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2. Empirische Befunde zur Vergletscherungsgeschichte des Rolwaling Himal und des

2.2 Zur rezenten, postglazialen und LGM-zeitlichen Vergletscherung des Kangchenjunga

2.2.1 Die rezente Vergletscherung des Kangchenjunga Himal

2.2.1.3 Der Verlauf der rezenten klimatischen Schneegrenze im Kangchenjunga Himal

2.2.2.1.7 Der Talabschnitt zwischen Ghunsa und Hellok

Dieses Kapitel behandelt den Talabschnitt zwischen Ghunsa (3400m), nördlich der Einmündung des Yamatri Tales in das Ghunsa Khola, und der Siedlung Hellok (1600m) im Tamur Khola. Hellok liegt südlich des Zusammenschlusses von Ghunsa Khola, Simbua Khola und Nup Khola (Photo 134) im Tamur Khola.

Die Morphologie im näheren Talgefäß um die Siedlung Ghunsa wird bestimmt durch eine aus dem Yamatri Khola einmündende Laterofrontalmoräne, die in dem entspre-chenden Kapitel (Kapitel 2.2.2.1.8) beschrieben wird.

Die Siedlung Phale (3200m) im Ghunsa Khola liegt unmittelbar talauswärts der Einmündung des Yamatri Khola in das Ghunsa Khola, d.h. wenige Kilometer talauswärts der Siedlung Ghunsa (3407m, Meßpunkt) zwischen 3050 und 3200m Höhe.

Photo 135 zeigt die orographisch rechte Flanke des Ghunsa Khola zwischen der im rechten Bildhintergrund zu erkennenden Ufermoräne des Khumbarkarna Gletschers und der im linken Bildhintergrund zu erkennenden Talschaft von Kyapla (Photo 136). Das breite Tal in der Panoramamitte ist das Tal, in dem der Weg zum Nango La (4990m) angelegt ist, das Yanma Samba Khola. Die Gipfelregion der im Bild zu sehenden Flanke erreicht Höhen von bis zu 6140m. Der Talboden des Ghunsa Khola fällt im doku-mentierten Abschnitt von ca. 4000m im Bereich der Endmoräne des Khumbarkarna Gletschers bis auf ca. 2600m bei Kyapla ein.

Der Talboden des Ghunsa Khola umgreift eine Vertikaldistanz von ca. 1400m zwischen Kanbachen und Kyapla und eine Vertikale von ca. 1000m zwischen Kanbachen und Lhonak.

Das Talgefälle ist - abgesehen von der Unterbrechung des beschriebenen Endmoränen-komplexes eines vorzeitlichen Yamatri Gletscherstandes - gleichsinnig, ist also nicht durch scharfe Knicke oder Änderungen der Wölbung im Tallängsprofil gekennzeichnet (Abbildung 29).

Das Talquerprofil ist in Bereichen, die nicht dem starken morphologisch prägenden Einfluß der Seitentäler unterliegen, als trogtalförmig zu beschreiben (Abbildung 33).

Insbesondere hangaufwärts der Siedlung Phale zeigt sich im unteren Teil der Flanke, d.h.

zwischen 3200m und 4400m, ein konkaves Talquerprofil, das mit einem Knick in konvex gewölbte, höher gelegene Abschnitte übergeht. Unterbrochen wird dieses Flankenprofil durch hervorstehende zugerundete, kleinere konvexe Hangpartien im Anstehenden. Die obere Begrenzung dieser, durch Dreiecksflächen zu ergänzenden glazigenen Formen-gesellschaft liegt in ca. 4800m (( ) Photo 135), d.h. ca. 1600 m über der Sediment-füllung des Talbodens.

Eine kleinere morphologische der orographisch rechten Ghunsa Khola Flanke oberhalb von Phale tritt besonders in Erscheinung (( ) in Photo 135). Die Form liegt am Talausgang des Seitentales zum Nango La und ist wie folgt zu beschreiben: Einem steil und gestreckt einfallenden Flankenabschnitt folgt eine konvex gewölbte, vorspringende

"Felsnase" erheblicher Breite. Talbodenseitig schließt sich eine wiederum steile Flankenpartie an, die eher eine leichte konkave Wölbung annimmt. Die Oberkante des

genannten konvexen Flankenabschnittes läßt sich als quasi horizontales Niveau an der Flanke verfolgen und entspricht etwa der Grenze einer kleineren morphologischen Einheit der Flanke an Punkt ( ). Dieser Bereich ist geprägt durch eine relativ flach einfallende Fläche leicht konkaver Wölbung, die talbodenseitig mit einem scharfen Knick in eine deutlich steilere Flankenpartie übergeht.

