S C H L U S S P U N K T
[64] Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 34–35½½½½28. August 2000
errückte Situation bei offenen Immobilien- fonds: Obwohl Preise und Mieten wieder steigen, fliehen viele Anleger aus die- ser Anlageform und ziehen massiv Kapital ab.
Da helfen auch Werbebot- schaften nicht weiter, mit de- nen die Investoren gelockt werden sollen. In der ersten Jahreshälfte gaben die Anle- ger Fondsanteile im Wert von 3,5 Milliarden Mark zurück, so viel wie niemals zuvor.
Hinter diesem an Kapital- flucht grenzenden Phänomen steckt freilich ein ganz profa- ner Umstand, die Gier nach schnellen Börsengewinnen nämlich. Angelockt von den immensen Kursexplosionen am Neuen Markt, suchten im- mer mehr Leute nach ande- ren Finanzquellen, um mög- lichst profitabel beim Bör- senroulette dabei zu sein.
Raus aus Immobilienfonds,
rein in den Reichtum, hieß die Devise. Vielen Banken war dieser Run in Aktien so- gar sehr recht, profitierten die Institute durch üppige Wertpapierspesen bei Akti- endeals gleich mehrfach.
Wahr ist gleichwohl, dass viele Anleger mit Zitronen gehandelt haben und jam- mern, sie hätten doch den Wechsel der Anlageform nicht vollziehen sollen. Be- kanntlich lehrte die Entwick- lung am Neuen Markt, dass hohen Gewinnen irgend- wann auch enorme Verluste gegenüberstehen. Wer dann zu spät kommt, wird halt eben abgestraft. Es ist schon so, dass offene Immobilien-
fonds nie mit großen Gewin- nen glänzen konnten. Zwar waren in früheren Jahren auch mal sechs Prozent per annum möglich, aber das ist vorbei. In den vergangenen zwölf Monaten lag der Wert- zuwachs im Schnitt noch nicht einmal bei vier Pro- zent.
An der Magerrendite offe- ner Immobilienfonds wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Da- hinter stecken wiederum zwei ganz schlichte Ursa- chen. Zum einen sind viele Immobilienfonds gezwungen, große Teile ihres Kapitals am Geldmarkt anzulegen. Ande- rerseits sind die erzielbaren
Mieten und Wertsteigerungs- erlöse bei eigenen Objek- ten längst nicht mehr so üppig wie in den Vorjahren, was wiederum die Gewinne drückt. So bleibt die Erkennt- nis, dass der „Sachwert Im- mobilie“ zwar eine ganz si- chere Geldanlage ist, aber eben wenig abwirft. ✮
Immobilienfonds
Kapitalflucht
ei Eugen Roth heißt es:
„Was bringt den Doktor um sein Brot? a) die Ge- sundheit und b) der Tod.
Drum hält der Arzt, auf dass er lebe, uns zwischen beiden in der Schwebe.“
Nun mag durchaus zutref- fen, dass der Schwebezustand
„Krankheit“ ärztlicherseits im Allgemeinen der er- wünschte ist. Doch ganz an- ders ist es zuweilen, wenn der Arzt dieser Krankheit beim Schachspiel begegnet.
Es heißt, in England sei ein Schachspieler am Brett in sich zusammengesunken.
Vom Nebenbrett trat ein Arzt hinzu, stellte nach ei- nem kurzen Blick auf ihn sein Ableben fest, um sich dann dessen Partie zuzuwenden mit dem beschwichtigenden
Kommentar: „Er stand so- wieso auf Verlust!“ So etwas beruhigt natürlich die Um- stehenden, und immerhin hat er niemandem mehr ge- schadet.
Anders mag der Fall liegen bei einer Begebenheit, die mir George Tabori, der große Theaterdramatiker und -re- gisseur, aus seiner New Yor- ker Zeit mitteilte (Sie sehen, ich vermeide bei diesem heik- len Thema deutsche Kasui- stiken).
Er und einige andere spiel- ten Schach bei einem be- freundeten Arzt, als dieser ins Nachbarhaus gerufen wurde – jemand hätte starke Atemnot. Dies mochte für den Betreffenden betrüblich sein, doch die Partie war hochinteressant, die Störung höchst unwillkommen. Nach kurzer Zeit wurde der Hilfe- ruf wiederholt, die Atemnot werde immer stärker – nur hatte auch die Stellung nichts von ihrere Faszination einge- büßt. Beim dritten Appell begab er sich schließlich un- wirsch zu dem inzwischen wohl zyanotischen Patienten und versorgte diesen – um dann schnellstmöglich wie- der zu seiner Partie zurück- zukehren.
Und die Moral von der Ge- schicht’? Keine.
Und die Moral von der Diagrammstellung?
Da kann ich mich nur wie- derholen (siehe DÄ vom 15. Mai 1998) – reizen Sie Dr. Jolowicz nicht! Ein Gemütsmensch und vorzüg- licher Arzt – doch wehe, er spielt Schach! Hier hatte ihm Dr. Nabbe bereits eine (geopferte) Figur entwendet;
sehen Sie, mit welch feinem Zug Dr. Jolowicz nun König oder Dame von Schwarz er- oberte?
Lösung:
V
B
Post Scriptum
Börsebius
„Er stand sowieso
auf Verlust!“
DR. MED. HELMUT PFLEGER
Nach dem Pferdseitsprung
1.Se5-g4!
drohte einzügig Matt
durch 2. Sh6. Fatalerweise wird
1..
..
Lxf6 mit der Springergabel
2.Sxf6+
mit Damengewinn be-
straft. Schwarz versuchte noch
1..
..
h5 (um neben dem
Angriff
auf den Springer seinem
König
ein Luftloch auf h7
zu schaffen), musste aber nach 2.L xd4 mit der
erneuten Drohung 3.Sf6+
aufge-
ben, denn 2..
..
hxg4 führt nach
3.Dxg4+
Sg6 zum Matt durch
4.Dxg6 (der Bauer
f7 ist gefes-
selt!). Leserservice:
Börsebius-Telefonberatung
„rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 2.
September 2000 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Öko- nom Reinhold Rombach) anrufen.
Wenn Sie also in Finanzdingen der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Börsebius nennt Ihnen auf Wunsch dann auch einen Vermögensverwalter aus Ihrer Re- gion. Sie können diese Liste auch per Fax: 02 21/39 70 73 anfordern.
Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deut- schen Ärzteblattes für seine Le- ser.