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as Bundesgesundheitsmini- sterium und die Kassen- ärztliche Vereinigung Nord- rhein haben in Düren einen Prototyp der elektronischen Gesundheitskarte in verschie- denen Anwendungsszenarien (elektronische Überweisung, elektronischer Notfallausweis und elektronisches Rezept) vorgestellt. Die „eGesund- heitskarte“ als nächste Ge- neration der Krankenversi- chertenkarte solle zur Ent- bürokratisierung im Gesund- heitswesen beitragen, betonte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Sie sei ein ent- scheidendes Instrument zur Qualitätssicherung in der ge- sundheitlichen Versorgung und diene dazu, Schritt für Schritt die Voraussetzungen für eine elektronische Patientenakte zu schaffen. Mindestens zwei Jahre wird die Umstellung auf die neue Karte voraussichtlich dauern.Die Karte wird im Rahmen der D2D-(Doctor-to-Doctor-) Telematikinitiative der KV Nordrhein eingesetzt, die auch
die technische Plattform – ei- nen Server und die Sicherheits- und Verschlüsselungstechnik – bereitstellt. Der Datentrans- fer zwischen Server und Pra- xiscomputer läuft über eine ISDN-Wählverbindung mit zu- sätzlichen Sicherheitsmecha- nismen. Die Lösung wurde
gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische
Technik, St. Ingbert, und der Universität Köln entwickelt. Sie ist plattformunab- hängig und kann daher mit jedem EDV-System in der Arztpraxis und im Kranken- haus eingesetzt werden.
An dem Modellversuch in Düren beteiligen sich zur- zeit 24 Arztpraxen und drei Krankenhäuser. Als Anwen- dungen werden Überweisung, Einweisung ins Krankenhaus, Entlassungsberichte und Be- funddatenübermittlung elek- tronisch getestet. Auch das
„eRezept“ wird mit einbezo- gen. Der Dürener Ansatz geht
davon aus, dass medizinisch relevante Informationen auf einem gesicherten Server zwi- schengespeichert werden und mit so genannten Tickets – Vorgangsschlüsseln – von be- rechtigten Kommunikations- teilnehmern dort abgerufen werden können. Die Chipkar- te ist dabei der „Ticketträ- ger“; sie enthält selbst – von möglichen Ausnahmen, wie beispielsweise Notfalldaten, abgesehen – keine medizini- schen Daten, sondern hat nur eine Verweisfunktion.
Der Vorsitzende der KV Nordrhein, Dr. med. Leonhard Hansen, verwies darauf, dass die Kassenärztliche Bundes- vereinigung eine bundesein- heitliche Empfehlung für die sichere elektronische Kommu- nikation im Gesundheitswesen auf Basis der D2D-Lösung an- strebt. In Nordrhein soll dar- über hinaus in Kürze ein großes sektorenübergreifendes Mo- dellprojekt zum Mammakarzi- nom starten, in dem erstmals auch die elektronische Patien- tenakte erprobt werden kann.
A K T U E L L
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A2516 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 3927. September 2002
Drogenkonsumräume
Geringeres Sterberisiko
Studie wertete über zehn Jahre Drogensituation in vier Großstädten aus.
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as Angebot von Drogen- konsumräumen hat das Sterberisiko für Drogenkon- sumenten deutlich gesenkt.Dies hat eine im Auftrag des Bundesgesundheitsministeri-
ums erstellte Studie des Zen- trums für angewandte Psy- chologie-, Umwelt- und So- zialforschung in Bochum er- geben. Über zehn Jahre un- tersuchte das Zentrum die Drogensituation in Hamburg, Hannover, Frankfurt/Main und Saarbrücken. Die Dro- genbeauftragte der Bundesre- gierung, Marion Cas- pers-Merk, führt den Rückgang des Ster- berisikos unter ande- rem darauf zurück, dass in den Drogen- konsumräumen eine Notfallversorgung ge- währleistet ist und durch Angebote wie Spritzenaustausch ge- sundheitliche Risi- ken gesenkt werden.
Das Zutrittsverbot für Erstkonsumenten und die Beschränkung des Angebots auf mehrjährig Ab- hängige trügen außerdem da- zu bei, öffentliche Drogen- szenen aus den Städten zu- rückzudrängen.
Telematikprojekt
Praxistest bestanden
Dürener D2D-Modell der elektronischen Gesundheitskarte funktioniert.
Prototyp der in Düren verwen- deten Gesundheitskarte
Krankenhausträger
Prämie statt Weihnachtsgeld
DKG will aus Bundesange- stellten-Tarif aussteigen.
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ie Deutsche Krankenhaus- gesellschaft (DKG) for- dert einen eigenen Sparten- Tarifvertrag und will aus dem Bundesangestelltentarif (BAT) aussteigen. Die Verei- nigung der kommunalen Ar- beitgeberverbände und der Verband der Krankenhausdi- rektoren haben sich der For- derung angeschlossen.Die DKG will durch eine Änderung des Tarifrechts Per- sonalkosten sparen. Danach könnten Kindergeld, Ortszu- schlag und Weihnachtsgeld durch Leistungsprämien er- setzt werden. Ferner fordert die DKG eine Modifikation der automatischen Stufen- steigerungen. Künftig sollten
die Stufen reduziert und mit einer Leistungskomponente versehen werden. Darüber hinaus solle die Arbeitszeit flexibler geregelt und Über- stunden durch Freizeit aus- geglichen werden. Gefordert wird außerdem ein „Ar- beitszeitkorridor“, der Arbeit bis zu 48 Stunden pro Wo- che ermöglicht, ohne dass Überstundenzuschläge gezahlt werden müssen. Vorausset- zung: Die zusätzliche Ar- beitszeit wird innerhalb eines festgelegten Zeitraums aus- geglichen.
Der Marburger Bund er- teilte den Vorschlägen eine Absage. „Statt dem Personal noch mehr Geld zu entziehen und damit den Arbeitsplatz Krankenhaus noch unattrak- tiver zu gestalten, müssen wir eine Weiterentwicklung des BAT anstreben, wobei das Thema Arbeitszeitregelungen im Vordergrund stehen muss“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer, Lutz Hammerschlag.
Marion Caspers-Merk beim Besuch eines Drogenhilfezentrums in Essen Foto: dpa