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Achtes Kapitel

Im Dokument Caroli Ernesti a Baer (Seite 135-155)

Von dem Skelet.

§• 53.

Die Rückensaite reicht jedenfalls hinten bis an das Ende des

Schwanzes, vorne, w e n n wir den Ainphioxus ausnehmen, bei dem sie bis an das E n d e des K o p f e s geht, bis zwischen die Gehörblasen.

Das sie zunächst umgebende Blastem nimmt schon frühe eine grös­

sere Festigkeit, als in der Nachbarschaft an, wandelt sich in K n o r ­ pel u n d fibröses G e w e b e u m und bildet für sie eine vollständige, mehr oder weniger dicke Scheide, die man die Belegungsmasse der Rückensaite nennen kann. Ganz vorn ist diese Masse erst zu bei­

den Seiten der Rückensaite flügelartig etwas ausgebreitet, dann setzt sie sich tafelartig über dieselbe bis unter die mittlere Hirn­

blase, beinahe bis zu dem künftigen Hirntrichtcr, fort, u n d sendet hier zwei symmetrische auf beide Seitenhälften des K o p f e s ver­

theilte streifenartige Fortsätze a u s , die unter der vorderen Hirn­

blase bis an das vordere E n d e des K o p f e s g e h e n , u n d v o n mir die p a a r i g e n B a l k e n d e s S c h ä d e l s benannt worden sind. Dieser ganze vordere u n d dem K o p f e angehörige Theil der Belegungs­

masse macht jetzt hauptsächlich die A n l a g e der künftigen Basis cranii aus. D i e beiden angeführten Balken entspringen nahe bei einander, entfernen sich dann in ihrem Verlaufe nach v o r n v o n einander, k o m m e n hierauf, w e n n der Stirnfortsatz in seiner Bil­

dung begriffen ist, in diesem dicht beisammen zu l i e g e n , krümmen s i c h , dünner g e w o r d e n , in ihm hackenförmig nach aussen um u n d reichen mit ihren E n d e n in die Flügel j e n e s Fortsatzes hinein.

125 D u r c h die L ü c k e , die sie zwischen sich unter dein Hirntrichter lassen, stülpt sich die Mundhaut g e g e n diesen a u s , und bildet ein kleines S ä c k c h e n , an dem die Glandula pituitaria entsteht, das aber später wieder verschwindet. Ausser den beiden paarigen Bal­

ken sendet bei denjenigen W i r b e l t h i e r e n , welche über den Batra­

chiern stehen, der tafelförmige Theil der Bclegungsinasse aus sei­

nem vorderen E n d e auch n o c h einen u n p a a r i g e n mittleren Fort­

satz oder B a l k e n aus. Dieser aber geht nach o b e n , füllt den von der Mitte des Gehirns gebildeten B o g e n aus u n d verschwindet spä­

ter wieder gänzlich oder fast gänzlich.

§. 54.

A u s dem nicht zu dem K o p f e gehörigen Theile der Belegungs­

masse der Rückensaite bilden sich zunächst die W i r b e l b e i n c und die ihnen angehörigen Ligamente. N u r bei den Cyclostomen wan­

delt sich dieselbe entweder allein, oder doch fast allein in eine fibröse H a u t um, welche nun die Rückensaite als eine an D i c k e al­

lenthalben sich ziemlich gleich bleibende Scheide einschliesst. Bei den übrigen Wirbelthieren nimmt j e n e Masse zuvörderst rechts u n d links am meisten an D i c k e z u , doch an einigen Stellen m e h r , an andern w e n i g e r , und zwar in der A r t , dass v o n ihr jederseits eine Reihe von kleinen Platten gebildet wird, v o n denen j e zwei immer einen schmälern Zwischenraum zwischen sich h a b e n , in dem die Masse eine geringere D i c k e gewahr werden lässt. Anfänglich ha­

