• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Europäische Währungsunion – Tips von Banken: Euro-Aktien, keine zu teuren Immobilien" (08.05.1998)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Europäische Währungsunion – Tips von Banken: Euro-Aktien, keine zu teuren Immobilien" (08.05.1998)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Dieter Schütz, Pressestelle der Commerzbank, Frankfurt/Main:

¿ Der Euro ist eine Chance für Europa und kein Anlaß, in Sorge oder gar Hy- sterie zu verfallen. Wir mei- nen, daß der Euro angesichts der stabilen Geldpolitik, zu der sich die Teilnehmerstaa- ten verpflichtet haben, Ver- trauen verdient.

À Schon jetzt sollte ein gutes Portfolio international ausgerichtet sein; dies gilt um so mehr für die Zukunft. An- gesichts niedriger Zinsen sind seit längerem Aktien beson- ders interessant.

Á Die Hypothekenzinsen sind so niedrig wie noch nie nach dem Zweiten Weltkrieg.

Deshalb: sichern Sie sich die Zinsen langfristig. Die Um- stellung auf den Euro berührt die Hypothek und die Zins-

bindung nicht. Vermeiden Sie allerdings, aus irrationaler Angst vor dem Euro in über- teuerte Immobilien zu flüch- ten. Angesichts der günsti-

gen Europerspektiven sollten europäisch ausgerichtete Ak- tienfonds bevorzugt werden.

à Die Angst vor einem instabilen Euro hat schon vor längerem etliche Anleger in den US-Dollar und/oder Schweizer Franken getrie- ben. Damit haben sie zu einer Verteuerung dieser Währun- gen beigetragen; außerdem ist die Rendite zumindest beim Franken recht niedrig.

Die Commerzbank nimmt Rücksicht auf diese Ängste und bietet profitable Anlei- hen an, bei denen der Anle- ger wählen kann, ob er sein Geld bei Fälligkeit in Euro oder Dollar ausbezahlt haben möchte.

Ä Aus Angst vor einem möglicherweise schwachen

oder instabilen Euro neigen manche Anleger zum Kauf überteuerter Immobilien oder Fremdwährungsanlei- hen, die sich nicht rentieren oder ihrerseits instabil sind.

Å Die Commerzbank in- formiert mit Hilfe von Bro- schüren, Vorträgen und Ein- zelberatungen in den Filialen.

Sie hat ein „EURO Infor- mationsForum“ eingerichtet.

Unter der Hotline 01 80/

3 27 83 kann man Informatio- nen rund um den Euro abfra- gen.

Ronald Bornstein, Stab Vermögensanlage, Bayerische Hypo- theken- und Wechsel- Bank, München:

¿ Grundsätzlich ist es nicht ratsam, Anlageent- scheidungen ausschließlich auf das Thema EWU hin

auszurichten. Entscheidend für Investitionsvorhaben sind vielmehr die persönlichen Anlageziele, die Risikonei- gung und so weiter.

À Aktien werden in Zu- kunft anhaltend profitieren, auch wenn sich der Markt heute in einer gewissen Über- hitzungsphase befindet und eine Konsolidierung zu er- warten ist. Der Euro-Aktien- markt wird mit einer Markt- kapitalisierung von zirka 5,4 Milliarden DM vor Japan mit zirka 3,9 Milliarden DM der zweitgrößte Markt weltweit sein. Die USA liegen mit rund 20 Milliarden DM auf Platz 1. Gerade Investitions- entscheidungen von institu- tionellen Investoren werden von der Marktgröße mitbe- einflußt.

Á Der Euro wird nach heutigem Ermessen eine feste Währung werden. Infla- tionsrisiken sind derzeit nicht erkennbar, das heißt, die Zin- sen werden anhaltend niedrig bleiben. Eine „Flucht in Sachwerte“ ist somit nicht zu erwarten. Immobilienkäufer sollten sich vielmehr an mög- lichen Wertsteigerungen auf- grund einer attraktiven Lage der Immobilie oder an der Rendite orientieren.

 Gerade Aktienfonds bieten eine Risikostreuung und den Vorteil, daß das Ver- mögen von Experten gema- nagt wird. Das bei Aktien notwendige „Am-Ball-Blei- ben“ wird dem Anleger abge- nommen. Rentenfonds sind aufgrund des niedrigen Zins- niveaus ähnlich wie Direkt- anlagen eher unattraktiv.

