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Professor Dr. Hans E. Büschgen1Einführung des Euro Im Fokus: Der Euro — Implikationen der Euro-päischen Währungsunion

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Im Fokus: Der Euro — Implikationen der Euro- päischen Währungsunion

Professor Dr. Hans E. Büschgen

1 Einführung des Euro

Die Realisierung der Europäischen Währungsunion und ihrer Währungseinheit Euro stellt sich für Banken und Finanzmärke dar als gravierende Umfeldverän- derung, die sich vielfältig auswirkt. Ökonomisch bedeutsam ist, daß sie sich nicht ergibt aus dem Wirtschaftsprozeß an sich, in den Banken und generell Finanzmarktakteure eingebunden sind, sondern als exogene, d.h. politische Entscheidung außerhalb direkten Einflusses der Marktakteure steht. Auswir- kungen ergeben sich im Betriebs- und Geschäftsbereich, mit unmittelbarem Bankbezug — so beim Zahlungsverkehr —, und mittelbar aus allgemeinen wirtschaftlichen Implikationen der EWU — so bei Finanzmärkten und Wettbe- werbssituation.

Der Maastrichter Vertrag über die Europäische Union vereinbart eine gemein- same Außen- und Sicherheitspolitik, Zusammenarbeit in der Rechts- und In- nenpolitik und — von herausragender Bedeutung und konkreter geregelt — die Schaffung einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) in drei Stufen mit der Einführung des Euro als highlight. Gegenwärtig befinden wir uns unmittelbar vor dem entscheidenden letzten Schritt im Übergang zur dritten Stufe.

Für dieses außerordentliche Vorhaben einer gemeinsamen Währung werden einerseits ganz konkrete Zwecke genannt wie die Minderung der Transaktions- kosten beim grenzenüberschreitenden Güter- und Kapitalverkehr; diese wer- den andererseits überwölbt durch sehr hehre, aber wenig operationale Ziele wie die Vertiefung der politischen Union bis hin zu Wohlstand und Frieden in Europa. Kernstück zur Zielerreichung ist die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Währung sowie die Übertragung der Geldpolitik auf eine euro- päische Zentralbank. Diese Aufgabe einzelstaatlicher Souveränität auf einem

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zentralen wirtschaftspolitischen Handlungsfeld hat notwendig erhebliche Fol- gewirkungen für die einzelnen Wirtschaftssubjekte wie auch für die gesamtwirt- schaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft, beschrieben mit Parametern wie Wachstum, Preisstabilität und Beschäftigung. Hier erhoffen — vom europapoli- tischen Impetus abgesehen — die Befürworter die Chancen und befürchten die Kritiker die Risiken der EWU. Als grundlegende Instrumente zur Minderung der Risiken fungieren die monetären, fiskalischen und rechtlichen Beitrittskriterien für die Teilnehmerländer, die eine hinreichende ökonomische Konvergenz der Volkswirtschaften im Gründungsstadium der Union sichern sollen.

Entsprechend beginne ich mein Referat zu den wirtschaftlichen Implikationen der EWU mit einer Skizze der Konvergenzsituation.

1.1 Beurteilung der Konvergenz

Folgende Konvergenzkriterien lagen der politischen Entscheidung über den Teilnehmerkreis zur EWU am ersten Mai-Wochenende zugrunde.

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-A.4 n

n InflationInflation: : Abstand zuAbstand zu den Inflationsraten der den Inflationsraten der (max. drei) stabilsten (max. drei) stabilsten Länder

Länder ≤ 1,5 %1,5 %

n

n Zins: Zins:Abstand zu denAbstand zu den langfristigen Zinsen der langfristigen Zinsen der (max. drei) stabilsten (max. drei) stabilsten Länder

Länder ≤ 2 %2 %

nn Wechselkurs: EiWechselkurs: Einhal-nhal- tung der normalen tung der normalen (+/−(+/−

15 %) Bandbreiten im 15 %) Bandbreiten im EWS mind. 2 Jahre EWS mind. 2 Jahre ohne Spannungen ohne Spannungen

Konvergenzkriterien

Monetäre Konvergenz Fiskalische

Konvergenz

n

n Defizit:Defizit:

Haushaltsdefizit der Haushaltsdefizit der öffentlichen Hand öffentlichen Hand ≤ 3 %

≤ 3 % des BIPdes BIP

n

n Verschuldung:Verschuldung:

Öffentliche Schuld Öffentliche Schuld ≤ 60 % ≤ 60 % des BIPdes BIP

Rechtliche Konvergenz

nn Unabhängigkeit derUnabhängigkeit der nationalen Zentral- nationalen Zentral- banken

banken

n

n Integration der natio-Integration der natio- nalen Zentralbanken nalen Zentralbanken in das ESZB in das ESZB

Die monetären Kriterien — Zins, Wechselkurs und Inflationsrate — sind Kon- vergenzmaße nur für den Beitritt und entfallen damit zwangsläufig, sobald die Union verwirklicht ist. Aus dem gesamten Katalog der den Wirtschaftsablauf

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eines Landes beeinflussenden Faktoren wurden zudem mit der Defizitquote und der Verschuldungsquote zwei fiskalische Kriterien und Abstimmungspro- zeduren vereinbart, die die Konvergenz auch für die Zeit nach dem 1.1.99 si- chern sollen. Zudem ist die rechtliche Konvergenz als „sechstes“ Kriterium zu nennen mit der in Deutschland häufig vergessenen, aber im europäischen Kontext durchaus nicht selbstverständlichen Unabhängigkeit der Zentralbanken von Weisungen der nationalen Politik sowie deren Integration in das Europäi- sche System der Zentralbanken für eine friktionslose europäische Geldpolitik.

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-A.5

Konvergenz der "Euro-Elf"

INSINS

OUTSOUTS

Teil-

(seit 10.96) (seit 10.96)

(seit 11.96) (seit 11.96)

(seit 03.98) (seit 03.98)

Kriterien Stand per

Inflation 01.98

Zins 01.98

Budgetsaldo 1997

Schuldenstand 1997

EWS- nahme

Belgien 1,4 5,7 -2,1 122,2 ja

Deutschland 1,4 5,6 -2,7 61,3 ja

Finnland 1,3 5,9 -0,9 55,8 ja

Frankreich 1,2 5,5 -3,0 58,0 ja

Irland 1,2 6,2 +0,9 66,3 ja

Italien 1,8 6,7 -2,7 121,6 ja

Luxemburg 1,4 5,6 +1,7 6,7 ja

Niederlande 1,8 5,5 -1,4 72,1 ja

Österreich 1,1 5,6 -2,5 66,1 ja

Portugal 1,8 6,2 -2,5 62,0 ja

Spanien 1,8 6,3 -2,6 68,8 ja

Referenz-/Schwellenwert 2,7 7,8 -3% des BIP 60% des BIP

Dänemark 1,9 6,2 +0,7 65,1 ja

UK 1,8 7,0 -1,9 53,4 nein

Schweden 1,9 6,5 -0,8 76,6 nein

Griechenland 5,2 9,8 -4,0 108,7 ja

Während die monetären Marktkriterien von allen Teilnehmerstaaten ausrei- chend erfüllt werden, stimmen die ausgiebige Nutzung der Interpretationsspiel- räume beim Schuldenkriterium in den Fällen Italien und Belgien, die den Grenzwert um mehr als das Doppelte überschreiten, doch eher bedenklich.

Deutschland, Irland, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien liegen zwar auch jenseits der 60 %, gleichwohl konvergieren die Überschreitungen hier nahe dem Referenzwert; für Deutschland wurde dabei die Wiedervereini- gung als Sonderfaktor berücksichtigt. Allein Finnland, Frankreich und Luxem- burg erfüllen auch ohne Zugeständnisse die Auflagen. Auch dann, wenn eine großzügige Auslegung der Fiskalkriterien unter Stabilitätsaspekten weniger

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kritisch erscheint, dürfte sich dies für die Marktstärke des Euro in der Anfangs- phase negativ auswirken. Die anderen Länder können — im Falle Griechen- land — oder wollen — wie das Vereinigte Königreich, Dänemark und Schwe- den — als „outs“ bzw. „pre-ins“ zunächst nicht teilnehmen. Dabei nimmt Schweden aus politischen Gründen — wohl auch in absehbarer Zeit — nicht am Wechselkursmechanismus des EWS teil, während das Vereinigte König- reich und Dänemark von ihrer vertraglichen Option zur Nichtteilnahme Ge- brauch machen (Opt-out-Klausel).

