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Zwölftes Kapitel

Im Dokument Caroli Ernesti a Baer (Seite 174-196)

Von den Harnwerkzeugen.

§•

71-Bei den höhern Wirbelthieren, den Batrachiern, den Grätcu-frschen u n d mufhmasslich auch bei den Knorpelfischen bilden sich unter der R ü c k e n w a n d des Rumpfes nach einander zwei Paar harn­

bereitende Drüsen, v o n denen aber im Verlaufe der E n t w i c k e l u n g dieser Thiere die des einen Paares mehr oder weniger vollständig vergehen, nachdem die beiden andern entstanden und zu einer S c -cretion v o n H a r n fähig g e w o r d e n sind. Es lassen sich daher bei den Wirbelthieren im A l l g e m e i n e n primitive oder vorübergehende und secundäre oder bleibende Nieren unterscheiden. D i e erstem sind mit den N a m e n der W o L F F s c h e n K ö r p e r oder der Primordial -nieren oder der Ur-nieren belegt w o r d e n , die l e t z t e m aber führen den N a m e n der Nieren.

§• 72.

Bei den Grätenfischen erreichen die W o L F F s c h e n K ö r p e r nur eine im Verhältniss zu dem ganzen L e i b e geringe Grösse, liegen in dem vordersten Theil der R u m p f h ö h l c , haben nach erlangter A u s ­ bildung eine ungefähr ovale F o r m und sind mit ihrem dünnern E n d e nach hinten gekehrt. AVie es den A n s c h e i n hat, besteht ein j e d e r nur aus einem einzigen dünnen K a n a l , der in mehrere ein­

ander dicht anliegende und durch ein weiches Blastem verbundene kurze Schlingen zusammengelegt ist. Ueber die D r ü s e hinaus setzt sich dieser Kanal in einen unter der R ü c k e n w a n d der Rumpfhöhle

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nach hinten verlaufenden geraden A u s führungsgang fort, der sich nicht fern v o n dem E n d e der Rumpfhöhle mit dem gleichen K a n a l der andern Seitenhälfte zu einem gemeinschaftlichen Stamm ver­

einigt. D e r Stamm der beiden G ä n g e aber mündet sich nach einem kurzen Verlauf durch eine kleine Oeffnung, den nachherigen Porus uro-genitalis, dicht hinter dem After aus. — O b bei den Gräten­

fischen nicht nur die angeführten Harndrüsen, sondern auch ihre Ausführungsgänge späterhin v e r g e h e n , oder o b hingegen die letz­

tern bestehen b l e i b e n , ist noch nicht ermittelt w o r d e n . A u c h ist es n o c h u n b e k a n n t , wie und woher bei diesen Fischen u n d den Knorpelfischen die eigentlichen Nieren entstehen.

§• 73.

Bei den Batrachiern erlangen die W o L F F s c h e n K ö r p e r eben­

falls nur eine verhältnissmässig geringe Grösse u n d haben ihre Lage in dem vordersten Theil der R u m p f h ö h l e , liegen also, wenn bei diesen Thieren bereits die K i e m e n entstanden sind, gleich hin­

ter denselben. D i e Form , die sie erhalten , hat eine Aehnlichkeit entweder mit der v o n stark b i c o n v e x e n Linsen oder, mit der v o n K u g e l n . D e m innern Baue nach besteht ein j e d e r bei den M o l c h e n und der Feuerkröte (Bombinator igneus), wenn er seine völlige A u s b i l d u n g erlangt hat, ähnlich einer Schweissdrüse des Menschen aus einem einzigen zusaminengeknäuelten Kanal, der sich, ohne in seiner D i c k e verändert zu sein, in einen Ausführungsgang fort­

setzt. Bei andern Batrachiern aber scheint der Kanal, welcher den W o L F F s c h e n K ö r p e r selbst darstellt, verästelt zu sein. D i e A u s ­ führungsgänge dieser Organe gehen zu beiden Seiten der Aorta und des Gekröses unter der R ü c k e n w a n d der Rumpfhöhle nach hinten, verlaufen geradlinig u n d münden getrennt v o n einander in die K l o a k e . A n der innern Seite derselben bilden sich in der hin­

