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2. Empirische Befunde zur Vergletscherungsgeschichte des Rolwaling Himal und des

2.2 Zur rezenten, postglazialen und LGM-zeitlichen Vergletscherung des Kangchenjunga

2.2.1 Die rezente Vergletscherung des Kangchenjunga Himal

2.2.1.1 Das Gletscherinventar des Ghunsa Khola

Das Einzugsgebiet des Kangchenjunga Gletschers ist in fünf wesentliche Teile zu glie-dern:

- das Einzugsgebiet der Kangchenjunga Nordwand (Photo 11) - der südwestexponierte Pyramid Gletscher

- der westexponierte Lanpo Gletscher - der südexponierte Jhinson Gletscher sowie - der ebenfalls südexponierte Lanpo Gletscher

Kleinere Teilbereiche des Einzugsgebietes sind zum großen Teil süd- bis westexponiert.

Das Gesamteinzugsgebiet erreicht eine durchschnittliche Höhe von ca. 6890m. Das rezente Gletscherende des Kangchenjunga Gletschers liegt nahe "Alm" Ramdan in ca.

4530m Höhe im Ghunsa Khola (Photo 89), unterhalb des Talausganges des Ramdan Khola.

Die mittlere Schneegrenze liegt in ca. 5520m. In die Berechnung der angegebenen Einzugsgebietshöhe sind die Gipfel mit Höhen über der Gletscherobergrenze einbezogen.

Korrigiert man die mittlere Einzugsgebietshöhe im Sinne der von KUHLE (1986e, 1987, 1988a) zur Obergrenze der Gletscherausdehnung bzw. Gletscherernährung vorgelegten Ergebnisse und Überlegungen, so ist eine mittlere Einzugsgebietshöhe von 6810m zu ermitteln. Die Differenz von 80m (6890m-6810m=80m) ist im Vergleich zu den

potentiellen Fehlerquellen des übrigen Teils der Berechnung für den rezenten Gletscher als nicht signifikant zu erachten.

Der Gletscher ist als Firnstrom zu typisieren.

Das Ablationsgebiet verläuft im wesentlichen breitenkreisparallel. Zu berücksichtigen ist, daß die Nordflanke des oberen Ghunsa Khola im Bereich der Ablationszunge des Kangchenjunga Gletschers (Photo 9) im Vergleich zur Südflanke relativ steil ist. Die schuttbedeckte Ablationszunge liegt geschützt unterhalb der Nordflanke; Lawinen aus der Flanke erreichen das Ablationsgebiet.

Der Chatyatundinga Gletscher

Der Chatyatundinga-Gletscher liegt an der orographisch linken Flanke des Lhonak Khola (orographisch linkes Seitental des Ghunsa Khola, das bei Lhonak in das Haupttal einmündet) zwischen dem Ende der Gletscherzunge des Lhonak Gletscher und der Siedlung Lhonak. Der rezente Gletscher endet in 5150m Höhe; die mittlere Einzugsgebietshöhe beträgt 6490m. Der höchste Gipfel des Akkumulationsgebietes ist der 7041m hohe Janak Chuli. Das Akkumulationsgebiet ist vorwiegend südlich ex-poniert, während das Ablationsgebiet west-süd-westlich ausgerichtet ist. Das Ende der Gletscherzunge erreicht den Talboden des Lhonak Khola (in diesem Talabschnitt 4820m hoch) nicht. Der Gletscher nimmt bei einer durchschnittlichen Vertikaldistanz von 1340m eine Gesamtlänge von ca. 9km ein. Auf der Karte des Nepal Kartenwerk Blatt 278705, ist in 5750m Höhe austauende Obermoräne kartiert. Auf der Basis der Überschlagsrechnung (höchstes Austauen von Obermoräne plus 50 Höhenmeter = Schneegrenze) kann davon ausgegangen werden, daß die Schneegrenze für diesen Gletscher in ca. 5800m liegt. Die Schneegrenzberechnung auf der Basis der mittleren Einzugsbereichshöhe und der ERL ergibt den Wert 5822m, für die Anwendung der Methode von KUHLE (1986c) fehlen die benötigten Werte.

Der Lhonak-Gletscher

Der Lhonak Gletscher setzt sich aus zwei Teilgletschern zusammen, die in 5200m zu einer Ablationszunge zusammenfließen. Unterhalb dieser Konfluenz wird die Gletscherzunge als Lhonak Gletscher bezeichnet. Dieser südexponierte Teil des Gletschers endet in 5100m Höhe, 3,5km nördlich der Siedlung Lhonak (Photo 10).