Dabei ist das Erfordernis der strikten Einhaltung der Fiskalgrenzen auch in der Wissenschaft stark umstritten. Erscheint die kurzfristige camouflage der fi- nanzpolitischen Lage durch eine „kreative Buchführung“ im Hinblick auf gene- rell statistische Ungenauigkeiten und theoretisch nicht eindeutig ableitbare Grenzwerte noch als quantité négligeable, ist die ausgiebige Interpretation der fiskalischen Kriterien für die Dauerhaftigkeit der Konvergenz aus ökonomischer Sicht als beachtliches Gefahrenpotential einzuschätzen. Gleichwohl stellt dies de jure keinen Verstoß gegen den Vertrag dar, bieten die Gesetzesformulie- rungen hier doch einen ausreichenden Spielraum zur Interpretation: Bei Über- schreiten der Referenzwerte gilt es z.B. zu beurteilen, ob die Divergenz — wie beim Defizitkriterium — tendenziell rückläufig bzw. vorübergehender Natur ist oder sie sich rasch genug dem Referenzwert — wie beim Schuldenkriterium — annähert.

Notwendig ist hierfür eine Konvergenz in der Wirtschafts-, Fiskal- und Haus- haltspolitik, die zwar vom Maastrichter Vertrag anvisiert wurde, sich jedoch nur auf Teilbereiche erstreckt, in der vereinbarten Form wenig fundiert erscheint und zudem hinsichtlich ihrer Dauerhaftigkeit derzeit noch fraglich ist. Entschei- dend ist die Interpretation der Konvergenz nicht als Punktlandung zum 1.1.99, sondern als einen Prozeß, der nach dem Start der EWU bedeutsam bleibt.

Auch der in diesem Kontext 1997 geschlossene Vertrag von Amsterdam — eu- phorisch bzw. Zustimmung heischend „Stabilitätspakt“ tituliert — muß erst poli- tisch austariert und mit „dem rechten Geist“ erfüllt werden. Als erster Schritt in diese Richtung erscheint das beim informellen Treffen der EU-Finanzminister

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Ende März in York initiierte Forcieren der Stabilitätsbemühungen durch einen fünf Punkte umfassenden finanzpolitischen „Sittenkodex“. Aber auch diese Ab- sichtserklärung bedarf noch der Bestätigung durch konkrete politische Maß- nahmen in den Teilnehmerstaaten.

1.2 Umstellungsprozedere

In jedem Fall steht auf dem weiteren Fahrplan zum Euro folgendes Umstel- lungsprozedere:

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-A.10

Weiterer Fahrplan zum Euro

 Zielsetzung: Euro-Einführung zum 1. Januar 1999

¿ Zeitplan:

Mai 1998 Bestimmung der

Teilnehmer und der bilateralen Wechselkurse

1.1.1999 EWWU: Fixe Wechsel-

kurse; Euro-Buchgeld;

Start des ESZB und des TARGET-Systems

1.1.2002 Euro-Bargeld

1.7.2002 Euro als alleiniges Zahlungsmittel

PHASE A PHASE B PHASE C S t a r t p h a s e Übergangsphase

Per 1. Juli 2002 ist die Währungsunion voll matter of fact: Der Euro wird von einer eigenständigen Währung mit nationalen Denominationen zur einheitli- chen Währung und zum legal tender. Geldpolitische Kompetenz und Verant- wortung werden übertragen auf die bereits am 1. Juni — einen Monat vor dem Plansoll — errichtete Europäische Zentralbank; das Europäische System der Zentralbanken startet am 1.1.99.

Zudem wurden mit der Verabschiedung des Euro-Einführungsgesetzes im April 98 die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen, daß der Euro zum 1.1.99 für die Unternehmen und die Finanzmärkte Realität werden kann. Zu den wichtigsten Einzelbestimmungen zählen:

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• Überleitung des Diskontsatzes in einen Basiszinssatz qua Gesetz für einen dreijährigen Übergangszeitraum;

• Substitution des in Gesetzen und Verträgen normierten Referenzzinssatzes FIBOR durch den neuen Referenzzinssatz EURIBOR qua Rechtsverord- nungsermächtigung;

• Ausweis des Kapitals einer AG oder GmbH ab dem 1.1.99 fakultativ in Mark oder Euro. Dies gilt für Neugründungen genauso wie für bestehende Kapi- talgesellschaften. Die Umrechnung der Nennbeträge des Kapitals und der Gesellschaftsanteile auf Euro führt zu „krummen“ Euro-Nennbeträgen, die durch Kapitalerhöhungen oder Kapitalherabsetzungen zu glätten sind.

• Die Änderung des Bilanzrechts eröffnet den Unternehmen in der Über- gangsphase die Möglichkeit, ihren Jahres- oder Konzernabschluß in Euro aufzustellen. Bilanzpositionen, die auf Währungseinheiten anderer Teilneh- merstaaten (z. B. Französische Francs) lauten, sind ab dem 1.1.99 zu den unwiderruflich fixierten Wechselkursen umzurechnen. Anfallende Umrech- nungserträge können zunächst steuerneutral in einem Sonderposten bilan- ziert werden. Darüber hinaus können Aufwendungen, die zur Bildung imma- terieller Vermögensgegenstände geführt haben, im Anlagevermögen bilan- ziert werden.

• Neue Bestimmungen des Börsenrechts stellen die Feststellung der Börsen- kurse in Euro ab dem 1.1.99 sicher. Besonders bedeutsam sind die Bestim- mungen zur Umstellung von Schuldverschreibungen auf den Euro: Umrech- nung sämtlicher auf Mark lautender Bundesanleihen, Bundesobligationen und Bundesschatzanweisungen; dagegen ist die Umstellung der auf Mark lautenden Schuldverschreibungen für die privaten Emittenten fakultativ, so- fern die Anleihen deutschem Recht unterliegen und an einem Wertpapier- markt handelbar sind.

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 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-A.16

Phasenentwicklung des Euro-Zahlungs- verkehrs als Umstellungsindikator

1.1.1999 1.1.2002 1.7.2002

1998 Phase A

Phase A Phase BPhase B Phase CPhase C

1 Jahr

1 Jahr 3 Jahre3 Jahre max. 1/2 Jahrmax. 1/2 Jahr

1.-3.5.1998

1999 2000 2001 2002

Bestimmung Bestimmung der Teilnehmer der Teilnehmer und der bilateralen und der bilateralen

Wechselkurse Wechselkurse

Euro- Euro- Bargeld Bargeld und DM- und DM- Bargeld Bargeld

Euro allein Euro allein gesetzliches gesetzliches Zahlungs- Zahlungs-

mittel mittel Fixe Wechselkurse zwischen den

Fixe Wechselkurse zwischen den Währungen der Teilnehmerländer;

Währungen der Teilnehmerländer;

Euro als Buchgeld, DM-Bargeld Euro als Buchgeld, DM-Bargeld gesetzliches Zahlungsmittel gesetzliches Zahlungsmittel

Wahlrecht für Geschäfts- und Privat- kunden: Leistungsinanspruchnahme

sowohl in DM als auch in EURO !!!

Ein weiterer Anhaltspunkt für die konkreten Umstellungsnotwendigkeiten in den Unternehmen ist das Übergangsszenario für den Euro-Zahlungsverkehr: Än- dert sich in Phase A nichts, kommt es in B beim Buchgeld, in C auch beim Bar- geld zur Währungsdualität von Mark und Euro, die allerdings in festem Aus- tauschverhältnis stehen. Ist Parallelität beim Bargeld in C nur kurz, erstreckt sich B mit der Giralgeldumstellung auf drei Jahre. Der Bankkunde hat die Wahl, sein Konto führen zu lassen in Mark und/oder Euro und ebenso Zahlun- gen zu denominieren.

Erwartet wird, daß es zur sukzessiven Verdrängung der alten durch die neue Währung kommt, wobei Banken eine schnelle Umstellung präferieren, weil das Bundesbank- und Interbank-clearing schon ab 99 für Großbeträge in Euro stattfinden. Konvertierungen in Mark an der Schnittstelle zum Kunden sind dann mit zusätzlichem Aufwand verbunden, den man nur möglichst kurzzeitig tragen will.

