• Keine Ergebnisse gefunden

1. Einleitung

1.5 Zur Orographie, Geologie und Klimatologie der Arbeitsgebiete

Die großklimatischen Rahmenbedingungen sind, soweit sich dies aus der bisher bekannten Datenbasis ableiten läßt, für beide Arbeitsgebiete hinsichtlich der Bedeutung für die vorliegende Fragestellung annähernd gleich und können deshalb zusammenfassend beschrieben werden. Langjährige, aussagekräftige Klimameßreihen einzelner Meßstationen fehlen für beide Gebiete.

Das Klima der Himalayasüdabdachung wird bestimmt durch die Lage südlich von 28°

nördlicher Breite und den monsunalen Niederschlägen, deren Hauptmenge zwischen Juni und September fällt (vgl. TAKAHASHI u. ARKAKAWA1981). Die Niederschlagsmenge schwankt in Abhängigkeit von der Orographie und der absoluten Höhe in den Arbeitsgebieten zwischen ca. 3000mm und ca. 600mm (vgl. ZIMMERMANN et al. 1986:

Fig.2, SHRESTA 2000, MIEHE et al. 2001), tendenziell fällt im Osten Nepals mehr Niederschlag als im Westen. Kleinräumig erfaßte diesbezügliche Informationen fehlen.

Die Jahresmitteltemperatur der Arbeitsgebiete schwankt zwischen ca. 17 °C in den tieferen Lagen unterhalb von 900m Meereshöhe und unter -20 °C in den Gipfelregionen des Kangchenjunga (8586m, vgl. KUHLE 1987). In dieser Höhenstufe sind alle Klimafaktoren kleinräumig einer hohen Variabilität unterworfen, die im wesentlichen durch die Orographie bestimmt wird (vgl. die Klimadiagramme in JACOBSEN 1990, ZIMMERMANN et al. 1986, MIEHE et al. 2001).

Von herausragender Bedeutung für die Gletscherernährung ist der Umstand, daß die Zeit der höchsten Niederschlagsmenge in den Abschnitt des Jahres fällt, der die höchsten Temperaturen aufweist, da es sich um monsunale Niederschläge handelt. Die winterlichen, nicht monsunalen Niederschläge tragen kaum mehr als 20 Prozent zur

Niederschlagsgesamtsumme bei (SHRESTA 2000, vgl. das Diagramm "Kamachin"

[Kanbachen] in MIEHE et al. 2001). Die rezenten Gletschereinzugsgebiete ragen so weit über die temporäre sommerliche Schneegrenze hinauf, daß ein erheblicher Teil der Sommerniederschläge positiv in die Haushaltsbilanz eingehen kann (vgl. AGETA1976).

In extremer Weise steht dieser Konstellation die Ernährung der Gletscher der Skanden gegenüber: Hier reichen die Einzugsgebiete im Sommer kaum über die temporäre Schneegrenze hinaus, der relative Einfluß der sommerzeitlich sehr hohen Niederschläge verliert somit an Bedeutung (vgl. WINKLER 1996:485ff.).

1.5.1 Zur Orographie und Geologie des Rolwaling Himal

Das Bhote Kosi entwässert als Nordsüd verlaufendes Durchbruchstal zu Tibet u. a. die Nordwestabdachungen des Melung Tse, des Jobo Garu sowie des Gaurisankar (7135m) (Karte 1).

Der Bhote Fluß wird unterhalb der Einmündung des Sangawa Khola Tamba genannt, der weitere Talverlauf wird als Tamba Kosi bezeichnet. Nahe der Siedlung Chinpurtar, südöstlich von Kathmandu, mündet der Tamba in den Sun Kosi. Der Teil des Arbeitsgebietes im Bhote Kosi beschränkt sich auf den Talabschnitt zwischen der Siedlung Lamobagar (1965m, Karte 1) im Norden und der Einmündung des Dolti Khola (850m, ein orographisch rechtes Seitental, nördlich der Siedlung Charikot) im Süden. In diesem ca. 31 km langen Talabschnitt fällt der Talboden von 1970m auf 850m ab. Die höchsten Gipfel erreichen oberhalb der Siedlung Lamobagar Höhen bis 4800m an der westlichen Talflanke bzw. 4720m an der östlichen Talflanke (Photo 1, Photo 73).

Das von Ost nach West verlaufende Rolwaling Khola ist ein orographisch linkes Seitental des Bhote Kosi, dessen Einmündung in 1430m ca. drei Kilometer südlich von Lamobagar liegt (Photo 3). Das Wassereinzugsgebiet ist ca. 330km² groß. Die Nordabdachung des Rolwaling Tales kulminiert im 7135m hohen Gaurisankar Hauptgipfel (Photo 4), dem höchsten Gipfel dieses Arbeitsgebietes. Nach Norden wird das Tal begrenzt durch eine im Mittel wenig über 6000m hohe Kette, deren längenkreisparallel verlaufende Fortsetzung unterhalb des Kang Korob (6703m) die Wasserscheide zum (dem Khumbu Himal zuzuordnenden) Bhote Kosi Nadi bildet (talauswärtig Dudh Kosi, Thame Khola - die Siedlung und das berühmte Kloster Thame liegen am Talausgang, vgl. KÖNIG 2002). Dieser Teil der Rolwaling Taleinfassung, d.h.

die östliche Begrenzung, kulminiert in einem 6943m hohen Gipfel. Der 5760m hohe Teshi Lapcha La vermittelt ins Thame Khola.