tern Hälfte der Rumpfhöhle die Nieren. D i e s e erscheinen anfang­

lich als kolbenförmige oder knopfförmige, kurzgestielte, hohle u n d u n d in zwei auf beide Seitenhälften des Leibes vertheilten R e i h e n hinter einander gelagerte K ö r p e r c h e n , die mit ihrem dickern E n d e g e g e n die Mittelebene des Leibes hingekehrt sind, mit dem dün­

nern E n d e aber in j e n e Ausführungsgänge der WoLFFschen K ö r

-165 per ü b e r g e h e n , aus denen sie ohne Zweifel durch den Prozess der Ausstülpung entstanden sind. Allmälig werden sie dann, während einige Zeit hindurch n o c h neue entstehen, in Kanälchen umgewan­

delt, die bei zunehmender Verlängerung sich immer mehr schlän­

geln u n d w i n d e n , dabei auch dicker werden und sich meistens ziemlich stark verzweigen. Ferner kommen die einer j e d e n Eeihe, während sie sich vergrössern, schon frühe in der R e g e l sämmtlich dicht bei einander zu l i e g e n , werden darauf durch ein zwischen ihnen sich ablagerndes Blastem mit einander innig vereinigt und setzen mit demselben eine einzige mehr oder weniger längliche, massig breite und im Verhältniss zu ihrer Breite ziemlich dicke Masse zusammen. A u c h entwickelt sich während dessen zwischen ihnen eine starke V e r z w e i g u n g v o n Blutgefässen nebst einer M e n g e v o n M.u.riGHischen Gefässknäueln. D a g e g e n verschwinden, wäh­

rend sich die Nieren ausbilden, die Woi.FFSchcn K ö r p e r spurlos.

D i e Ausführungsgänge dieser Drüsen aber verbleiben entweder nach ihrer ganzen L ä n g e , oder doch soweit sie an den Nieren u n d n o c h über dieselben nach hinten hinaus verlaufen, nehmen an D i c k e z u , u n d dienen theils als Harnleiter, theils auch späterhin als Eierleiter oder Samenleiter. Jedoch bleibt sich das Verhältniss, in welchem bei den Batrachiern die Harnkanälchen der Nieren zu den ursprünglichen Ausführungsgängen der W o i . F F s c h e n K ö r p e r in einer frühen Zeit der Entwickelung stehen, nicht bei allen die­

sen Thieren gleich. W a s zunächst die männlichen Exemplare an­

belangt, so bleiben diese Gänge bei denen v o n Necturics, Hypo-chthon u n d Bombinator den Nieren immer dicht angeschlossen u n d nehmen die Harnkanälchen derselben unter rechten W i n k e l n auf.

Bei denen v o n Menopoma entfernt sich ein j e d e r etwas v o n der Niere seiner S e i t e , erhält von dem Bauchfell ein ihn mit derselben verbindendes Haltungsband, nimmt j e d o c h die Harnkanälchen die­

ses Organs e b e n s o , wie bei den ersterwähnten Thieren männlichen G e s c h l e c h t s , immer in einer Reihe hinter einander auf. Bei man­

chen andern männlichen Batrachiern aber, so namentlich bei den M ä n n c h e n der M o l c h e , der Salamander, Frösche (Ranae) u n d des Bufo cinereus, entfernt sich der Ausführungsgang des WoLFFschen K ö r p e r s nicht nur etwas v o n der Niere und gewinnt dabei ein

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tungsband, sondern verkürzt sich u c h , so weit er an der Niere anfangs verläuft, in einem hoben Grade, in F o l g e w o v o n nunmehr die E n d e n der in ihn sich mündenden Harnkanälchen der Niere immer mehr zusammenrücken, bis sie säinmtlich dicht zusammen­

treffen. Ist dies geschehen, so spinnen die angeführten Kanälchen zusammengenommen aus dem Ausführungsgange des bereits ver­

schwundenen WoLFFschen K ö r p e r s , während u n d weil der hin­

ter ihnen liegende Theil dieses Ganges sich weniger verlängert, als der hinter ihnen und der Niere liegende Theil des Rumpfes, also v o n der Niere sich nach hinten entfernt, einen ihnen gemein­