In diesem Zusammenhang ist auch der zwischen Bankenverbänden, Verbrau- cherverbänden und EU-Kommission ausgehandelte Verhaltenskodex zu er- wähnen, keine außerordentlichen Gebühren für die Transaktionsumrechnung und Konto- sowie Bargeldumstellung zwischen Euro und nationaler Währung in

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der Übergangszeit zu erheben, um den Euro gegenüber den nationalen Wäh- rungen nicht zu diskriminieren und so die Euro-Umstellung zu hemmen. Ent- sprechend entwarf die EU-Kommission — zunächst unter Verzicht auf eine Richtlinie bzw. Verordnung — einen „Standard des guten Verhaltens“ der Wirt- schaftsteilnehmer, der das gewünschte Verhalten der Bankwirtschaft auf frei- williger Basis herbeiführen soll. Gleichwohl verbindet die Kommission durchaus einen rechtsverpflichtenden Charakter mit ihren drei Forderungen

• nach unentgeltlicher Umrechnung von Zahlungseingängen aus der nationa- len Währung in Euro und umgekehrt in der Übergangsphase zwischen dem 1. Januar 1999 und dem 31. Dezember 2001,

• nach kostenfreier Umstellung der Konten von der nationalen auf die gemein- same Währung am Ende dieser Phase

• sowie nach Berechnung des gleichen Entgelts für Leistungen in Euro und gleichartigen Leistungen in nationaler Währungseinheit.

Dagegen wird als rechtlich nicht verbindlich, aber wünschenswert angesehen:

• die unentgeltliche Umrechnung von Überweisungen aus nationalen Wäh- rungseinheiten in Euro und vice versa,

• die gebührenfreie Umstellung von Konten vor Ende der dreijährigen Über- gangsphase

• sowie der Umtausch von — noch näher zu bestimmenden — „haushaltsübli- chen Beträgen“ an Banknoten und Münzen für Kunden in der Endphase der Euro-Einführung zwischen dem 1. Januar und dem 30. Juni 2002.

Zeigt der Ansatz der „Freiwilligkeit“ nicht die gewünschten Ergebnisse behält sich die EU-Kommission den Rückgriff auf rechtsverbindliche Richtlinien vor.

1.3 Akzeptanz in der Bevölkerung

Der Empfehlungskatalog entspricht grundsätzlich — mit seiner Intention einer für die Unternehmen und privaten Haushalte einfachen und friktionslosen Euro- Umstellung — den Vorstellungen der Bankwirtschaft, trägt sie doch einen

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Großteil der logistischen Kosten der Euro-Einführung, die bei der Bargeldum- stellungsphase ab 2002 eine möglichst schnelle und friktionslose Abwicklung nahelegen. Den Banken wird mithin daran gelegen sein, ihre Kunden möglichst frühzeitig zur Umstellung in der Doppelbuchgeld-Phase zu bewegen und auch die Doppelbargeld-Phase auf einem kurzen Zeitraum zu beschränken.

Für dieses Vorhaben ist den Unsicherheiten und Informationsdefiziten in der Bevölkerung frühzeitig mit gegensteuernden Maßnahmen zu begegnen, die sich in zahlreichen Euro-Broschüren und Aufklärungskampagnen seitens der Politik und der Wirtschaft manifestieren. Hierzu beobachten z. B. die Banken- verbände fortlaufend die „Stimmungslage“ und Problemfelder der Bevölkerung in bezug auf den Euro. Dabei ist festzustellen: Wenngleich seit Beginn des Jahres eine latente Unsicherheit mangels fundierter Informationen in der Be- völkerung vorherrscht, die zu diffusen — auch sachlich unbegründeten — Äng- sten in bezug auf Ersparnisse und Lebenshaltungskosten führen, nehmen die- se Befürchtungen tendenziell ab — korrelierend mit einem verbesserten Infor- mationsstand.

Entsprechende Tendenzen zum Euro-Klima bestätigen auch die Ergebnisse der im Auftrag des Handelsblattes monatlich durchgeführten Umfrage:

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-A.20

0 10 20 30 40 50 60

Jan 98 März April Mai Juni Juli Aug Sep

0 10 20 30 40 50 60

Jan 98 März April Mai Juni Juli Aug Sep

2323 30

303434 3636 3838 3939 5858

5151 47 47 4444 4242

pro Euro pro Euro

contra Euro contra Euro

2424 2626 2828 3131 6060

5555 5353 49 49 4747

stabil stabil nicht so stabil nicht so stabil

Einstellung zum Euro

Einstellung zum Euro ErwarteteErwarteteEuro-StabilitätEuro-Stabilität

Euro-Klima in Deutschland (Handelsblatt-Umfrage)

37 37 3838 4141 45 45 4343 4242

Finanzmarkt- Finanzmarkt- turbulenzen turbulenzen

%% %%

3333 3333 3232 4949

4646 4545

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Ob diese Befürchtungen berechtigt oder unberechtigt sind, soll daher Gegen- stand der folgenden Betrachtung zu den gesamtwirschaftlichen Implikationen des Euro sein.

2 Implikationen für die Unternehmen

Für die Unternehmen stellt sich das skizzierte Euro-Szenario als exogener Faktor dar: So wirkt sich die Realisierung der EWU als gravierende Umfeldver- änderung in vielfältiger Weise aus, einer direkten Einflußnahme durch die Un- ternehmen unterliegt sie jedoch nicht. Gleichwohl besteht nicht erst seit der definitiven Entscheidung pro Euro vom ersten Mai-Wochenende eine markt- strategische und — grundlegend — auch eine betriebsorganisatorische Hand- lungsnotwendigkeit für die Unternehmen.

Inwieweit die Unternehmen in Deutschland und in den übrigen Teilnehmer- staaten aber diesen Handlungsbedarf realisiert haben und mit konkreten Pla- nungen und innerbetrieblichen Vorbereitungen fortgeschritten sind, läßt sich kaum zuverlässig evaluieren, liefern doch die zahlreichen Umfrageergebnisse zum Euro kein homogenes Bild.

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-C.2

Konkrete Vorbereitungen der Unternehmen I (FEE*-Umfrage)

Allgem. öffentl.

Allgem. öffentl.

Dienstleistungen Dienstleistungen

4 %4 % VersorgungsbetriebeVersorgungsbetriebe 7 %

7 %

Banken u. a.

Banken u. a.

15 % Finanzdienst- 15 % Finanzdienst- leister leister

3 % Baugewerbe 3 % Baugewerbe 9 %

9 % andere Wirt-andere Wirt- schaftszweige schaftszweige 9 %

9 %

andere gewerbliche andere gewerbliche Dienstleistungen Dienstleistungen 9 %

9 % Fahrzeugbau Fahrzeugbau andere

andere 22 % 22 % Industrie- Industrie- zweige zweige Handel

Handel 22 % 22 %

* FEE = Fédération des

* FEE = Fédération des Experts Comptables Experts Comptables Européens, Berufs- Européens, Berufs- organisation der Wirt- organisation der Wirt-

schaftsprüfer auf schaftsprüfer auf europäischer Ebene europäischer Ebene (Umfrage Herbst 1997) (Umfrage Herbst 1997)

Verteilung der an der EU-Umfrage

beteiligten deutschen Unternehmen

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 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-C.3

Konkrete Vorbereitungen der Unternehmen II (FEE-Umfrage)

Vorbereitungshandlungen wurden eingeleitet (Stand Ende 1997)

Informationen zu konkreten Umstellungsmaßnahmen sind ausreichend verfügbar

Deutschland 63% 71%

Österreich 57% 61%

Luxemburg 48% 55%

Irland 43% 57%

Niederlande 41% 56%

Frankreich 40% 49%

Belgien 38% 52%

Finnland 35% 54%

Spanien 27% 42%

Großbritannien 22% 31%

Schweden 17% 18%

Portugal 10% 18%

Dänemark 5% 9%

Griechenland 3% 6%

alle EU-Staaten (ohne Italien*)

31% 42%

Korrelation zwischen Verfügbarkeit

geeigneter Informationen zur

Umstellung und Stand der Vorbereitungen

* Auswertung liegt der FEE noch nicht vor!* Auswertung liegt der FEE noch nicht vor!

Nach branchenübergreifenden — differenzierteren — Umfragen auf europäi- scher Ebene — wie die der europäischen Berufsorganisation der Wirtschafts- prüfer (FEE-Befragung von 2.000 Unternehmen) — haben in Deutschland gut zwei Drittel der Unternehmen die Vorbereitungen auf Basis eines guten Infor- mationsstandes begonnen, womit sie in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen.

Ähnliche Aussagen enthält auch die spezielle — technikorientierte — Erhe- bung von IBM (Befragung von 12.000 Managern), die ein Drittel der Unterneh- men identifiziert, die noch keine Umstellungsmaßnahmen vorgenommen ha- ben. Weitgehende Übereinstimmung besteht auch darin, das vor allem kleinere und mittlere Unternehmen einen Nachholbedarf aufweisen, was wiederum kor- reliert mit ihrem geringeren Informationsstand im Vergleich zu größeren Unter- nehmen.

