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2 Deutschland in einem ersten Vergleich mit führenden

5.3 Struktur und Entwicklung des Pharmamarkts – Lieferanten

6.2.1 Pharmamarkt speziell – Zugang der Kunden zu

6.2.2.1 Zulassung

Die Zulassung von Arzneimitteln ist Aufgabe der Food and Drug Administ-ration (FDA), einer dem US-Gesundheitsministerium nachgeordneten Be-hörde. Die FDA ist in fünf Bereiche gegliedert, für die Zulassung von Arz-neimitteln ist das Center auf Drug Evaluation and Research (CDER) zu-ständig. Das CDER hat ca. 1.300 Mitarbeiter und ein Budget von ca.

290 Mio. $.70 Die FDA wurde 1906 mit der Aufgabe gegründet, für die Si-cherheit von Essen und Medikamenten zu sorgen, also als Qualitätssiche-rungsinstrument.71

Die FDA wurde in den USA seit ihrem Bestehen immer wieder wegen ihrer Regulierungen und den damit verbundenen Kosten und Verzögerungen kri-tisiert.72 So wird z. B. von Milton Friedman kritisiert, dass die FDA zwei Typen von Fehlern machen kann: Entweder könne sie ein schädliches Me-dikament zulassen, oder ein sinnvolles MeMe-dikament nicht zulassen. Im ers-ten Fall wird dies nach der Zulassung auffallen (wie Contergan oder Lipo-bay) und zu entsprechender Kritik der FDA in den Medien und der Öffent-lichkeit führen; im zweiten Fall wird dies nicht auffallen, weil niemand durch die Einnahme des Medikaments geschädigt wird. Kritiker argumen-tieren, dass die FDA aus Selbstschutz eher Fehler des Typs 2 machen wird als die des Typs 1. Für Typ 1 (ein schädliches Medikament kommt auf den Markt) wird jedoch argumentiert, dass dies durch Marktmechanismen und Transparenz schnell aus dem Markt verdrängt wird und dass die hierdurch entstehenden Nachteile weitaus geringer sind als die Nachteile aus der Nichtzulassung vorteilhafter Arzneimittel und der Verzögerung durch den Zulassungsprozess der FDA überhaupt.73 Trotz dieser immer wieder vorge-tragenen Kritik an der Regulierung können auch in den USA nur Medika-mente vertrieben werden, die zuvor auf ihre Qualität und Sicherheit über-prüft und dann von der FDA zugelassen wurden. Die Liste der zugelassenen Medikamente umfasst derzeit 21.250 Medikamente, wobei jeweils unter-schiedliche Darreichungsstärken einzeln gezählt werden.74 Die FDA unter-stützt die Zusammenarbeit mit anderen Zulassungsbehörden (insb. EMEA)

70 Insgesamt hat die FDA über 9.000 Mitarbeiter und ein Budget von 1,3 Mrd. $.

71 Angeblich waren die Beschreibungen der Fleischverpackung in den Chicagoer Schlacht-höfen in Upton Sinclair’s 1906 veröffentlichtem Roman „Der Dschungel“ wesentlicher Grund für die Zustimmung der Kongressabgeordneten zum ersten Gesetz zur FDA; vgl.

http://www.cfsan.fda.gov/~lrd/history2.html

72 So z. B. Milton Friedman: „The FDA has already done enormous harm to the health of the American public by greatly increasing the costs of pharmaceutical research, thereby reducing the supply of new and effective drugs, and by delaying the approval of such drugs as survive the tortuous FDA process.” When asked, If you could do anything to improve health in America, what would you do? Friedman replied: „No more licensing of doctors. No more regulation of drugs. Not of any kind. Period.” nach D. Pearson und S. Shaw: Freedom of Informed Choice. The FDA versus Nutrient Supplements, Neptun, NJ 1993

73 Vgl.: M. Friedman and R. Friedman: Free to Choose. New York. NY 1979, S. 203ff.

74 Nicht enthalten sind in diesen einundzwanzigtausend Medikamenten die ebenfalls erst nach Zulassung durch die FDA vermarktbaren so genannten Dietary Supplements, also Vitamine, Mineralstoffe etc.

