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Hersteller im deutschen Arzneimittelmarkt 2004

Im Dokument für die pharmazeutische Industrie (Seite 111-118)

2 Deutschland in einem ersten Vergleich mit führenden

3.5 Struktur und Entwicklung des Pharmamarktes

3.5.3 Hersteller

3.5.3.2 Hersteller im deutschen Arzneimittelmarkt 2004

Im Jahr 2004 hat die pharmazeutische Industrie im GKV-Markt Fertigarz-neimittel mit einem Umsatz von 21,7 Mrd. € zu Apothekenverkaufspreisen abgesetzt. Einen Umsatz von mehr als 100.000 € erreichten dabei 413 Her-steller, die damit 81 % des Umsatzes und nahezu drei Viertel aller Verord-nungen des deutschen GKV-Marktes umfassen.

Betrachtet man die umsatzstärksten Hersteller des deutschen Marktes 2004, zeigt sich – wie auf dem Weltmarkt – eine deutliche Marktkonzentration.

Konzentriert man sich auf die 20 umsatzstärksten Hersteller, wird dort be-reits ein Umsatzanteil von nahezu 60 % entsprechend 12,7 Mrd. € erreicht.

Marktführer nach Umsatz ist Aventis mit einen Anteil von 7,1 % am Ge-samtumsatz, gefolgt von dem Generikahersteller Ratiopharm, dem US-amerikanischen Unternehmen Pfizer und dem generischen Anbieter Hexal, seiner Mutterfirma Novartis sowie Astra/Zeneca. Damit befindet sich unter diesen sechs umsatzstärksten Arzneimittelherstellern mit rund 1 Mrd. € Umsatz im Jahr 2004, nach der Übernahme von Hexal durch Novartis, mit Ratiopharm nur ein deutsches Unternehmen. Zieht man in die Analyse die Besitzverhältnisse nach Länderherkunft der 50 umsatzstärksten Arzneimit-telhersteller mit ein, zeigt sich, dass 18 Firmen deutsche Eigentümer haben,

gefolgt von Unternehmen aus den USA (13), der Schweiz (6), Großbritan-nien (3) und Frankreich (2). Da sich unter diesen deutschen Unternehmen zahlreiche Generika- und Reimportanbieter – mit hohen Verordnungswer-ten, aber einem vergleichsweise geringen Umsatzanteil – befinden, werden nur knapp 30 % des Umsatzes von deutschen Herstellern erwirtschaftet.

Dagegen führt ein überwiegend aus Originalpräparaten bestehendes Pro-duktsortiment von Herstellern aus der Schweiz (Novartis, Hoffmann-La Roche oder Serono) und den USA (z. B. Pfizer, Janssen-Cilag) dazu, dass wenige Firmen einen hohen Umsatzanteil im deutschen Arzneimittelmarkt haben.

Tabelle 13. Umsatzstarke Hersteller im Verordnungsjahr 2004

Verordnungen GKV-Fertigarzneimittelumsatz

Rang Hersteller/Vertrieb in Mio.