Die südliche Talbegrenzung des Arbeitsgebietes bildet die Sambur Danda Kette, die im östlichen Talabschnitt Höhen bis 6730m erreicht und, im Gegensatz zur Nordflanke des Rolwaling Khola, kontinuierlich nach Westen hin abfällt.

Des weiteren münden im Talabschnitt zwischen Lamobagar und Singali Bazar die Täler Sleri Khola, Khare Khola sowie das Karduwa Khola orographisch rechts in das Bhote Kosi ein. Für die orographisch linke Flanke sind die Täler Sangawa Khola, Gumbu Khola und Deni Khola zu nennen.

Das ca. 25 km lange Khare Khola konnte während der Expedition aufgesucht werden.

Das Ostnordost nach Westsüdwest verlaufende Tal beginnt im oberen Abschnitt der Südabdachung des Rolwaling Khola mit dem Paß Yalung La (5350m, zwischen Yalung Ri (5647m, Photo 5) und Ramdang Peak (6258m)) und mündet in Höhe der Siedlung Suri Dhoban (1000m) orographisch links ins Bhote Kosi. Der Talschluß erreicht eine maximale Höhe von 5930m (Ramdang Peak).

In den nördlichen Abschnitten des Untersuchungsgebietes stehen im wesentlichen Migmatite und Paragneise an - im nordöstlichen Teil (dem nordöstlichen Teil des Einzugsgebietes des Rechten Rolwaling Gletschers) finden sich Granite. Getrennt durch die MCT Zone bestimmen südlich von Gongar Shists (MCT) und Phyllite das geologische Bild (vgl. HAGEN 1968, SCHELLING 1989, STÖCKLIN 1980).

1.5.2 Zur Orographie und Geologie des Kangchenjunga Himal

Der Kangchenjunga Himal ist im wesentlichen in drei Haupttäler gegliedert: Das Nup Khola, das Ghunsa Khola und das Simbua Khola - diese Täler vereinigen sich nahe der Siedlung Hellok (1520m) zum Tamur Khola (Karte 3). Das ca. 52km lange, von Nord-ost nach Südwest verlaufende ca. 750km² große Ghunsa Khola entwässert den größten Teil des Kangchenjunga Himal Einzugsgebietes. Das Tal wird vom Kangchenjunga (8586m), dem dritt höchsten Berg der Erde, überragt und von einer Gebirgskette eingefaßt, die nördlich der Alm Ramdan eine mittlere Höhe von über 7000m aufweist.

Zwischen einem namenlosen Gipfel (6792m) und dem Tent Peak (7362m) trennt diese Kette den Kangchenjunga Himal vom Inneren Himalaya. Südlich des Tent Peak bildet der Gipfelgrat bis zum Khanla Khan (5562m) die östliche Abgrenzung des Kangchenjunga Himal zu Sikkim. Der Kangchenjunga Hauptgipfel als Teil dieser Gebirgskette trennt die Einzugsgebiete des Ghunsa Khola und des ca. 40km langen Simbua Khola. Die Wasserscheide zwischen diesen Haupttälern verläuft über den Kangchenjunga (8596m), den Kanbachen (7912m), den Khumbarkarna (7711m), den Boktoh (6114m), den Lapsan La (5161m) und die Pasan Dada. Westlich von Cheram sinkt der Gratverlauf unter 5000m. Das in der vorliegenden Arbeit nicht behandelte Nup Khola schließt sich westlich des Nupchu Peaks an und wird durch die Tanga Kette bzw. die Birdhunga Dada und die Lowa Dada vom Ghunsa Khola getrennt.

Das Ghunsa Khola ist kein Durchbruchstal zu Tibet und unterscheidet sich somit deutlich vom Bhote Kosi (Rolwaling Himal). Der niedrigste dem Ghunsa Khola Einzugsgebiet

zuzuordnende Paß zur Himalaya Nordabdachung erreicht im nördlichsten Teil des Lhonak Khola eine Höhe von 6016m (Chabuk La); östlich findet sich der 6114m hohe Jinsan La.

Das Simbua Khola wird durch die Simhalila Range zwischen Kangchenjunga und Khanla Khan (5562m) in östlicher Richtung begrenzt. Südlich des Rathon (6682m), zwischen Rathon und Kokthan (6148m), sinkt die Grathöhe auf ca. 5200m; der erste Paß unterhalb der 6114m Isohypse, der nach Sikkim vermittelt. Die Simbua Khola Südabdachung bildet eine bis maximal 5400m hohe Kette, die ca. 6km östlich des Kokthan keine Höhen über 5000m mehr erreicht und die Wasserscheide zum Kabeli Khola bildet. Das Wassereinzugsgebiet ist ca. 310km² groß.

Im Tamur Khola erstreckt sich das Arbeitsgebiet zwischen Hellok im Norden (1520m) und dem ca. 28km südwestlich gelegenen Dobhan (650m), südlich der Konfluenz von Nema Khola und Tamur Khola. Die höchsten Gipfel der Seitentäler dieses Talabschnittes reichen nicht über die 4000m Isohypse (Neghun 3880m).

Die Geologie des Untersuchungsgebietes wird bestimmt durch Paragneise, Augengneise und Migmatite, deren komplizierte räumliche Differenzierung bisher noch nicht um-fangreich beschrieben ist. In den nördlichsten Abschnitten finden sich "marginal grani-tes of the Himalayan Schuppen zone" (HAGEN 1968), wie sie auch im nordöstlichen Bereich des Rolwaling Himal anstehen.

1.6 Zur Methode der Berechnung der Schneegrenze - am Beispiel des Rechten