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Archiv "Aktien: Pessimismus ante portas?" (05.09.1991)

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Aktien

Pessimismus ante portas?

Vorbei ist der Freudentaumel an den deut- schen Aktienbörsen, den Mauerfall und Nie- dergang der kommunistischen Regime ausge- löst hatten. Kommt nach zehn fetten Börsenjah- ren jetzt die lange prophezeite Schwäche?

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

H

immelhoch jauchzend, zu Tode betrübt — so die aktuelle Stimmung an den deutschen Aktienbör- sen. Und nicht nur dort: Auch in den USA, in Japan und den anderen wichtigen Weltbör- sen schwankt die Meinung der Anleger zur künftigen Wirtschaftsentwicklung und damit zu den Kurschancen für Aktien praktisch von Tag zu Tag. Positive Unterneh- mensdaten und Wirtschafts- zahlen werden freudig aufge- nommen und lassen die Indi- zes schnell um fünf bis zehn Prozent steigen; negative Nachrichten schlagen ebenso kurzfristig zu Buche und brin- gen die Kurse wieder auf das Ausgangsniveau zurück. Am Gesamtniveau ändert sich da- bei jedoch nicht viel: Der amerikanische Dow—Jones- Index beispielsweise pendelt schon seit Monaten im Be- reich zwischen 2850 und 3000 Punkten. Allenfalls der deut- sche Aktienindex DAX steht mit derzeit rund 1700 Punk- ten ein gutes Stück höher als zu Jahresbeginn.

Unkompliziert ist die Lage jedoch sicherlich nicht: Mehr als die Hälfte der westlichen Industrieländer — darunter die USA als Vorreiter — befin- den sich derzeit mitten in ei- ner scharfen Rezession. Die Immobilienpreise sind zwi- schen 20 und 50 Prozent ge- fallen, die Unternehmensge- winne der Großkonzerne sind auf ein Bruchteil früherer Er- gebnisse geschrumpft, und auch die Verbraucher zeigen eine Kaufzurückhaltung wie zuletzt Mitte der siebziger Jahre, als die Ölkrise die Weltwirtschaft erschütterte.

Einzig Deutschland konnte sich bisher der Krise entzie- hen, sorgte hier doch die Wiedervereinigung für ein er- hebliches Auftragspotential.

Dennoch dominieren auch hierzulande inzwischen die Probleme: Das seit Ende 1989 deutlich gestiegene Zinsniveau freute zwar Anle- ger,

nicht jedoch investitions-

freudige Unternehmer, die jetzt deutlich höhere Kosten für ihre Produkte kalkulieren müssen. Auch im privaten

Bereich zeigt sich ein massi- ver Rückgang der — gerade jetzt so wichtigen — Bauge-

nehmigungen. Und auch der Konsum lahmt mittlerweile, nachdem in den neuen fünf Bundesländern die Grundbe- dürfnisse gedeckt werden konnten. Andererseits klet- tert inzwischen wieder die In- flationsrate, und nicht zuletzt wird auch die Steuererhö- hung zum 1. Juli 1991 — die größte in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

— ihre Auswirkungen bei Zin- sen und Inflationsrate haben.

Konjunkturelle Abkühlung...

Erste Anzeichen einer konjunkturellen Abkühlung sind ohnehin bereits offen- kundig: Zwar quellen die Bi- lanzen der Großbanken der- zeit noch — trotz der ständi- gen Klagen über die defizitä- ren Bereiche des Zahlungs- verkehrs — über mit ihren Mil- liardengewinnen. In anderen Branchen wie etwa der che- mischen Industrie ist indes die Lage weit schlechter wie noch vor Jahresfrist ange- nommen. Insbesondere klei- nere Unternehmen sind es jetzt auch, die — oftmals un- auffällig — über Sozialpläne und Umstrukturierungen zu- mindest die Personalkosten reduzieren wollen — und müs- sen. Und gerade hier taucht ein weiteres Problem auf:

Lohnsteigerungen zwischen 6

und 11 Prozent erfreuen

zwar Arbeitnehmer, bei den Unter- nehmensgewinnen — und da- mit letztlich wiederum den Verbraucherpreisen — werden

sie jedoch bald ihre Auswir- kungen zeigen.