über das ICH75 zur Beschleunigung der Zulassung und zur Vermeidung doppelter Zulassungsprozeduren.

6.2.2.2 Dauer von der Antragstellung bis zur Verfügbarkeit für den Verbraucher

Bei der FDA können Unternehmen den Antrag auf vorrangige Zulassung stellen.76 Dementsprechend unterscheidet die FDA (bzw. die CDER) unter-schiedliche Geschwindigkeiten beim Zulassungsprozess. Die unterschiedli-chen Geschwindigkeiten sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben

Tabelle 28: Vergleich der Zulassungszeiten für unterschiedliche Arzneimittel bei der FDA

Kategorie

Gesamtzeit bis zur

Zulas-sung

Davon Beur-teilungszeit durch die FDA

Anzahl der in 2004gestellte

n Anträge

Anzahl der Zulassungen

in 2004 Vorrangige

Prüfun-gen Neue Medika-mente

6 Monate 6 Monate 31 29

Vorrangige Prüfun-gen Neuer Chemi-scher Entitäten

6 Monate 6 Monate 17 21

Standardzulassun-gen Neuer Medi-kamente

12,9 Monate 11,9 Monate 77 90

Standardzulassun-gen Neuer Chemi-scher Entitäten

24,7 Monate 16 Monate 16 15

Zulassungen von Markenmedika-menten 2004

119

Zulassungen von Generika 2004

15,7 Monate 380

Quelle: Center for Drug Evaluation and Research: Report to the Nation 2004

Damit liegt der Zulassungsprozess für den Standardprozess im selben Zeit-fenster wie in den hier vorgestellten anderen Ländern. Für die vorrangig geprüften Medikamente ist der Prozess deutlich schneller als die durch-schnittliche Zulassungsdauer in den anderen Ländern.77 Ein

75 International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use in Genf, www.ich.org

76 Die FDA stellt für diese bevorzugte Beurteilung zusätzliche Gebühren in Rechnung.

77 die jedoch z. T. auch beschleunigte Zulassungsverfahren kennen

wert über alle Medikamente wird von der FDA nicht veröffentlicht. Auf Basis der veröffentlichten Angaben ergibt sich eine durchschnittliche Dauer der Zulassung von gut einem Jahr. Dies liegt geringfügig (ca. 1 bis 2 Mona-te) unter der Dauer der Zulassungen in den Vergleichsländern.

Festzuhalten bleibt, dass neue Medikamente in den USA überdurchschnitt-lich schnell auf den Markt kommen; sie stehen dem Verbraucher entspre-chend seines Versicherungsstatus’ oder seiner ökonomischen Möglichkei-ten zur Verfügung. Der Anteil neuer Medikamente am Gesamtumsatz in den USA ist dementsprechend hoch: Nach dem im Länderbericht Großbri-tannien dargestellten Zahlen des ABPI lag der Anteil der in den letzten fünf Jahren neu zugelassenen Medikamente 2003 bei 27 %; 1999 lag dieser An-teil noch bei 34 %.78

6.2.3 Preisregulierung

Die gegenwärtige Regierung der Vereinigten Staaten lehnt die Regulierung von Preisen bei Medikamenten strikt ab. Preisfreiheit wird von der Regie-rung Bush – im Einklang mit der Industrie – als wesentliche Voraussetzung der Sicherung von Forschung und Entwicklung gesehen. Die zum Teil deut-lich über anderen Branchen liegenden Gewinne werden als Ausdruck des hohen Risikos der Investitionen in Forschung und Entwicklung verstanden.

Das US-Wirtschaftsministerium gab hierzu 2004 eine Studie in Auftrag.

Diese argumentiert, Preisregulierungen jedweder Art führten dazu, dass Mittel für die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente verloren gehen. In der Studie werden mehrere OECD-Länder auf ihre Preisregulie-rungen untersucht und es wird argumentiert, dass die Verbraucher in den USA den Mehrpreis für entgangene Umsätze in den Ländern mit Regulie-rungen zu zahlen haben oder aber die Pharmafirmen neue Medikamente wegen entgangener Umsätze deutlich langsamer auf den Markt bringen können.79 Die Notwendigkeit der Preisfreiheit von Arzneimitteln wurde nicht von allen amerikanischen Regierungen gesehen, allerdings sind diese in der Vergangenheit mit ihren Vorhaben gescheitert, Preisregulierungen

78 Daten nach IMS World Review, APBI: Pharmaceutical Industry Competitiveness Task Force: Competitiveness and Performance Indicators 2004

79 US Dep. of Commerce – International Trade Administration: Pharmaceutical Price Con-trols in OECD Countries – Implications for US Consumers, Pricing, Research and De-velopment and Innovation, Washington, DC 2004

für Arzneimittel durchzusetzen (u. a. die erste Regierung Clinton, die eine Preissteuerung für Arzneimittel plante80).

Im Vorfeld der Verabschiedung des Teils D von Medicare wurde intensiv darüber diskutiert, ob Medicare nicht die Aufgabe einer Einkaufsagentur für alle Medicare-Patienten erhalten sollte. Dies wurde von der Lobby der Pharmaindustrie heftig bekämpft: Die 42 Mio. Medicare-Patienten machen zwar lediglich 14 % der amerikanischen Bevölkerung aus, konsumieren jedoch 41 % aller in den USA abgesetzten Arzneimittel (mithin knapp ein Fünftel des weltweiten Pharmaabsatzes) – dieser Anteil wird mit dem Aus-scheiden der Baby-Boomer aus dem Erwerbsleben weiter steigen.81

Daher gehören die USA weiterhin zu den wenigen Ländern, die die Preise für Medikamente überhaupt nicht regulieren. Dies ist für Originalpräparate bei den Vergleichsländern aus der EU und der OECD lediglich in Deutsch-land und – eingeschränkt – in Großbritannien und der Schweiz der Fall.82 Im generikafähigen Markt werden in allen anderen OECD Ländern die Preise durch unterschiedliche Mechanismen gesteuert. In den USA werden auch Generikapreise nicht reguliert (vgl. Abschnitt 6.2.6.3).

So liegen die Preise für Originalpräparate in den USA im internationalen Vergleich sehr hoch, der durchschnittliche Verordnungswert 2004 lag bei 95,54 $ (80,25 €). Auch im benachbarten Kanada sind die Preise für Origi-nalpräparate häufig um 50 % niedriger als in den USA, was Konsumenten dazu bringt, sich ihre Originalpräparate dort direkt oder über den Versand-handel zu besorgen.

Die bereits zitierte Studie des US-Wirtschaftsministeriums fordert daher eine deutliche Erhöhung der Preise für Originalpräparate in den

80 vgl. The White House Domestic Policy Council: The President’s Health Security Plan.

Random House 1993, S. 45f.

81 vgl. etwa Fortune, 27. Jan. 2006, a.a.O. Die zitierte Studie des US-Wirtschafts-ministeriums wurde während dieser Diskussion in Auftrag gegeben und unterstützte die Argumentation der Notwendigkeit der freien Preisgestaltung. Die Autoren adressieren daher auch die Idee, dass die in allen Vergleichsländern gefundenen Preisregulierungen sinnvollerweise auf die USA übertragen werden können und schreiben: „As the analysis reflects, both the economics of pharmaceutical production and the roles played by the private sector and government institutions in the United States vary significantly from those of its trading partners, rendering efforts to apply the results of this research to the U.S. context without merit.” US Dep. of Commerce, a.a.O, S. 12, unsere Hervorhebung 82 In Großbritannien eingeschränkt, da pharmazeutische Unternehmen dort innerhalb der

Gewinnspanne von 17 bis 21 % des Umsatzes bleiben müssen und dementsprechend auch ihre Preise für neue Präparate steuern müssen. In der Schweiz werden vom BSV Referenzpreise anderer europäischer Länder vor der Aufnahme in die Liste der erstat-tungsfähigen Medikamente untersucht.

ten OECD-Ländern, um auch dort das Preisniveau der USA zu erreichen.

