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Archiv "Westdeutschland: Zunahme des Antisemitismus" (01.11.2002)

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Konfliktlösung, zum Rechtsverord- nungsverfahren, aber auch ihre eigenen Forderungen an die Gebührenreform formulieren, soweit es die Struktur des Gebührenverzeichnisses und die Be- wertungsfindung oder den Umfang der GOÄ betrifft. Erkennbar ist auch, dass der Druck auf die private Kranken- versicherung wächst. Ursache ist die ak- tuelle Ausgabenentwicklung. Sie ist ge- kennzeichnet durch Wachstumsraten der ärztlichen Honorare im ambulanten und stationären Bereich und durch den demographischen Faktor (wie im De- mographiegutachten der PKV beein- druckend belegt), den medizinischen Fortschritt, die negative Kapitalmarkt- entwicklung und den Wettbewerb um Marktanteile.

Die Notwendigkeit gemeinsamer tragfähiger Lösungen zur Weiterent- wicklung der Gebührenordnung ist für beide Seiten existenziell. Dabei müssen naturgemäße Interessensgegensätze – Honorare sind Ausgaben – überwunden werden. Für den Patienten und für die Ärzteschaft ist vor allem im privatärzt- lichen Bereich der Erhalt der freien Arztwahl unverzichtbar. Eingriffe in das Patient-Arzt-Verhältnis oder gar eine Steuerung der Behandlung durch Ko- stenträger sind völlig inakzeptabel. Die unglückselige Dominanz der Ökonomie im gesetzlichen Krankenversicherungs- bereich darf nicht auch noch auf den privatärztlichen Bereich überschwap- pen, unbeschadet auch dort geltender Prinzipien der Wirtschaftlichkeit und Ra- tionalität der Leistungserbringung. Die- ses wichtige Segment der medizinischen Versorgung hat eigenständige Rahmen- bedingungen, die dem individuellen Arzt-Patienten-Verhältnis entsprechen müssen, wenn sie attraktiv bleiben sollen.

Diese dürfen weder durch politische Ein- griffe noch durch Konvergenzbestrebun- gen der privaten Krankenversicherung in Richtung der Gesetzlichen Kranken- versicherung – wie jetzt im Zwischenbe- richt eine Kommission beim Bundesmi- nisterium der Justiz erkennbar – gefähr- det werden. Die Ärzteschaft muss durch ordnungsgemäße Abrechnung zum Er- halt des Systems beitragen. Die Bundes- ärztekammer wird auch gegenüber der neuen Bundesregierung auf der vorste- henden Grundlage eine zügige Novellie- rung der GOÄ einfordern.Renate Hess,BÄK

T H E M E N D E R Z E I T

A

A2916 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 441. November 2002

Westdeutschland

Zunahme des Antisemitismus

Rechtsextreme Einstellungen sind stark bildungsabhängig.

E

ine deutliche Zunahme des Antise- mitismus und der Verharmlosung des Nationalsozialismus gibt es in den alten Bundesländern. Dies ist für Prof. Dr. Elmar Brähler vom Univer- sitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizi- nische Soziologie, das bemerkenswerte- ste Ergebnis einer repräsentativen Um- frage zum Thema „Rechtsextreme Ein- stellungen in Deutschland“.

Stimmten im Jahr 1994 etwa sieben Prozent der Westdeutschen der Aussa- ge zu: „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß“, so sind es 2002 etwa 31 Prozent der Alt-Bundesbürger, die das Statement für richtig halten. Ein Drittel aller Personen im Westen ohne Abitur stimmt dieser antisemitischen Aussage zu. Brähler verwies auf unter- schiedliche Werte in den Altersklassen.

Ost-West-Unterschiede

Im April dieses Jahres wurden 1 001 Bundesbürger aus den neuen Ländern und 1 050 Menschen aus den alten Län- dern zu den Komponenten: Befürwor- tung einer rechtsautoritären Diktatur, Chauvinismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Verharmlosung des Nationalsozialis- mus befragt.Alle sechs Bestandteile des rechtsextremen Einstellungspotenzials sind stark bildungsabhängig. „Personen mit höherer Bildung weisen diese Ein- stellungen in weit geringerem Maße auf als Personen mit niedriger Bildung“, er- gänzte Brähler. Von den sechs Kompo- nenten rechtsextremer Einstellungen, die in der Studie unterschieden wurden, sind in der Bevölkerung die Ausländer- feindlichkeit, der Chauvinismus und der Antisemitismus am stärksten verbrei- tet. „Die Umfrage fand noch vor der Friedman/Möllemann-Auseinanderset- zung statt“, bemerkte Brähler.

Ost-West-Unterschiede zeigen sich vor allem in einer deutlich stärkeren Verbreitung antisemitischer und chau- vinistischer Einstellungen in den alten Ländern und ausländerfeindlichen Ein- stellungen im Osten. Die wenigen Da- ten aus früheren Untersuchungen deu- ten darauf hin, dass sich die Einstellun- gen zu einer rechten Diktatur und die chauvinistischen Orientierungen im Zeitablauf nicht wesentlich verändert haben. Auch die Ausländerfeindlichkeit zeige über die Zeit hinweg keinen ein- deutigen Trend und verharre auf hohem Niveau, so das Resümee der Studie.

Deutlich wurde auch, dass Frauen für diese Art von Einstellungen weniger empfänglich sind als Männer. Insbeson- dere bei den Befürwortern einer rech- ten Diktatur, des Chauvinismus, der Ausländerfeindlichkeit und der Ver- harmlosung des Nationalsozialismus zeigt sich eine größere Verbreitung bei den Älteren – älter als 60 Jahre, ver- gleichsweise zu den mittleren Alters- gruppen (31 bis 60 Jahre) und den Jün- geren (14 bis 30 Jahre).

„Die rechtsextremen Taten werden von jungen Menschen vollzogen, jedoch werden diese völlig gedeckt durch die ältere Generation mit rechtsextremen Einstellungen“, fügte Brähler hinzu.

Bei Nachfrage: „Wen würden Sie wählen, wenn morgen Wahlen wären?“

zeigt die Studie, dass unter der Anhän- gerschaft der verschiedenen politischen Parteien rechtsextreme Einstellungen unterschiedlich stark verbreitet sind.

Zu beachten sei, dass die Aussagen über die kleineren Parteien wegen der gerin- gen Fallzahlen vorsichtig zu interpretie- ren seien. Am geringsten ausgeprägt seien solche Einstellungen bei den An- hängern der Grünen, erklärte Brähler.

Die Studie war Teil einer Fragebogen- erhebung zu sozial- und medizinpsy- chologischen Themen. Sie wurde im Zu- sammenhang eines geplanten medizin- soziologischen Projekts des Bundesmi- nisteriums für Bildung und Forschung im Auftrag der Universität Leipzig vor- genommen. Seit Oktober hat Brähler ein Verbundprojekt zum Thema: „Ein- stellungen und Wissen zu kontroversen medizinischen und ethischen Fragen in der Reproduktionsmedizin und der Präimplantationsdiagnostik in Leipzig, Jena und Berlin“ gestartet. Susanne Lenze

Referenzen

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