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2 Deutschland in einem ersten Vergleich mit führenden

3.1 Marktsituation

3.1.1 Gesundheitsmarkt allgemein

In Deutschland leben ca. 82,5 Mio. Einwohner: 67,3 % der Bevölkerung ist zwischen 15 und 64 Jahren alt, lediglich 14,7 % sind jünger als 15 Jahre und stehen damit bereits heute einem größeren Anteil von 18 % in der Al-tersklasse 65 Jahre und älter gegenüber (Statistisches Bundesamt 2005).

Das durchschnittliche Alter beträgt 42,2 Jahre (Median 2005), die Lebens-erwartung bei der Geburt beträgt 78,7 Jahre: 75,7 Jahre bei Männern und 81,8 Jahre bei Frauen (CIA 2006). Das Bruttoinlandsprodukt lag 2004 bei 26.754 € pro Kopf10 (Statistisches Bundesamt 2005). Das durchschnittliche reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lag seit der Wiedervereinigung unter dem OECD-Durchschnitt. Nach einem Tiefstwert von -0,1 % im Jahr 2003 stieg das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2004 wieder um 1,7 % an (Busse und Riesberg 2005).

Die Ausgaben für Gesundheit lagen 2003 bei rund 240 Mrd. € insgesamt, das entspricht 2.904 € pro Kopf (Statistisches Bundesamt 2005). Nach An-gaben des Statistischen Bundesamtes lag der Anteil der

10 Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen

ben am Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2003 bei 11,3 %. Laut OECD11 liegt der Anteil mit 11,1 % etwas niedriger. Damit lag Deutschland auf Platz drei hinter den USA (15 %) und der Schweiz (11,5), aber noch vor Ländern wie Frankreich (10,1 %) oder den Niederlanden (9,8 %) (vgl. hierzu auch Busse und Riesberg S. 97).

3.1.2 Organisation der Gesundheitsversorgung

Das deutsche Gesundheitssystem basiert auf einem Versicherungssystem, in dem rund 88 % der Bevölkerung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert sind. Bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze (Versi-cherungspflichtgrenze, derzeit rund 3.938 € monatlich) sind Arbeitnehmer Pflichtmitglied in einer der 262 gesetzlichen Krankenkassen. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen werden kostenfrei mitversichert. Für Arbeitnehmer mit einem Einkommen oberhalb der Versicherungspflicht-grenze sowie für Beamte und Selbstständige besteht keine Versicherungs-pflicht, vielmehr können sie selbst entscheiden, ob sie sich privat versi-chern, freiwilliges Mitglied einer Kasse der GKV werden oder auch gar keinen Versicherungsschutz haben. Circa 10 % der Bevölkerung ist privat versichert (PKV), darunter etwa 4 % Beamte, die staatliche Beihilfe bezie-hen. Die Finanzierung der Versicherungsbeiträge erfolgt bei Arbeitnehmern paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Im Jahr 2005 wurden an-gesichts der Finanzierungsprobleme der GKV erstmals Leistungsteile aus der paritätischen Finanzierung herausgelöst, so dass die Versicherung von Zahnersatzleistungen in der GKV seit Juli 2005 allein von den Versicherten finanziert wird. In der Diskussion um eine Verbreiterung der Finanzie-rungsbasis wird ebenfalls diskutiert weitere Einkünfte (z. B. aus Mieten oder Kapitaleinkünften) in die Beitragserhebung mit einzubeziehen.

Obwohl die GKV im Mittelpunkt der Diskussionen über Gesundheitsaus-gaben und Gesundheitsreformen in Deutschland steht, entfielen im Jahr 2003 nur 56,7 % aller Gesundheitsausgaben auf die gesetzlichen Tabelle 3.

Die übrigen Ausgaben entfallen auf die weiteren Zweige der Sozialversi-cherung, die öffentlichen Haushalte sowie auf private Ausgabenträger.

Von besonderer Bedeutung im deutschen Gesundheitssystem sind die kor-poratistischen Akteure der Ausgabenträger und Leistungserbringer, die das GKV-System tragen. Der GKV als korporatistischer Institution auf Seiten der Ausgabenträger stehen die Kassenärztlichen Vereinigungen auf Seiten der Leistungserbringer gegenüber, die gesetzlich verpflichtet sind, die akute

11 OECD Health data 2005

medizinische Versorgung durch rund 130.000 niedergelassene Ärzte (fach- und hausärztliche Versorgung) sicherzustellen (Sicherstellungsauftrag, vgl.

auch Busse und Riesberg 2005). Der Leistungskatalog der GKV wird durch das Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V) definiert und umfasst eine Vollversorgung mit ambulanten und stationären Leistungen sowie die Ver-sorgung mit Arznei-, Heil-, und Hilfsmitteln. Der Leistungskatalog der GKV wir von den Gremien der Gemeinsamen Selbstverwaltung (Gemein-samer Bundesausschuss) überprüft und durch die Herausgabe von Richtli-nien in den verschiedenen Bereichen gestaltet.

Tabelle 3: Gesundheitsausgaben nach Ausgabenträgern 2001 bis 2003

Gesundheitsausgaben nach Ausgabenträgern Mio. € Gegenstand der

Nachweisung 2001 2002 2003

Ausgabenträger insgesamt 227 788 234 967 239 703 öffentliche Haushalte 18 315 18 837 18 786 gesetzlche

Krankenversicherung 128 865 133 403 136 031 soziale Pflegeversicherung 15 895 16 357 16 499 gesetzliche Rentenversicherung 4 087 4 270 4 344 gesetzliche Unfallversicherung 3 850 3 977 4 097 private Krankenversicherung 18 677 19 726 20 612

Arbeitgeber 9 621 9 892 9 923

Private Haushalte und private

Or-ganisationen ohne Erwerbszweck 28 478 28 505 29 409

Quelle: Statistisches Bundesamt 200512

Anders als im ambulanten Bereich erfolgt die stationäre Versorgung auf der Basis von Verträgen zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern. Die Krankenhausplanung erfolgt durch die Bundesländer. Der Krankenhaussek-tor war in den vergangenen Jahren einem erheblichen Wandel unterworfen.

Hierzu zählt insbesondere die Umstellung auf ein pauschaliertes Vergü-tungssystem nach Diagnose-bezogenen Gruppen (Diagnosis Related Groups, DRGs). Insgesamt hat die Anzahl der Krankenhäuser sowie der aufgestellten Betten seit 1991 deutlich abgenommen: Gab es 1991 noch 2.411 Häuser mit knapp 670.000 Betten, ist diese Zahl im Jahr 2004 auf 2.166 Kliniken (-10,2 %) mit rund 530.000 Betten (-20,2 %) gesunken.

Gleichzeitig sank die durchschnittliche Verweildauer von 14,0 auf 8,7 Tage (Statistisches Bundesamt 2005).

12 http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab4.php

Versicherte der GKV haben Anspruch auf Sachleistungen. