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Gesundheitsreform ante portas

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642 Bayerisches Ärzteblatt 12/2003

KVB informiert

Aufgrund der aktuellen Gesundheitspolitik stan- den keine ausschließlich facharztspezifischen Themen im Mittelpunkt der Vorträge und Diskus- sionen des diesjährigen Deutschen Fachärzteta- ges, der Anfang November in München statt- fand. So schilderten viele Referenten und gela- dene Gäste die Auswirkungen der kommenden Gesundheitsreform und sparten dabei nicht an deutlicher Kritik.

In seiner Eröffnungsrede geißelte Dr. Axel Munte, Vorsitzender des Deutschen Fach- arztverbandes, die Gesundheitspolitik der Bundesebene: „Die Zukunft der medizini- schen Versorgung ist ernsthaft gefährdet.“

Ausgehend von der großen Nachfrage nach deutschen Fachärzten im Ausland machte Dr. Munte die unattraktiven Rahmenbedin- gungen für Mediziner mitverantwortlich für den sich abzeichnenden Ärztemangel in Deutschland. Auch die Gesundheitsreform werde die Situation für Ärzte nicht verbes- sern. Gerade den niedergelassenen Fachärz- ten würde durch die Öffnung der Kranken- häuser für die ambulante Versorgung starke Konkurrenz erwachsen. Dr. Munte machte seinen Kollegen jedoch Mut, niedergelassene Fachärzte müssten den Wettbewerb nicht fürchten. Sie sollten vielmehr die Gelegenheit nutzen, sich in konkurrenzfähigen Ärztehäu- sern zusammenzuschließen oder mit Kran- kenhäusern integrierte Versorgungsformen zu realisieren.

Vorbild aus Bayern

Kritik äußerte Dr. Munte am Verhalten der ärztlichen Selbstverwaltung während der letz- ten Jahre: Statt ihre Chance für eine fundierte Versorgungsforschung zu nutzen, wären Kon- flikte zwischen Haus- und Fachärzten ausge- tragen und die Qualitätssicherung vernach- lässigt worden. Wie Dr. Munte, zugleich Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), erläuterte, hat der KVB-Vorstand schon seit längerem einen Paradigmenwechsel vollzogen: „Wir orientie- ren uns nicht mehr ausschließlich an den Interessen einer Arztgruppe, sondern am Wohl des Patienten. Und davon profitieren alle Ärzte.“ Dass diese Botschaft zumindest in der bayerischen Gesundheitspolitik ange- kommen ist, bewies Munte anhand der Qua- litätssicherungsmaßnahmen in der Endosko- pie und dem Bayerischen Mammographie- Screening. Überzeugt vom Bemühen der KVB um mehr Qualität, hätte sich die Baye- rische Staatsregierung bei den Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition zur Ge- sundheitsreform für die Interessen der nie-

dergelassenen Ärzte eingesetzt. Wie schwie- rig diese Verhandlungen waren, erläuterte Bayerns Sozialministerin Christa Stewens in ihrem Grußwort: „Unser Bestreben war es, die Beitragssätze der Krankenkassen nicht noch weiter steigen zu lassen. Das wäre viel schädlicher gewesen als manche Auswirkun- gen des jetzigen Kompromisses.“ Der Grund, für die niedergelassenen Ärzte einzutreten, war laut Stewens das gute Beispiel der bayeri- schen KV, die sich „als echtes Dienstleis- tungsunternehmen für die Ärzte und deren Patienten sieht und auch so handelt“.

Praxisgebühr erregt Gemüter

Auf der langen Liste der Gäste beim Fach- ärztetag stand auch der Vorsitzende der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr.

Manfred Richter-Reichhelm, der die schwie- rige Aufgabe hatte, den Anwesenden das heikle Thema „Praxisgebühr“ zu erläutern.

Die zehn Euro, die die Ärzte ab Januar für die Krankenkassen von ihren Patienten ein- treiben müssen, sind in der Ärzteschaft be- sonders heftig umstritten. Nachdem Richter- Reichhelm über die Verhandlung der KBV mit den Krankenkassen und dem Bundesge- sundheitsministerium berichtet hatte, infor- mierte er die Gäste aktuell darüber, dass das Bundesgesundheitsministerium auch weiter- hin darauf bestehe, dass das Inkassorisiko bei den Ärzten liege. Und das, so Richter-Reich- helm, obwohl sich die KBV mit den Kassen in diesem Punkt bereits anders geeinigt hätte.

Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete die neue Bayerische Gesundheitsstaatssekretärin Emilia Müller mit einem Grußwort. Sie zeig- te sich optimistisch, dass sich die in den Kon- sensgesprächen vereinbarten Reformelemente – mehr Eigenverantwortung, Möglichkeiten der Kostenerstattung, Präventionsförderung und Fortentwicklung der integrierten Versor- gung – kostendämpfend im Gesundheitswe- sen auswirken werden. Die Staatssekretärin plädierte für eine gute Zusammenarbeit zwi- schen Fach- und Hausärzten, lobte die freie Arztwahl und lehnte die Gewerbesteuer- pflicht für freie Berufe ab. Auch Dr. Wolf- gang Hoppenthaller, Vorsitzender des Bayeri- schen Hausärzteverbandes (BDA) und stellvertretender KVB-Vorstandsvorsitzender, kritisierte in seiner Gastrede die Einführung der Praxisgebühr und insbesondere die Pläne der Bundesregierung, das Inkassorisiko der Ärzteschaft aufzubürden. „Solch eine verfehl- te Reformpolitik belastet das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis und stößt auf Ab- lehnung der Hausärzte“, betonte Dr. Hop- penthaller. Deutliche Worte fand der bayeri- sche BDA-Chef ebenfalls zu dem im Re- formgesetz vorgesehenen Kooperationsverträ- gen zwischen Hausärzten und Krankenkassen und der Öffnung der Krankenhäuser. Ziel solcher Maßnahmen seien laut Hoppenthaller nicht die Förderung von Ärzten, sondern aus- schließlich finanzielle Einsparungen bei den Kassen. Den Hausärzten riet er ab, voreilig Kooperationsverträge zu schließen, und plädierte stattdessen für eine bessere Zu- sammenarbeit zwischen Haus- und Fachärz- ten.

Gesundheitsreform ante portas

Christa Stewens’ Appell an die Ärzte: „Wir müssen un- ser Gesundheitswesen ständig auf Schwachstellen untersuchen, lassen Sie uns gemeinsam unser Ge- sundheitssystem reformie- ren.“

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Bayerisches Ärzteblatt 12/2003 643

KVB informiert

Kein Rückschritt in DDR-Zeiten

Dass mit der Gesundheitsreform die Weichen in die falsche Richtung gestellt werden, machte Dr. Wolfgang Eckert, KV-Chef von Mecklenburg-Vorpommern, in seinem Vor- trag deutlich. Anhand seiner Erfahrungen aus der dirigistischen Staatsmedizin in der DDR bewertete er exemplarisch einige der neuen Reformansätze. Vor allem die beabsichtigten Versorgungszentren erinnerten ihn stark an den medizinischen DDR-Alltag. Die Folgen dieses zentral gesteuerten Gesundheitssys- tems waren verheerend: Hausärztemangel, Abbau von niedergelassenen Arztpraxen und eine viel zu hohe Sterberate bei Volkskrank- heiten. „Das gestellte Ziel der Gesundheitsre- form ‘Verbesserung der Qualität und der Wirtschaftlichkeit in der medizinischen Ver-

sorgung der Bevölkerung’ ist unter diesen Voraussetzungen eine Lüge“, so Eckert. Auch Vertreter der Bayerischen Krankenkassen wa- ren Gäste des diesjährigen Fachärztetages. Im Mittelpunkt ihrer Vorträge stand die Ausge- staltung der integrierten Versorgung. Sowohl BKK-Chef Gerhard Schulte als auch AOK- Ressortleiter Rudolf Hegenbart verwiesen in diesem Zusammenhang auf die begrenzten Finanzmittel. Zwar seien Gelder vorhanden, jedoch reichten sie mit Blick auf die von der Bundesregierung geforderte Beitragssenkung nicht aus. Beide Kassenvertreter waren sich einig: Die Grundidee der integrierten Versor- gung fordert eine bessere Kooperation zwi- schen ambulanten und stationären Struktu- ren. Integrierte Versorgungsformen seien auch nicht mit Disease-Management-Pro- grammen gleichzusetzen. Konkretere Vorstel-

lungen über die Ausgestaltung der neuen Ver- sorgungsformen müssten noch erarbeitet wer- den. Zum Thema Einzelverträge mit Haus- ärzten antwortete der AOK-Vertreter: „Es ist unklar, was der Gesetzgeber unter ‘besonders qualifizierten Hausärzten’ versteht. Deswegen werden wir auch in diesem Bereich eine Zu- sammenarbeit mit der KVB anstreben.“

Michael Anschütz/

Maria Akalska-Rutzmoser (beide KVB) Von Gästen umringt

während der Pausen:

Fachärztechef Dr. Axel Munte (Mitte) …

… und die neue Gesundheitsstaatssekretärin Emilia Müller.

Unter großer Teilnahme mittelfränkischer Ärzte startete Ende Oktober die Informa- tionsoffensive zum Thema HIV der Stadt- mission Nürnberg und der Bezirksstelle Mittelfranken der Kassenärztlichen Vereini- gung Bayerns (KVB) mit einer Auftaktveran- staltung für Mediziner im Ärztehaus Mittel- franken.

Stadtmission und KVB verfolgen mit der Aufklärungskampagne das Ziel, HIV bzw.

AIDS wieder in das Bewusstsein der Men- schen zu rufen und Vorurteile im Zusammen- hang mit der Ansteckungsgefahr abzubauen.

„AIDS kennt keine Risikogruppen, sondern nur Risikoverhalten“, so der Tenor der Ak- tion. Doch bevor die Bevölkerung informiert wird, hieß es, zuerst die Ärzte aktuell zu in- formieren und zu sensibilisieren. Vier aner- kannte Experten für die Versorgung von

HIV-Erkrankten in Bayern, Martin Helm, Nürnberg, Dr. Nina Rümmelein, München, Dr. Lothar Schneider, Fürth, und Dr. Nor- bert Klier, Nürnberg (v. li.), waren ins Ärzte- haus Mittelfranken gekommen, um ihren

zahlreich erschienenen Kollegen neueste Er- kenntnisse mitzuteilen und ihre Fragen zu beantworten.

Michael Anschütz (KVB)

HIV nicht in Vergessenheit geraten lassen

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