Tabakabhängigkeit
Zentrale Rolle der Ärzte
Deutsches Krebsforschungszen- trum, Bundesärztekammer (Hrsg.):
Dem Tabakkonsum Einhalt ge- bieten – Ärzte in Prävention und Therapie der Tabakabhängig- keit, Heidelberg und Berlin 2005, 88 Seiten, kostenfrei zu beziehen über: Deutsches Krebsforschungs- zentrum, Fax: 0 62 21/42 30 20, oder als pdf-Datei unter: www.tabak kontrolle.de/pdf/Aerzte_in_Prae vention_und_Therapie.pdf
Allein in Deutschland sterben jährlich weit mehr als 100 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, das sind mehr als 300 Menschen pro Tag.
Die Hälfte dieser Opfer des Tabakkonsums erreicht nicht einmal das 70. Lebensjahr.
Ärzten fällt in der Beratung von Rauchern eine zentrale Rolle zu, weil sie tagtäglich in Klinik und Praxis mit den oft- mals dramatischen gesund- heitlichen Folgen des Tabak- konsums konfrontiert werden.
Im kontinuierlichen Patien- tenkontakt können Ärzte Raucher auf ihr Verhalten an- sprechen, sie zu einem Rauch- stopp motivieren und in der Entwöhnungsphase kompe- tent begleiten. Allerdings ma- chen Ärzte immer noch viel zu selten von dieser Möglich- keit Gebrauch und unter- schätzen, welche Wirkung be- reits eine relativ kurze An- sprache des Rauchers durch den Arzt hat. Dies belegen verschiedene wissenschaftli- che Untersuchungen. Nach
einer aktuellen Studie, die mit niedergelassenen Allgemein- ärzten in Baden-Württem- berg durchgeführt wurde, wird die Beratung von Rau- chern – neben Zeitproblemen und einer mangelhaften Ver- gütung – durch die eigenen Unsicherheiten, wie eine Raucherberatung wirkungs- voll durchgeführt werden kann, behindert.
Deshalb hat die Bundes- ärztekammer zusammen mit dem Deutschen Krebsfor- schungszentrum zum dies- jährigen Weltnichtrauchertag eine wissenschaftliche Publi- kation herausgegeben, die die gesundheitlichen Folgen des Rauchens thematisiert und Handlungsmöglichkeiten für Ärzte aufzeigt.
In dem Band wird ein brei- tes Spektrum von Krank- heitsbildern vorgestellt, die maßgeblich durch den Tabak- konsum hervorgerufen oder durch ihn ungünstig beein- flusst werden. Einzelne Bei- träge widmen sich den Herz- Kreislauf-Erkrankungen, den Atemwegs- und Krebserkran- kungen sowie den Auswir- kungen, die das Rauchen auf den Stütz- und Bewegungsap- parat, auf Hauterkrankungen, aber auch auf das Operations- geschehen und auf postopera- tive Heilungsverläufe hat.
Ein weiterer thematischer Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der gesundheit- lichen Folgen des Passiv- rauchens, die am Beispiel Schwangerer und des plötzli- chen Kindstodes aufgezeigt werden. Ein eigenes Kapitel
ist dem Rauchen von Kindern und Jugendlichen sowie ihrer Beratung durch Kinder- und Jugendärzte im Verbund mit anderen Berufsgruppen und Einrichtungen gewidmet.
Ärzte, die sich bereits in der Raucherberatung enga- gieren, wissen um die Schwie- rigkeiten, Raucher zum Rauch- stopp zu motivieren oder sie in ihrer Motivation zu unter- stützen. Mehrere Beiträge des vorliegenden Bandes ge-
hen auf diese Problematik ein und zeigen Wege auf, wie das Gespräch mit dem Patienten sinnvoll gestaltet werden kann. In einem eigenen Kapi- tel wird zudem auf medika- mentöse Behandlungsmög- lichkeiten zur Abmilderung körperlicher Entzugssympto- me eingegangen.