schaftlichen Stamm aus, der dann gleichsam einen besondern Harn­

leiter der Niere darstellt. N u r sehr kurz bleibt dieser ihr Stamm, der als ein Seitenast v o n dem Ausführungsgange des WoLFFschen Körpers erscheint, bei den M o l c h e n u n d Salamandern, ziemlich lang aber wird er bei den Fröschen und bei Bufo cinereus. — Aehnliclie V o r g ä n g e , wie die so eben angegebenen bei den zuletzt genannten Batrachiern männlichen Geschlechts, finden auch bei den weiblichen Individuen aller Batrachier statt, in F o l g e deren denn auch bei diesen nach vollendeter Entwickelung die Ffarnka-nälchcn einer jeden Niere mittelst eines besondern und zwar je nach den Arten dieser Thiere mehr oder weniger laugen gemeinschaft­

lichen Stau,nichens in den hintersten Theil des ursprünglichen A u s ­ führungsganges eines WoLFFschen Körpers übergehen.

§. 74.

Bei den höhern Wirbelthieren erreichen die WoLFFschen K ö r ­ per eine vcrhältnissniässig viel bedeutendere G r ö s s e , als bei den niedern, und erstrecken sich gleich nach ihrem Erscheinen durch die ganze L ä n g e der Rumpfhöhle, deren R ü c k e n w a n d sie dicht an­

liegen. Nachher verlängern sie sich zwar weniger, als der Rumpf, u n d entfernen sich deshalb allmälig immer mehr theils v o n dem v o r d e m , theils a u c h , w e n n g l e i c h in geringerm G r a d e , v o n dem hintern Ende desselben, nehmen aber dafür beträchtlich an D i c k e zu, und zwar am meisten bei den Säugethieren, bei denen sie, wenn das Zwerchfell entstanden ist, in der TJnterleibshöhlc gefunden werden. Nach erhaltener A u s b i l d u n g stellt ein jedes v o n diesen

167 Organen einen mehr oder weniger langgestreckten K ö r p e r dar, an dem sich ein stumpfer u n d ein massig scharfer L ä n g e n r a n d , sowie eine c o n v e x e und eine schmälere concave Seite unterscheiden las­

sen. Mit dem stumpfen l i a n d e ist es neben der A o r t a an die ltücken-wand des Rumpfes dicht angeheftet, mit der c o n v e x e n Seite nach oben und aussen, mit dem scharfen R a n d e nach aussen und unten, mit der coneaven Seite nach innen u n d unten gekehrt. D e m in­

nern Baue nach besteht es nach vollendeter Ausbildung wesentlich erstens aus einer Reihe v o n Harnkanälchen, die quer verlaufen, an der c o n v e x e n Seite des Organs meistens dieser entsprechende und dicht auf einander folgende B o g e n , dagegen an der innern Seite u n d in der Tiefe desselben starke Schlängelungen u n d W i n d u n g e n bilden, zweitens aus einer grossen M e n g e zerstreut liegender M A L -piGHischer Gefässknäuel und drittens aus einem nur sehr massig dicken Ausführungsgange, der die Harnkanälchen nach einander aufnimmt, entweder an dem scharfen R a n d e (Säugethicre) öder an der c o n v e x e n Seite des Organs nach dessen ganzer L ä n g e verläuft, auch über dasselbe sich nach hinten mehr oder weniger weit hin.

aus erstreckt und sich endlich entweder in eine K l o a k e , oder aber

— so namentlich bei fast allen Säugethieren, wenn bei ihnen nicht mehr eine K l o a k e vorkommt — in einen Sinus uro-genitalis mün det. N a c h d e m bei den höhern Wirbelthieren während des .Frucht­

lebens die Woi.KFschcn K ö r p e r eine mehr oder weniger lange Zeit als l l a r n w c r k z c u g e g e d i e n t , die Nieren aber sich bereits so weit entwickelt h a b e n , dass auch sie schon Harn bereiten k ö n n e n , be­

ginnt in den erstem Organen eine rückschreitende Metamorphose.