Es wird argumentiert, dass die niedrigeren Preise zum einen durch Unter-schiede im BIP pro Kopf und zum anderen durch die Preisregulierung der Länder verursacht werden. Gefordert wird ein BIP-bereinigter Ausgleich der Preise, um eine gleichmäßige Lastenverteilung der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen auf alle OECD-Länder zu erreichen. Danach müssten die Preise für Originalpräparate um das 1,3fache (Australien und Kanada) bis zum 2,7fachen (Japan) höher liegen, um dem Niveau der USA zu entsprechen; nach der Studie zahlen Konsumenten für Medikamente le-diglich in Griechenland und Polen BIP-bereinigt mehr als in den USA. Für Deutschland berechnen die Autoren, dass die Preise von Originalpräparaten um das 1,5fache höher liegen müssten.83

Auch innerhalb der USA sind die Preise für Medikamente je nach Abneh-mer unterschiedlich, es besteht Vertragsfreiheit. In einer Studie des US-Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2000 werden die nach Einkäufer unterschiedlichen Preisniveaus angegeben, wobei der Apothekenverkaufs-preis für Einzelkäufe mit 100 % angesetzt wird:

83 Untersucht wurden in der Studie die 54 in den USA am häufigsten verordneten patentge-schützten Wirkstoffe. Diese machen 26 % des Gesamtumsatzes in den OECD-Ländern aus. Untersucht wurden die Preisunterschiede der Herstellerpreise (also vor Vertriebs-kosten für Großhandel und Einzelhandel sowie Mehrwertsteuer) auf Basis der IMS-Daten. Da die untersuchten Medikamente in Deutschland mit vom Hersteller festgesetz-ten Preisen und gänzlich ohne Preisregulierung auf den Markt gebracht werden, kann der Unterschied offensichtlich nicht aus Regulierungsunterschieden allein erklärbar sein.

Tabelle 29: Durchschnittlich bezahlter Rechnungspreis der 100 Top Originalprä-parate Drugs, 1994 84

Konsumentenpreis in % des

durch-schnittlichen Apothekenverkaufspreises

Apotheken 100 %

Krankenhäuser 91 %

Langzeit-Pflege-Einrichungen 95 %

HMOs / Managed Care Organisationen 82 % Einrichtungen des Bundes und der Bundesstaaten 58 %

Polikliniken 91 %

Quelle: http://aspe.hhs.gov/health/reports/drugstudy/chap03.htm

Betrachtet man hierzu auch die im Abschnitt 6.2.5 (Absatzwege) wiederge-gebene Tabelle, so zeigt sich, dass die für die Studie des US-Wirtschaftsministeriums zugrundegelegten Herstellerpreise lediglich im (ständig schrumpfenden) Bereich der Selbstzahler Anwendung finden. In allen anderen Bereichen sind Rabatte auf den Herstellerpreis zwischen 20 und über 50 % üblich, so dass fraglich ist, ob die in der Studie zugrundege-legten Verhältnisse zwischen den USA und anderen OECD-Ländern realis-tisch berechnet wurden.85

Wie oben beschrieben, wurde im Vorfeld der Verabschiedung von Teil D der Medicare Versicherungen in den USA intensiv diskutiert, ob nicht Me-dicare den Auftrag zur zentralen Preisverhandlung erhalten sollte. Dies wurde allerdings von der Regierung abgelehnt. Stattdessen sollen nun die Managed-Care-Organisationen und Versicherungen, die Teil-D-Versiche-rungen anbieten, ihre Medikamentenlisten frei gestalten können und auch die Preise mit den Unternehmen verhandeln dürfen. Wie oben dargestellt, leidet das Programm derzeit unter Anlaufschwierigkeiten; es bleibt abzu-warten, ob über die Einkaufsmacht und die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Zusammenstellung der Positivlisten eine Beeinflussung der Preise mit-telfristig erreicht wird. Einige Diskussionsteilnehmer sind der Meinung,

