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Archiv "Überbelastung: Das Eigenstigma" (22.10.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 42

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22. Oktober 2010 A 2049

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

ÜBERBEL AS TUNG

Eine Befragung zeigt, dass die Ge- sundheit vieler Ärz- te durch beruflichen Stress gefährdet ist (DÄ 33/2010: „Be- rufliche Überbelas- tung: Sind gestresste Ärzte die depres- siven Patienten von morgen?“ von Katja Geuenich).

Ü S

E z s t S ( r tung:Sind gestresste

in der Gesellschaft liegt, wie Nie- haus sagt, sollten vielleicht die Ärzte unsere Welt lauthals wach- rütteln: „Mehr Ethikrichtlinien, mehr Werte!“, statt eisern auszu- halten und bloß nichts zu spüren.

Dr. med. Ute Kiehn-Müller, 21635 Jork

Das Eigenstigma

Es ist sehr zu begrüßen, dass schon in der Überschrift von „de- pressiven Patienten“ geschrieben wird und dass im gesamten Artikel das Wort „Depression“ öfter fällt als das sonst leider allgegenwärti- ge „Burn-out“.

Leider gehört es mittlerweile zum guten Ton, „ausgebrannt“ zu sein – selbst für Menschen, die noch nie gelodert haben. Im Gegensatz dazu wird noch heute die „Depression“

mit „Schwäche“ und „Versagen“ in Verbindung gebracht – und das (besonders?) von Ärzten und offen- bar besonders bei Psychiatern, bei denen die Lebenszeitprävalenz der Depression nach Maxi Braun (Ner- venheilkunde 9, 2008; 800–804) gar mindestens doppelt so hoch ist wie bei Nichtärzten, nämlich über 40 Prozent.

Seit mehreren Jahren bin ich auf der Suche nach circa zehn Kolle- gen aus dieser Gruppe, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich, um gemeinsam die Antistigma- bewegung zu unterstützen, für die ich allein zumindest in geringem Umfang schon erfolgreich sein kann. Leider melden sie sich trotz vielfältiger Aufrufe, auch in Fach- medien, nicht.

Die Gründe dürften vor allem darin liegen, dass bei Psychiatern das

„Eigenstigma“ (und das vermeintli- che öffentliche Stigma) bedeutend größer ist als in der Normalbevöl- kerung, selbst nach überstandener Depression, auch wenn sie ihren Patienten zumeist einen möglichst offenen Umgang mit der Erkran- kung ans Herz legen.

Die seit Jahren sinkende Zahl der Suizide (seit 2006 unter 10 000), die, bei vermutlich weitgehend konstant bleibender Erkrankungs- häufigkeit, deutlich häufigere Dia - gnose „Depression“ (statt zum Bei- spiel „Rückenschmerzen“), die ra- sante Zunahme der Patienten, die Hilfe beim Psychiater oder gar in der Psychiatrischen Klinik suchen – all das sind auch Ergebnisse der Anti stigmaarbeit.

Aber wir werden Stigma kulturell nur auflösen, wenn wir es als Ärzte nicht selbst durch unser Verhalten eher stärken.

Frau Dr. Geuenich hat völlig recht:

Der Gesundheitsschutz der Ärzte verlangt nicht nur ein „Umstruktu- rieren im Arbeitsalltag“, sondern vor allem ein „Umdenken“, aus meiner Sicht insbesondere ein Um- denken im Umgang mit uns selbst, wenn „es“ uns getroffen hat, denn

„es“ kann bekanntlich jeden treffen – aber uns Psychiater offenbar be- sonders leicht!

Gestresste Ärzte sind also nicht erst die Patienten von morgen! Sie sind schon in vielen Fällen die Pa- tienten von heute! Aber sie machen krankheitsbedingt die gleichen Fehler wie jeder Depressive: Sie bagatellisieren oder negieren die Symptome bis gar nichts mehr geht . . .

Michael Freudenberg, AMEOS Klinikum Neustadt, 23730 Neustadt in Holstein

Nicht mehr Halbgott

Salutogenese! „Wie entsteht ei- gentlich meine Gesundheit?“, frag- te der Arzt. Endlich diese Frage!

Es geht um ihn selbst. Einmal weit weg vom Halbgott in Weiß.

Einmal nur Mensch. Wer ist er?

Gar nicht so selten ein depressiver und hilfsbedürftiger Mensch!

Da sich unsere globale Gesellschaft in ständigem schnellem Wandel be- findet, darf unser Ärztestand nicht stehenbleiben. Der Arzt ist nicht mehr der Halbgott in Weiß, die Pa- tienten emanzipieren sich, die Bü- rokratie nimmt zu, Krankenhäuser sind Wirtschaftsunternehmen.

Und die Patienten, sind sie nicht besser mündige Kunden?

Ich denke, zu einem Arzt mit ver- minderter Sensibilität und Empa- thiefähigkeit kann man keinen Pa- tienten, sondern eher einen Kunden schicken. Dieser trägt besser die Verantwortung für sein Tun. Dann fällt die Hierarchie weg, was eine Entlastung sein könnte.

Der Arzt dürfte dann empathischer Mensch sein, eigene Nöte haben und zeigen.

Ein Umstrukturieren des Arbeits- alltags, wie Dr. Niehaus vorschlägt, reicht nicht aus. Da der Kern tiefer

B R I E F E

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