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Archiv "Asklepios ante portas" (13.03.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

GESCHICHTE DER MEDIZIN

Asklepios ante portas

Zeugnisse des Asklepioskultes nördlich der Alpen

A

sklepios war der Heilgott der Griechen. Seine Zu- ständigkeit erstreckte sich über individuelle Erkran-

kungen und über Volksseuchen.

Darüber hinaus war er der Gott des Ärztestandes. Sein Kult war bereits in mykenischer Zeit in Thessalien entstanden und brei- tete sich zunächst über die grie- chische Welt aus. Epidauros wurde ein wichtiges, viel be- suchtes Heiligtum. In Rom wur- de der Asklepioskult 293 v. Chr.

eingeführt. Nördlich der Alpen wurde der Gott mit der römi- schen Okkupation ab dem er- sten nachchristlichen Jahrhun- dert heimisch.

Knapp neun Zentimeter hohe Bronzestatuette des Asklepios

aus Augst im Kanton Basel Foto: 0. Pilko, Museum Basel

Walter Krämer

Die Fundorte von Tempelfunda- menten, Bildwerken und In- schriftsteinen erstrecken sich von Wien und Salzburg haupt- sächlich über Rottweil und Trier rheinabwärts bis nach Köln und Xanten. Der Asklepioskult war im römisch besetzten Gebiet nördlich der Alpen nicht sehr dicht, aber ziemlich gleichmäßig verbreitet.

Die Bildwerke

Die Bildwerke sind in unter- schiedlich gutem Erhaltungszu- stand auf uns gekommen: Voll- ständigkeit sind die Abbildun- gen auf Arzneikästchen, fast vollständig sind die Bronzesta- tuetten. Von den drei Steinbild- werken aus Salzburg fehlen je- weils die Köpfe. Ein Relief aus Regensburg ist nur im linken un- teren Drittel erhalten.

Im allgemeinen handelt es sich um Bildnisse eines reifen Gottes gesetzteren Alters, der einen Vollbart trägt. Er ist so bekleidet, daß rechter Arm, rechte Brust- seite und rechter Oberbauch frei bleiben. Dort kann man un- ter Umständen auch die Wul- stungen seines Altersspecks er- kennen (Chur). Die Tracht des Asklepios variiert in engen Grenzen, daher ist auch die Identifizierung des Götterbildes an einem Torso möglich. Die sich um einen Stab ringelnde Schlange ist sein markantestes Kennzeichen; seine Tochter und Kultgenossin Hygieia wird in al- ler Regel beim Füttern des Tie- res gezeigt. Tempelgründungs- legenden berichten (z. B. Pausa- nias III, 23,6), daß die Schlange den künftigen heiligen Ort aus- suche. Ein merkwürdiger Zufall ist, daß die gleiche Schlangen-

Statuette aus Bronze des jungen Asklepios aus Mech- tersheim bei Speyer Foto:

Badisches Landes- museum

art, die unser Götterpaar beglei- tet, in Schlangenbad im Taunus als einzigem Ort nördlich der Al- pen vorkommt, römische Be- siedlungsspuren sind aber dort nicht vorhanden.

Bei der Zuweisung der beiden Statuetten des jugendlichen und unbekleideten Gottes aus Mechtersheim und „Fundort un- bekannt, Museum Bonn", die man zunächst für Apoll oder Hermes hielt, war der Schlan- genstab richtungsweisend: In Volubilis fand sich nämlich eine ähnliche Bronze gleicher Hal- Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 11 vom 13. März 1985 (101) 759

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Das Arzneikästchen mit dem Bild des Asklepios aus Silber und Niello wurde in einem Römer-Grab zwi- schen Xanten und Neuss gefunden schen Mythologie, die von phan- tasievollen Wunderheilungen durch den Gott berichtet. Die Einheimischen, die in der Mehr- zahl keltische und in der Minder- zahl germanische Namen tru- gen, haben sich an die lokalen Heilgötter und Heilgöttinnen ge- halten, zu denen nach dem oben Gesagten auch Apoll und Sirona gehörten.

Literatur beim Verfasser Anschrift des Verfassers:

Dr. Dr. Walter Krämer Am Sandböhl 2 6080 Groß-Gerau Der Kopf einer Steinskulptur des

griechischen Heilgottes aus Petro- nell in Niederösterreich steht im Museum Carnutium in Bad Deutschaltenburg Foto: H. Kral

Die kopflose Statue des Asklepios (Campana-Typ) ist nur 49 cm hoch und ist im Museum Augusteum Ca- rolino in Salzburg zu besichtigen Foto: E. Tischler, Museum Salzburg

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Asklepioskult

tung wie die unsrigen, die mit dem Asklepiosattribut ausge- stattet war.

Die Inschriften

Als „Aesculap" taucht er auf den erhaltenen Inschriften auch in der obligatorischen Latinisie- rung griechischer Götternamen auf. Oft wird er zusammen mit weiteren Göttern angerufen: An erster Stelle ist Apoll zu nennen (Obernburg, Wien), der laut Cae- sar (de bello Gallico VI, 17) für die keltische Bevölkerung als Heilgott tätig war. Zweimal er- scheint Aesculap zusammen mit seiner Tochter, wobei auf dem Obernburger Altar der griechi- sche und auf dem Bad Godes- berger der lateinische Name — Salus — genannt wird. Auf dem Wiener Stein ist auch Sirona auf- geführt. Diese war eine einhei- mische Quellgöttin, die im Rheintal und an der oberen Do- nau verehrt wurde und bevor- zugt an schwefelhaltigen Quel- len — auch für Frauen und Kin- der — Krankenheilungen bewirk- te. Weiterhin wurde eine For- tuna salutaris zusammen mit As- klepios verehrt (Bad Godes- berg). Diese Göttin ist auch aus dem römerzeitlichen Mainz, wo Zeugnisse eines Asklepioskul- tes fehlen, belegt. Eine Fortuna ohne Beinamen wird in der Obernburger Inschrift genannt.

Selbst Jupiter ist mit Asklepios in Verbindung gebracht (Wien).

Die Kulturverehrer setzten sich aus einem recht heterogenen Personenkreis zusammen: In Trier ein Kaiserlicher Prokura- tor, in Bad Godesberg ein Trup- penbefehlshaber, in Obernburg ein Arzt und in Wien wohl ein einfacher Soldat. Der Dedikant aus Salzburg trägt einen griechi- schen Namen. Das Gemeinsame dieser Personen ist gewiß nicht in der gleichen sozialen Stel- lung zu suchen. Gesellschaftlich war auch der Arzt vom Kaiser- lichen Procurator weit entfernt.

Das Gemeinsame war wohl die Vertrautheit mit der griechi- 760 (102) Heft 11 vom 13. März 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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