84 Quelle: Report to the President: Prescription Drug Coverage, Spending, Utilization, and Prices. From the Department of Health & Human Services, Apr. 2000. Die bundesstaat-lichen Einrichtungen sind das Verteidigungsministerium, das Büro für Indianerangele-genheiten und Öffentliche Gesundheitsdienste.

http://aspe.hhs.gov/health/reports/drugstudy/index.htm

85 So liegen die tatsächlichen Herstellervergütungen im Handel mit Pharma-Benefit-Management Schemes bei lediglich 63 %, bei Medicaid bei 75 %, im Handel mit HMOs bei 84 % und bei den Bundesbehörden bei nur 60 % des nach Listenpreis berechneten Herstellerpreises (80 % des Listenpreises).

dass dies nicht in dem für die Finanzierung des Programms ausreichendem Maße geschehen wird, und so ein Scheitern des jetzigen Programmansatzes dazu führen wird, dass zentrale Preisverhandlungen und Preisregulierungen eingeführt werden, um die Versicherung im bezahlbaren Rahmen zu hal-ten.86

6.2.4 Mengenregulierung

Eine Mengenregulierung von Arzneimitteln gibt es in den USA nicht. Zwar haben Managed Care Organisationen seit langem Programme zum Pharma-ceutical Benefit Management aufgebaut, die (neben Preisverhandlungen) eine Steuerung bei der Anwendung von Medikamenten nach entsprechen-den Behandlungsrichtlinien vorsehen. Generelle Mechanismen zur Mengen-regulierung oder Budgets für Ärzte existieren jedoch nicht, auch nicht für die staatlichen Versicherungsprogramme. Die Mengenregulierung erfolgt so – wenn überhaupt – über Zuzahlungsregelungen. Dies war ein wesentlicher Grund für Teil D-Versicherungen von Medicare die Arzneimittelkosten zwischen 2.150 und 5.100 $ gänzlich vom Versicherten tragen zu lassen.

6.2.5 Absatzwege

Die Arzneimitteldistribution in den USA ist relativ wenig reguliert. Nicht verschreibungspflichtige Medikamente können über alle Absatzkanäle ver-trieben werden. Verschreibungspflichtige Medikamente können sowohl über Apotheken als auch über medizinische Einrichtungen vertrieben wer-den. Apotheken können im Fremdbesitz geführt werden, auch Mehrbesitz ist zugelassen. Gefordert ist die Anwesenheit eines Apothekers während der Öffnungszeit der Apotheke; eine Beteiligung des Apothekers am Betrieb ist nicht notwendig. Der überwiegende Anteil der Apotheken befindet sich im Besitz von Ketten, viele Apotheken sind in andere Verkaufseinheiten ein-gebettet; daneben gibt es Apotheken im Besitz von anderen medizinischen Leistungserbringern (Integrated Delivery Networks, HMOs etc.) Die Eröff-nung einer Apotheke ist – abgesehen von Regulierungen zum professionel-len Betrieb – nicht weiter reguliert, d. h. es gibt keine Einschränkung bei der Festlegung, wo eine Apotheke eröffnet wird.

Insgesamt gibt es in den USA ca. 57.000 Apotheken (ohne Internetapothe-ken und ApotheInternetapothe-ken in anderen Gesundheitseinrichtungen wie KranInternetapothe-kenhäu-

86 vgl. etwa Fortune, 27. Jan. 2006, a.a.O.

sern und Polikliniken)87; damit kommt auf ca. 5.200 Einwohner eine öffent-liche Apotheke; in den Vergleichsländern ist die Apothekendichte deutlich höher.88

