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Archiv "Sowjetunion: „Privatklinik“ ante portas" (10.09.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHT

Sowjetunion:

„Privatklinik" ante portas

In Moskau wird noch in diesem Jahr das erste Krankenhaus seine Worten öffnen, in dem medizinische Behandlung und stationäre Betreu- ung nicht mehr kostenlos sein wer- den, wie dies bisher von der staat- lichen Gesundheitsfürsorge garan- tiert wurde. Ein dreiwöchiger Auf- enthalt in der neuartigen Klinik mit homöopathischem Charakter wird den Sowjetbürger etwa 162 bis 184 Rubel kosten. Dies entspricht etwa seinem monatlichen Durchschnitts- gehalt. Wie die Moskauer Zeitung

„Sowjetskaja kultura" berichtet, wird das entstehende Zentrum „Ho- möopathie" eine Poliklinik, ein Krankenhaus und eine Apotheke umfassen.

Die Nachricht über die erste so- wjetische „Privatklinik" löste unter den Lesern der Zeitung ein lebhaftes Echo aus. Viele Briefeschreiber, die mit der seit langem kritisierten mise- rablen Gesundheitsfürsorge schlech- te Erfahrungen gemacht haben, be- grüßen die neue Einrichtung: „Laß' es doch ruhig ‚bezahlte' Kranken- häuser geben, sollen doch die Ärzte soviel verdienen, wie sie wollen, wenn du nur weißt, daß du qualifi- zierte Hilfe erhältst," schreibt eine Leserin aus Gorki.

In anderen Zuschriften wird je- doch befürchtet, daß die besten Spe- zialisten in Zukunft in die „bezahl- ten" Kliniken abwandern werden und das Niveau der kostenlosen me- dizinischen Betreuung weiter fällt.

Ein Mitarbeiter der staatlichen Pla- nungsbehörde „Gosplan" versuchte in der „Sowjetskaja kultura" diese Bedenken zu zerstreuen. Da, wie er vermutet, etwa die Hälfte der Kran- ken in Zukunft „bezahlte" ärztliche Dienste in Anspruch nehmen dürfte, wird für die andere Hälfte der Pa- tienten der doppelte staatliche Etat zur Verfügung stehen. Er rechtfer- tigte die Neuerung mit dem Hin- weis, daß in der Gesellschaft eine

„große Nachfrage nach bezahlter medizinischer Betreuung" bestehe und diese Nachfrage befriedigt wer- den müsse, um „widernatürliche Auswüchse" zu vermeiden. Damit

spielte er auf die seit Jahren im so- wjetischen Gesundheitswesen geüb- te Bestechungspraxis an, die schon lange eine illegale privatärztliche Versorgung darstellt.

Natürlich erhofft man sich von besser bezahlten Ärzten auch besse- re medizinische Leistungen und ein verständnisvolleres Eingehen auf die Kranken. Vorläufig liegt der Ver- dienst der meisten der 1,3 Millionen Sowjetärzte bei etwa 120 bis 130 Ru- bel monatlich, also unter dem allge- meinen Durchschnittsgehalt. Dies mag mit dazubeigetragen haben, daß die Patienten über völlig unqua-

Die von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) veröffentlichten „Positio- nen der Apotheker zur Strukturre- form" im Gesundheitswesen sind auf energischen Widerspruch seitens der pharmazeutischen Industrie ge- stoßen. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sieht darin ein Störmanöver eines

„sonst guten Nachbarn".

Auf Widerspruch und Beden- ken seitens der Pharmaindustrie stößt vor allem die Forderung, ver- stärkt namensgleiche Importarznei- mittel (Reimporte) und Parallelim- porte sowie Generika einzusetzen.

Verschwiegen werde, daß Reimporte nur deshalb billiger sei- en, weil die Preise in anderen Län- dern „rechtswidrig niedrig gehal- ten" würden. Durch Reimporte würden ausländische Preisreglemen- tierungen und dirigistische Eingriffe in die Bundesrepublik transferiert, betonte der Hauptgeschäftsführer des BPI, Prof. Dr. Hans Rüdiger Vogel, vor Journalisten im Pharma- Forschungszentrum der Bayer AG in Wuppertal-Elberfeld.

Die weiteren Kontraargumente des BPI: Reimportierte Arznei- mittel würden im Ausland oft nur in verhältnismäßig geringen Mengen vorgehalten werden. Jedenfalls reichten diese nicht aus, um den bundesdeutschen Markt flächendek- kend zu versorgen. Zudem seien Reimporte von Original-Präparaten oft immer noch teurer als Generika.

lifizierte Betreuung und herzlose Behandlung zu klagen hatten.

Die neue kostenträchtige medi- zinische Versorgung stößt bei den Zeitungslesern auch auf Unmut. In den Briefen spricht man von „Kran- kenhäusern für Privilegierte", in de- nen die Patienten in Einzelzimmern liegen und Kaviar verspeisen, wäh- rend die Ärmeren in 20-Betten-Sä- len Kochfisch vorgesetzt bekom- men.

„Weil du arm bist, mußt du eher sterben" — vielleicht auch bald in der angeblich klassenlosen So- wjetunion? Christiane Stachau

Der BPI bezweifelt, daß der Apotheker überhaupt in der Lage sei, bei der Generika-Abgabe gezielt auszuwählen. Bei der Beurteilung der Bio- bzw. Therapieäquivalenz eines Generikums sei der Apotheker immer auf die Arbeiten des Bundes- gesundheitsamtes oder des Zentral- laboratoriums Deutscher Apotheker (Frankfurt) angewiesen. BPI-Vogel hält es praktisch für aussichtslos, daß den Apothekern ein Ermessens- spielraum für die Lagerhaltung ein- geräumt werden könne. Wenn das Aut-simile-/Aut-Generika-Modell

„fröhliche Urständ" feiere, müsse der Apotheker auch alle rechtlichen Konsequenzen in Kauf nehmen, wenn er in die Therapiehoheit des Arztes eingreife.

Werde das ABDA-Konzept konsequent realisiert, müsse man die Apotheker auch zwingen, das Wirtschaftlichkeitsgebot der Reichs- versicherungsordnung streng zu be- achten — ohne Rücksicht auf die La- gerhaltungsusancen des Apothe- kers.

Spätestens dann, wenn die Dis- kussion um die Bioäquivalenz abge- schlossen sei, würden die Apotheker gezwungen werden, das „billigste Medikament" abzugeben.

Könne der Apotheker bei Ge- nerika frei auswählen, werde er ten- denziell das Präparat mit den höch- sten Vergünstigungen bevorzugen (vgl. DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Heft 28/29/1987, Seite 1, und „Kurzberichte"). HC

Pharmaverband kritisiert Apotheker-Papier

A-2374 (28) Dt. Ärztebl. 84, Heft 37, 10. September 1987

Referenzen

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