Die rezente Morphodynamik dieses Talabschnittes ist durch fluviale Abtragungsprozesse gekennzeichnet. Große Areale des Talbodens sind durch die dichte Gras- und lichte Waldvegetation fixiert.

Der rezente Abtrag ist konzentriert auf schmale Erosionsrinnen. Diese Erosionsrinnen treten durch die helle Farbe des bergfrisch aufgeschlossenen Festgesteins bzw. des

„reaktivierten“ Schuttes und Lockergesteins deutlich als schmale Bänder an den Hängen in Erscheinung. Auffällig ist, daß zum Teil sehr große potentielle Ausräumungsgebiete konektiert sind mit vergleichsweise winzigen Akkumulationsformen.

Beispielhaft sollen hier die zwei Reliefeinheiten (( ) in Photo 135) beschrieben werden.

Auffällig ist, daß sich an eine jeweils tief eingeschnittene Runse nur eine sehr kleine bzw.

keine Akkumulationsform anschließt, die genetisch mit der Erosionsform Runse direkt in Beziehung zu setzen wäre. Das Runsenende ( ) liegt einige Dekameter oberhalb einer flachen Terrasse (die hellen Punkte im Bild sind Häuser der Siedlung Phale) und geht direkt über in eine steile, jedoch nicht eingeschnittene Flankenpartie im Anstehenden.

Daraus läßt sich folgern:

Da die Genese der Runse an den Abtrag von Material gebunden sein muß, aber nicht als reine Lösungsform zu verstehen ist, müßte sich, handelte es sich um einen rezenten Prozeß, dem unteren Ende der Runse eine Akkumulationsform anschließen, oder es müßte der Runsenbasis ein Erosionspotential vorgelagert sein, das die Akkumulation von Material in diesem Bereich unmöglich macht. Der Runse ist weder eine Form vorgelagert, die auf die rezente Taltiefenlinie eingestellt ist, noch eine Form, deren Niveau sich auf den Terrassenkörper bezieht. Zu folgern ist, daß die Genese der Runse vorzeitlich ist und der "Abraum" aus dem direkten Bezugsraum der Runse abtransportiert wurde. Die Genese der Runse ist mit Hilfe der Möglichkeiten der flu-vialen Morphodynamik zwanglos zu erklären, bedarf jedoch deutlich höherer Nieder-schlagsmengen bzw. größerer Abflußmengen als heute, da die Form derzeit inaktiv ist.

Es erscheint unwahrscheinlich, daß es wiederum Wasser ist, das den Ferntransport des Materials durch das Haupttal übernimmt, da die Reliefenergie deutlich geringer ist und nur durch unverhältnismäßig größere Niederschlagsmengen kompensiert werden könnte.

Wahrscheinlicher ist hingegen eine glaziale Verlagerung des Materials, so daß der beschriebene Befund als Indiz für die vorzeitliche Vergletscherung gewertet werden kann. Der Indikatorwert des einzelnen Befundes ist dabei gering, er stützt jedoch die übrigen Ergebnisse und kann so zur Gesamtanalyse beitragen (vgl. KUHLE 1991:Fig. 22)

Die orographisch rechte Flanke des Yanma Samba Khola weist neben Spuren ihrer loka-len Vergletscherung auch Hinweise eines der Taltiefenlinie dieses Seitentales folgenden Gletschers zwischen 4800m und 4400m auf (Photo 135).

Unterhalb der im Mittel ca. 5000m hohen, ostexponierten Talflanke belegen Karseen (( ) Photo 135) in 4800m bis 4900m Höhe eine vorzeitliche Schneegrenze unter 4900m. Lokal reichten Gletscherzungen bis mindestens in 4400m hinunter. Die entspre-chenden Formen "zerschneiden" Indikatoren für das Ausmaß älterer Vergletscherungen des Yanma Samba Khola, die eine der Taltiefenlinie parallele glaziale Überprägung zwischen 4800m und 4400m belegen. Zunächst kann jedoch ausgehend von einer mitt-leren lokalen Einzugsgebietshöhe des orographisch rechten Yanma Samba Khola von maximal 4950m und einer potentiellen ERL in mindestens 4400m, eine entsprechende Schneegrenze in ca. 4720m berechnet werden.