Der größte Betreiber von Apotheken ist CVS mit derzeit 5.400 Apotheken (und der annoncierten Übernahme von 700 weiteren im ersten Quartal 2006). CVS erzielte 2005 einen Umsatz von 37 Mrd. $ und einen Nettoge-winn von 406 Mio. $. Größte Konkurrenten sind Walgreen’s und Rite Aid mit 5.000 und 3.400 Apotheken. Walgreen’s Läden werden als Apotheken und Convenience-Stores betrieben und erzielten 2005 einen Umsatz von 42 Mrd. $ und 1,6 Mrd. $ Gewinn, Rite-Aid erzielte einen Umsatz von 16,5 Mrd. $ mit einem Gewinn von 300 Mio. $. Eine weitere große Kette ist Valu-Rite, die als Netz unabhängiger Apotheker (mit Apotheken im Eigen-besitz) über den Großhändler McKesson betrieben wird und mit 4.000 Apo-theken landesweit vertreten ist. McKesson ist der größte Pharmagroßhänd-ler in den USA und betreibt 30 Vertriebszentren über das Land verteilt. Der Umsatz 2005 lag bei 80 Mrd. $. Zweiter Großhändler ist Cardinal Health mit 75 Mrd. $ Umsatz, davon 62 Mrd. $ aus dem Großhandel mit Medika-menten (der Rest aus Medizintechnik und Dienstleistungen). Die beiden Firmen haben gemeinsam einen Marktanteil von ca. 35 %.89 Neben den Großhändlern beziehen aber auch die großen Ketten und auch eine hohe Anzahl von Managed-Care-Organisationen sowie einzelne Leistungserbrin-ger ihre Arzneimittel direkt von den Herstellern.

Nach den Berechnungen des Gesundheitsministeriums ergeben sich sehr unterschiedliche Handelsspannen für unterschiedliche Endverbraucher. Für die in öffentlichen Apotheken an Endverbraucher direkt verkauften Arz-neimittel wird ein Aufschlag von 4 % auf den Listenpreis berechnet. Ein Medikament mit einem Listenpreis von 50 $ kostet für den Verbraucher somit 52 $. Davon entfallen 40 $ (80 % des Listenpreises oder 77 % des Endpreises) auf den Herstellerpreis, 1 $ oder 2 % auf den Großhandel und 11 $ oder 22 % auf die Apotheke. Allerdings gelten für den Absatz über Pharma-Benefit-Management-Schemes (also Versicherungen) und über HMOs sowie für staatliche Stellen (Medicaid und Bundesbehörden wie Verteidigungsministerium, Veteranenbüro, Indianerbüro) andere Spannen, wie die nachfolgende Tabelle zeigt.

87 Report to the President: Prescription Drug Coverage, Spending, Utilization, and Prices.

From the Department of Health & Human Services, Apr. 2000

88 Da aber keine Zahlen für die Apotheken vorliegen, die im Rahmen anderer Einrichtun-gen Arzneimittel abgeben, ist die Apothekendichte nur bedingt mit anderen Ländern ver-gleichbar.

89 Jahresberichte der genannten Firmen

Tabelle 30: Verteilung der Preisbestandteile auf Hersteller und Handel

Arzneimittel mit einem Listenpreis von 100 $ Selbstzahler Versicherung,

PBM

HMO Medicaid Bundesbehörden Arzneimittellistenpreis 100 100 100 100 100 Herstellerlistenpreis

(=vor Rabatt) 80 80 80 80 80

Großhandel 2 2 0 2 0

Apotheke 22 10 0 5 0

Herstellerrabatt auf Arzneimittellistenpreis (100$)

0 -30 -34 -20 -52

Tatsächlicher

Herstel-lerpreis 80 50 68 60 48

Endpreis für Abnehmer 104 62 68 68 48

Tatsächlicher Herstel-lerpreis in % des Lis-tenpreises

80% 50% 67% 60% 48%

Großhandelsspanne in

% des Listenpreises 2% 2% 0% 2% 0%

Apothekenhandels-spanne in % des

Lis-tenpreises 22% 10% 0% 5% 0%

Tatsächlicher Herstel-lerpreis in % des

End-preises 77% 81% 100% 90% 100%

Tatsächlicher Herstel-lerpreis in % des Her-stellerpreises vor Ra-batt

100% 63% 84% 75% 60%

Quelle: http://aspe.hhs.gov/health/reports/drugstudy/chap03.htm.