Anteil in

% in Mio. € Anteil in %

1 Aventis 34,3 6,0 1.534 7,1

2 Ratiopharm 83,1 11,4 1.234 5,7

3 Pfizer 16,9 3,0 1.165 5,4

4 Hexal 45,6 8,0 1.134 5,2

5 Novartis 18,0 3,2 951 4,4

6 Astra/Zeneca 14,0 2,5 942 4,4

7 Janssen-Cilag 4,8 0,8 596 2,8

8 Hoffmann-La Roche 6,7 1,2 590 2,7

9 Kohlpharma 8,2 1,4 563 2,6

10 Glaxo Smithkline 6,5 1,1 519 2,4

11 Boehringer Ingelheim 9,0 1,6 454 2,1

12 Stada 16,0 2,8 411 1,9

13 Novo Nordisk 5,3 0,9 401 1,9

14 Lilly 3,9 0,7 395 1,8

15 Bristol-Myers-Squibb 3,3 0,6 372 1,7 16 MSD Sharp und Dohme 4,8 0,8 355 1,6

17 Altana 4,7 0,8 309 1,4

18 Berlin Chemie 8,3 1,5 296 1,4

19 Wyeth 2,8 0,5 263 1,2

20 Essex 4,2 0,7 256 1,2

21 Betapharm 9,9 1,7 250 1,2

22 Takeda 1,6 0,3 245 1,1

23 CT Arzneimittel 13,1 2,3 237 1,1

24 Abbott 5,1 0,9 236 1,1

25 Aliud 13,1 2,3 221 1,0

Verordnungen GKV-Fertigarzneimittelumsatz

26 Merck 11,9 2,1 218 1,0

27 Schering 2,3 0,4 217 1,0

28 Schwarz 4,0 0,7 214 1,0

29 Serono 0,2 0,0 188 0,9

30 Bayer Vital 4,9 0,9 181 0,8

31 Mundipharma 2,0 0,3 178 0,8

32 Amgen 0,2 0,0 169 0,8

33 Sandoz 6,5 1,1 159 0,7

34 Eurim Pharm 2,9 0,5 158 0,7

35 Grünenthal 4,4 0,8 148 0,7

36 Fujisawa 3,1 0,5 144 0,7

37 Neurax 5,6 1,0 136 0,6

38 Winthrop 8,0 1,4 134 0,6

39 MTK Pharma 2,1 0,4 133 0,6

40 Emra-Med 2,3 0,4 125 0,6

41 MSD Chibropharm 1,4 0,2 119 0,5

42 UCB Chemie 3,7 0,7 118 0,5

43 Organon 2,2 0,4 116 0,5

44 Alpharma-Isis 4,5 0,8 114 0,5

45 Arzneimittelwerk

Dres-den 4,8 0,8 113 0,5

46 Heumann 5,4 0,9 111 0,5

47 1A Pharma 5,7 1,0 106 0,5

48 Biogen 0,1 0,0 104 0,5

49 Merck Dura 3,9 0,7 103 0,5

50 Solvay 3,4 0,6 100 0,5

Summe hier 438,7 73,9 17.537 81,1

Summe gesamt 569,1 100,0 21.629 100,0

Quelle: GKV-Arzneimittelindex, nach Arzneiverordnungs-Report 2005

Neben den Besitzverhältnissen, die einen Hinweis darauf geben, wo die Unternehmensentscheidungen getroffen werden, zeigt die regionale Analy-se der Unternehmen, wo in Deutschland geforscht oder produziert wird. Die Firmensitze der in Deutschland am Arzneimittelmarkt agierenden Unter-nehmen liegen zu 21 % in Bayern (z. B. Hexal, Novartis, Bristol-Myers-Squibb, MSD Sharp & Dohme), zu 19 % in Nordrhein-Westfalen (z. B.

Janssen-Cilag, Wyeth, Takeda), zu 16 % in Baden-Württemberg (z. B. Ra-tiopharm, Pfizer), sowie zu 14 % in Hessen (z. B. Aventis, Stada, Lilly).

Dabei können die vielen am Markt agierenden einzelnen Anbieter mit ihren deutschen Firmensitzen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich nach den Fusions- und Beteiligungswellen der letzten Jahre große Firmengruppen gebildet haben. Berücksichtigt man auch die Herstellerverflechtungen der relevanten Anbieter im deutschen Arzneimittelmarkt, zeigen sich nach Um-satz drei große Konzerne:

• Sanofi-Aventis, ehemals Aventis - einstmals aus Hoechst und Rhô-ne-Poulenc entstanden - mit Winthrop (Joergens 2005)

• die Schweizer Firma Novartis mit zahlreichen Tochterfirmen wie Hexal, Sandoz oder 1A Pharma

• Pfizer

Auffallend bei den Fusionen der letzten Jahre ist, dass deutsche Firmen von Konzernen aus der Schweiz, Frankreich oder den USA übernommen wer-den. So finden sich in der Liste der 2000 weltweit führenden Unternehmen des Jahres 2005 mit Merck und Schering nur zwei deutsche pharmazeuti-sche Unternehmen (Forbes 2005).

3.5.3.2.1 Hersteller und ihr Produktsortiment 2004

Insgesamt wurden im Jahr 2004 2.500 Wirkstoffe mit knapp 10.000 ver-schiedenen Präparaten 23 verordnet. Das Produktsortiment der einzelnen Hersteller ist naturgemäß davon abhängig, welche Unternehmenspolitik verfolgt wird: So vertreibt beispielsweise die Firma Biogen mit dem 1997 eingeführten hochpreisigen Wirkstoff Interferon beta-1a nur ein Arzneimit-tel (Avonex) zur Behandlung der multiplen Sklerose. Auch die Firma Am-gen hat sich auf Am-gentechnologisch hergestellte Präparate konzentriert. Im Gegensatz dazu haben Generikahersteller ein breites Produktsortiment, das wie bei Ratiopharm 260 Wirkstoffe mit 290 Standardaggregaten umfasst und nur noch von den Reimporteuren übertroffen wird. Umsatzstarke for-schende Unternehmen wie z. B. Aventis (124 Wirkstoffe), Pfizer (97 Wirk-stoffe), Novartis (87 Wirkstoffe) oder Astra/Zeneca (51 Wirkstoffe) bieten dagegen ein deutlich kleineres, häufig auf bestimmte Indikationen konzent-riertes Arzneimittelspektrum an.