Der Talboden des Ghunsa Khola liegt am Talausgang des Yanma Samba Khola in 3240m. Das Tallängsprofil weist Gefällewechsel auf, die die oben beschriebenen Formen ergänzen (Abbildung 34) und eine vorzeitliche ERL eines Yanma Samba Khola Gletschers zwischen 4400m und 4300m, in Abhängigkeit der Exposition und der Morphologie der Gletscher, wahrscheinlich machen. KUHLE (1990: Fig. 9) kartiert hier eine ERL, die an eine Absenkung der Schneegrenze von ca. 700m gekoppelt war. Im un-tersten Taldrittel, d.h. unterhalb von 3800m, ist das Profil durch den Verlauf der Tiefenlinie über einen Schuttfächer geprägt. Der Schuttfächer wird rezent zerschnitten und muß als vorzeitliche Form interpretiert werden, die durch die rezente Morpho-dynamik umgestaltet wird. Der Schuttkegel ist im wesentlichen aus glazial aufbereitetem Material aufgebaut, das sowohl als Produkt der Vergletscherung des Yanma Samba Khola (jünger) als auch des Ghunsa Khola (älter) verständlich wird (vgl. die Lokalität Na im Rolwaling Khola).

Die für die Flanke direkt oberhalb von Phale beschriebenen Schliffgrenzen zwischen 4800m und 4600m lassen sich bis zur Einmündung des Chhudatanka Khola verfolgen und fallen hier bis auf ca. 4100m ein (( ) Photo 137). Die im Anstehenden angelegte Taltiefenlinie unterhalb dieser Schliffe liegt in 2700m. Die Vertikale zwischen der Schliff-grenze, die nur eine Mindesteismächtigkeit stützen kann, und dem Anstehenden der Tiefenlinien beträgt hier ca. 1400 Höhenmeter.

6km talauswärts von Phale liegt die Siedlung Kyapla zwischen 2600m bis 2800m. Ein großer Teil der Siedlungsfläche liegt auf einer flach geneigten Schwemmfächeroberfläche (( ) in Photo 136), ca. 200m oberhalb der rezenten Tiefenlinie (2600m). Der Schwemmfächer mündet aus dem Chhudatanka Khola, einem orographisch rechten Seitental des Ghunsa Khola, das von einer im Mittel 5000m hohen Kammumrahmung

eingefaßt wird (Photo 136). Dieser Schwemmfächer ist nicht auf das Niveau der Taltiefenlinie des Ghunsa Khola eingestellt, sondern wird durch einen annähernd tal-tiefenlinien-parallel verlaufenden Wall begrenzt. Der First dieses Walles fällt nach talauswärts ein und überragt die Tiefenlinie um ca. 200m bis 250m (( ) Photo 137).

Unterbrochen wird dieser Wall an zwei Stellen. Talaufwärts durch den rezenten Abfluß des Chhudatanka Khola und ca. 100m talauswärts durch eine ältere, derzeitig trockene Abflußrinne, die dem Niveau der Schwemmfächeroberfläche entspricht. Der Wall beginnt an der orographisch rechten Ghunsa Khola Flanke talaufwärts der Siedlung Kyapla in ca.

2900m Höhe. Er endet unterhalb der Siedlungsfläche in ca. 2400m, nahe der rezenten Tiefenlinie des Ghunsa Khola, eine steile Stufe im Tallängsprofil des Ghunsa Khola bildend (zwischen 2200m und 2000m). Photo 137 zeigt den Innenhang dieser als Ufermoräne (Abbildung 35) eines Ghunsa Khola Gletschers zu interpretierenden Wallform. Daraus folgt, daß es sich bei den im Vordergrund zu erkennenden, horizontal lagernden, terrassenartigen Sedimenten um glazifluviale Zungenbeckenfüllungen handelt.

Die Korngrößenverteilung und Sortierung des Materials stützen diese Interpretation.