Die Angaben des Berichts sind beispielhaft auf Basis häufig verordne-ter Originalpräparate mit Stand 1998 berechnet.

6.2.6 Arzneimittelverbrauch und -kosten

Wie für viele andere Daten des Gesundheitssystems wird in den USA auch keine zentrale Statistik zum Arzneimittelverbrauch geführt. Daher sind Zah-len hierzu nur aus anderen QuelZah-len verfügbar, die überwiegend auf IMS-Zahlen zurückgreifen.

6.2.6.1 Kosten

Der Gesamtumsatz mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und OTC-Präparaten in den USA lag 2004 bei 235,4 Mrd. $ (797 $ pro Kopf). Dies entspricht ca. 46 % des weltweiten Umsatzes der Branche. Für 2006 wird für den US-Markt ein Volumen von 276 bis 279 Mrd. $ erwartet, was etwa 43 % der für 2006 erwarteten weltweiten Umsätze entspricht. 90 Der Ge-samtumsatz mit verschreibungspflichtigen Medikamenten lag 2004 bei 188,5 Mrd. $ oder 639 $ pro Kopf. Gegenüber 2003 stieg damit der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln um 8,3 %, allerdings unter-schiedlich stark nach Zahler: Die öffentliche Ausgaben (Medicaid etc.) stiegen um 12,5 %, die der privaten Versicherungen um 6,3 % und die Zu-zahlungen und Eigenleistungen der Patienten um 7,5 %. Insgesamt ist mit 8,3 % ein langsamerer Anstieg als in den Vorjahren zu verzeichnen, als 10,2 % (2003) und 14,3 % (2002) verzeichnet wurden. Der langsamere An-stieg der Kosten wird durch die Ausweitung des Generikaanteils, die Ver-schiebung von Anti-Ulcera und Antihistaminika in den OTC-Bereich sowie einer Ausweitung des Internethandels erklärt. Der Anteil der Arzneimittel-kosten an allen Gesundheitsausgaben lag 2004 bei 11 %.91

Setzt man das durchschnittliche Wachstum zwischen 1999 und 2004 für die Projektion der nächsten Jahre an, so ist 2010 mit einem Marktvolumen von über 400 Mrd. $ zu rechnen (oder über 1.300 $ Arzneimittelkosten je Ein-wohner).

Historisch betrachtet ist der Arzneimittelkonsum insbesondere seit Mitte der 1980er Jahre gestiegen, wie die nachfolgende Grafik veranschaulicht.

Von 1990 an lagen die Wachstumsraten des Arzneimittelumsatzes in den USA dauerhaft über 10 % und z. T. bei fast 20 % (1999). Die Umsatzzahlen sind auf Basis der Ausgaben 2004 mit einer durchschnittlichen Inflationsra-te von 3 % inflationsbereinigt. UnInflationsra-ter Annahme dieser InflationsraInflationsra-te ist der Markt zwischen 1990 und 2004 um das Dreifache gewachsen.

90 Quelle: Bill Trombetta in PharmExec vom 1. Sep. 2005: „2005 Industry Audit“ und Patrick Clinton in PharmExec vom 1. Dez. 2005: „PharmExec’s 2006 Forecast“. Die Angaben beruhen auf Angaben des IMS World Review. Der Anteil der amerikanischen

90 Quelle: Bill Trombetta in PharmExec vom 1. Sep. 2005: „2005 Industry Audit“ und Patrick Clinton in PharmExec vom 1. Dez. 2005: „PharmExec’s 2006 Forecast“. Die Angaben beruhen auf Angaben des IMS World Review. Der Anteil der amerikanischen

Im Dokument für die pharmazeutische Industrie (Seite 173-200)