Den flächenmäßig größeren Teilstrom bildet der orographisch rechts liegende Chijima Gletscher. Das Einzugsgebiet diese Gletschers ist im wesentlichen südlich exponiert. Den höchsten Gipfel des Einzugsgebietes bildet der Janak Chuli (7041m). Der Teil des Ablationsgebietes bis zur Konfluenz mit dem zweiten Teilstrom des Lhonak Gletschers ist südwestlich ausgerichtet.

Der zweite Gletscher mündet aus der orographisch linken Flanke des Lhonak Khola in den Lhonak Gletscher ein. Das Einzugsgebiet ist vorwiegend südlich exponiert, der obe-re Teil des Ablationsgebietes ist süd-östlich ausgerichtet.

Die mittlere Einzugsgebietshöhe des Lhonak Gletschers beträgt 6375m. Die Vertikal-distanz berechnet sich zu 1255m. In der Horizontalen nimmt das Gletschersystem eine mittlere Länge von 10km ein.

Das Austauen der Obermoräne belegt eine unterschiedliche Höhenlage der Schneegrenze für beide Gletscherteilströme. Die verschiedenen Expositionen der Einzugsgebiete legen diese Schlußfolgerung nicht nahe, hingegen machen die unterschiedlichen Expositionen der oberen Teile der Ablationsgebiete diesen Umstand verständlich. Die Lhonak Gletscherzunge zeigt keine deutliche Differenzierung beider Gletscherteilströme, so daß beide Teilströme und der resultierende Lhonak Gletscher zunächst als ein System verstanden werden müssen. Die mittlere Schneegrenze dieses Gletschers liegt in ca.

5680m.

Namenloser Gletscher im Lhonak Khola

Der namenlose Gletscher endet in 5420m Höhe auf der orographisch linken Seite oberhalb des Chabuk Gletschers. Der ca. 4km lange Gletscher baut sich in einem durch-schnittlich 6300m hohen Einzugsgebiet auf und ist vorwiegend südexponiert. Die Schneegrenze berechnet sich auf der Basis der mittleren Einzugsbereichshöhe und der ERL zu 5860m.

Des weiteren befindet sich an der orographisch rechten Flanke des Lhonak Khola eine Reihe kleinerer Hängegletscher, die weit über der rezenten Taltiefenlinie (zwischen 5100m und 4900m) enden.

Der Ramdan Gletscher

Dieser ca. 8km lange, im wesentlichen nordwestexponierte Gletscher endet in 4550m.

Der Ramdan Gletscher mündet zwar in Höhe der Siedlung Ramdan in das Ghunsa Khola, vereinigt sich rezent jedoch nicht mehr mit der Zunge des Kangchenjunga Gletschers (Photo 90). FRESHFIElD(1903:177) schreibt: "This ice-stream [Ramdan Gletscher] pushes ridges of white granite boulders out into the valley, and a few years ago must have actually joined the Kangchen Glacier [Kangchenjunga Gletscher], ...".

Das Einzugsgebiet des Gletschers erreicht eine mittlere Höhe der Kammumrahmung von 6590m. Auf der Basis dieser Werte berechnet sich die Schneegrenze zu ca. 5360m. Der Gletscher resultiert aus einem steilen Akkumulationsgebiet unterhalb des Kambachen (7902m), das durch Flankenvereisung und resultierende Eisabbrüche gekennzeichnet ist;

es handelt sich um einen Firnmuldengletscher im Übergangsbereich zum Firnkesseltyp -entsprechend liegt die Schneegrenze relativ tief in 5400m.

Der Khumbarkarna Gletscher

Die ost-west verlaufende Gletscherzunge resultiert aus vorwiegend nord- bis nordwest-exponierten Einzugsteilgebieten (Photo 91). Der rezente, ca. 11km lange Gletscher endet in 4250m Höhe (( ) Photo 92). Die mittlere Höhe der Kammumrahmung des Akkumulationsgebietes beträgt 6730m. Der höchste Gipfel des Einzugsgebietes ist der 7711m hohe Khumbuarkana. Die Schneegrenze berechnet sich zu 5260m. Die Gletscherernährung resultiert zu einem erheblichen Teil aus der Flankenvereisung der Khumbuarkana-Nordflanke, die bis zu 2800m über der Hauptgletscherzunge aufragt (Photo 93). Der Steilheit der Einzugsgebietsflanken entsprechend, rückt die Schnee-grenze tiefer in das Relief als dies bei flacheren Gletschern der Fall wäre. Kompensiert wird dies durch das vergleichsweise lange Einzugsgebiet. Ein gutes Beispiel für die Abhängigkeit der Schneegrenze vom Relief!