ben diese Platten, welche die ersten A n l a g e n oder morphologischen Elemente der W i r b e l b e i n e b e z e i c h n e n , ungefähr die F o r m v o n Quadraten und liegen (namentlich im Halse u n d R u m p f e der hö­

hern Wirbelthiere) zu beiden Seiten der Chorda dorsalis u n d der Medullarröhre (Rückenmark), sind j e d o c h dann lange nicht so h o c h , als diese beiden Organe zusammengenommen, sondern decken die­

selben nur zum kleinen Theil. Allmälig aber nehmen sie immer mehr an H ö h e z u , werden oblong und decken im Allgemeinen die genannten beiden Organe seitlich mehr und mehr; gleichzeitig sen­

den j e zwei einander gegenüber liegende Platten der A r t einen Fortsatz zwischen der Chorda dorsalis und der Medullarröhre nach innen g e g e n die Mittelebene des K ö r p e r s , u n d diese Fortsätze

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feil d a n n , indem sie einander entgegenwachsen, zusammen und verschmelzen endlich gleichsam zu einer B r ü c k e . D i e über einer solchen B r ü c k e befindlichen Hälften der beiden Platten wachsen darauf g e w ö h n l i c h noch immer mehr in die H ö h e , biegen sich, in­

dem sie das Rückenmark umfassen, g e g e n einander hin, verschmel­

zen zuletzt, j e d o c h erst ziemlich spät, paarweise, an ihren o b e m E n d e n mit einander u n d bilden dadurch einen sogenannten W i r -belbeinbogen. I n dem S c h w a n z e d e r Säugethicre aber wird, j e nach den A r t e n derselben, an mehreren oder an allen W i r b e l n die Ent­

wickelung dieser B o g e n mehr oder weniger g e h e m m t , und an den hintersten Schwanzwirbeln werden selbst nicht einmal A n d e u t u n ­ gen der Schenkel dieser B o g e n gebildet. — D i e untern Hälften der Wirbelelementc verhalten sich sehr v e r s c h i e d e n , j e nach den ver­

schiedenen Thieren und auch in verschiedenen G e g e n d e n des Lei­

bes. Im Schwänze der meisten Grätenfische, der K r o k o d i l e , der Schlangen und der Cetaceen wachsen sie nach unten über die Chorda dorsalis mehr oder weniger weit hinaus, umfassen v o n den Seiten die Arteria u n d Vena caudalis, und verwachsen dann g e wohnlich (ausser bei den Schlangen) unter diesen Gefässen paar­

weise zu einem S p i t z b o g e n , den man den untern W i r b c l b o g e n zu nennen pflegt. N o c h ehe sie aber die genannten Gefässe umfassen, senden j e zwei einander gegenüber liegende W i r b e l e l e m e n t c dicht unter der Chorda dorsalis einen Fortsatz g e g e n die Mittelebene des K ö r p e r s , w e l c h e Fostsätze dann unter der Chorda paarweise zu einer Brücke zusammenwachsen. In dem R u m p f e aber wachsen bei den meisten Fischen die untern Hälften der Wirbelelemente, nach­

dem sie paarweise unter der Chorda eine Brücke gebildet haben, mehr oder weniger weit um die E i n g e w e i d e h e r u m , und diese ihre Verlängerungen, die nur selten an der Bauchseite paarweise einan­

der erreichen, werden d a n n , indem sie sich abgliedern,, zu den R i p p e n . I n den drei höhern Klassen der Wirbelthiere wachsen die morphologischen Elemente der W i r b e l b e i n e , namentlich am Halse u n d R u m p f e , nicht so weit nach unten aus, wie bei den meisten F i s c h e n , sondern ihre untern Hälften krümmen sich meistens um die untere Seite der Chorda herum u n d verwachsen paarweise dicht unter derselben mit einander: nur bei einigen Kröten umfassen sie

nicht einmal die C h o r d a , sondern lassen dieselbe an der unteren Seite unbedeckt. W i e in dem Halse u n d l l u m p f c , ist ihr \ erhalten auch im Schwänze, w o sie in diesem nicht untere W i r b e l b o g c u bil­

den. — Es entwickeln sich also die W i r b e l b e i n e nach einem vier­

fachen S c h e m a , ' w i e es hier bildlich dargestellt ist.

i n .