Angestellte Vergleiche zur Situation vor Einführung des Europäischen Binnen- marktes Ende 1992 liegen insofern nahe, als auch bei dieser Veränderung der Umfeldbedingungen die Unternehmen nicht oder erst verspätet die betriebli- chen Konsequenzen erkannten und entsprechende Maßnahmen einleiteten.

Diese Vergleiche verkennen aber die unterschiedliche Dimension für die Un- ternehmen im Vergleich zur Euro-Einführung. Denn, während der Europäische

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Binnenmarkt bei kleineren — auf regional begrenzten Märkten agierenden — Unternehmen kaum Anpassungsnotwendigkeiten induzierte, macht der Euro unabhängig von Unternehmensgröße und Marktposition in jedem Unternehmen zwingend betriebsinterne Umstellungsarbeiten und Anpassungsinvestitionen erforderlich und für einige — neben Großunternehmen vor allem auch mittel- ständische — Unternehmen marktbezogene Aktivitäten notwendig. Mit unter- schiedlicher Intensität werden sie mit dem Euro im marktbezogenen wie auch innerbetrieblichen Bereich konfrontiert. Entsprechend sind folgende Hand- lungsfelder aus Sicht der Unternehmen zu identifizieren:

• Der innerbetriebliche Handlungsbedarf fokussiert das Unternehmen als Or- ganisator interner Euro-Vorbereitungen, die als conditio sine qua non die marktbezogenen Aktivitäten eines Unternehmens im Euro-Land erst ermög- lichen.

• Der marktbezogene Handlungsbedarf entsteht für das Unternehmen als An- bieter oder Nachfrager von Leistungen, deren Qualität und Preis sich im Eu- ro-Land in einer neuartigen Wettbewerbskonstellation anders definieren kann.

2.1 Innebetriebliches Handlungsfeld

Um auf die veränderten Marktbedingungen im Euro-Land vorbereitet zu sein, muß jedes Unternehmen sein eigenes optimales Übergangsmodell entwerfen und in einer Projektorganisation anwenden. Während in kleineren Unterneh- men ein einzelner Euro-Beauftragter die notwendigen technisch- organisatorischen Voraussetzugen für die Euro-Einführung schaffen kann, ist in größeren Unternehmen ein Projekt-Team für ein umfassendes Euro- Management einzurichten.

Prinzipiell sind drei organisatorische Dimensionen für die unternehmensinterne Umstellung zu beachten:

I. Institutionell:

(13)

• Bestellung von Euro-Bevollmächtigten (Instanzen) für die Koordinierung der Umstellungsarbeiten im innerbetrieblichen Bereich der Unternehmung;

• Bildung von Arbeitsgruppen und Projekt-Teams für die Vorbereitung mit Teilnehmern aus sämtlichen signifikant betroffenen Bereichen der Unter- nehmung;

• Beschaffung von externem know-how für die operativen Umstellungsarbei- ten, z. B. im EDV-Bereich;

II. Materiell:

• Einbau von Konvertierungsmodulen im Kommunikations-, Informations- und Rechnungswesen;

• Ermittlung, wenn erforderlich, aller monetären Informationen in nationaler Währung oder Euro;

III. Funktional:

• Erkennen von Anpassungsbedarf in den verschiedenen Bereichen;

• Festlegung von Prioritäten, Konzipierung eines Netzplans;

• Auftragserteilung an verantwortliche Durchführungsinstanzen;

• Schätzung der Aufwendungen; Einhaltung des Budgets;

• Kontrolle der Fristen und der Exaktheit der Durchführung;

Für das erforderliche Projekt-Team ist der Euro-Beauftragte mit abteilungs- übergreifender Kompetenz auszustatten und von Spezialisten aus den von den Umstellungsmaßnahmen betroffenen Abteilungen zu unterstützen.

In praxi operiert das Projekt-Team in folgenden Unternehmensbereichen:

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 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-C.6 Abteilungen, aus denen

Mitarbeiter in das Euro-Projekt- Team einbezogen werden

Gesamteuropa Deutschland

Rechnungswesen 92% 94%

Informationstechnologie 81% 70%

Vertrieb 60% 76%

Finanzmanagement 58% 76%

Marketing 50% 58%

Personalwesen 42% 58%

Rechtsabteilung 37% 50%

Interne Revision 33% 38%

Produktion 25% 26%

andere 17% 32%

Tätigkeitsbereiche für das

Euro-Projekt-Team (FEE-Umfrage)

Euro-Projekt-Team mit einem Euro- Beauftragten mit abteilungsüber- greifender Kompe-

tenz und Mitarbei- tern aus betroffe-

nen Abteilungen

II. Materiell:

Planung &

Planung &

Kontrolle Kontrolle Euro-Instanzen

Euro-Instanzen

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen

III. Funktional:

Externes Externes know-how

know-how OrganisationOrganisation

Konvertoren- Konvertoren- Integration Integration

Euro-relevante Euro-relevante Informationen Informationen

Dabei spielt die Inanspruchnahme von externem know-how insbesondere von Banken, Software-Anbietern und Wirtschaftsverbänden augenscheinlich eine bedeutende Rolle:

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-C.7

Inanspruchgenommene externe Berater/

Beratungsleistungen (FEE-Umfrage)

Gesamtumfrage Deutschland

Banken 58% 60%

Software-Hersteller/-Anbieter 52% 43%

Wirtschaftsprüfer 40% 29%

Wirtschafts- und Berufsverbände 26% 37%

Unternehmensberater 17% 17%

öffentliche Stellen 10% 3%

andere Berater 10% 14%

Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich

II. Materiell:

Planung &

Planung &

Kontrolle Kontrolle Euro-Instanzen

Euro-Instanzen

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen

III. Funktional:

Organisation Organisation Konvertoren-

Konvertoren- Integration

Integration Euro-relevanteEuro-relevante Informationen Informationen

externes externes know-how know-how

Ihre Tätigkeit konzentriert sich bei der Frage nach dem betriebsindividuellen Umstellungsszenario im wesentlichen auf die Technik- und Rechensysteme.

(15)

Zunächst gilt es dabei den strategisch richtigen Zeitpunkt für die eigene Um- stellung zu wählen.

 Professor Dr. Hans E. Büschgen  Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-A.10 Chart L-C.8 Weiterer Fahrplan zum Euro

ÂZielsetzung: Euro-Einführung zum 1. Januar 1999

¿Zeitplan:

Mai 1998 Bestimmung der Teilnehmer und der bilateralen Wechselkurse

1.1.1999 EWWU: Fixe Wechsel- kurse; Euro-Buchgeld;

Start des ESZB und des TARGET-Systems

1.1.2002 Euro-Bargeld

1.7.2002 Euro als alleiniges Zahlungsmittel

PHASE A PHASE B PHASE C S t a r t p h a s e Übergangsphase

Wahl des richtigen Zeitpunkts

Öffentlicher Öffentlicher

Sektor Sektor Banken-

Banken- sektor sektor

Euro- Euro- Einführungs- Einführungs-

gesetz gesetz

§

§

§§

§§

§

§

Marktdruck Marktdruck

Der Fahrplan zum Euro setzt mit der Doppel-Buchgeldphase vom 1.1.99 bis zum 1.1.2002 und der Doppel-Bargeldphase vom 1.1.2002 bis zum 1.7.2002 zwar den zeitlichen Rahmen für die Umstellungsmodalitäten, die Schaffung der geeigneten Rahmenbedingungen bedarf jedoch noch einiger Anstrengungen, wie die zunächst abgelehnte — nunmehr aber anvisierte — frühe Umstellung im öffentlichen Sektor zeigt. So ist die Euro-Umstellung in den öffentlichen Verwaltungen wichtige Voraussetzung für eine möglichst frühe Umstellung der Unternehmen und privaten Haushalte, um eine Kalkulation in zwei Währungen möglichst zu vermeiden. Wäre ein Unternehmen aus Markt- und Wettbewerbs- gründen dazu gezwungen sein controlling schon frühzeitig auf den Euro umzu- stellen, gleichzeitig aber durch einen „delayed big bang“ im öffentlichen Sektor steuerrechtlich weiterhin in Mark zu rechnen, entstünden hohe Kosten.