Ein weiterer Beitrag be- fasst sich mit den bestehenden ärztlichen Fortbildungsmög- lichkeiten zum Thema „Rau- chen“ und geht auch auf die neu von der Bundesärzte- kammer geschaffene Qualifi- kation „Tabakentwöhnung“
ein. Die Darstellung der ver- fügbaren Vergütungsmöglich-
keiten soll dazu beitragen, Vorbehalte interessierter Ärz- te, die gegenüber der Rau- cherberatung aufgrund be- triebswirtschaftlicher Überle- gungen bestehen, abzubauen.
Anhand der in dem Band vor- genommenen Darstellung der bisherigen Ärztetagsbeschlüsse und der Verlautbarungen der verfassten Ärzteschaft zum Thema wird verdeutlicht, dass der an der Tabakproblematik interessierte Arzt nicht alleine steht, sondern dass Tabak- kontrolle und Raucherbe- ratung zentrale Anliegen der gesamten Ärzteschaft dar- stellen.
Ärztliche Beratung von Rauchern kann jedoch nur dann dauerhaft wirksam sein, wenn sie in einem gesell- schaftlichen Klima stattfin- det, in dem das Rauchen die Ausnahme und das Nichtrau- chen die Normalität darstel- len. In eigenen Beiträgen werden deshalb die politi- schen Möglichkeiten eines Maßnahmenmixes zur Tabak- kontrolle aufgezeigt – nicht ohne gleichzeitig darzustel- len, wie die Tabakindustrie in der Vergangenheit immer wieder versucht hat, entspre- chende Bemühungen zu un- terlaufen oder mit wissentli- chen Falschinformationen zu konterkarieren.
Der nun vorgelegte Band ist eine umfassende Informa- tionsquelle für solche Ärzte, die die Raucherberatung als eine wichtige ärztliche Aufga- be verstehen und sie intensiv in der Praxis verfolgen möch- ten. Wilfried Kunstmann
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A1584 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 22⏐⏐3. Juni 2005
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Neueingänge
Medizin/Naturwissenschaft K. Hübner (Hrsg.): Praktische Sklerotherapie. Anleitung zur Sklerosierungsbehandlung der Varikose und anderer Indikatio- nen. Viavital Verlag, Essen, 2005, 240 Seiten, 438 meist farbige Ab- bildungen, kartoniert, 35 A Andreas Hochhaus, Ute Berger, Rüdiger Hehlmann (Hrsg.):
Chronische myeloische Leuk- ämie. Empfehlungen zur Diagno-
stik und Therapie. 2., neu bearbei- tete Auflage, UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bremen, 2004, 160 Seiten, 104 Abbildungen, Hardcover, 44,80 A
Isolde Richter: Atlas für Heil- praktiker. Anatomie · Physiolo- gie · Krankheitsbilder. 2. Auflage.
Urban & Fischer Verlag, Mün- chen, 2005, 591 Seiten, 660 meist vierfarbige Abbildungen, gebun- den, 52 A
Zvonka Zupanic Slavec: New Method of Identifying Familiy Related Skulls. Forensic Medicine,
Anthropology, Epigenetics. Sprin- ger-Verlag, Wien, New York, 2004, 255 Seiten, zahlreiche Ab- bildungen, Hardcover, 69 A Hans Walter Striebel: Anästhe- sie – Intensivmedizin –Notfall- medizin. Für Studium und Aus- bildung. 6., aktualisierte und erweiterte Auflage. Schattauer GmbH, Stuttgart, 2005, XVI, 544 Seiten, 234 Abbildungen, 61 Tabellen, kartoniert, 34,95 A Kurt Biener: Gesundheitserzie- hung. Intervention und Evalua- tion. (Gesundheitswissenschaf-
ten). Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen u. a., 2005, 214 Seiten, 61 Tabellen, kartoniert, 34,95 A Norbert Schmacke: Wie viel Me- dizin verträgt der Mensch?.
G+G – Kleine Reihe, KomPart- Verlag, Bonn/Bad Homburg, 2005, 204 Seiten, 11,80 A Ulrike Weyland, Jens Krämer (Hrsg.): Praxisleitfaden Zahn- medizinische Fachangestellte.
Urban & Fischer Verlag, Mün- chen, Jena, 2005, XII, 628 Seiten, 52 SW-Abbildungen, 80 Tabellen, PVC-Einband, 36 A