à Eine Anlage in Fran- ken oder gar Yen als „Flucht“

ist nicht empfehlenswert. Ne- ben einem Währungsrisiko, das er eingeht, verzichtet der Investor aufgrund des niedri- geren Renditenniveaus auf Zinserträge. Eine Anlage in US-Dollar kann interessant sein, wenn der Anleger den Zinsvorteil (zum Beispiel bei zweijährigen Titeln zirka 1,3 Prozent) am Rentenmarkt nutzen möchte.

Ä Vereinzelt zu beobach- tende Engagements in Super- hochzinsanleihen sind nicht A-1182 (62) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 19, 8. Mai 1998

V A R I A WIRTSCHAFT

Europäische Währungsunion

Tips von Banken: Euro-Aktien, keine zu teuren Immobilien

Fragen zum Euro

Antworten

¿ Was raten Sie derzeit generell Anlegern, die Sie auf das Thema „Geldanlage und Eu- ropäische Währungsunion“ ansprechen?

À Was sollten Aktienbesitzer oder -inter- essenten im Hinblick auf den Euro bedenken?

Á Was raten Sie analog Immobilienbesit- zern?

 Was empfehlen Sie den Kunden, die sich in Investmentfonds engagieren?

à Halten Sie angesichts der Umstellung auf den Euro Engagements in Schweizer Fran- ken oder US-Dollar für empfehlenswert?

Ä Zu welchen aus Ihrer Sicht falschen Entscheidungen neigen Anleger angesichts des Euros derzeit?

Å Welche speziellen Informationsangebo- te zum Euro gibt es in Ihrem Haus?

„Auf dem Weg zum Euro“ – unter dieser Überschrift veranstaltete die Europäische Be- wegung Deutschland Ende März ein Seminar für Journalisten. Unterstützt wurde die Tagung von der Dresdner Bank AG. So ging es auch um die Rolle der Banken in der Europäischen Währungsunion. „Der Euro bedeutet für die Banken zunächst nur Kosten“, erklärte Volker Burghagen, Generalbevollmächtigter und Eu- ro-Beauftragter der Dresdner. Er ist jedoch überzeugt, daß die Banken durch veränderte Geld- und Kapitalmärkte am Euro in Zukunft Geld verdienen werden. Am Ende der Tagung nach Tips für Anleger befragt, gab Burghagen folgende Empfehlungen: kein Engagement in Fremdwährungsanleihen oder Gold. Kauf von Aktien, wobei man nicht länger auf Länder, sondern auf Branchen setzen solle. Wer größe- re Summen anlegen wolle, solle sich ein passen- des Paket schnüren (lassen). Bei kleineren Be- trägen sei man mit Investmentfonds gut bera- ten. Ähnlich sehen die Empfehlungen anderer Banken aus, wie eine Umfrage ergab. Rie

(2)

zu empfehlen. Anleger igno- rieren zudem bei Emerging- Markets-Papieren bedauerli- cherweise häufig die Kumu- lierung von Risiken (Wäh- rungs-, Bonitäts-, Zinsände- rungsrisiko).

Å In unseren Kundenpu- blikationen, zum Beispiel den monatlich erscheinenden Anlageperspektiven, wird das Thema regelmäßig aufge- griffen. Wir bieten speziell nach Zielgruppe, zum Bei- spiel Freiberufler, Gewerbe- treibende und so weiter, re- gelmäßig von den jeweiligen Filialen ausgerichtete Semi- nare beziehungsweise Vor- tragsreihen an (1997: circa 750 Veranstaltungen).

Rudolf Reil, Mitglied des Vorstands der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, Düsseldorf:

¿ Wir stellen von vorn- herein klar: Die Währungs- union ist keine Währungsre- form wie 1948. In einer Währungsreform wird eine zerrüttete Währung saniert.

Davon kann hier keine Rede sein. Guthaben und Schulden werden im selben Verhältnis umgetauscht. Bei Obligatio- nen lohnt der Kauf von eu- ropäischen Anleihen nicht mehr. Die Zinsabstände ha- ben sich so stark eingeebnet, daß es besser ist, in DM-An- leihen zu bleiben. Hier ist man mit Anleihen mit einer Laufzeit von drei bis sechs Jahren am besten aufgeho- ben.À Bei Aktien sollte man sich vom regionalen Ansatz verabschieden und zur Bran- chenbetrachtung übergehen, und zwar europaweit, das heißt: Welche Themen wer- den uns die nächsten fünf bis zehn Jahre beschäftigen?

Dann hat man auch schon die Wachstumsbranchen: Ge- sundheit (Chemie, Pharma), Essen und Trinken (Nah- rungs- und Genußmittel), Telekommunikation (Tele- fongesellschaften), Finanz-

dienstleister (Banken und Versicherungen).

Á Das eigene Häuschen wird immer noch eine rentier- liche Anlage bleiben. Die steuerlichen Privilegien in Deutschland werden weiter gestützt werden. Immobili- enkäufe sind somit nicht mehr unter steuerlichen Ge- sichtspunkten zu tätigen, son- dern nur noch unter Ertrags- gesichtspunkten (welche Mie- te kann nachhaltig erzielt werden?). Im europäischen Ausland wird es im Vergleich zu Deutschland günstigere Objekte zu erwerben geben.

Die Immobilie verliert aber im Vergleich zur Aktie an Anlagecharme.

 Analog zu Aktien auch hier der Rat, Fonds zu wählen, die sich auf Europa ausgerichtet haben und ein klares strategisches Anlage- konzept haben.

à Anlagen in US-Dollar sind für Euro-Skeptiker geeig- net. Sie bringen etwas mehr Zinsen und schützen vor ei- nem schwachen Euro. Anla- gen in Schweizer Franken sind

nur in Schweizer Aktien sinn- voll. Der Zinsnachteil von sfrs-Anleihen ist mit rund 2,5 Prozent zu hoch. Diesen Nachteil kann eine Höherbe- wertung des Schweizer Fran- ken kaum ausgleichen.

Ä Aufgrund der niedri- gen Zinsen sind die Anle- ger zu unkritisch dem Risi- ko hochverzinslicher Anlei- hen drittklassiger Schuldner gegenüber. Anleihen der Ukraine, Türkei, Brasiliens, Argentiniens werden stark nachgefragt. Am Aktien- markt ist die Euphorie ge- genüber kleinkapitalisierten

Gesellschaften, die am „Neu- en Markt“ notiert werden, zu hoch.

Å Wir geben regelmäßig Ausgaben unseres „Euro- Special“ heraus. Außerdem bieten wir eine Euro-Hot- line unter der Telefaxnum- mer 02 11/59 31 31. Eine CD- ROM zum Euro ist in Vorbe- reitung.

Dr. Jürg P. Blum,

Stellvertretender Leiter der Abteilung Domestic Private Banking, Bank Hofmann, Zürich:

¿ Bewahren Sie einen kühlen Kopf und stellen Sie sich einmal die folgenden Fragen: Bin ich ausreichend informiert? Was sind meine ganz persönlichen Erwartun- gen? Bin ich gut beraten?

Kann ich so, wie ich jetzt in- vestiert bin, ruhig schlafen?

Suchen Sie als zweites das Gespräch mit Ihrem Bankbe- rater.

À In Europa wird nicht nur der Wettbewerbsraum größer, sondern auch der in- nereuropäische Konkurrenz- kampf. Hier sind die Aktien zu bevorzugen, deren Gesell- schaften sich nicht nur dem Wettbewerb stellen, sondern aktiv ihr Markt- und Profit- potential erweitern bezie- hungsweise verbessern. Be- achtung finden dieser Tage bereits jene Unternehmun- gen, welche im neuen Dow Jones Euro Stoxx-Index ver- treten sind.

Ein konservativer Aktien- anleger ist sicherlich gut bera- ten, auf sogenannte Blue Chips (Aktien führender Un- ternehmen mit hoher Er- tragskraft, solider Finanz- struktur und erfolgreicher Leitung) zu setzen. Beispiele hierfür sind Novartis, Credit Suisse, Deutsche Bank, Bay- er, Ahold, Nokia und so wei- ter. Dieser Grundsatz gilt natürlich auch für den ameri- kanischen Markt (zum Bei- spiel Coca-Cola, General Electric, Merck, Pfizer und so weiter).