Während hier im öffentlichen Sektor noch Hemmnisse abzubauen sind, er- wachsen durch frühzeitige Vorsorgemaßnahmen im Bankensektor aus dem betriebsbedingten Zahlungsverkehr und cash management keine speziellen Anforderungen für den Umstellungszeitpunkt im Unternehmen. Die Bankwirt-

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schaft schafft in einer europaweiten — konzertierten Aktion mit den Zentral- banken — die Voraussetzungen dafür, daß die Unternehmen ab 1.1.1999 die Umstellung ihres internen Rechnungswesens und die Umstellung ihrer Bank- konten reibungslos aufeinander abstimmen können. Banken konvertieren mit Beginn der dritten Stufe alle bargeldlosen Zahlungen von Mark in Euro und vice versa, womit die Kontoführung und Transaktionsabwicklung wahlweise in Mark oder Euro für alle Bankkunden möglich wird.

Mit der Festlegung des Teilnehmerkreises und den Bestimmungen des Euro- Einführungsgesetzes wurden auch letzte Unsicherheiten in rechtlicher Hinsicht beseitigt, die eine weiterhin abwartende Haltung der Unternehmen recht- fertigen könnten. So hat sich in den für die Unternehmen wichtigen Vertrags- und Bilanzfragen der rechtliche Rahmen um den Euro nunmehr stabilisiert.

Nach dem Grundsatz der Vertragskontinuität bleiben sämtliche Forderungen und Verbindlichkeiten in ihrem Wert unangetastet und die Verträge behalten mit allen zwischen den Vertragspartnern sonst vereinbarten Bedingungen — wie Zinssätze in Kreditverträgen, Konditionen von Liefer- und Leistungsverträ- gen — ihre Gültigkeit. Im von den Unternehmen als wichtiger Kostentreiber identifizierten Rechnungswesen ergibt sich dagegen eine technische Hand- lungsnotwendigkeit.

Anders als bei einer Währungsreform werden durch die Transformation von Mark in Euro die Bilanzpositionen materiell nicht verändert. Nach dem Prinzip der Steuer- und Ergebnisneutralität werden die Liquiditäts-, Vermögens- und Schuldenposition zu dem für den 1.1.99 festzulegenden Umtauschkurs wert- neutral umgerechnet. Da sich zwar die Zahlen, aber nicht die Werte ändern, wird eine echte Euro-Eröffnungsbilanz mangels Neubewertung nicht erforder- lich. Insgesamt hängt der Umstellungsbedarf des betrieblichen Rechnungswe- sens stark vom Grad der Außenhandelsverflechtung ab. Während sich für klei- nere Unternehmen mit lokaler Reichweite und einfacher Einnahmen-Ausgaben- Überschußrechnung tendenziell eine Umstellung zum Jahreswechsel 2001/2002 empfiehlt, wenn alle Transaktionen wie Abrechnungen für Steuern, Abgaben und Sozialversicherungsbeiträge definitiv in Euro stattfinden, können

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international operierende Unternehmen durch Anforderungen des Marktes frühzeitig zur Fakturierung in Euro gezwungen werden. Im Unterschied zu den kleineren Unternehmen vermeiden sie ein kostenintensives Nebeneinander von Bilanzierung in Mark und interner Rechnungsführung in Euro durch eine möglichst frühe Umstellung auf den Euro. Dies soll die ohnehin hoch veran- schlagten Kosten der Umstellungsmaßnahmen in Grenzen halten.

Dabei differieren die Gesamkostenschätzungen stark nach Branchen bzw.

Grundgesamtheit der Unternehmen.

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-C.11

Branche/Gesamtheit der Unternehmen

Geschätzte Vorbereitungs-/

Umstellungskosten

Handel 52 Milliarden DM

Versicherungen 15 Milliarden DM Banken 15 - 19 Milliarden DM Gesamt (KPMG) ca. 90 Milliarden DM Gesamt (Gartner Group) ca. 116 Milliarden DM

Gesamt (IBM) ca. 300 Milliarden DM

Kostenschätzungen für europäische Unternehmen

Zudem sind diese Schätzzahlen nicht um die identifizierten Kostensenkungs- potentiale und ohnehin erforderlichen Ersatzinvestitionen — insbesondere im EDV-Bereich (Stichwort: Jahr-2000-Problem) — bereinigt.

Dabei resultiert ein hoher Kostenfaktor für Unternehmen mit hohem Bargeld- anteil — wie im Handel — sowie für Unternehmen der Automatenbranche aus der Bargeldumstellung 2002. Mit Einführung der neuen Noten und Münzen ist ein gesetzlicher Annahmezwang verbunden, dem von Anbieterseite mit einer Euro-tauglichen technischen Infrastruktur zu begegnen ist, um nicht Kunden an Konkurrenten mit Euro-geeigneten Geräten zu verlieren. Durch die notwendi- gen Umstellungsarbeiten an Automaten, Kassen, Zahlungs-terminals usw. und

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das parallele handling von Mark und Euro wird das Bargeld in der maximal halbjährigen Umstellungsphase besonders kostspielig. Bei geschätzten 1.500 Mark pro Automat an Umrüstkosten und rund 2 Mio. bargeldverarbeitenden Automaten in Deutschland ist dies kein unwesentlicher Faktor für jedes betrof- fene Unternehmen aber auch für die gesamte Volkswirtschaft. Daher forcieren viele Händler schon jetzt das Angebot bargeldloser Zahlungsformen — wie electronic cash, Kreditkarten- und auch Geldkarten-Zahlungen — zur Reduzie- rung des Bargeldanteils. Des weiteren propagieren Verbände der Bankwirt- schaft, des Handels u. a. betroffener Branchen eine deutliche Verkürzung des parallelen Bargeld-handling bis hin zur schlagartigen Umstellung zu einem Zeitpunkt („big bang“). Seit Bekanntwerden der Bargeldspezifikationen haben daher in allen Teilen der Wirtschaft die technischen Vorbereitungsarbeiten für eine möglichst friktionslos funktionierende Bargeld-Logistik ab 2002 — als Vor- aussetzung für eine möglichst schnelle Euro-cash-Verarbeitung — begonnen.

Liegt insgesamt mithin der notwendige Datenkranz für die innerbetrieblichen — technisch-organisatorischen — Vorbereitungsmaßnahmen vor, wird die Wahl des strategisch richtigen Zeitpunkts der Umstellung und die davon erfaßten Geschäftsfelder eines Unternehmens von der unternehmensspezifischen Marktsituation abhängen. Der letztlich entscheidende Umstellungsmaßstab für das Unternehmen resultiert dabei aus dem Grad der internationalen Verflech- tung, dem Umfang der grenzenüberschreitenden Handelsbeziehungen sowie der Kunden- und Lieferantenstruktur. So kann der Markt- bzw. Konkurrenz- druck den vom Gesetzgeber formulierten und vom öffentlichen Sektor und der Bankwirtschaft gewährleisteten Umstellungsgrundsatz „no compulsion, no pro- hibition“ für die Unternehmen schnell außer Kraft setzen.

2.2 Marktbezogenes Handlungsfeld

Wurden somit die Euro-induzierten Veränderungen des Betriebsbereichs von Unternehmungen betrachtet, gilt es im weiteren die Implikationen der EWU auf den Geschäftsbereich als marktbezogenes Handlungsfeld zu evaluieren.

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Steht im Vordergrund dieser Betrachtungen zunächst die finanzwirtschaftliche Sphäre der Unternehmen, ist ein möglicher unternehmerischer Handlungsbe- darf auf diesem Feld einerseits determiniert von der Unternehmensgröße und andererseits von den Kapitalmarktzugangsmöglichkeiten der jeweiligen Unter- nehmung. Während große, international bzw. global agierende Unternehmen nur geringen aktuellen Anpassungsbedarf aufweisen — die meisten Unterneh- men dieser Kategorie nutzen bereits intensiv den direkten Zugang zum euro- päischen Kapitalmarkt —, ändern sich mit der Kapitalmarktintegration die Ne- benbedingungen für kleine, nicht-emissionsfähige Unternehmen faktisch ebenfalls nicht. Letzteren bleibt nur eine passive Anpassung ohne zusätzliche Handlungsmöglichkeiten.

Der dritten Gruppe, hauptsächlich bestehend aus mittelgroßen wachstumsstar- ken Unternehmen mit direktem Kapitalmarktzugang, bieten sich vor allem in einem integrierten europäischen Kapitalmarkt neue Möglichkeiten.