(Schwan/.) (Rumpf.)

A . Rückenmark. *. Chorda, c. Arteria caudalis. d. Fma caudnlis.

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A u s der gegebenen Darstellung geht hervor, dass bei den W i r -belthieren im Allgemeinen v o n j e zwei morphologischen Elementen der W i r b e l b e i n e in der R e g e l um die Chorda dorsalis allmälig ein sie enge umfassender R i n g gebildet w i r d , v o n dem meistens zwei Strahlen nach o b e n , zuweilen auch zwei Strahlen nach unten ab­

gehen. D i e Ringe kündigen die W i r b e l k ö r p e r a n , die verschiede­

nen Strahlen bezeichnen entweder W i r b e l b o g e n s c h c n k c l , oder (nämlich im R u m p f e der Fische) Rippen. B e i einigen K r ö t e n aber bilden sich aus j e n e n Elementen für die W i r b e l k ö r p e r nicht ganze R i n g e , sondern nur H a l b r i n g c . Sehr häufig senden die einzelnen morphologischen Elemente der W i r b e l b e i n e während ihrer Ent­

w i c k e l u n g seitwärts nach aussen einen Strahl oder Fortsatz aus.

Namentlich ist dies der Fall bei Wirbelthiercn aus den drei höhern Klassen. Diese Strahlen aber nehmen eine sehr verschiedene L ä n g e an, selbst bei einem und demselben Thiere an verschiedenen W i r ­ beln. Erreichen sie eine beträchtliche L ä n g e , so gliedern sie sich gewöhnlich v o n ihrem W i r b e l a b , indem zwischen ihnen und die­

sem allmälig ein Gelenk entsteht, u n d werden dann Rippen ge­

nannt. G e w i n n e n sie aber eine nur geringe oder doch nur massige L ä n g e u n d gliedern sich v o n ihrem W i r b e l nicht a b , so heissen sie Querfortsätze. D i e R i p p e n und Querfortsätze der höhern W i r b e l ­ thiere zeigen also in genetischer Hinsicht ein ganz anderes Verhal­

ten, als die gleichnamigen Theile der Fische. U n d damit hängt denn auch der Umstand zusammen, dass die Querfortsätze u n d R i p p e n , falls sie nur eine einfache F o r m behalten, selbst nach er­

langter A u s b i l d u n g bei den höhern Wirbelthiercn v o n ganz anderen Stellen der W i r b e l b e i n e abgehen, als bei den Fischen, nämlich bei j e n e n v o n den W u r z e l n der obern Wirbelbogenschenkel, bei diesen hingegen weiter nach unten v o n den K ö r p e r n der Wirbelbeine in der Nähe der untern Seite derselben. — D i e R i p p e n , wie u n d w o ­ her sie auch entstanden sein m ö g e n , haben anfangs, wie die Quer­

fortsätze, die F o r m eines einfachen, mehr oder weniger cylindri-schen oder auch bandartigen Körpers. N a c h erlangter A u s b i l d u n g aber erscheinen bei den Schildkröten, V ö g e l n u n d Säugethieren die meisten R i p p e n an ihrem obern E n d e mehr oder weniger deutlich gabelförmig gespalten. D e r eine v o n beiden Schenkeln ist dann

jedenfalls ein nachentstandener Theil der R i p p e . Bei den Schild­

kröten ist dies der obere (der mit den Dornfortsätzen der W i r b e l verbundene) S c h e n k e l , bei den V ö g e l n u n d Säugethieren der un­

tere (der aus dem Capitulum u n d dessen Halse bestehende).