Darüber hinaus gibt es deutliche Unterschiede in der Verteilung auf Markt-segmente wie Festbeträge, rezeptfreie Arzneimittel, Generika, patentge-schützte Arzneimittel oder umstrittene Arzneimittel (Tabelle 14).

23 Unter Präparaten werden so genannte Standardaggregate verstanden, die verschiedene Stärken und Packungsgrößen eines Arzneimittels vom selben Hersteller umfassen, so-weit sie die gleiche Hauptindikation haben.

tungsgemäß entspricht der Produktmix der 50 umsatzstärksten Firmen weitgehend dem des Gesamtmarktes und weist im Durchschnitt etwa einen ähnlich hohen Umsatzanteil am Festbetrags- und generikafähigen Markt auf. Dabei sind die generischen Anbieter wie beispielsweise Ratiopharm, Hexal oder Stada an ihren hohen Generikaumsätzen zu erkennen, die sich auch in einem hohen Festbetragsanteil niederschlagen. Forschende Herstel-ler wie Pfizer, Hoffmann-La Roche oder Boehringer Ingelheim haben hin-gegen ihren Umsatzschwerpunkt im patentgeschützten Markt mit Umsatz-anteilen von über 50 % in diesem Segment. Rezeptfreie und umstrittene24 Arzneimittel erreichen bei den 50 umsatzstärksten Arzneimitteln hingegen kaum relevante Anteile.

Auch forschende Firmen wie Aventis, Novartis, Abbott oder Bayer errei-chen mit ihren einstmals patentgeschützten und mittlerweile gen Wirkstoffen immerhin einen Umsatzanteil von 40 % im generikafähi-gen Markt. Unter den insgesamt neun Herstellern, die einen geringenerikafähi-gen generikafähi- gene-rikafähigen Umsatzanteil von unter 10 % aufweisen, befindet sich nur Sche-ring in deutscher Hand. Von den restlichen haben fünf Hersteller ihren Sitz in den USA und jeweils einer sitzt in der Schweiz und Japan. Die Unter-nehmensstrategie dieser Hersteller ist primär auf innovative Produkte aus-gerichtet. Der Umsatz patentgeschützter, innovativer oder die Therapie ver-bessernder Arzneimittel, die nach der Fricke-Klaus-Klassifikation (siehe Abbildung 22) mit A oder B eingestuft wurden, kommt zu 39 % von Firmen aus den USA, zu 18,5 % von deutschen Firmen und zu 18 % von Firmen aus der Schweiz. Aber auch beim Umsatz der patentgeschützten nachah-menden Arzneimittel (Me-too-Arzneimittel), die nach der Klassifikation als Analogpräparate (Gruppe C) eingestuft sind, erreichen die US-amerikanischen Firmen einen Umsatzanteil von 36 %, gefolgt von deut-schen Firmen mit 23 %.

Die Umsatzanteile umstrittener Arzneimittel haben seit Jahren abgenom-men. Anders als im Patentmarkt wird in diesem schrumpfenden Segment des Arzneimittelmarktes von knapp einer Mrd. € 42 % des Umsatzes von deutschen Firmen erzielt. Deutlich wird aber auch, dass bei den 50 umsatz-stärksten Herstellern mit rezeptfreien, aber auch den umstrittenen Arznei-mitteln ein unterdurchschnittlicher Umsatzanteil erwirtschaftet wird. Ledig-lich bei der belgischen Firma Solvay erreicht allein das rezeptfreie Enzym-präparat Kreon, das jedoch für die Behandlung von Pankreasinsuffizienz oder Mukoviszidose nach der Ausnahmeliste gemäß § 34 Abs. 1 Satz 2 SGB V erstattungsfähig ist, knapp ein Viertel ihres GKV-Fertigarzneimittelumsatzes.

24 Klassifikation umstrittener Arzneimittel nach Schwabe (s. o.)

Tabelle 14. Anteile des GKV-Fertigarzneimittelumsatzes der pharmazeutischen Industrie nach Marktsegmenten 2004

