eutschland liegt im euro- päischen Vergleich, was die Frequenz bei Herzoperatio- nen mit der Herz-Lungen-Maschine (HLM) in herzchirurgischen Zentren betrifft, in der Spitzengruppe. Mehr als 1 000 Herzoperationen je eine Million Einwohner wurden in den Ländern Monaco, Belgien, Finnland, Deutschland und in Schweden im vergangenen Jahr erreicht. In der da- nach folgenden Gruppe der Länder mit einer Operationsfrequenz von 800 bis 1 000 je eine Million Ein- wohner rangieren die Niederlande, die Schweiz, Norwegen und Island.
Eine Operationsfrequenz zwischen 500 und 800 Operationen je eine Million Einwohner weisen Öster- reich, Frankreich, Dänemark, Irland, Großbritannien, Griechenland und Italien auf.
Gab es noch vor zehn bis 15 Jah- ren Versorgungsengpässe und einen Zusatzbedarf an Herzzentren und herzchirurgischen Operationskapa- zitäten, so ist inzwischen der Bedarf zumindest in den alten Bundeslän- dern weitgehend gedeckt. Auch konnten die früher noch langen War- tezeiten weitgehend abgebaut wer- den. Dagegen müssen trotz wachsen- der Eigenversorgung in den neuen Ländern auch 1998 noch teilweise die Operationskapazitäten in den alten Bundesländern beansprucht werden.
Die geringen Zuwachsraten des Jah- res 1997 bei den Linksherzkatheter- Untersuchungen, den Ballondilata- tionen und den Herzoperationen ge- genüber den Vorjahren lassen jedoch auf eine zunehmende Sättigung schließen. Dies geht aus dem jüngsten
„Herzbericht“ des Krankenhausaus- schusses der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Gesundheitsbehörden der Länder hervor, der für das Jahr 1997 im Juli 1998 vorgelegt wurde.
Insgesamt wurden 1997 in West- und Ostdeutschland 78 Herzzentren betrieben, die 92 247 Herzoperationen mit der HLM durchführten. Davon entfielen 78 121 Operationen auf die 67 Zentren in den alten Bundeslän- dern, 14 126 auf die Zentren in den neuen Ländern. Je eine Million Ein- wohner ergibt dies 1 124 Operationen (insgesamt), davon in den alten Län- dern 1 171 und in den neuen Ländern 918 Herzoperationen je eine Million Einwohner. Durchschnittlich entfielen auf ein Zentrum 1 198 Operationen.
1997 entfielen in den alten Län- dern 75,4 Prozent aller Herzoperatio- nen auf koronare Operationen. In den neuen Bundesländern liegt der ver- gleichbare Anteil bei 77,5 Prozent.
Auch die Operationsanteile für Herz- klappenfehler sind in den neuen Län- dern nur unwesentlich höher als in den alten Bundesländern; bei den angebo- renen Herzfehlern und den sonstigen Operationen sind sie jedoch niedriger.
Im vergangenen Jahr wurden in den Zentren 7 576 Notfalloperationen durchgeführt (davon in den alten Län- dern 6 476 beziehungsweise 8,3 Pro- zent aller Operationen; in den neuen Ländern 1 100 beziehungsweise 7,8 Prozent). Dabei weicht der Umfang der Notfalloperationen je nach Zen- trum deutlich voneinander ab. In rund 27 Prozent der Zentren der alten Län- der wurden nur bis zu 50 Notfallope- rationen durchgeführt (neue Bundes- länder 30 Prozent).
Kürzere Wartelisten
Die Wartelisten von Patienten, die auf eine Herzoperation mit der Herz-Lungen-Maschine warten, ha- ben sich inzwischen weiter verringert.
1997 gab es in West- und Ostdeutsch- land noch 7 927 „auf der Liste“. In den
alten Ländern waren dies 6 479 und in den neuen Ländern 1 448 Patienten.
Dies sind rund acht beziehungsweise zehn Prozent der gesamten Operati- onskapazitäten im Jahr 1997.
Eigenversorgungsgrad
Der Eigenversorgungsgrad je nach Bundesland mit Herzoperatio- nen ist sehr unterschiedlich. Einen Ei- genversorgungsgrad von mehr als 90 Prozent wiesen 1997 Bayern, Berlin, Saarland, Hamburg, Hessen und Sachsen auf. Einen hohen Anteil von Herzoperationen außerhalb des eige- nen Bundeslandes für die Bevölke- rung haben 1997 Thüringen, Sachsen- Anhalt und Brandenburg veranlaßt.
In Schleswig-Holstein und in Nieder- sachsen ist die Eigenversorgung we- gen des Umlandes (Stadtstaaten Hamburg und Bremen) geringer und auf das Umland und die geographi- sche Lage abgestimmt.
Eine relative Bedarfsunterdek- kung gibt es noch bei den Linksherz- katheter-Meßplätzen. Nimmt man die Gerätedichte in den alten Bundeslän- dern als Maßstab für den Kapazitäts- bedarf, wären in den neuen Bundes- ländern zu den Anfang 1997 schon be- triebenen 42 Geräten weitere 37 Meß- plätze erforderlich. Mit 4 267 Links- herzkatheter-Untersuchungen je eine Million Einwohner lag Deutschland jedoch bereits 1996 in Europa mit Ab- stand an der Spitze, gefolgt von Belgi- en, Island, Schweiz und Österreich mit zwischen 2 466 und rund 3 000 Untersuchungen je eine Million Ein- wohner. Dr. Harald Clade Ernst Bruckenberger: Herzbericht 1997 mit Transplantationschirurgie. 10. Bericht des Krankenhausausschusses der Arbeitsgemein- schaft der Obersten Landesgesundheitsbehör- den der Länder (ehemalige AGLMB), Hanno- ver, Juli 1998
A-2526 (34) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 41, 9. Oktober 1998
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