• Keine Ergebnisse gefunden

Morphologische Indikatoren, die eine größere Gletscherbedeckung des Yalung

2. Empirische Befunde zur Vergletscherungsgeschichte des Rolwaling Himal und des

2.1 Zur rezenten, postglazialen und LGM-zeitlichen Vergletscherung des Rolwaling

2.1.1 Zur rezenten Vergletscherung des Rolwaling Himal

2.1.2.3 Morphologische Indikatoren, die eine größere Gletscherbedeckung des Yalung

Ausgehend von den Enden der oben genannten drei Gletscher (Kapitel 2.1.1) des Yalung Gebietes sind deutlich durch Laterofrontalmoränen eingefaßte Zungenbecken im Dekameterbereich vor den Gletschern zu erkennen (Photo 20, Photo 21, Photo 22).

Gemeinsam ist allen drei Zungenbeckeneinfassungen der Eindruck der "Frische", den die Formen hinterlassen. Der Ufermoräneninnenhang fällt steil ein und wird in weiten Teilen vom rezenten Gletscherabfluß unterschnitten. Der Außenhang grenzt sich nur im Fall des Yalung Ri Gletschers mit einem scharfen Knick deutlich vom Gefälle der Umgebung ab. Die Außenhänge der vorzeitlichen Zungenbeckeneinfassungen der beiden links im Talgefäß liegenden Gletscher gehen in am jeweiligen First ansetzende, gestreckte Schutthänge über, die sich bis ca. 30 Höhenmeter vor der Tiefenlinie des Rolwaling Khola verfolgen lassen.

Getrennt werden diese Zungenbecken durch einen zugerundeten, lockermaterialver-kleideten Rücken im Anstehenden (Abbildung 2, Abbildung 3), der abrupt mit einer quasi haupttalparallel angelegten scharfkantigen Dreiecksform endet. Die Dreiecksform ist in diesem Zusammenhang zwanglos in Beziehung zur Lithographie des Anstehenden (vgl. Photo 5, Photo 37) zu setzen und läßt sich nicht direkt als Indiz für eine vorzeitliche Eisbedeckung werten. Beide Zungenbecken enden in etwa gleicher Höhe in 4650m. Die Angabe entspricht der Firsthöhe der Laterofrontalmoräne am talauswärtigs-ten Punkt der Formen. Der Talboden im Zungenbecken liegt einige Dekahöhenmeter tiefer und wird durch die Entwässerung der glazialen Hohlform rezent tiefer verlegt.

Beide Zungenbecken belegen eine ERL zweier getrennter Gletscher zwischen 4600m und 4650m Höhe. Die sich an die Laterofrontalmoränen anschließenden gestreckten

Schuttkörper werden in ihrem oberen Abschnitt fluvial zerschnitten und bauen zur Haupttaltiefenlinie hin sekundäre Schuttkegel und Schwemmfächer mit guter Material-sortierung auf (Photo 23, Photo 38).

Die Firsthöhe der oben beschriebenen Zungenbeckeneinfassung des Yalung Ri Gletschers beträgt ca. 5100m am tiefsten Punkt. Photo 21 verdeutlicht zum einen die unterschiedliche Höhenlage der Zungenbeckenfirste und belegt zum anderen die unter-schiedliche Höhe der Einzugsgebiete und den zu berücksichtigenden Größenunterschied der drei beschriebenen Gletscher. Die deutliche morphologische Abgrenzung der Zungenbecken von ihrer Umgebung und die "Frische" der Moräneninnenhänge läßt die ERL bei sonst gleichen Bedingungen zeitlich zusammenrücken.

Die aus den bekannten Parametern abzuleitende Schneegrenze liegt in ca. 5300m, so daß die Interpretation, die genannten Zungenbeckeneinfassungen genetisch als zu einer Schneegrenzabsenkung zusammengehörig zu fassen, gestützt wird. Ergänzt wird dieser Befund weiterhin durch ein quasi paralleles Verhältnis der Parameter der rezenten Gletscher zu den entsprechenden vorzeitlichen Werten. Veränderungen der Exposition der Gletscher ergeben sich aus der Änderung der Größe nicht. Inwieweit die größere Fläche der entsprechenden Gletscher die deutliche Expositionsabhängigkeit (vgl. dazu die Schneegrenzberechnungen der südexponierten Gletscher der Rolwaling Khola Nordabdachung) hinsichtlich der Haushaltsbilanz zurück drängt, könnte nur spekulativ extrapoliert werden.

Insbesondere die Zungenbeckeninnenhänge im Frontalbereich der Formen der beiden orographisch rechts im Yalung Talgefäß liegenden Gletscher sind für die weitere morphologische Analyse der Talschaft von Bedeutung, da sie Hinweise auf die Mächtigkeit der vorgelagerten Schuttkörper geben können. Klassische Schuttkegel, beginnen in den meisten Fällen mit einer Mächtigkeit die knapp über 0m liegt. Die hier gezeigte Akkumulationsform weist vor dem Hintergrund der Scheitellinienlänge von ca.

1,5 km bereits zu Beginn eine Mächtigkeit im Dekameterbereich (40m bis 60m) auf.