B e i den weiblichen Individuen dieser Geschöpfe vergehen nämlich dieselben nunmehr, obschon nur ganz allmälig, entweder bis auf die letzte Spur, oder ausnahmsweise bis auf einige Ueberrcste, die nach­

her gar keine Verrichtung auszuüben haben. So bleiben bei den weiblichen Individuen des Menschengeschlechts einige Harnkanäl­

chen nebst Theilen v o n den Ausführungsgängen der WoLFFschen K ö r p e r z u r ü c k , die zusammengenommen die RosENMUELi.ERschen Organe (oder NebeneierstöckeJ darstellen, desgleichen bei denen der Wiederkäuer u n d Schweine Theile der erwähnten Ausführungs gänge, welche L eberreste bei ihnen den N a m e n der GAHTNEKSCIICII

Kanäle erhalten haben. — Bei den männlichen Individuen der hö­

hern Wirbelthiere bleiben die Ausführungsgänge der W o L F F s c h e n K ö r p e r bestehen, nehmen an Grösse n o c h zu u n d stellen späterhin die Canales epididymidum und die Ductus deferentes dar. A u c h verbleiben bei ihnen einige wenige v o n den 'Harnkanälchen der W o L F F s c h e n K ö r p e r u n d bilden die Vasa efferentia der H o d e n , desgleichen namentlich bei dem M e n s c h e n die Vasa aberrantia Halleri. D i e meisten Harnkanälchen dieser Organe aber vergehen ohne eine Spur v o n sich zurückzulassen.

I m Verhältniss zu der Dauer des Fruchtlebens schwinden die W o L F F s c h e n K ö r p e r der höhern W i r b e l t h i e r e im Ganzen g e n o m ­ men am frühesten u n d raschesten bei den Säugethieren. D e n n die­

j e n i g e n Theile v o n ihnen, w e l c h e bei diesen vergehen, verschwin­

den schon lange vor der Mitte des Fruchtlebens derselben. D a g e ­ g e n findet man v o n ihnen im Ganzen sowohl bei m ä n n l i c h e n , als auch bei weiblichen V ö g e l n u n d Reptilien massig grosse Ueberreste n o c h nach B e e n d i g u n g des Fruchtlebens.

D i e N i e r e n und H a r n l e i t e r bilden sich bei den höhern Wirbelthieren ganz unabhängig v o n den W o L F F s c h e n K ö r p e r n und deren Ausführungsgängen. W i e u n d w o h e r sie bei denselben ent­

stehen, ist nur erst bei den \ ögcln erforscht w o r d e n . Bei diesen entspringen nach R E M A K S Untersuchungen an dem H ü h n c h e n die Nieren u n d ihre Harnleiter neben u n d nach innen v o n den A u s ­ führungsgängen der W o L F F s c h e n K ö r p e r aus der K l o a k e , erschei­

nen anfangs als ein Paar v o n dieser nach v o r n gehende hohle Z a ­ pfen, verlängern sich aber ziemlich rasch und stellen nach kurzer Zeit zwei dünne, fast ganz gerade u n d nach vorn gerichtete b l i n d e Röhren dar, die zwischen der R ü c k e n w a n d des Rumpfes u n d den W o L E F s c h e n K ö r p e r n gelagert sind u n d aus zwei verschiedenen Schichten bestehen, v o n denen die dünnere innere als eine Fort­

setzung des Drüsenblattes des Darmkanals erscheint. Demnächst schwillt an den v o r d e m längern Hälften dieser R ö h r e n die äussere Schicht derselben, die sich als eine Fortsetzung des Faserblattes des Darmkanals darstellt, stärker an, worauf nunmehr daselbst die innere Schicht nach einander ziemlich viele kleine A u s b u c h t u n g e n in sie hineinsendet, die alsbald die F o r m v o n kurzen K o l b e n g e

-169 -winnen. Diese aber verlängern sich dann allmälig, treiben hohle Sprossen hervor, verzweigen sich überhaupt sehr stark in den n o c h immer mehr anschwellenden Partien der äussern Schicht u n d sind insofern als die Grundlagen v o n den Harnkanälchen der Nieren zu betrachten, als sich aus ihnen das Epithel dieser Kanälchen ent­

wickelt. D i e Drüsenmembran der angeführten K a n ä l c h e n , das B i n d e g e w e b e der Nieren u n d die in diesem befindlichen V e r z w e i ­ g u n g e n v o n Blutgefässen entwickeln sich aus den stark hervorge-wucherten Partien der Substanz, welche die äussere Schicht der beiden ursprünglich einfachen Röhren bildet, die als die A n l a g e n der Harnleiter u n d der Nieren erscheinen. — I m Verlaufe der Ent­

