DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
TAGUNGSBERICHTE Computer
speziell auf dem Sektor der Spei- chermedien, sind heute für die höchste Stufe im Arzt-Computer- Bereich Einstiegskonfigurationen ab 60 000 DM erhältlich.
4. Perspektiven
Der Trend geht offensichtlich in Richtung Universalsystem. Das bedeutet unter Umständen, daß von der reinen Privatliquidation über das Einplatz-Abrechnungs- system bis hin zum totalen Praxis- management ein einziges, leicht modifizierbares System die diffe- renzierten Wünsche der ärzt- lichen Klientel zufriedenstellen soll. Dies setzt wiederum eine konsequent geplante und auf fun- diertem Praxis-Know-how basie- rende Programmierung voraus, bei der Segmentierung bzw. mo- dularer Aufbau oberste Maxime ist. Wegen des rapiden techni- schen Wandels wird gleichzeitig ein hohes Maß an Hardware- Unabhängigkeit angestrebt.
Im Hinblick auf die sich verstär- kenden Modifikationen an bereits geprüfter Software sowie die Tat- sache, daß bis zum Jahresende zu etwa 80 Prozent der gemeldeten Entwicklungen ein Prüfergebnis vorliegen wird, werden sich die künftigen Aufgabenschwerpunkte der Gutachterstelle von der Erst- prüfung fort stärker auf den Ände- rungsdienst und die Kontrolle des festgestellten Prüfstatus verla- gern.
Unbestritten erreicht die KBV- Prüfstelle mit dem beschriebenen Verfahren einen hohen Qualitäts- standard der Abrechnungssoft- ware und bietet auch im techni- schen Fortschritt die Gewähr für eine sichere EDV-Anwendung in der Arztpraxis.
Anschrift des Verfassers:
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Gilbert Mohr Prüfstelle der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung Ottostraße 1
5000 Köln 40 (Lövenich)
CSU-Parteitag:
Blüm
blieb einsilbig
S
chade. Bundesarbeitsmini- ster Dr. Norbert Blüm hatte ein anderes Konzept, als er nach seinem Vorredner, dem Frankfurter Professor Dr. Wolfram Engels, Inhaber eines Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre auf dem CSU-Parteitag am 20. Okto- ber 1984 in München über das Thema des Arbeitskreises IV „So- ziale Marktwirtschaft — Ordnung mit Zukunft" sprach.Engels hielt sich an das Motto
„Kursbestimmung" und steuerte grundsätzliche Gedanken dazu bei. Blüm wollte sich überhaupt nicht mit prinzipiellen Fragen be- schäftigen. So griff der Minister nicht auf, was der Professor ihm eigentlich vorgegeben hatte. Der Markt erledige Aufgaben ohne Diskussion, die durch Staatsein- griffe nur problematisiert, freilich nicht oder kaum gelöst würden.
Politische Lösungsversuche bela- steten viele Konflikte eher, als sie zu bewältigen. Beispiele von Pro- fessor Engels: Gesundheitswe- sen, Wohnungswesen, Straßen- verkehr und Arbeitsmarkt.
Auf dem Arbeitsmarkt herrsche am wenigsten Markt. Die Tarifver- träge untersagten Annahme wie Abgabe von Arbeitsleistung unter dem fixierten Preis. Weil so der Markt als Ausgleichsfaktor nicht funktionieren könne, sei der Ar- beitsmarkt in Unordnung.
Blüm blätterte dagegen daran völ- lig vorbei engagiert einen „Er- folgskatalog" dieser Bundesre- gierung auf. Ein Nachholbedarf bestehe nach seiner Meinung in- soweit, als bisher die Forderung
„Tue Gutes und rede darüber"
nicht erfüllt worden sei. Er räumte
Probleme der Rentenversiche- rung ein und wiederholte seine Zusage, wonach die Renten pünktlich bezahlt würden. Doch nicht daran, sondern an der Höhe der künftigen Renten sind ernst- hafte Zweifel geäußert worden.
Der Bundesarbeitsminister pries
„sein" Anrechnungsmodell für die Reform der Hinterbliebenen-
rente ohne Widerspruch in der an- schließenden Diskussion, weil der Organisator dieses Arbeitskreises wohl drei bayerische Staatsmini- ster, die Präsidenten des Bundes- verbandes der Deutschen Indu- strie und der Handwerkskammer für Oberbayern, nicht aber einen Repräsentanten der freien Berufe aufs Podium gebeten hatte.
Zur gesetzlichen Krankenversi- cherung fand Blüm nur eine kurze Bemerkung über die Kranken- hausfinanzierung und die knappe Feststellung, eine Systemreform sei notwendig. Das Gesundheits- sicherungssystem kippe, wenn die Krankenhausfinanzierung nicht „in den Griff" gerate. Die pauschale Zahlung an das Kran- kenhaus bilde die große Versu- chung. Das Erstattungssystem un- terstelle Sparsamkeit für Fremde
— und der „Fremdsparer" müsse erst noch erfunden werden. Die sozialpolitische Hypertrophie, durch die Reform-Euphorie der vorigen Bundesregierung und den Glauben an ein unerschöpf- liches Wachstum hervorgerufen, griff schließlich vor den Partei- tags-Delegierten der Präsident des Bundesverbandes der Deut- schen Industrie, Professor Dr. Rolf Rodenstock, an. Wünsche und Bestrebungen, möglichst alle in- dividuellen Risiken abzudecken — nur nicht für den Unternehmer — seien eben nicht finanzierbar. Ein Sachverständiger aus den Reihen der freien Berufe wäre in der Dis- kussion auf diesen Punkt zurück- gekommen, aber diese Kategorie von Berufstätigen wird in der CSU offenbar nur als zahlende Mitglie- der, nicht dagegen als Mitwirken- de geführt.
Horst Beloch, München 3492 (34) Heft 47 vom 22. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A