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-C.3

Chancen für mittelgroße Chancen für mittelgroße wachstumsstarke Unternehmen wachstumsstarke Unternehmen

Diversifikation der

Finanzierungsquellen Steigerung des

Bekanntheitsgrades Mglw. bessere Konditionen

Anforderungen Anforderungen

• erhöhte Publizitätsan-

forderungen • verstärkter Erfolgsdruck

für das Management

Hierbei lassen sich drei Chancenpotentiale für solche Unternehmen entdecken.

Zum einen kann das Unternehmen sich ein breiteres Spektrum an Finanzie- rungsquellen erschließen und somit von der Kreditfinanzierung durch Finan- zintermediäre als bisher dominierende Finanzierungsform emanzipieren. Zum

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zweiten könnte — als direkte Folge des erstgenannten Punkts — auch ein Wettbewerb zwischen den Kapitalgebern initiiert werden mit ebenfalls positiven Effekten auf die Finanzierungskonditionen des Unternehmens. Als dritte Chan- ce könnte es durch die Erschließung insbesondere ausländischer Finanzie- rungsmärkte zu einer Steigerung des Bekanntheitsgrades des Unternehmens mit potentiell positiven Ausstrahlungseffekten auf den Absatz seiner Produkte kommen.

Doch stehen diesen Chancen auch erhöhte Anforderungen an das Unterneh- men gegenüber. Mit einem „europäischen“ going public wachsen Informati- onsanforderungen der Öffentlichkeit nachhaltig. Die Unternehmen müssen da- her bereit sein, die financial community — als wichtigen Bestandteil der Öffent- lichkeit — umfassend über aktuelle bewertungsrelevante Entwicklungen der Unternehmung zu informieren.

Eine umfangreiche Berichterstattung hat zudem Rückwirkungen auf die Unter- nehmenspolitik, in dem Sinne, daß der Erfolgsdruck auf das Management zu- nimmt.

Neben der Prüfung der betrieblichen Finanzierungsmöglichkeiten — im Sinne einer betrieblich notwendigen Beschaffungsleistung — kann durch die Einfüh- rung des Euro auch eine eingehende Überprüfung der Tätigkeiten an den Ab- satzmärkten eines Unternehmens erforderlich sein. Die Kalkulation und Preis- politik von Unternehmen ist in diesem Zusammenhang von zentraler Bedeu- tung. Bevor hierauf näher einzugehen ist, kann mit Blick auf die Kalkulation und Preisgestaltung konstatiert werden, daß evtl. bestehende Unterschiede in bezug auf die Implikationen des Euro für große oder kleine Unternehmen — wie bereits oben dargestellt — im Rahmen der Preiskalkulation verringert wer- den. Denn auch Betriebe, die ohne internationale Verflechtung auf lokalen Märkte agieren, müssen neu kalkulieren. Eine Determinierung der Preise ist dabei in engem Zusammenhang zum jeweiligen Produktprogramm des Unter- nehmens zu sehen. So wird bspw. die Euro-Preisfindung schwierig im Rahmen der Produktion von preiswerten Massenartikeln. Sie kann unrentabel werden, wenn einerseits ein aufgerundeter Euro-Preis am Markt nicht durchzusetzen

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ist, und andererseits eine Abrundung die bei diesen Artikeln ohnehin knappe Gewinnspanne aufzehrt. Häufig wird es deshalb für ein Unternehmen nicht ausreichen, durch Umrechnen und Auf- oder Abrunden zu Preisen zu gelan- gen, die vom Lieferanten oder Endverbraucher auch akzeptiert werden. Eine mögliche Alternative wird in der Änderung von Packungsgrößen sowie in der Variation von Füllgewichten und Füllmengen gesehen, die jedoch wiederum Rückwirkungen auf die Produktion haben.

Zum Schluß der geschäftspolitischen unternehmerischen Betrachtungen soll noch ein aktuelles Thema kurz beleuchtet werden; die Konzentrationstenden- zen von Unternehmungen.

Es gilt dabei zu fragen, inwieweit Fusionen oder Übernahmen von Unterneh- men interpretiert werden können als Mittel strategischer Positionierung in der Währungsunion.

Lassen sich innerhalb Europas und darüber hinaus auch in globaler Sicht ver- stärkt unternehmerische Konzentrationen an den Waren- und Dienstleistungs- märkten feststellen, sind diese letztlich unabhängig von der Unternehmenstä- tigkeit und unabhängig von der Branche auf vier Zielsetzungen zurückzufüh- ren.

Eher von untergeordnetem Interesse sind die beiden Motive Marktmacht und Management-Interessen. Das erste Motiv der Marktmacht daher, weil es die Erlangung einer marktbeherrschenden Stellung des Unternehmens mit alleini- gem Einfluß auf den Marktpreis zum Ziel hat. Die Verwirklichung einer solchen Marktstellung steht jedoch in offensichtlichem Gegensatz zur staatlichen Wett- bewerbspolitik, die einen Gegenpol zur Durchsetzung eines solchen Motivs bildet und somit die Zielsetzung der Unternehmung zu verhindern versucht.

Die Management-Interessen deshalb, weil diesem Rubrum solche Zwecke sub- sumiert werden sollen, die eine Fusion oder einen take-over lediglich vor dem Hintergrund persönlicher Interessen der Manager durchführen mithin ökonomi- sche Zielsetzungen hier außen vor bleiben. Bspw. kann bei durch diese Ziel- setzungen induzierten Übernahmen der Prestigegewinn des einzelnen Mana- gers durch die Führung eines noch größeren Unternehmens eine Rolle spielen.

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Von zentraler ökonomischer Bedeutung sind dagegen die beiden betrieblichen Intentionen der Erlangung von Skalen- und Synergieeffekten.

Skaleneffekte (economies of scale) resultieren daraus, daß sich die Ausbrin- gungsmenge ein- und derselben homogenen Leistung erhöht. So können bspw. Unternehmen die an verschiedenen Standorten das gleiche Produkt her- stellen, diese Produktionsstandorte vor dem Hintergrund der Fixkostendegres- sion und damit vor dem Hintergrund von Skaleneffekten zusammenlegen und hierdurch Kosteneinsparungen realisieren.

Synergieeffekte (economies of scope) resultieren dagegen daraus, daß zwei unterschiedlich strukturierte Unternehmen zusammengehen bspw. zur Nutzung des Absatzes der verschiedenen Produkte durch das dann geschaffene ge- meinsame Händlernetz.

Die Beantwortung der Frage, inwieweit der Euro nun die hier vorgestellten Mo- tive initiiert, kann dabei nicht losgelöst vom Trend zur Globalisierung gesehen werden. Daher ergibt sich die Hypothese, daß der Euro auf die strategische Positionierung von Unternehmen eine katalytische Wirkung entfalten wird, je- doch in der Regel keine strategische Neuausrichtung induzieren kann, da die heute zu konstatierenden Marktstrukturveränderungen vornehmlich durch die zunehmende Globalisierung begründet werden.

Insofern beschleunigt der Euro mglw. die auch ohne Euro-Einführung evidente Marktstrukturveränderung, akzentuiert daraus resultierende strategische Pro- blemstellungen und motiviert dazu, ohnehin notwendige Strategieentscheidun- gen zu treffen; diese können dann auch Konzentrationsentscheidungen bein- halten.

3 Gesamtwirtschaftliche Implikationen

3.1 Allgemein-wirtschaftliche Implikationen

Wenn im folgenden im Rahmen einer zweiten Betrachtungsebene zunächst die allgemein-wirtschaftlichen Implikationen der EWU und im weiteren die finanz- wirtschaftliche Sphäre und hier insbesondere einzelne Segmente des Finanz-

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marktes sowie die Geldpolitik betrachtet werden, kann als die am häufigsten aufgezeigte Konsequenz einer gemeinsamen Währung die effizientere Alloka- tion von Produktionsfaktoren konstatiert werden. Begründet wird dies durch den Wegfall von wechselkursbedingten Wettbewerbsverzerrungen und der Reduzierung von Transaktionskosten sowie den interdependenten Wirkungen zwischen diesen Wohlfahrtsverbesserungen. Einige der in diesem Kontext ge- nannten Argumente bzw. Hypothesen seien hier exemplarisch angeführt.

ð Erhöhte Transparenz hinsichtlich der Preisstruktur — begründet durch einfachen Preisvergleich ohne Kosten für die Informationsbeschaffung hinsichtlich der Höhe aktueller Wechselkurse und für das Umrechnen — auf den Güter-, Dienstleistungs- und insbesondere den Finanzmärkten forciert den Wettbewerb auf diesen Märkten mit positiven Auswirkungen für die Gesamtwohlfahrt.