D i e R i n g e , welche um die Wirbelsaite entstanden s i n d , wer­

den mit der Zeit g e w ö h n l i c h allenthalben dicker u n d breiter, fül­

len sich mit einer gleichen M a s s e , als woraus sie ursprünglich be­

stehen, und wandeln sich in die W i r b e l k ö r p e r um, indess die W i r ­ belsaite an den Stellen, w o sie v o n ihnen u m g e b e n ist, immer mehr eingeschnürt wird u n d allmälig schwindet. B e i den A m p h i b i e n , V ö g e l n u n d Säugethieren verschwindet sie hier zuletzt gänzlich, nicht j e d o c h auch bei den Grätenfischen. Z w i s c h e n j e zwei W i r ­ belkörpern aber soll bei allen diesen Thieren ein Theil v o n ihr übrig bleiben. D i e Scheide dieses Theiles soll dann zu einem Ligamen­

tum intervertebrale w e r d e n , der K e r n aber verflüssigt u n d entwe­

der in ein Gelenkwasser u m g e w a n d e l t , o d e r , wie bei den Säuge­

thieren, gänzlich resorbirt werden. Dies ist aber bei den Säugethie­

ren, V ö g e l n u n d A m p h i b i e n nicht der Fall, vielmehr verschwindet bei ihnen die Rückensaite ganz u n d gar. W i e es sich damit bei den Fischen verhält, vermag ich n o c h nicht aus eigener Erfahrung zu entscheiden.

E i n j e d e r W i r b e l k ö r p e r nebst seinen verschiedenen Ausstrah­

lungen wird allmälig k n o r p l i g ; u n d nicht selten stellen alle diese verschiedenen Theile selbst dann n o c h ein zusammenhängendes Gan­

zes dar. W e n n sich aber eine Ausstrahlung v o n dem Uebrigen abglie­

dert, um zu einer R i p p e zu w e r d e n , wird an der Stelle, w o die A b g l i e d e r u n g v o r sich geht, die Masse hautartig. N o c h später verknö­

chern in der R e g e l die genannten Theile. D i e V e r k n ö c h e r u n g der W i r b e l k ö r p e r beginnt bei verschiedenen Thieren an verschiedenen Stellen u n d schreitet auch auf eine verschiedene W e i s e vorwärts.

I n j e d e m Schenkel eines W i r b e l b o g e n s aber bildet sich nur ein ein­

ziger K n o c h e n k e r n , der sich nachher immer weiter ausbreitet u n d zuletzt mit der Knochenmasse seines Wirbelkörpers zu verschmel­

zen pflegt. A u c h in j e d e r R i p p e bildet sich in der R e g e l nur ein einziger K n o c h e n k e r n , u n d dieser breitet sich dann so aus, dass

Rathke, Vorlesungen. q

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zuletzt entweder die ganze R i p p e verknöchert ist, oder doch der grösste Theil derselben, indess ein kleinerer Theil knorplig bleibt u n d den sogenannten Rippenknorpel ausmacht. Bei den V ö g e l n u n d K r o k o d i l e n aber entsteht auch in dem unteren Theile der mei­

sten R i p p e n , welcher Theil einem Rippenknorpel der Säugethicre entspricht, ein besonderer K n o c h e n k e r n u n d entwickelt sich zu einer sogenannten Brustrippe.

W e n n die aus der Belegungsmasse der Rückensaite entstande­

nen A n l a g e n der W i r b e l b c i n e v e r k n o r p e l n , nimmt namentlich bei den A m p h i b i e n , V ö g e l n u n d Säugethieren auch derjenige Theil dieser Masse, welcher zwischen den K ö r p e r n j e zweier künftiger W i r b e l b e i n e seine Lage hat, die Beschaffenheit eines echten K n o r ­ pels a n , so dass dann v o n den A n d e u t u n g e n aller Wirbelbeinkör­

per u n d den zwischen ihnen gelegenen und sie vereinigenden A b ­ schnitten der Belegungsmasse ein einziges K n o r p e l r o h r gebildet ist, das aber meistens an den auf einander folgenden Stellen ab­