Einzelne gröbere Komponenten (Blöcke mit Kantenlängen bis zu 3m) ragen aus dem Sediment. Der Ghunsa Fluß schneidet sich zwischen der orographisch linken Ghunsa Khola Flanke und der Zungenbeckenfüllung ein. Die entstehenden Aufschlüsse belegen, daß in der Terrasse ein Materialwechsel von glazigenem zu glazifluvialem Sediment (von außen nach oben innen) einsetzt. Der weitaus größere Teil der Form wird durch moränisches Material aufgebaut. Die glazifluviale Füllung ist wenig mächtig und wirkt morphologisch ausgleichend. Die Kombination aus orographisch rechter Ufermoräne, der Interpretation der Terrasse und der verknüpften Aufschlüsse stützt die Annahme, daß es sich hier um eine Eisrandlage eines Haupttalgletschers in ca. 2200m bzw. 2000m handelt. Der größere Teil der Talverfüllung mit Lockermaterial bis in das Terrassenober-flächenniveau in ca. 2600m resultiert aus der Akkumulation moränischen Materials im Sinne einer rampenförmigen Endmoräne, die sukzessive das Gletscherbett erhöht hat und somit ein talauswärtiges Gletscherzungenende ermöglicht (vgl. die historische Khumbarkarna Moräne). Des weiteren ist von Bedeutung, daß die Ufermoräne leeseitig, d.h. zur Einmündung des Chhudatanka Khola, einen gestreckten, leicht bogenförmigen Verlauf aufweist und keine Indizien eine Konfluenz des Ghunsa Khola Gletschers und eines Chhudatanka Khola Gletscher zur Zeit der Genese der Moräne belegen. Die Schneegrenze für die beschriebene Eisrandlage berechnet sich zu 4300m bis 4500m.

Dieses Ergebnis wird nach der Zusammenschau aller morphologischen Befunde und der daraus resultierenden Beschreibung des Gletschertyps näher zu fassen sein (Kapitel 3.1.2).

Eine weiterer Ufermoräne schließt sich orographisch rechts der oben beschriebenen Ufermoräne an (( ) Photo 136). Diese und eine weitere morphologisch weniger präg-nante Wallform ((

) in Photo 136) sind im oberen Abschnitt getrennt durch einen Schwemmfächer aus dem Chhudatanka Khola, während im unteren, talauswärtigen Teil eine schmale Abflußrinne zwischen den beiden Moränen liegt. Die letztgenannte Moräne wird als Grundmoräne (u.U. Ufermoräne) eines älteren, höheren Gletscherpegels verständlich. Diese Moräne endet ca. 20m flankenseitig oberhalb der unteren Ufermoräne und läßt sich morphologisch nicht über die bereits genannte ERL hinaus verfolgen.

Aufgrund der Nähe der beiden Moränen und der potentiell hohen Fehlerquote bei der Berechnung von Schneegrenzen für ERL weit unterhalb der rezenten Gletscherenden können aus diesen Befunden rechnerisch keine zwei Stadiale unterschieden werden.

Morphologisch ist jedoch eine Veränderung der Gletscherzunge eindeutig zu belegen.

Verfolgt man das orographisch rechte Ghunsa Khola talauswärts von Kyapla weiter, fällt eine Staffel von Moränenresten auf, die, talauswärts einfallend, quasi parallel an der Flanke angelegt sind (Photo 136). Ergänzt wird der Indikatorwert dieser Moränenreste durch Flankenschliffe und glazial überprägte, Rundhöckern ähnliche Festgesteinesvoll-formen im selben Flankenabschnitt. Die Befunde belegen Gletscherpegel in 3200m und in mindestens 3400m. Die 3800m Isohypse kennzeichnet in diesem Flankenabschnitt einen ausgeprägten Gefällewechsel von konvex zu konkav. Unterhalb dieser Grenze ist das Gefälle zwischen 3600m und 3800m deutlich steiler und konkav gewölbt. Eine Eis-verfüllung dieses Flankenabschnittes bis in 3800m Höhe ist wahrscheinlich (vgl. Photo 138).

Der Talboden des Ghunsa Khola liegt unterhalb der Flanke und außerhalb der oben be-schriebenen Podestmoräne in ca. 2000m. Für die Gletscherpegelbefunde (und daraus resultierend die vorzeitliche Gletschermächtigkeit) talauswärts und oberhalb der Podes-tmoräne von Kyapla kann ein gleichsinniges Gefälle des Ghunsa Khola zwischen einer Klamm oberhalb von Kyapla in 2700m und der Position außerhalb der Podestmoräne angenommen werden. Daraus ergibt sich eine Gletschermächtigkeit zwischen 1000m und maximal 1800m (für verschiedene Stadien).