ð Die Substitution nationaler Währungen durch eine einheitliche gemein- same Währung geht mit dem Wegfall der Notwendigkeit zum Wäh- rungsumtausch einher. Damit entfallen nicht nur Informationskosten, die bzgl. der Beschaffung aktueller Wechselkurse anfallen, sondern auch Kosten, die für den Tauschvorgang an sich entstehen und ihren Nieder- schlag in der Geld-Brief-Spanne im Devisen- und Sortengeschäft der Banken finden. Hieraus folgt für Unternehmen eine Verbilligung von Be- schaffungs- und Absatztransaktionen.

ð Eine weitere Transaktionskostenersparnis ergibt sich durch den Fortfall der Kosten zur Absicherung des Wechselkursrisikos für die Teilnehmer- währungen innerhalb eines gemeinsamen Währungsraums — soweit nennenswerte Wechselkursrisiken zwischen den Teilnehmerwährungen überhaupt noch bestanden —, da auf den Wechselkurs bezogene Absi- cherungsgeschäfte im Rahmen einer gemeinsamen Währung obsolet werden.

Insgesamt dürfen die erwarteten und hier nur kurz skizzierten positiven Wir- kungsprognosen der Währungsunion aus Sicht der über die Grenzen Europas hinaus internationalisierten Unternehmen jedoch nicht überschätzt werden. Ge-

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rade die Diskussion um Deutschland als Finanzplatz und Industriestandort führt deutlich vor Augen, daß der Aktionsraum deutscher Unternehmen keineswegs auf Europa beschränkt ist; vielmehr agieren eine Vielzahl deutscher Unterneh- men in einem internationalen Kontext.

Aufbauend auf den allgemein-wirtschaftlichen Implikationen der Märkte lassen sich mglw. Wettbewerbsverschiebungen — insbesondere eine Wettbewerb- sintensivierung — innerhalb der EWU konstatieren.

Die makroökonomischen Effekte einer solchen Wettbewerbsverstärkung kön- nen dahingehend differenziert werden, daß sie zum einen aus Verbraucherper- spektive und zum anderen aus Unternehmensperspektive betrachtet werden.

Aus der Sicht der Verbraucher ist eine solche Entwicklung durchaus als positiv zu bewerten, da sie meist zu einem erhöhten Güterangebot bei zunächst gleichbleibender Nachfrage führt, das mit einer allgemeinen Preissenkung für die Verbraucher einhergeht.

Aus Sicht der Unternehmer ist diese Wettbewerbsverschärfung jedoch nicht uneingeschränkt positiv, sondern durchaus ambivalent zu bewerten, da einige Unternehmen diesem verstärkten Wettbewerb nicht standhalten können und es somit zu Marktaustritten kommen kann.

Wurden die allgemein-wirtschaftlichen Faktoren vom Standpunkt der Unter- nehmer und der Verbraucher betrachtet, kann dies auch aus Sicht des Ar- beitsmarktes und möglichen Auswirkungen auf diesen erfolgen.

Die positiven Erwartungen bzgl. der Beschäftigungswirkungen der EWU grün- den auf zwei bereits innerhalb der allgemein-wirtschaftlichen Überlegungen vorgestellten Faktoren, deren Wirkungen an dieser Stelle im Rahmen einer Ceteris-paribus-Analyse deutlich gemacht werden können.

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 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-B.5

EWU und Beschäftigung - Szenario I EWU und Beschäftigung - Szenario I

1. Wegfall des 1. Wegfall des Wechselkursrisikos Wechselkursrisikos

2. Erhöhte Preis- 2. Erhöhte Preis- transparenz transparenz

4. Antrieb zum 4. Antrieb zum Güteraus- Güteraus- tausch tausch 5. Positive 5. Positive

Beschäftigungs- Beschäftigungs- effekte

effekte Wirkungskreis

Wirkungskreis c.p.c.p.

Positive Positive Effekte:

Effekte:

3. Spezialisierungen 3. Spezialisierungen

Der erste Wirkungskreis unterstellt, daß durch den Wegfall des Wechselkursri- sikos zwischen den teilnehmenden Ländern eine hohe Preistransparenz auf den Märkten für Waren und Dienstleistungen entsteht. Dies kann zu effizienz- steigerenden Spezialisierungen führen und den innergemeinschaftlichen Gü- teraustausch intensivieren. Die daraus resultierenden Wachstumseffekte für die Unternehmen würden eine Mehrbeschäftigung induzieren.

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 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-B.6

EWU und Beschäftigung - Szenario II EWU und Beschäftigung - Szenario II

1. Einsparung von 1. Einsparung von Transaktionskosten Transaktionskosten

2. Kostenentlastung 2. Kostenentlastung der Unternehmen der Unternehmen

3. Antrieb zur 3. Antrieb zur Mehrproduktion Mehrproduktion

4. Positive 4. Positive

Beschäftigungs- Beschäftigungs- effekte

effekte Wirkungskreis

Wirkungskreis c.p.c.p.

Positive Positive Effekte:

Effekte:

Der zweite Wirkungskreis geht davon aus, daß innerhalb der Euro-Zone die Transaktionskosten des Währungsumtauschs und die bisherigen Kurssiche- rungskosten entfallen, wodurch Unternehmen eine Kostenentlastung erfahren und daraufhin c.p. mehr produzieren und hierdurch die Beschäftigung erhöhen können.

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-B.7

EWU und Beschäftigung - Szenario III EWU und Beschäftigung - Szenario III

Aufgabe des Wechselkursmechanismus Aufgabe des Wechselkursmechanismus

•• Kein Ausgleich von Kein Ausgleich von

Kosten- und Preisunterschieden Kosten- und Preisunterschieden

•• Kein Ausgleich von Kein Ausgleich von

Produktivitätsunterschieden Produktivitätsunterschieden

• Kein Ausgleich von exogenen• Kein Ausgleich von exogenen Angebots- und Nachfragestörungen

Angebots- und Nachfragestörungen

}

NegativeBeschäftigungs-NegativeBeschäftigungs- effekte

effekte Erhöhte

Erhöhte Anforderungen Anforderungen

an die an die Lohnpolitik Lohnpolitik

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Im Rahmen der dritten Betrachtungsweise sind die beiden ersten positiven Analyse-Ergebnisse jedoch zu relativieren. Ausgehend von der Tatsache, daß mit der Einführung des Euro nicht nur EWU-weit das Wechselkursrisiko entfällt, sondern auch der Wechselkursänderungsvorbehalt zur Abfederung einerseits von Kosten- und Preisunterschieden und andererseits zum Ausgleich von Pro- duktivitätsunterschieden zwischen den einzelnen EWU-Volkswirtschaften so- wie für die Verarbeitung von exogenen Angebots- oder Nachfragestörungen, wie sie bspw. in der Vergangenheit im Rahmen der Ölpreiskrise zu beobachten waren. Da somit in der Europäischen Währungsunion der nationalen Wirt- schaftspolitik mit dem nominalen Wechselkurs ein Anpassungsinstrument fehlt

— unabhängig davon ob nun einzelne Länder davon Gebrauch gemacht haben oder nicht — und andere Mechanismen in Form hinreichend hoher Arbeits- kräftewanderungen oder Transferleistungen als Puffer nicht in Betracht kom- men, ist eine flexible Lohnpolitik als ein hypothetischer Lösungsmechanismus der zukünftigen und mglw. auch der gegenwärtigen Beschäftigungsprobleme anzusehen. Gelingt es nicht eine notwendige Flexibilisierung der Löhne zu er- reichen, könnte dies tendenziell negative Beschäftigungswirkungen nach sich ziehen.

In diesem Zusammenhang setzt der Vertrag von Amsterdam nicht auf die For- derung der lohnpolitischen Flexibilität sondern auf eine europaweite Koordinie- rung der Beschäftigungspolitik und auf Beschäftigungsprogramme als Mittel zur Verbesserung der Arbeitsmarktlage. Im Zentrum steht eine „koordinierte Be- schäftigungsstrategie“ der Mitgliedstaaten.

3.2 Weitreichende Implikationen der EWU an den Finanz- märkten der Teilnehmerstaaten

Wenn im folgenden die finanzmarktlichen Implikationen als weitere Determi- nante der gesamtwirtschaftlichen Implikationen evaluiert werden, ist unter quantitativen Gesichtspunkten, — abstrahierend von der Frage, ob durch die Aggregation der Teilmärkte tatsächlich ein einheitlicher europäischer Finanz- markt geschaffen wird — zu konstatieren, daß durch die Etablierung eines ein- heitlichen Währungsraums ein Finanzmarkt mit bemerkenswerter Dimension

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entsteht. Addiert man bspw. den Nominalwert der Wertpapiere auf den Anlei- hemärkten und den Kurswert der Aktien auf den Aktienmärkten aller EWU- Länder, entstehen nach den USA der zweitgrößte Aktienmarkt und zweitgrößte Rentenmarkt der Welt.

