gibt es aus ostdeutscher Sicht einen wichtigen Punkt der Be- anstandung: In Ihrer Über- sicht fehlt die Darstellung der Programmatik der PDS. Auch wenn für viele westdeutsche Leser die PDS als Partei mar- ginal erscheint, in Ostdeutsch- land vereinigt sie immerhin durchschnittlich ein Viertel der Wählerschaft und ihre Nichtberücksichtigung wirft – völlig unnötig – ein schlechtes Licht auf das Deutschland- und Demokratieverständnis der Redaktion. Gerade weil
wir als FDP die programmati- sche Auseinandersetzung mit keiner anderen Partei zu fürchten haben, möchte ich Sie hiermit freundlich bitten, bei künftigen Darstellungen auch die Position der PDS zu be- rücksichtigen und diese zum Thema Krankenkassenreform in der nächsten Ausgabe noch nachzureichen.
Jost Hofmann,Leiter des Landes- fachausschusses Gesundheit, Soziales, Gleichstellung und Familie der FDP- Thüringen, Schillbachstraße 20, 07743 Jena
A
A498 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 8⏐⏐25. Februar 2005
B R I E F E
GKV
Zu dem Beitrag „Ein Jahr GKV-Mo- dernisierungsgesetz: Aufbruch in ei- ne ungewisse Zukunft“ von Heike Korzilius in Heft 1–2/2005:
Ausflug in die Gigantomanie
Welch ein Ausflug in die Gi- gantomanie mit Verschwen- dung von „1,8 Milliarden“ Eu- ro in eine elektronische Gesundheitskarte, deren Inhalt so nebulös ist wie ihr Verwendungszweck.
Sie sind ein Kniefall ge- genüber den Anbietern der Elektronik, denen große Gewinne garantiert sind. Und wenn in deut- schen Krankenhäusern 20 Prozent der Mittel in die Informationstechnolo- gie gesteckt werden sol- len, die letztendlich der Patientenbetreuung vorenthal- ten werden, ist dies ein Ar- mutszeugnis. Für eine bessere
„Verzahnung“ der Betreuung gibt es Telefone und Faxgeräte.
In der Praxis wären wir schon froh, wenn per Fax ein Kurz- bericht des Patienten in die
Praxis erfolgt. Das elektroni- sche Rezept wird zu einer weiteren Belastung in der Ba- sisbetreuung von Patienten füh- ren (Hausbesuche, Notdienste) . . . Übrigens ist die Aussage, mit 2 000 Euro als Praxisinve- stition auszukommen, eine küh- ne Prognose. Es werden jetzt schon riesige Anlagen benötigt, um die Datenflut der vielen zukünftigen Disease-Manage- ment-Programme und elektro-
nischen Bescheinigungen zu bewältigen. Dieses Geld fehlt am Ende für andere Neuinve- stitionen in den Praxen, um ei- ne moderne Diagnostik vorzu- halten (Ultraschallgeräte etc.).
Dr. med. Uwe Krischker, Reherweg 11, 31855 Aerzen
Depression
Zu dem Beitrag: „Integrierte Versor- gung Depression: Gemeinsam für den Patienten“ von Martina Merten in Heft 51–52/2004:
Konstruktiver Dialog gefordert
Seit dem 1. Januar besteht im Bereich der ambulanten psych- iatrischen Versorgung zwischen der Landes-AOK Niedersach- sen und unserer nervenärztli- chen Gemeinschaftspraxis ei- ne Versorgungsvereinbarung gemäß § 140 a ff. SGB V, wo- bei von unserer Praxis schritt- weise die Übernahme der glo- balen Verantwortung für Be- handlung und Versorgung psy- chisch kranker Menschen im Sinne eines regionalen Bud- gets übernommen wird. Dabei arbeiten wir patientenzen- triert im Rahmen individueller Behandlungspläne multipro- fessionell und im Team in Ko- ordination des nervenärztli- chen/psychiatrischen Facharz- tes und in enger Kooperation mit dem Hausarzt und ande- ren nicht-ärztlichen Fachpro- fessionen . . . Dabei sind um- fangreiche ambulante, kran- kenhausferne und gemeinde- nahe Behandlungsansätze für den Patienten umsetzbar mit der Konsequenz, dass sowohl inhaltliche wie auch wirt- schaftliche Ressourcen nutz- bar werden, die zuvor durch Parallelität der Behandlungs- systeme verschlissen wurden.