Das Zungenende des im gleichen Einzugsgebiet liegenden süd- bis westexponierten Merra Gletschers (Merra Peak: 6334 m) erreicht die Gletscherzunge des Khumbuarkana-Gletschers nicht. Das heißt, der Anteil dieses Khumbuarkana-Gletschers und damit des gesamtem Einzugsbereiches am Ausmaß der Khumbuarkana-Gletscherzunge muß als indirekt interpretiert werden. Der Merra Peak Gletscher endet zwischen 4700m und 4800m Höhe, abzuleiten ist eine Höhenlage der rechnerischen Schneegrenze zwischen 5500m und 5600m Höhe.

Gletscher im Nupchu Khola

Das Nupchu Khola mündet in Höhe der Siedlung Kambachen in das Ghunsa Khola. Das Nordwest bis Südost verlaufende Tal weist eine Reihe kleinerer vergletscherter Areale im oberen Talabschnitt auf. Im Talschluß finden sich zwei Gletscher mit im wesentlichen südexponierten Einzugsgebieten. Der orographisch linke dieser zwei Gletscher reicht mit einer schmalen Ablationszunge rezent bis ca. 5000m herab. Das Gletscherende des orographisch rechten Gletschers kann in einer Höhe von ca. 5050m lokalisiert werden.

Beide Gletscher bilden sich in Einzugsgebieten mit einer mittleren Höhe von 5900m (Photo 94). Die Schneegrenze berechnet sich zu 5400m bis 5450m.

Der ostexponierte Gletscher unterhalb der Tanga-Kette (Tanga 6433m) im mittleren Talabschnitt des Nupchu Khola reicht bis in 5000m vor. Das kleine Einzugsgebiet er-reicht eine mittlere Höhe von 6000m - hieraus resultiert eine Schneegrenze in ca. 5400m.

Gletscher zwischen Kanbachen und Ghunsa

Teile der orographisch rechten Flanke, ca. 4km talauswärts von Kambachen, bilden das im Mittel 6000m hohe Einzugsgebiet für zwei kleinere Gletscher, deren rezente Eisrandlage in ca. 5000m Höhe zu bestimmen ist. Für diese süd- bis südostexponierten Gletscher kann die Schneegrenze mit 5500m angegeben werden.

Ein 2,5km langer Gletscher befindet sich an der orographisch linken Talflanke ca. 7km talaufwärts von Ghunsa. Ein nordostexponierter Gletscher reicht bis ca. 4800m herab und resultiert aus einem im Mittel 5900m hohen Einzugsgebiet. Die rezente Schnee-grenze liegt in ca. 5350m.

Der Yamatri-Gletscher

Das Yamatri Khola mündet ca. 200m südlich der Siedlung Ghunsa in das Ghunsa Khola.

Der Yamatri Gletscher endet rezent in 4250m Höhe. Große Teile der Gletscherzunge sind vorwiegend südexponiert, demgegenüber stehen nord- bis nordwestorientierte Einzugsgebiete. Den höchsten Gipfel des Einzugsgebietes bildet der Khumbuarkana (7711m), dessen Südflanke einen kleinen Teil des Nährgebietes bildet. Der weitaus größere Teil der Eismenge des Yamatri-Gletschers dürfte im Flankenabschnitt zwischen dem Khumbarkarna und dem Boktoh (6114 m) entstehen. Auf der Basis einer mittleren Einzugsgebietshöhe von 6300m, der rezenten Eisrandlage (4250m, ( ) Photo 95) und der bestimmten Winkeldifferenz berechnet sich die Schneegrenze für diesen Firnmuldengletscher zu 5230m. Die reale Schneegrenze des Yamatri Gletschers in 5230m weicht dabei nur wenig von der rechnerischen in ca. 5275m ab.

Die Zungenenden des Khumbarkarna Gletschers und des Yamatri Gletschers trennen nur wenige Kilometer in der Horizontalen und kaum eine Abweichung in der Vertikalen. Die Differenz der rechnerischen Schneegrenze beträgt jedoch aufgrund der verschieden ho-hen Einzugsgebiete ca. 200 Höho-henmeter (Khumbarkarna: 5490m und Yamatri: 5275m).

Die Differenz zwischen den realen Schneegrenzen beträgt nur ca. 30m (5260m-5230m=30m). Die empirischen Befunde, d.h. die Abschätzung der Lage der Schnee-grenze im Gelände, stützt die letztgenannte Beziehung.