Demgegenüber stellen die folgenden qualitativen Überlegungen eine zweite Betrachtungsebene der Finanzmärkte dar.

Der mit dem Euro untrennbar verbundene Wandel von nationalstaatlich diffe- renzierten Währungen hin zu einer Einheits-Währung geht einher mit der mate- riellen Änderung des Zinssatzes in dem Sinne, daß die im Hinblick auf Wech- selkursveränderungen bezogene Komponente der Zinsbildung entfällt. Etwaige Zinsdifferenzen ergeben sich dann nur noch aus Bonitäts- und Liquiditätsun- terschieden der Rentenwerte.

Zu prognostizieren sind weiterhin im Rahmen der am Rentenmarkt zu konsta- tierenden Verbriefungs- und Disintermediationsprozesse strukturelle Verände- rungen dieser Prozesse dahingehend, daß aufgrund der früher vorhandenen Vielzahl der Märkte und des nun von vielen Seiten vorhergesagten großen Eu- ro-Kapitalmarktes die Zahl der Emissionen eines Emittenten sinkt, aber gleich- zeitig das Volumen der einzelnen Emission ansteigt. Der Emittent wird seine Emissionen — bedingt durch die damit einhergehende Transaktionskostener- sparnis — nicht mehr über die verschiedenen Kapitalmärkte streuen, sondern großvolumige Euro-Emissionen („Jumbo-Emissionen“) durchführen.

Wurde schon angedeutet, daß die mit dem größeren Währungsraum verbun- dene Transaktionskostenersparnis zunächst aus Emittentensicht positiv evalu- iert werden kann, steht dieser Kostenersparnis allerdings der Nachteil des Wegfalls von möglichen (marktlichen) Emissionsalternativen gegenüber. Kann der Emittent heute noch zwischen einer Vielzahl von Einzelkapitalmärkten in- nerhalb der EWU wählen und hier bspw. durch swaps währungsbedingte kom- parative Kostenvorteile nutzen, entfällt künftig diese Möglichkeit mit der Zu- sammenfassung zu einem einzigen Kapitalmarkt. Eine pauschalisierende Aus- sage über die Vorteilhaftigkeit der Euro-induzierten Veränderungen ist aller- dings aufgrund der individuellen Unternehmenssituation nicht möglich. Jedoch

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steht den Emittenten als weitere Reaktionsvariable die Möglichkeit offen, ihre Emissionen auf die Währungen der „outs“ und deren Kapitalmärkte zu diversi- fizieren.

Als weitere auf den Anleihemarkt bezogene Entwicklungshypothese für die EWU läßt sich formulieren, daß der Euro zu einer Konzentration des Renten- handels auf die liquidesten Titel führen wird, die damit zugleich benchmark bonds sind und Konditionen am unteren Ende der jeweiligen Zinsspanne für eine Laufzeitkategorie realisieren.

Ebenso wie der Euro die in der näheren Zukunft liegende Entwicklung des Rentenhandels bestimmt, nimmt er auch auf die tradierten Marktstrukturen der Aktienmärkte Einfluß.

Der Euro wird die Integration bzw. Konzentrationstendenzen der nationalen Aktienmärkte auf deutlich weniger Börsenplätze forcieren (mögliche Ver- gleichsmaßstäbe: In der EU bestehen 32, in den USA 8 Börsen.). Ein erstes Beispiel einer solchen Konzentrationsbewegung kann in der sog. „Euro-Allianz“

der kontinentaleuropäischen Börsenplätze Frankfurt, Paris und Zürich gesehen werden. Obschon vorrangiges Ziel der Zusammenarbeit zunächst die vollstän- dige Zusammenführung des deutsch-schweizerischen Terminmarktes EUREX mit den französischen Derivatebörsen MATIF und MONEP ist, bestehen Über- legungen, diese Allianz in gleicher Weise auf die Kassamärkte auszudehnen.

Katalytisch wirken dabei auf einen solchen Konzentrationsprozeß weiter fol- gende, aus der Einführung des Euro resultierende Entwicklungen:

• Die Handelsvolumina in internationalen Standardaktien werden sich mit der Etablierung der EWU auf wenige „große“ Titel („Europa-Aktien“) konzentrie- ren, verbunden mit einem Anstieg des Volumens der einzelnen Transaktio- nen.

• Ebenso unterstützend auf die Integration der Märkte und damit auf den Kon- zentrationsprozeß wirkt die sofortige Umstellung der Kurse von börsenno- tierten Aktien auf Euro zum 1. Januar 1999, da hierdurch die Transparenz erhöht wird.

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 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-B.12

Bedeutungszunahme von credit ratings als

Beurteilungsmaßstab der (ausländischen) Schuldnerbonität Ausländische bonds werden durch Wegfall des

Währungsrisikos c.p. für inländische Anleger attraktiver

• Währungsrisiko im Rahmen der Zinszahlungen und Rückzahlungen entfällt

Größeres Angebot von Anlageoptionen Anleihemarkt

Implikationen für die Vermögensanlage I Implikationen für die Vermögensanlage I

• Laufende und neue Bundesanleihen werden ab 1999 auf Euro umgestellt Prämisse:

Prämisse:

Stabiler Euro Stabiler Euro

In einem solchen Umfeld werden sich auch mit großer Wahrscheinlichkeit Ver- schiebungen bzgl. der Anlegerpräferenzen ergeben. Begründet werden solche Nachfrageverschiebungen durch den Wegfall des Währungsrisikos. Credit ra- tings gewinnen in diesem Zusammenhang als wichtiges Instrument für die Be- urteilung der Bonität der Schuldner verstärkt an Bedeutung. Vor diesem Hin- tergrund läßt sich auch das wiederkehrende Interesse hinsichtlich der bereits schon einmal gestellten Forderung nach einer europäischen Rating-Agentur seitens der Kapitalmarktteilnehmer verstehen, um den europäischen Beson- derheiten z.B. in bezug auf die Rechnungslegung gerecht zu werden bzw. eine Loslösung von ausschließlich amerikanisch geprägten Rating-Agenturen zu erlangen.

(31)

 Professor Dr. Hans E. Büschgen Chart L-B.13

Implikationen für die Vermögensanlage II Implikationen für die Vermögensanlage II

Aktienmarkt

Zuvor existente Währungskomponente im Rahmen der Aktienkurs- bildung entfällt nun durch die gemeinsame Währung "Euro"

Aktienkursbildung in der EWU mglw. nun stärker von unternehmensspezifischen Daten abhängig

Vergrößerung des Spektrums von Aktienanlagen aus Anlegersicht

Prämisse:

Prämisse:

Stabiler Euro Stabiler Euro

?

Ferner ist mglw. auch eine Ausweitung der Anlageoptionen für Anleger — wie- derum begründet durch den Wegfall des Wechselkursrisikos — an den Akti- enmärkten im Euro-Land zu konstatieren. Vor diesem Hintergrund sind auch die Entwicklungen neuer „europäischer“ Aktienindizes zu sehen, die bspw. die Deutsche Börse AG in Zusammenarbeit mit der Pariser und Schweizer Börse sowie dem Finanznachrichtenunternehmen Dow Jones entwickelt hat. Die neu- en Indizes sollen als Performance-Maßstab zum einen für Gesamteuropa und zum anderen für den Euro-Raum dienen. Der EWU-Aktienindex — bezeichnet als „Dow Jones Euro STOXX 50“ — enthält 50 Aktienwerte der „ins“. Als deut- sche Werte sind die Aktien folgender Unternehmen vertreten: Allianz, Bayer, Daimler-Benz, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Lufthansa, Mannesmann, Metro, RWE, Siemens und Veba. Daneben wurde ein 50 Werte umfassender Europa-Index mit Namen „Dow Jones STOXX 50“ entwickelt, der neben den Aktienwerten der „ins“ auch Aktien aus Großbritannien, Schweden und der Schweiz enthält. Dabei fehlen in diesem Index die deutschen Werte Lufthansa und Metro.

Können somit mögliche Erweiterungen der Anlageoptionen von Privatanlegern aber auch von institutionellen Anlegern prognostiziert werden, ist als wichtige

Referenzen

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