Wesentliche inhaltliche Res- sourcen werden dabei durch grundlegenden Einbezug der ambulanten psychiatrischen Behandlungspflege eröffnet, Krankenhausvermeidung oder Krankenhausersatzbehand- lung sind erst hierdurch wirk- lich möglich. Die Kosten für diesen Behandlungsansatz konnten dabei in Höhe von circa 60 Prozent im Vergleich zum Landesdurchschnitt ge- messen werden, wodurch sich auch für den Kostenträger ein- deutig ein Vorteil bei Nutzung derartig konzipierter Behand- lungskonzepte ergeben hat.
Das beschriebene Rahmenkon- zept der DGPPN gibt zur Um- setzung solcherlei Inhalte nur
wenig Unterstützung, da eine – wie vom Gesetzgeber geforder- te – Sektoren übergreifende Behandlung letzten Endes nicht zum Tragen kommt, viel- mehr wird in dem Papier eine meistenteils bereits gängige Praxis beschrieben, wie denn und in welchem Umfang Ärzte miteinander kooperieren soll- ten, Hausarzt mit Facharzt, am- bulant mit stationär usw. Ent- scheidende Konsequenzen in Richtung des „Sektoren-Über- griffs“ sind nicht aufzufinden, die ambulante psychiatrische Hauskrankenpflege wird gar nicht erwähnt, der Begriff der Soziotherapie ist im gesamten Papier lediglich einmal zu finden, ebenso die Psychothera- pie.Vielmehr steht zu befürch- ten, dass gemäß den Konse- quenzen dieses Papiers der Be- handlungsstandort Klinik eine Institutionszentrierung und Monopolisierung der Behand- lung psychisch Kranker fest- schreibt, eine notwendige Fle- xibilisierung verhindert und die Gesamtbehandlungskosten in die Höhe treibt. Ich wün- sche mir zur Verbesserung und Begründung einer Ressour- cennutzung einen konstrukti- ven Dialog der Kliniker mit den Niedergelassenen, die im- merhin 90 Prozent der Versor- gung dieser Klientel tragen.
Dr. med. Hermann Munzel, Krefelder Straße 1–5, 28844 Weyhe
Ärztemangel
Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Hilfe vom Nachbarn“ von Dr. med. Eva A.
Richter-Kuhlmann in Heft 4/2005:
Was Not tut
Seit 21 Jahren bin ich als Landarzt niedergelassen. Die niederlassungswilligen Kolle- gen in Sachsen benötigen kei- ne Einmalzahlung, sondern ein kalkulierbares Einkom- men und Planungssicherheit.
Beides ist bei dem Chaos im Gesundheitswesen nicht gege- ben. Ich kann nur jedem jun- gen Kollegen davon abraten, sich bei diesen unsicheren Zuständen niederzulassen.
Dr. med. A. Schweizer, Bahnhofstraße 12, 59929 Brilon Sämtliche Leserbriefe seit 1996 sind über die
Internet-Datenbank des Deutschen Ärzteblattes unter www.aerzteblatt.de/archiv mithilfe der ver- schiedenen Suchvarianten auffindbar. Die Su- che kann zudem auf die Rubrik „Leserbriefe“ eingeschränkt werden. Darüber hinaus sind die Leserbriefe und die dazu- gehörigen Originalartikel über einen Link „Briefe zu Arti- kel“ oder „Zum Beitrag von . . .“ miteinander verknüpft.
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