Ca. 2km südlich von Kyapla mündet orographisch links das Sunlun Khola in das Ghunsa Khola. Der Talschluß dieses Seitentales liegt zwischen 5100m und 4730m (Photo 139).

Der breite, flache Talboden oberhalb der 3800m Isohypse verengt sich unterhalb dieser Höhenlinie zu einem engen, am Talausgang in ca. 2400m Höhe schluchtartigen Talgefäß.

Unterhalb eines 4787m hohen Gipfels der Kette belegt ein Karboden in ca. 4500m die vorzeitliche lokale Vergletscherung diese Flankenausschnittes (Photo 140), talauswärts schließt sich ein weiteres Kar mit einer Karbodenhöhe von 4480m an. Der Talboden des Sunlun Khola liegt, vom Karboden durch eine Schwelle getrennt, ca. 80m bis 100m tiefer. Das Talgefäß ist rechts und links eingefaßt durch Ufermoränenreste die

abschnittsweise morphologisch nicht von Moränenverkleidungen der Flanke zu differenzieren sind. Die Moränen setzen zwischen 4200m und 4400m an (Photo 140, vgl.

ergänzend Photo 141 und Photo 138). Der mittlere und untere Teil des Tales konnte nicht untersucht werden. Festzuhalten ist, daß das morphologisch belegte Ausmaß der vorzeitlichen Vergletscherung dieses Seitentales bis mindestens ca. 3600m bis 3700m hinabgereicht haben muß.

Talauswärts von Kyapla belegt ein Aufschluß ca. 1km südöstlich von Amjilosa morä-nisches Material ca. 100m oberhalb der rezenten Taltiefenlinie in ca. 2100m (Photo 142).

Der Talverlauf des Ghunsa Khola zwischen Amjilosa und Hellok ist geprägt durch einen ca. 5km langen Talabschnitt mit extrem steilem Talquerprofil (Photo 143, Abbildung 36). Gefällewechsel, Schliffgrenzen und Dreieckshänge an beiden Talseiten stützen die Annahme eines Eispegels zwischen 2700m und 2500m in diesem Talabschnitt. An der detaillierter untersuchten orographisch rechten Flanke belegen überschliffene Flankenpartien und großflächige Zurundungen der Gesteinsoberfläche, die keine von der Gesteinqualität abhängige Orientierung zeigen, die glaziale Überprägung der Flanke bis über 2600m. Großflächige Lockerakkumulationen fehlen, wahrscheinlich in Abhängigkeit von der Steilheit des Reliefs. Vereinzelt finden sich glazigene Mikroformen, wie Gletscherschrammen und sichelförmige Ausbrüche im Festgestein. Vergleichbare Befunde aus den Alpen, Norddeutschland und den Skanden zeigen, daß der Erhaltungs-grad dieser Formen insbesondere von der Schutzwirkung eines die Formen überlagernden Sedimentes bestimmt wird. Dies ist für die Himalayasüdabdachung von herausragender Bedeutung.

Das Talquerprofil des Ghunsa Khola verengt sich an der Talkonfluenz mit dem Nup Khola (in 1520m) sehr stark und ist schluchtartig. Der Abfluß hat eine glazigene Tal-füllung zerschnitten, deren Reste die Taltiefenlinie rechts und links um ca. 100m überragen (Photo 144).

Festzuhalten ist, daß diesem Talabschnitt der Morphologie der Lokalität Kyapla besondere Bedeutung beizumessen ist. Ein in Resten erhaltenes Zungenbecken belegt hier eine ERL eines Ghunsa Khola Gletschers in ca. 2400m. Neben dieser eindeutigen Eisrandlage finden sich im gesamten Talabschnitt zwischen Ghunsa und dem Talausgang des Ghunsa Khola glazialgeomorphologische Indikatoren, die zu einem gemeinsamen Niveau glazialer Überprägung des Talquerprofils zu kombinieren sind. Dieses Niveau fällt von ca. 5100m oberhalb von Ghunsa auf ca. 2700m nahe dem Talausgang ein.