Probleme auch von der Währungsseite: Der schwa- che Dollarkurs Ende der achtziger Jahre wurde von den exportorientierten Unter- nehmen zwar besonders gern gesehen, konnten sie damit doch im Ausland konkurrenz- fähig bleiben. Inzwischen ist der Dollar jedoch — allen Un- kenrufen zum Trotz — schon in diesem Jahr um rund 25 Prozent gestiegen, und viele Börsenprofis sagen jetzt schon einen — durchaus marktgerechten — Dollarkurs zwischen 2,00 und 2,40 DM voraus.

Sicherlich zur Festigkeit des Dollars trägt auch das jüngste Urteil des Bundesfi- nanzgerichts bei, das eine bessere Besteuerung der Zin- seinkünfte der Bundesbürger gefordert hat — wobei vor- rangig die Alternativen Quel- lensteuer und Kontrollmittei- lungen zur Diskussion stehen.

„Geld ist wie ein scheues Reh", sagte schon Börsen—

Altmeister Andr6 Kostolany.

Und so muß durchaus mit ei- nem verstärkten Abzug der in Deutschland angelegten Gel- der gerechnet werden. Eine schwache Deutsche Mark, verbunden mit hohen Lohn- und damit hohen Produkti- onskosten, schwächt jedoch auch die internationale Kon- kurrenzfähigkeit für die deut- sche Wirtschaft.

. . . auch international

Hohe Inflationsraten, ho- he Zinsen, hohe Tarifab- schlüsse, sinkende Unterneh-

mensgewinne und nicht zu- letzt die erheblichen Kosten der Einheit und der Umsied- lung der Regierung nach Ber- lin sind alles Negativ-Fakto- ren, die das Börsengeschehen derzeit in einem eher tristen Licht erscheinen lasssen.

Auch international sieht es kaum besser aus: In den USA wird zwar immer wieder das Ende der Rezession gefeiert, die tatsächlichen Zahlen be- legen dies jedoch bisher noch keineswegs.

• Ihr Pulver trocken hal- ten sollten daher deutsche An- leger angesichts dieser Unsi- cherheiten: Sicherlich wird der Aufbau in den neuen fünf Bundesländern eine mögliche Rezession abschwächen, wenn nicht gar weitgehend eskomp- tieren. Dennoch überwiegen derzeit mehrheitlich die nega- tiven Meinungen. Im übrigen bieten sich reichhaltige Alter- nativen:

Schon bei grundsoliden deutschen festverzinslichen Wertpapieren liegt die Rendi- te inzwischen wieder bei über 8,5 Prozent. Über eine gleich- mäßige Streuung kann der An- leger einen hohen Ertrag bei weitgehender Sicherheit vor Kursrückschlägen und nicht zuletzt eine stete Liquidität si- chern. Immer häufiger setzen Investoren jetzt auch wieder auf fremde Währungen und hier insbesondere die Dollar- Währungen. Die Zinsen liegen zwar speziell beim US-Dollar unter deutschem Niveau, je- doch puschen mögliche Wäh- rungsgewinne den Ertrag zu- sätzlich nach oben. Ob sich freilich die Dollar-Hausse langfristig fortsetzt, bleibt ab- zuwarten.

Bei Aktien sollten indes allenfalls grundsolide Werte gewählt werden, die noch ent- sprechendes Nachholpotenti- al haben. Sehr vorsichtig kann auch ein Depot solcher Titel aufgebaut werden, bei denen die Negativ-Meldungen be- reits weitgehend auf dem Tisch liegen — etwa aus dem Bereich der chemischen In- dustrie. Bei jedem Aktien- kauf sollte allerdings die Ab- sicherung im Vordergrund stehen. Peter Jobst Dt.

Ärztebl. 88, Heft 36, 5. September 1991 (111)

A-2941

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