wickelung bilden sich bei den V ö g e l n die Nieren zu zwei unmittel­

bar hinter den L u n g e n liegenden grossen Massen aus, die eine mehr oder weniger längliche Form haben, im Verhältniss zu ihrer L ä n g e ziemlich dick und meistens auch ziemlich breit sind, in der R e g e l in etliche L a p p e n getheilt erscheinen, immer an ihrer einen Seite mit der R ü c k e n w a n d des Rumpfes zusammenhängen und zu der Zeit, da die W o L F F s c h e n K ö r p e r n o c h ansehnlich gross sind, zwi­

schen j e n e n u n d diesen ihre L a g e haben.

E i n e verhältnissmässig geringere Grösse u n d andere F o r m e n , als bei den V ö g e l n , erlangen die Nieren bei den Reptilien. W i e bei j e n e n Thieren, liegen sie aber auch bei diesen zwischen den W o L F F ­

schen K ö r p e r n und der R ü c k e n w a n d des Rumpfes. Desgleichen stellen sie bei denselben nach ihrer Entstehung einige Zeit ein Paar längliche u n d zum Theil halb durchsichtige Massen dar, in denen eine mehr oder weniger grosse M e n g e v o n hohlen, weisslichen und quer gerichteten kolbenförmigen K ö r p e r c h e n l i e g t , die sämmtlich unter ziemlich rechten W i n k e l n in ein Paar an diesen Massen v o n vorn nach hinten verlaufende u n d über sie hinaus sich zu der K l o a k e b e g e b e n d e K a n ä l e , die künftigen Harnleiter, übergehen.

Bei den Schlangen bildet sich in j e d e r Niere nur eine einzige R e i h e v o n solchen K ö r p e r c h e n , hingegen bei den K r o k o d i l e n u n d Schild­

kröten mehr, als eine Reihe. A l l e diese K ö r p e r c h e n aber wandeln sich in Röhren um, die sich bei fortschreitender E n t w i c k e l u n g stark verzweigen und schliesslich das Epithel der Harnkanälchen dar­

stellen. — A n b e l a n g e n d die Gestalt der Nieren bei den Reptilien,

so entstehen hei den Schlangen, bei denen diese Organe eine lang­

gestreckte F o r m erhalten, an j e d e m derselben mehrere Kingfur­

c h e n , w o d u r c h es in eine Reihe auf einander folgender und einan­

der ähnlicher L a p p e n g e theilt w i r d , v o n denen ein j e d e r in der R e g e l nur ein einziges, aber stark verzweigtes Harnkanälchen ent­

hält. L n e b e n wird die Oberfläche der Nieren auch bei den K r o k o ­ dilen, noch manchen andern Sauriern und den Schildkröten. A n ihnen aber bilden die Unebenheiten ähnliche Gyri u n d dazwischen liegende Sulci, wie an den Hemisphären des grossen Gehirns bei dem Menschen.

Bei den Säugethieren liegen die Nieren anfänglich zwischen der R ü c k e n w a n d des Rumpfes und den W o i . F i s c h e n K ö r p e r n weit nach hinten, rücken aber nachher allmälig mehr nach vorn. D e r Gestalt nach sind sie kurze Zeit nach ihrer Entstehung entweder rundlich oder o v a l , werden aber bald darauf bei diesen Thieren, mit Ausnahme j e d o c h der C c t a c e e n , mehr oder weniger bohnen-förmig. D i e Harnkanälchen sind in i h n e n , wie in den Nieren der V ö g e l , Reptilien und Batrachier, anfangs kolbenförmig, haben aber in ihnen bald nach ihrem Erscheinen meistens — abgesehen näm­

lich v o n den G'etaceen - - eine andere Richtung als in den gleich­

namigen Organen j e n e r Thiere, sind nämlich in j e d e r Niere siimmt-lich convergirond nach einer Stelle an der Oberfläche derselben hingerichtet, die sich zu einem Ililits renuhs ausbilden soll. A n ­ fänglich, j e d o c h nur kurze Zeit, kommen in j e d e r Niere nur einige wenige A u l a g e n v o n Harnkanälchen v o r , allmälig aber nimmt ihre Zahl sehr bedeutend zu, indem v o n dem Harnleiter aus theils zwi­