Einen weiteren Hinweis auf die Mächtigkeit liefert der in Photo 38 dokumentierte Einschnitt mit einer Aufschlußhöhe von mindestens 20m (oberhalb von ( ) in Photo 38). Die Schuttkegel bzw. Übergangsformen zwischen Podestmoränen und Schuttkegeln verkleiden die von ihnen überdeckten Flankenpartien vollständig.

Insbesondere der Schuttkegel, der sich dem Ramdang-Nord-Gletscher anschließt, hebt sich deutlich von der Schuttverkleidung der sich talauswärts anschließenden orographisch linken Rolwaling Khola Flanke ab, wie Photo 23 (links im Bild) belegt.

Die Schuttkörperoberflächenneigung konnte mit 30° bis 35° Grad bestimmt werden.

Die Akkumulationsformen gleichen das zugrundeliegende Relief aus. Schlußfolgernd kann festgestellt werden, daß Hinweise, die Aufschluß hinsichtlich des Ausmaßes der vorzeitlichen Vergletscherung dieses Raumes geben könnten, überarbeitet bzw.

über-deckt wurden. In welchem Umfang die sehr große Lockermaterialmenge durch die ver-gleichsweise kleinen Gletscher produziert worden ist, ist nicht eindeutig zu klären (Photo 39, vgl. MEINERS 1999: Photo 5, insbesondere die markierte neoglaziale Ufermoräne). Das heißt, dem Verhältnis zwischen der Größe der potentiellen Herkunftgebiete des Lockermaterials und der Größe der Schuttkörper ist u.U. ein Hinweis auf die vorzeitliche Vergletscherung zu entnehmen. Dies setzt voraus, daß eine derart große Materialmenge auf engem Raum entweder glazial aufbereitet werden kann oder der Zeitraum für die Verwitterung des Anstehenden und damit die in situ Bildung des Lockermaterials hinlänglich lang war. Letzteres ist insbesondere auch aufgrund der Befunde anderer Autoren (Kapitel 3.2) zur Vergletscherung des Himalaya und zur periglazialen Morphodynamik auszuschließen, da nicht davon ausgegangen werden kann, daß Räume oberhalb von 5400m hinlänglich langen eisfreien Perioden unterlegen gewesen haben, so daß eine in situ Bildung ohne glazialen Abtransport denkbar wäre.

Dem steht die Möglichkeit entgegen, daß das Material oberhalb der Schneegrenze eines größeren Gletschers aufbereitet und nicht abtransportiert worden ist (vgl. die Grundmoränen in Paßnähe zu Tibet in KUHLE 1999). Die beschriebenen morphologischen Zusammenhänge sind zu den Analysen zu Photo 23 in Beziehung zu setzen (hier insbesondere der aus dem Ufermoränenrest orographisch links bei Na abgeleitete Eispegel) .

Weitere Indizien für einen vorzeitlichen größeren Ramdang-Nord-Gletscher liefert die morphologische Analyse des mit Hilfe von Photo 39 dokumentierten Reliefausschnittes. Die Gletscherzunge (Ablationsgebiet) des Ramdang-Nord-Gletschers wird durch einen schmalen Grat vom benachbarten parallel verlaufenden Tal getrennt. An tieferen Abschnitten dieses Grates wird rezent moränisches Material über den Kamm gedrückt und bildet kleine Schuttkegel unterhalb der entsprechenden Scharten. Gletschereis reicht rezent nicht maßgeblich in das unvergletscherte Tal hinein. Die zum Teil wallartig angelegten Lockergesteinsformen in der Talmitte können als seitlich zur Hauptgletscherzunge eines vorzeitlichen Ramdang Gletschers angeordnete Ufer- bzw. Minipodestmoränen verstanden werden. Der nördlichste Teil des Tales unterhalb des Yalung Ri war demgemäß mit Eis eines größeren Ramdang Gletschers verfüllt. Die Markierung ( ) in Photo 39 verweist auf die Laterofrontalmoräne eines solchen Gletscherteiles (tiefster Punkt im Zungenbecken 5080m). Rechts im Bild ist der Fuß (5100m) der in Photo 21 gezeigten Zungenbeckeneinfassung des Yalung Ri Gletschers zu erkennen. Im Vorfeld dieses Moränenwalles schließt sich ein mäßig geneigter Talboden an, der durch einen scharfen Knick zur überlagernden, oben beschriebenen Ufermoräne eines größeren Ramdang-Nord-Gletschers abgegrenzt ist. Mit der gleichen Schärfe läßt sich diese Moräne von den Akkumulationsformen trennen, die in einen genetischen Zusammenhang mit der Vergletscherung des Yalung Ri zu stellen sind.

Die das sich V-förmig zum Talausgang verengende Yalung Talgefäß gliedernden Rücken im Anstehenden ist mit Hilfe des Textes zu Photo 5 beschrieben (vgl. MEINERS

1999:Photo 9). Ergänzend ist auf die korrespondierende Oberkante der Lockermaterialdecke der orographisch linken Talflanke unterhalb des Vorgipfels des Yalung Ri zu verweisen (Photo 5). Die Schuttbedeckung ist häufig durch anstehende Abschnitte unterbrochen und wenig mächtig. Der scharfe, das Streichen der Schichten nachzeichnende Festgesteinsgrat, der die linke Flanke bildet, endet unvermittelt in einer in 4350m einsetzenden Dreiecksform (Photo 5).

2.1.2.4 Indikatoren zur vorzeitlichen Vergletscherung der Gletschervorfelder der