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4 0 1Tribhuvanamalla V i k r a m ä d i t y a VI. (1076—1126) h a t t e der M a h ä m a n d a lesvara Ä h a v a m a l l a P e r m a n d i eine Stiftung f ü r ein JainaKloster gemacht, u n d der H ä u p t l i n g Chillamaya den YellamaTempel errichtet. Gelegenheits
f u n d e jedoch weisen bis in prähistorische Zeiten zurück, v e r w a n d t m i t den K u l t u r e n von Kotdijl, Nevasa u n d Yeleswaram.
H . GOETZ, H e i d e l b e r g
R. S. MCGKEGOR, The Language of Indrajit of Orchä. A study of early Braj Bhäsä Prose, 1968, Cambridge, A t t h e University Press, Seitenzahl: 264.
Das vorliegende Buch, die überarbeitete Fassung einer Londoner Disser
tation, stellt einen wichtigen Beitrag zur K e n n t n i s der frühneuindischen Sprachform dar. D e n n der hier aus einem einzelnen, aber guten Ms. edierte T e x t , ein von d e m R a j a I n d r a j i t u m 1600 v e r f a ß t e r K o m m e n t a r z u m Nitisataka des B h a r t r h a r i , ist der erste b e k a n n t gewordene P r o s a t e x t in B r a j Bhäsä, der einst blühenden, aber h e u t e durch das allmächtige H i n d i zur völligen Bedeutungslosigkeit verurteilten Literatursprache von Nord
indien. Mit R e c h t b e t o n t der Autor (p. 7f.), daß wir von einem solchen T e x t weitgehend A u f k l ä r u n g darüber erwarten können, was in den politischen W e r k e n n u r Zugeständnisse an Metrum, Reim, Stil usw. ist u n d was der wirklichen gesprochenen Sprache angehört. E i n konkretes Beispiel ist ähi, das bisher n u r als eine ausschließlich durch das M e t r u m bedingte oder gar der B r a j Bhäsä gar nicht angehörige Dialekt Variante zu hai „ i s t " gedeutet wurde, in unserem T e x t aber deutlich f ü r Sätze von emphatischem Charakter kennzeichnend ist (p. 163).
D a ß es freüich auch bei einem P r o s a t e x t gar nicht so einfach ist, a n die wirklich gesprochene Umgangssprache heranzukommen, zeigt bereits deut
lich die Lautlehre. Wie in den meisten D o k u m e n t e n des Frühneuindischen wimmelt es auch hier von graphischen Varianten, die auf phonologischev Aufhebung, historisierender Schreibung (wie bei y f ü r j p. 119f.), Einfluß der Sprache des zeitlich späteren Abschreibers u n d nicht zuletzt auch auf Schreibfehlern beruhen. Bei den Bemühungen, zu der dahinter stehenden Phonologie I n d r a j i t s vorzudringen, scheint mir der Verfasser nicht immer gleich erfolgreich zu sein. So k a n n aus Schreibungen wie sali neben salya wohl k a u m auf eine allgemeine Schwächung des a im Auslaut geschlossen werden; es k a n n sich genausogut u m eine dem mittelind. Sarhprasärana vergleichbare Sonderregelung hinter dem P h o n e m y handeln. — Die um
ständliche Behandlung des graphischen Wechsels von b u n d v (p. 120f.) wäre wohl nicht nötig gewesen; die Annahme, es habe —• wie e t w a im modernen Spanischen — nur ein stimmhaftes labiales P h o n e m gegeben, das je nach U m g e b u n g zwischen b u n d v schwankte, genügt doch vollkommen.
I m übrigen stört hier wie auch bei anderen Stellen der unklare, weil nirgends definierte Gebrauch der Termini „stress", „stressed syllable". E i n distinkti
ver Akzent k a n n d a m i t nicht gemeint sein, denn einen solchen h a t es seit f r ü h m i . Zeit bis heute in keiner neuindoar. Sprache außer im äußersten N W gegeben, ebensowenig die rein phonetische Verstärkung der I n t e n s i t ä t , die prosodisch schwere Silben im Neuind. zu b e k o m m e n pflegen, sonst k ö n n t e in p. 114 § 7 nicht die Frage gestellt werden, ob es ein „unstressed ü " in der Sprache gegeben habe.
Originalveröffentlichung in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Wiesbaden, 120.1970, S. 401-402
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Die Formenlehre, die der Verfasser selbst als „relatively homogenous"
(p. 127) bezeichnet, ist m i t großer Sorgfalt u n d Übersicht dargestellt. Zu fragen ist nur, wieso das Absol. auf * als „ S t a m m f o r m (stem form) bezeichnet w i r d ; a u f g r u n d einer ( u n s t a t t h a f t e n ) Ü b e r t r a g u n g aus dem modernen Hindi, wo ja durch den Schwund des -i das K u r z absol. sekundär mit der S t a m m f o r m zusammenfällt? Interessant ist die Verbindung der Partikel -kirn f ü r das b e s t i m m t e O b j e k t (p. 217).
Sem d a n k e n s w e r t ist der A n h a n g über die wesentlichsten Eigenheiten der Sprache I n d r a j i t s (p. 226—232). Dagegen war der Verfasser nicht gut be
raten, als er sich s t a t t m i t einem vollen Spezialwörterbuch mit einem
„select glossery'" begnügte. Gerade die Schlichtheit des Textes h ä t t e zu
s a m m e n m i t seiner vorzüglichen D a r b i e t u n g u n d B e a r b e i t u n g das Buch besonders geeignet als E i n f ü h r u n g f ü r A n f ä n g e r gemacht, der sich n u n auch weiterhin die Vokabeln m ü h s a m woanders zusammensuchen m u ß .
H E R M A X N B E R G E R , H e i d e l b e r g