wechselnd dicker u n d dünner erscheint. Später indess entsteht in dem Halse der V ö g e l u n d der meisten Schildkröten in dieser K n o r ­ pelmasse zwischen j e zwei W i r b e l b e i n k ö r p e r n , u n d zwar zu einer Zeit, da die Rückensaite n o c h nicht ganz vergangen ist, durch R e ­ sorption eine senkrechte Spalte, und darauf um diese herum durch eine neue Zellenbildung eine seröse H a u t , die nunmehr mit dem Perichondrium, welches v o n einem W i r b e l auf den andern über­

geht, eine Gelenkkapsel darstellt. Bei den Säugethieren u n d K r o ­ kodilen wandelt sich dieser Zwischenknorpel beinahe zwischen al­

len W i r b e l b e i n k ö r p e r n allmälig in einen unechten K n o r p e l , u n d zwar in einen Faserknorpel (das Ligamentum intcnertebralc) um.

E b e n dasselbe ist auch der Fall am Schwänze der V ö g e l und Schild­

kröten, desgleichen in dem Halse der Seeschildkröten. In dem R u m p f e der Schildkröten bleibt der Zwischenknorpel j e zweier Wirbelbeinkörper, während diese verknöchern, als ein echter K n o r ­ pel b e s t e h e n , so dass demnach bei ihnen die Rumpfwirbel unter einander für immer durch Synchondrosen verbunden sind. B e i den V ö g e l n aber verknöchern die Zwischenknorpel der meisten Rumpf­

wirbel , ohne vorher eine andere V eränderung erfahren zu haben, u n d eben dasselbe ist der Fall bei den Säugethiercn in demjenigen

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Abschnitte der W i r b e l s ä u l e , welcher das aus mehrern W i r b e l n zu­

sammengesetzte Kreuzbein darstellt.

Sehr abweichend v o n der R e g e l ist nach meinen Untersuchun­

gen an der Natter, den K r o k o d i l e n und den Schildkröten, wie nach den Untersuchungen BERGMANNS an V ö g e l n u n d Säugethieren, die Entwickelung der vordersten beiden TV irbclbcinc bei denjenigen Wirbelthieren, welche über den Batrachiern stehen. A n der untern Seite des Körpers des Atlas bildet sich in einem hervorgewucherten Theile desselben ein besonderer Knochenkern als ein acccssorisches W i r b c l c l c m e n t , u n d dieses verschmilzt darauf, an Breite zuneh­

m e n d , mit der Knochenmasse der Seitentheile, also der B o g e n -schcnkcl. D a g e g e n löst sich der K ö r p e r des A t l a s , durch den die Rückensaite wie durch die K ö r p e r der übrigen W i r b e l hindurch läuft, v o n seinen Scitcnthcilen und auch v o n j e n e m K n o c h e n k e r n allmälig l o s , verwächst dafür aber mit dem K ö r p e r des Epistro-pheus, und stellt nunmehr den Process. odontoideus dieses W i r b e l s dar. Demnach ist also der gewöhnlich für den K ö r p e r oder untern B o g e n des Atlas gehaltene Theil keineswegs den K ö r p e r n anderer Wirbelbeine gleichbedeutend.

A n d r e besonders beachtenswerthe A b w e i c h u n g e n von der ge­

wöhnlichen Entwickelung der W i r b e l kommen bei einigen K n o r ­ pelfischen vor. So "entstehen bei Neunaugen und Lampreten aus der Bclegungsmassc der Wirbelsaite nur einige w'enige und sehr kleine A n d e u t u n g e n v o n W i r b c l k ö r p e r n , dagegen Paare von W i r -belbogenschenkcln in weit grösserer Zahl u n d meistens auch v o n erheblicherer Grösse. Bei den Plagiostomen aber findet man zwi­

schen j e zwei W i r b e l b o g e n , w o bei andern Thieren die Ligamenta intercruralia vorkommen, eiii Paar Knorpelplatten als Füllung ein­

geschaltet.