schen den bereits v o r h a n d c n c i , theils nach aussen v o n denselben neue entstehen. — Ihre weitere Entwickelung geht insofern in einer ähnlichen W e i s e v o r s i c h , wie bei andern W i r b e l t h i e r e n , als sich eine j e d e solche anfangs kolbenförmige und weisslich gefärbte A n ­ lage eines Harnkanälchcns in eine R ö h r e umwandelt, die sich stark v e r z w e i g t , sich im Ganzen vielfältig schlängelt u n d windet u n d eine Epithelialschicht darstellt, um die sich zur Einscheidung aus dem halbdurchsichtigen und farblosen Blastem der Niere eine D r ü ­ senmembran bildet. — Ein Unterschied zwischen R i n d e n - u n d Marksubstanz, der nur in den Nieren der Säugethicre zu finden

171 ist, macht sich in denselben erst ziemlich spät, wenngleich schon während des Fruchtlebens, bemerkbar, denn einige Zeit hat die Masse der Nieren durchweg das Aussehen der Itindcnsubstanz.

Nachher aber strecken sich die dem Ililus renalis zugekehrten Hälften der bereits stark verzweigten Harnkanälchen g e r a d e , in F o l g e w o v o n dann eine Scheidung der Nierenmasse in eine Rin­

den- und eine Marksubstanz eintritt. Bei dem Menschen u n d eini­

gen andern Mammalien ist damit cinestheils die B i l d u n g v o n M A L -r i G H i s c h e n Py-ramiden v e -r b u n d e n , indem sich nämlich die Ha-rn­

kanälchen der Niere in mehrere Gruppen sondern, zwischen denen sich die Bindesubstanz stärker anhäuft, andcrnthcils auch die Bil­

d u n g v o n breiten Furchen an der Oberfläche des Organs, durch die nunmehr die einzelnen Gruppen der Harnkanälchen wie durch ein N e t z v o n seichten Gräben gegen einander abgegrenzt werden, das ganze Organ aber ein gelapptes Aussehen erhält. Dieses Aussehen behält alsdann bei einigen Säugethieren, z. B . bei den Bären u n d Fischottern, die Niere zeitlebens; bei andern aber verliert sie es wieder.

D a s relative Gewicht der Nieren ist bei dem Menschen, w e n n er geboren w i r d , viel grösser, als in spätem Jahren des L e b e n s . D e n n nach MECKF.T, verhält sich das G e w i c h t dieser Organe zu dem des ganzen Körpers bei X e u g e b o r n e n ungefähr wie 1 : SO, bei Er­

wachsenen aber wie I : 2 4 0 .

Die Harnleiter münden sich bei den Säugethieren im

AUgc-g e m e i n e n , wie bei den übriAUgc-gen höhern W i r b e l t h i e r e n , ursprünAUgc-g­

lich neben den Ausführungsgängen der W o i , F i s c h e n K ö r p e r in eine K l o a k e . W e n n aber v o n derselben in dem w e i t e m Verlaufe der E n t w i c k e l u n g ein Theil als Sinus uro-genitalis abgespalten worden ist, so befinden sich ihre M ü n d u n g e n in diesem Sinus. A u ihrem v o r d e m E n d e sind sie auch bei den Säugethiercn, wie bei andern höhern W i r b e l t h i e r e n , anfangs nicht dicker als in ihren übrigen T h e i l c n . Sehr bald aber weiten sie sich daselbst bei den meisten Säugethieren — abgesehen nämlich v o n den Cetaceen — stärker aus und bilden dadurch die N i e r e n b e c k e n , aus denen sich darauf bei denjenigen Säugethieren, in deren Nieren mehrere

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piGHische Pyramiden entstehen, n o c h später etliche Nierenkelche entwickeln.

§. 75.

