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Archiv "Ärzteproteste: Was habe ich falsch gemacht?" (09.06.2006)

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Interview

Zu dem Interview mit Rainer Kötzle und Eberhard Mehl zum Thema

„Hausärztliche Versorgung: ,Wir sind gut positioniert‘“ von Heike Korzilius und Josef Maus in Heft 16/2006:

Austritt aus dem Hausärzteverband

Die Selbstdarstellung der Führungsspitze des Deut- schen Hausärzteverbandes kann nicht unwidersprochen bleiben. Die Verfolgung eige- ner machtpolitischer Interes- sen in gesundheitspolitisch schwierigsten Zeiten ist ver- werflich. Gerade solidarisie- ren sich fachübergreifend zehntausende Ärzte, um für eine bessere Patientenversor- gung unter besseren Arbeits- bedingungen zu demonstrie- ren, da versucht ein einzelner Verband, die vermeintliche Gunst der Stunde für sich zu nutzen und eigene Macht- strukturen zu etablieren. Ob Sympathien unter in der Ge- sundheitspolitik gerade Akti- ven aus dem Köln-Aachener- Raum ausreichen, um eine ge- samtdeutsche Optimierung der Patientenversorgung zu erreichen, erscheint zumin- dest fraglich. Der Hausärzte- verband lässt jedoch ein kla- res Kalkül erkennen.

Zunächst wurden eine eigene Vertragsgemeinschaft und ein eigenes Fortbildungsinstitut gegründet, um dann mit ver- schiedenen Krankenkassen bundesweit (Barmer) oder landesweit (z. B. AOK) ver- schiedene juristisch umstritte- ne Verträge nach § 140 abzu- schließen und den Vertrags- mitgliedern die 1-Prozent- Anschubfinanzierung wieder

auszuschütten. Mittel- und langfristig werden die Hausärzte damit aber dem Diktat der Krankenkassen ausgeliefert, da Marketing und Kosten-Controlling ganz im Vordergrund der Kassenin- teressen stehen und damit die hausärztliche Ethik geopfert werden wird. Dem Hausärzte- verband schweben große ap- parativ bestens ausgestattete Versorgungszentren mit Pflichteinschreibung der Pati- enten und fester pauschaler Vergütung vor, die von einer Hausarzt-KV mit eigener Ver- tragsgesellschaft betreut wer- den. Als Hausärztin mit Leib und Seele habe ich daher den einzig möglichen Schritt voll- zogen, aus dem Hausärztever- band auszutreten und mich meinen Patienten umso mehr individuell zu widmen. Denn alle Managed-Care-Projekte haben bisher gezeigt, dass das sensible Arzt-Patienten-Ver- hältnis nicht durch Kassenin- teressen beherrscht werden darf.

Dr. med. Susanne Blessing, Gartenstraße 11, 72074 Tübingen

Ärzteproteste

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Nichts wie weg hier“ von Heike Korzilius in Heft 16/2006:

Wie zu Sauerbruchs Zeiten

. . . Natürlich wurden schon jahrzehntelang ausstehende Strukturfehler weitestgehend auf Kosten der Ärzte mehr schlecht als recht „saniert“. . . Aber dass der Abstrom der Ärzte ins Ausland nur seine Genese in der desolaten Be-

zahlung und im wild wuchern- den Bürokratismus hätte, stimmt so nicht. Deutsche Me- diziner gehen auch, da die flächendeckend schadhafte Umgangskultur so einmalig desolat ist. Was im Medizinbe- trieb als Gutsherrenphäno- men aufscheint, in Angelsach- sen nennt man es schon lange

„the German ,Herr Professor‘- Syndrom“, hat bereits lange Zeit die ganze Gesellschaft er- fasst. Verkrustete Strukturen und Verhaltensmuster wie zu Sauerbruchs Zeiten werden die Eliten weiterhin ins Aus- land treiben, selbst wenn die Bezahlung sich vom Schluss- licht her wegbewegen sollte.

Es liegt auch und gerade an den Standesvertretern, hier eindeutige Signale zu setzen.

Wenn leitende Hochschulme- diziner die bei ihnen als wis- senschaftliche Mitarbeiter tätigen Frauen öffentlich als

„Hausfrauenmediziner“ ab- qualifizieren und dann über wenige Jahre konsequent ab- bauen, wenn es universitäre Klinikabteilungen gibt, in de- nen die Zahl der Suizidversu- che unter den Ärzten im Jahr ein halbes Dutzend erreicht, wird man auch bei besserer Bezahlung die Globalisierung der Ärzte ins Ausland nicht stoppen können . . . Gerhard Schuster,11, rue Scribe, F-75009 Paris

Strukturelle Reform gefordert

Die Zumutungen durch politi- sche Vorgaben (AVWG/

SBG V/„Praxisgebühr“, Arz- neimittelabgabegebühr = Preis- erhöhung für niedrigpreisige Arzneimittel usw.) für Ärzte in Klinik und Praxis erfordern eine strukturelle Gesundheits- reform, die diese Bezeichnung verdient, und nicht weitere Re- paraturversuche an dem über- holten System, weil sonst jun- ge, gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte in Scharen Deutsch- land verlassen bzw. keine flächendeckende, wohnortna- he ärztliche Versorgung wegen Praxissterbens mehr gegeben ist, . . . weil immer mehr Lei- stungen für immer weniger

Honorar bei höchster Qualifi- kation (die nur durch Lernen in der Freizeit erreicht werden kann) vom Arzt erbracht wer- den sollen, wobei immer mehr Zeit für die aufgezwungene Bürokratie von der Patienten- zuwendung abgeht . . . Dr. med. Ulrich Wasserfall, Reppnersche Straße 1, 38226 Salzgitter

Zu dem Beitrag „Tarifverhandlungen:

Tanz auf drei Hochzeiten“ von Jens Flintrop in Heft 16/2006:

Was habe ich falsch gemacht?

Anlässlich der streikenden Ärzteschaft rechnen die öf- fentlichen Arbeitgeber vor, das Grundgehalt eines Jung- arztes betrage mehr als 3 000 Euro und das eines 33-jähri- gen Facharztes mehr als 5 000 Euro, inklusive Dienstvergü- tungen gut 8 000 Euro. Das wäre ja tatsächlich durchaus beeindruckend – Jammern auf hohem Niveau? Leider ist dies nicht die Realität. Ich ha- be nachgerechnet: Nach Be- endigung des Studiums 1994 arbeite ich seit Januar 1995 an zwei deutschen Universitäts- kliniken, unterbrochen von einem einjährigen For- schungsaufenthalt im Ausland 2001. Promotion 1996, Fach- arzt für Innere Medizin seit 2001, Zusatzbezeichnung Kardiologie 2004, Habilitati- on 2004, seit Oktober 2004 in Oberarztfunktion, ungezählte Überstunden in der Kranken- versorgung, inklusive drei Jahre Schichtdienst auf Inten- siv- und Notaufnahmestatio- nen. Erstautor oder Mitautor bei mehr als 40 Publikationen in z. T. hochrangigen interna- tionalen Fachzeitschriften. In- ternationale Anerkennung in einem klinisch bedeutsamen Spezialgebiet. Mein bisheri- ges durchschnittliches monat- liches Einkommen aus nicht- selbstständiger Arbeit laut Steuerbescheid bis einschließ- lich 2004: 3 089,73 Euro. Ich muss etwas falsch gemacht haben!

Priv.-Doz. Dr. med. Ole-A.

Breithardt,Hinterer Rindweg 44, 68526 Ladenburg

A

A1600 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 23⏐⏐9. Juni 2006

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

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