Á Ein Neuengagement in Immobilien oder eine Über- gewichtung dieser Vermö- gensklasse aus „Euro-Angst“

ist nicht empfehlenswert. Die Wirtschaftlichkeit der Inve- stition sollte ausschlaggebend sein, nicht wie zuvor die Steuerersparnis oder heute die Euro-Nervosität.

 Investieren Sie in Fonds, die über einen guten

„Trackrecord“ verfügen, das heißt deren Rendite sich über die letzten Jahre im Vergleich mit anderen Fonds besser entwickelt hat. Informieren Sie sich über die Anlagestra- tegie der einzelnen Fonds und wie diese investiert sind, damit Sie in der Lage sind, ei- ne optimal diversifizierte und eurogerechte Anlagestrate- gie zu verfolgen. Dabei soll- ten nicht nur bankeigene Fonds berücksichtigt werden.

à Generell gilt der Grundsatz der Risikomini- mierung durch Diversifikati- on: nicht alle Eier ins gleiche Körbchen legen. Auch ohne den Euro erachten wir spezi- ell den Schweizer Aktien- markt als sehr attraktiv. Ver- glichen mit US-Dollar-Ren- ten, bringen Anleihen in Schweizer Franken zur Zeit nur geringe Renditen.

Ä Die Diskussion um den Euro hat speziell in den letz- ten Monaten und Wochen viele Emotionen hervorgeru- fen. Es geht aber nicht dar- um, richtige oder falsche Ent- scheidungen zu treffen, son- dern darum, wie man eine Entscheidung fällt: nämlich in Ruhe, sachlich abwägend und hinterfragend (speziell bei emotionalen Argumen- ten). Ob die Entscheidung dann gut oder schlecht war, wird die Zukunft weisen.

Å Wir publizieren monat- lich für unsere Kunden die

„Anlage-Perspektiven“ mit periodischen Beiträgen zum Euro. Ebenso steht eine In- formationsbroschüre unserer Muttergesellschaft, der Cre- dit Suisse Group, zur Verfü- gung. Anlageberater und Vermögensverwalter werden von einer internen Euro-Pro- jekt-Gruppe auf dem laufen-

den gehalten. N

A-1183 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 19, 8. Mai 1998 (63)

V A R I A WIRTSCHAFT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

der Europäische Stabilisierungsmechanimus (ESM) - lässt sich nun nicht nur mit den Externalitäten im Falle eines Auseinanderfallens der Euro-Zone für alle EWU-Mitglieder und

Ich war schon immer dafür,die Provision 50/50 aufzuteilen, sei es bei Vermietung von Wohnraum, als auch beim Verkauf einer Immobilie.... Wohin geht Ihrer Meinung nach die Reise auf

EINHEITLICHE EUROPÄISCHE AKTE 94 ENTSCHLIEßUNG DES EUROPÄISCHEN RATES ÜBER DIE ERRICHTUNG 95 DES EUROPÄISCHEN WÄHRUNGSSYSTEMS (EWS) UND DAMIT.. ZUSAMMENHÄNGENDE FRAGEN

14,4 Millionen Euro für ein Haus, fast 9 Millionen Euro für eine Wohnung: das waren die teuersten Immobilien 2021.. Ein immowelt Ranking der 10 teuersten Wohnungen und der

Die nun vorliegenden Beschlüsse der Eurogruppe zum ESM verkehren aber eine ursprünglich gute Idee in ihr Gegenteil: Die Finanzminister wollen zukünftig

Während vor der Eurokrise eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zufrieden mit der Demokratie waren und den politischen Institutionen vertrauten, führte die Eurokrise zu einem

Die Unterstützung der Europäischen Kommission für eine zentralisierte EFU ist wie be- schrieben mit dem Reflexionspapier von 2017 und den anschließenden Gesetzesinitiativen mit ihren

Nach den 18 Monaten summieren sich die Einsparungen auf 3 bis 4 Prozent der einkaufsrelevanten Kosten, was etwa zwei Milliarden Euro jährlich ausmacht.. Gerade Deutschlands