MALPiGHische Gefässknäuel kommen nicht nur in den

Nieren aller Wirbelthiere, sondern auch in den W o L F F s c h e n K ö r ­ pern der höhern Wirbelthiere v o r . N a c h R E M A K S Untersuchungen an den N i e r e n v o n E m b r y o n e n verschiedener Säugethiere entste­

hen diese Gefässknäuel zwischen den R ö h r c h e n , w e l c h e nachher das Epithel der Harnkanälchen darstellen, u n d werden einzeln v o n ihnen umwachsen u n d eingehüllt. D i e s aber geschieht, indem ein solches R ö h r c h e n in der R e g e l an seinem blinden E n d e , selten an einer andern Stelle, zur Aufnahme eines benachbarten Gefässknäu-els sich stark erweitert, dabei, w o es denselben berührt, eine napf-förmige Einstülpung bildet u n d ihn mit dieser allmälig bis zu der Eintrittsstelle seiner Gcfässstämmchen umfasst. Entsteht darauf die Drüsenmembran des Harnkanälchens, so b e d e c k t sie den G e ­ fässknäuel v o n aussen h e r , so dass alsdann derselbe zwischen ihr u n d dem Epithel des Kanälchens eingeschlossen gefunden wird.

D e r H a r n , den die Nieren der Wirbelthiere absondern, ist j e nach Klassen und Ordnungen derselben entweder dünnflüssig oder gegentheils breiartig u n d weiss oder gelblich-weiss v o n Farbe.

E i n e n solchen breiartigen und an Harnsäure sehr reichhaltigen H a r n bereiten die Nieren namentlich bei den S c h l a n g e n , E i d e c h ­ sen, K r o k o d i l e n u n d V ö g e l n . E i n e n ähnlichen sondern aber auch die W o L F F s c h e n K ö r p e r dieser Thiere a b , statt dass sie bei denje­

nigen W i r b e l t h i e r c n , deren Nieren einen dünnflüssigen u n d sehr wässrigen H a r n bereiten, ebenfalls nur einen solchen absondern.

§• 76

-Eine H a r n b l a s e fehlt bei vielen Wirbelthieren, z. B . bei den V ö g e l n , den Schlangen u n d den meisten Sauriern. Unter denjeni­

g e n , welche ein solches Organ besitzen, ist es bei den Säugethie­

ren, Schildkröten u n d Sauriern der Hauptsache nach eine weitere A u s b i l d u n g des Stieles der A l l a n t o i s , bei den Batrachiern aber ein

173 besonderes O r g a n , das aus der untern W a n d u n g der K l o a k e her­

vorwächst, erst sehr spät auftritt, u n d v o n dem kein Theil jemals aus der Rumpfhöhle hervordringt. Verschieden findet man ferner das Verhältniss der Harnleiter zu der Harnblase. Bei den Batra­

chiern u n d Reptilien bleiben die M ü n d u n g e n j e n e r Kanäle für im­

mer in der K l o a k e l i e g e n , schliessen sich also nicht der Harnblase an, die sich unterhalb derselben ebenfalls in die K l o a k e mündet.

Bei fast allen Säugethieren aber (mit Ausnahme nämlich der M o -notremen) spaltet sich die auch bei ihnen anfangs vorhandene K l o a k e , also das erweiterte E n d e des D a r m s , v o n der Stelle aus, wo die Allantois in dieselbe übergeht, durch eine v o n vorn nach hinten fortschreitende Einfaltung der Quere nach vollständig in zwei Hälften oder R ö h r e n , also in eine obere u n d eine untere Röhre, v o n denen dann die erstere dem D a r m eigen bleibt u n d mit zwei R i n g m u s k c l n versehen w i r d , die letztere dagegen im A l l g e ­ meinen als ein gemeinschaftlicher A u s g a n g der Harn werkzeuge u n d innern Gcschlechtswerkzeuge dienen soll. Bei dieser Zerspaltuug nimmt das sich bildende untere R o h r , das man auf seiner frühesten Stufe der Entwickelung den Sinus uro-yenitalis genannt hat, die M ü n d u n g e n der Harnleiter mit sich, und die Stelle dieses Rohres, das dieselben enthält, wird darauf zur B i l d u n g des hintersten Thei­

les (Collum u n d Fundus) der Harnblase verwendet.

Bei den Fischen macht sich niemals an der untern W a n d u n g des Endstückes des Darmkanales ein sackartiger A n h a n g bemerk­

bar, der als gleichbedeutend mit der Allantois oder mit der Harn­

bar, der als gleichbedeutend mit der Allantois oder mit der Harn­

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