bensformen, in denen er auf- wächst und sich heranbildet, und er schafft mit seinen so- zialen Beziehungen und Handlungen eben diese ge- sellschaftliche Welt — in ei- nem permanenten Prozeß der Zivilisation.

Die zweite Studie „Proble- me des Selbstbewußtseins und des Menschenbildes"

stammt aus den 40er bis 50er Jahren und modifiziert das Thema von 1939. Wir behan- deln und begreifen uns ge- genseitig als „denkende Sta- tuen", in innerlich selbstge- wisser Welteinsamkeit, und sind doch nur Zivilisations- elemente der „Individualisie- rung im Gesellschaftspro- zeß". Die Philosophen haben von Descartes über Kant bis Husserl (und Heidegger) vom Fiktionspunkt des „homo clausus" ihre Erkenntnissy- steme gebaut; der Soziologe zeigt, daß die Bedingungen der Möglichkeit des Selbstbe- wußtseins und die transzen- dentalen Formen des Be- wußtseinsstromes in den ge- schichtlichen Formen des Gegeneinanderhandelns und Miteinanderdenkens, also im Prozeß der Selbstkultivierung gegründet sind.

Die dritte Studie schließ- lich über die „Wandlungen der Wir-Ich-Balance", 1987 verfaßt, zeigt den Formen- wandel unserer Ich- und Wir- Identität vom Verwandt- schaftsverband der Sippe über die kriegerische oder wirtschaftliche Vereinigung des Stammes, dann über die Sprach- und Rechtsgemein- schaft des Staates zur Weltzi- vilisation. Noch sind Elemen- te der Sippen- und Stammes- haftungen — zum Beispiel in der Dritten Welt — oder — auf der nördlichen Halbkugel — des Nationalstaats lebendig;

aber „im Zuge eines macht- vollen Integrationsschubes"

bilden sich „Zentralinstitutio- nen" mit ersten Sanktiosge- walten, wie die UNO oder Weltbank, und eine imperati- ve Weltöffentlichkeit, in die wir zunehmend als Individu- en eingepaßt werden.

Horst Baier, Konstanz A-1870 (78) Dt. Ärztebl. 86, Heft 24, 15. Juni 1989

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