8- 5r

>-W e n n bei den Säugethieren, V ö g e l n u n d K r o k o d i l e n die R i p ­ pen im "Verhältniss zu dem Umfange der Brust n o c h eine geringe L ä n g e haben, paarweise mit ihren untern E n d e n n o c h weit ausein­

ander stehen und auch noch keine Spur von V e r k n ö c h c r u n g zei­

g e n , bildet sich dicht unter denselben in j e d e r Seitcnhälftc der 9 *

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Brust ein schmaler v o n vorn nach hinten verlaufender K n o r p e l ­ streifen, der nun die meisten R i p p e n seiner Seite wie ein B a n d vereinigt. W ä h r e n d sich aber die R i p p e n immer mehr verlängern, rücken j e n e beiden Streifen einander immer näher, legen sich dar­

auf der L ä n g e nach an einander, u n d zwar zuerst an ihren v o r d e m , zuletzt an ihren hintern E n d e n , verwachsen mit einander, verknö­

chern n o c h später, u n d stellen überhaupt das Brustbein dar.

§. 56.

W i e ein gewöhnliches W i r b e l b e i n , bildet u n d entwickelt sich im A l l g e m e i n e n auch das Hinter-Haupt-Bein, und die A b w e i c h u n ­ g e n , die dieses darbietet, beruhen hauptsächlich darauf, dass es einen weit grössern R a u m zu umfassen hat, als die einzelnen hinter ihm liegenden W i r b e l . Sein Grundtheil entspricht dem K ö r p e r eines W i r b e l s und bildet sich um das K o p f s t ü c k der Rückensaite ganz so wie ein solcher, seine Seitentheile aber, die ans dem Grund­

stücke hervorwachsen, e n t s p r e c h e n d e n Bogenschenkeln eines W i r ­ bels und kommen auch bei manchen T h i e r e n , wie diese, oben zu­

sammen und verwachsen zu einem B o g e n , z. B . bei mehreren A m ­ phibien. Mitunter j e d o c h bleiben die Seitentheile getrennt, u n d dann bildet sich oben zwischen ihnen, zum Schutze für das Gehirn, aus einem fibrösen G e w e b e eine Knochenplatte (Schaltknochen, Os intercalare), nämlich die Schuppe des Hinterhauptbeins. In an­

dern F ä l l e n , z. B . bei einigen Säugethieren, entwickelt sich diese Schuppe aus einem fibrösen G e w e b e , obgleich die Seitentheile des Hinterhauptbeins sich zu einem B o g e n vereinigt haben.

D e r über die Rückensaite hinausreichende tafelförmige Theil der Bclegungsmassc wird jedenfalls k n o r p l i g , und darauf bildet sich in ihm bei denjenigen W i r b e l t h i e r c n , welche über den Batra­

chiern stehen, eine K n o c h e n t a f e l , die eine mehr oder weniger grosse D i c k e erlangt u n d der K ö r p e r des hinteren Keilbeins ist.

Seitwärts aber wachsen aus j e n e n Theilen bei sehr vielen W i r b e l ­ thiercn zwei Knorpelplatten in die Seitenwände des K o p f e s hinein, die nachher gänzlich oder zum T h e i l verknöchern u n d die Seiten­

theile oder Flügel des hinteren Keilbeins darstellen. Zwischen die­

sen Flügeln u n d den Seitentheilen des Hinterhauptbeins befindet

sich das Felsenbein, das noch früher seine Entstehung nahm, dem

Gehörorgan angehört, und keinem Theile eines W i r b e l s gleich zu stellen ist. Bei Fischen und Amphibien füllt es für sich allein die L ü c k e zwischen j e n e n Theilen ganz aus, bei den V ö g e l n aber u n d den Säugethieren, deren Gehirn einen grössern Umfang gewinnt, gesellt sich ihm zur Ausfüllung j e n e r L ü c k e noch ein besonderer Schaltknochen, die Schläfenbeinschuppe, u n d bei den Säugethie­

ren auch n o c h ein zweites solches K n o c h e n s t ü c k , die Pars mastoi-dea, zu.