Rang Hersteller/Vertrieb

Festbetrags-segment rezeptfrei

generika-fähig

patentge-schützt umstritten

1 Aventis 36,1 1,1 43,7 43,8 3,2

2 Ratiopharm 75,9 3,0 99,7 3,5

3 Pfizer 15,6 0,4 31,4 64,5 3,9

4 Hexal 65,5 2,7 99,2 0,5 4,3

5 Novartis 20,9 0,1 39,6 44,7 4,3

6 Astra/Zeneca 22,1 0,3 27,8 49,2 0,0

7 Janssen-Cilag 2,9 0,0 9,8 45,8 0,6

8 Hoffmann-La Roche 17,8 0,0 31,0 67,3 0,0

9 Kohlpharma 14,4 0,9 36,1 54,2 2,3

10 Glaxo Smithkline 12,9 12,8 38,9

11 Boehringer Ingelheim 8,3 0,8 12,8 60,4 6,4

12 Stada 57,9 0,0 99,9 1,7

13 Novo Nordisk 64,9 70,2 21,7

14 Lilly 17,0 0,2 26,9 72,4 0,4

15 Bristol-Myers-Squibb 8,3 0,0 26,4 62,6 0,0

16 MSD Sharp und Dohme 2,0 6,5 88,6

17 Altana 10,3 0,0 16,6 75,7 3,3

18 Berlin Chemie 48,4 3,1 49,6 46,1 0,2

19 Wyeth 7,9 0,4 14,2 76,0 0,0

20 Essex 6,9 0,1 3,3 90,8 2,8

21 Betapharm 67,7 0,8 99,9 1,7

22 Takeda 1,5 1,8 82,6 0,3

23 CT Arzneimittel 82,9 1,7 100,0 4,7

24 Abbott 28,0 4,3 41,5 48,7 2,8

25 Aliud 80,1 3,4 100,0 4,2

26 Merck 76,0 3,1 94,2 0,8 6,2

27 Schering 7,3 0,0 3,9 76,2 3,5

28 Schwarz 19,3 0,9 19,8 44,3 4,6

29 Serono 0,0 6,8 93,2

30 Bayer Vital 33,8 3,4 40,5 38,0 4,7

31 Mundipharma 9,4 2,0 99,9 0,1

32 Amgen 100,0

33 Sandoz 64,8 1,6 99,3 1,5

34 Eurim Pharm 22,2 0,8 40,7 42,9 3,7

35 Grünenthal 32,6 0,0 35,9 39,1 1,8

36 Fujisawa 32,9 0,3 45,6 51,7 3,8

Rang Hersteller/Vertrieb

Festbetrags-segment rezeptfrei

generika-fähig

patentge-schützt umstritten

37 Neurax 82,2 100,0 3,9

38 Winthrop 81,7 5,7 98,8 4,0

39 MTK Pharma 29,2 1,0 47,6 48,3 1,7

40 Emra-Med 23,1 1,4 39,3 48,1 2,4

41 MSD Chibropharm 0,6 0,6 53,3

42 UCB Chemie 17,8 8,5 22,7 64,7 9,9

43 Organon 9,9 0,4 68,2 25,2 1,2

44 Alpharma-Isis 79,7 0,7 94,5 0,6 4,8

45 Arzneimittelwerk

Dres-den 56,8 1,0 59,5 29,6 0,6

46 Heumann 77,7 1,2 99,0 0,0 3,0

47 1A Pharma 79,9 1,7 100,0 1,8

48 Biogen - 100,0

49 Merck Dura 66,7 2,3 99,2 4,0

50 Solvay 48,7 29,1 76,3 0,0 10,0

Summe hier 33,4 1,2 48,4 40,6 2,5

Summe gesamt 33,7 3,3 48,9 37,1 4,2

Quelle: GKV-Arzneimittelindex, nach Arzneiverordnungs-Report 2005

Die potenzielle Betroffenheit der Hersteller bei gesetzlichen Änderungen fällt damit auch unterschiedlich aus. So hat die Änderung der Erstattungsfä-higkeit von nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln zu Umsatzrückgängen insbesondere bei deutschen mittelständischen Arzneimittelherstellern ge-führt, die nicht zu den gelisteten umsatzstärksten Arzneimittelherstellern des Jahres 2004 zählen. Firmen wie Schaper und Brümmer, Dr. Willmar Schwabe, Trommsdorff oder Bionorica haben 2004 einen Umsatzrückgang im GKV-Arzneimittelmarkt nach Bruttoabgabepreisen von mehr als 80 % im Vergleich zu 2003 hinnehmen müssen.

Aber auch Festbetragsneufestsetzungen und -anpassungen haben für die Hersteller im entsprechenden Festbetragssegment Auswirkungen. So belief sich beispielsweise der Umsatz mit Arzneimitteln im Festbetragssegment bei der Firma Pfizer im Jahr 2004 auf 15,6 %. Unter der ab 2005 in Kraft getretenen Festbetragsfestsetzung bei Statinen erhöht sich dieser Umsatzan-teil – bei konstanter Menge – auf 44,4 %.

Im Dokument für die pharmazeutische Industrie (Seite 111-118)