D i e paarigen Balken des Schädels rücken bei den Säugethie­

r e n , u n d das schon sehr frühe, nach ihrer ganzen L ä n g e dicht zu­

sammen und verschmelzen. Bei den übrigen Wirbelthieren bleibt zwischen i h n e n , selbst nachdem sie verknorpelt sind, hinten eine mehr oder weniger grosse L ü c k e . I n dieser nun bildet sich bei vie­

len beschuppten A m p h i b i e n u n d den V ö g e l n ein besonderes K n o ­ c h e n s t ü c k , der K ö r p e r des vorderen Keilbeins. Bei den Gräten­

fischen aber u n d den Batrachiern füllt sich die L ü c k e erst mit Bin­

degewebe u n d darauf in der R e g e l mit Knorpelsubstanz aus. Unter dieser Masse aber, zwischen ihr u n d der Schleimhaut der Rachen­

höhle, bildet sich bei Grätenfischen u n d Batrachiern eine K n o c h e n ­ tafel, die sich g e w ö h n l i c h bis unter das Hinterhauptbein verlän­

gert, u n d den K ö r p e r beider K e i l b e i n e ersetzt. Unter den Säuge­

thieren bildet sich nur bei einigen ein vorderer K e i l b e i n k ö r p e r ; w o aber und wie dieser entsteht, ist n o c h nicht ermittelt. — Uebrigens bleibt derjenige Theil der Schädelbalken, zwischen oder unter wel­

chem der K ö r p e r des vorderen Keilbeins entsteht, bei manchen T h i e r e n , z. B . den Schlangen und F r ö s c h e n , zeitlebens und zwar in einem knorpligen Zustande z u r ü c k : bei andern aber, z. B . bei manchen Grätenfischen, wird er allmälig resorbirt. N a c h aussen senden die Balken des Schädels aus ihrem hinteren Theile bei vie­

len, d o c h nicht bei allen Wirbelthieren, zwei Fortsätze aus, die den F l ü g e l n des hinteren Keilbeins mehr oder weniger ähnlich sind und zu den F l ü g e l n des vorderen Keilbeins sich entwickeln. U n ­ ter andern fehlen sie bei den Eidechsen und V ö g e l n . Bei manchen Grätenfischen u n d bei den Schildkröten wachsen die vier F l ü g e l des Keilbeins, wie die B o g e n s c h e n k e l eines W i r b e l s , so mächtig in

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die H ö h e , dass sie zuletzt paarweise über dem Gehirn zusammen-stossen, bleiben aber entweder gänzlich, oder doch in ihren obern Theilen knorplig. D i c h t auf i h n e n , aber unabhängig v o n ihnen, bilden sich dann aus einem fibrösen G e w e b e die Scheitelbeine u n d Stirnbeine. Bei andern Wirbelthieren aber ist ihr W a c h s t h u m viel beschränkter, u n d bei diesen bilden sich dann zur Ergänzung u n d zum Schutze für das Gehirn in der fibrösen Bekleidung desselben als zwei Paar Schaltknochen die Scheitelbeine u n d Stirnbeine.

D i e v o r d e m E n d e n der Schädelbalken, welche E n d e n in den Stirnfortsatz hineinreichen und schon frühe dicht beisammen lie­

g e n , verwachsen sehr bald mit einander, und nehmen mit dem Stirnfortsatze gleichmässig an L ä n g e u n d H ö h e z u , so dass sie bei denjenigen T h i e r e n , deren Geruchswerkzeuge einen grossem U m ­ fang g e w i n n e n , nach einiger Zeit eine zwischen diesen befindliche u n d mehr oder weniger hohe tafelförmige Scheidewand darstellen.

Ausserdem aber nehmen auch bei denjenigen Thieren, welche sehr grosse A u g e n erhalten, wie z. B . die V ö g e l u n d der Schwertfisch, die zunächst hinter den Geruchsorganen liegenden u n d ebenfalls verschmelzenden Theile der Schädelbalkcn beträchtlich an H ö h e zu, so dass bei ihnen die Scheidewand der Nasenhöhlen sich nach hinten weiter fortsetzt u n d auch zwischen den A u g e n eine Scheide­

w a n d bildet. D i e erwähnte W a n d wird zwischen den Nasenhöhlen knorplig u n d dann auch zum grössern oder kleinern Theil knöchern.

Das daselbst entstandene K n o c h e n s t ü c k ist nun die Lamina per-pendicularis des Siebbeins. D e r zwischen den A u g e n liegende Theil

der Scheidewand wird entweder völlig k n ö c h e r n , oder es verknö­

chert nur ein Theil v o n i h m , indess ein anderer hautartig wird.

A u f der Grenze aber zwischen dem Nasentheilc u n d dem A u g e n -theile der Scheidewand entstehen aus dieser bei manchen Fischen u n d V ö g e l n seitliche A u s w ü c h s e , über w e l c h e n oder durch w e l c h e die Geruchsnerven zu den Nasenhöhlen gehen. Ausserdem aber wachsen in der R e g e l , nämlich mit Ausnahme der Fische, aus dem obern Rande der Nasenscheidewand zwei F l ü g e l in die schon früher erwähnten Nasendächcr hinein u n d entwickeln sich zu den R i e c h ­ beinen und den seitlichen Nasenknorpeln. A u f j e n e n F l ü g e l n , d o c h unabhängig v o n i h n e n , bilden sich die Nasenbeine. V o r der

135 Nasenscheidewand, in dem vordersten Theile des Stirnfortsatzes, entstehen die Zwischenkieferbeine. Unter der Nasenscheidewand aber bildet sich bei den Säugethieren, V ö g e l n u n d vielen Fischen ein längliches, mehr oder weniger tafelförmiges u n d unpaariges K n o c h e n s t ü c k , der Voiner.

S- 57.

Bei den Plagiostomen im A l l g e m e i n e n entsteht in dem dritten und j e d e m der folgenden S c h l u n d b o g e n , also am Halse u n d in K ö r p e r t h c i l c n , in denen die verschiedenen Blätter der Keimhaut nicht auseinander w e i c h e n , unter der Hautbedeckung ein aus feste­

rer Substanz bestehender und durch den B o g e n v o n oben nach un­

ten herablauf ender Streifen, der oben mit der Belcgungsmasse der Rückensaite zusammenhängt u n d überhaupt in seinem Auftreten sich so verhält, wie eine R i p p e . Allmälig aber wird er in seiner Mitte entweder hautartig oder löst sich ganz auf, in seinem übrigen Theile dagegen wird er knorpelartig. In ähnlicher W e i s e entste­

hen wahrscheinlich auch die K n o r p e l , welche bei manchen C y c l o -stomen die K i e m e n v o n den Seiten umgeben. Unten hängen diese Knorpclstreifcn bei Ammoeoetes und einigen Haien in j e d e r Seiten-hälftc durch einen mit ihnen verschmolzenen Längsstreifen, wie die Rippen der höhern Wirbelthiere in einer frühern Entwicke-lungszeit, zusammen; bei den Neunaugen aber u n d Lampreten ver­

bindet sie alle ein breiterer, unpaariger, an der unteren Seite des Halses liegender und ein ausgebildetes Brustbein darstellender Knorpelstreifen. D e m n a c h wiederholen alle diese Theile zusam­

mengenommen in mehrfacher Hinsicht den Brustkorb höherer

mengenommen in mehrfacher Hinsicht den Brustkorb höherer

Im Dokument Caroli Ernesti a Baer (Seite 135-155)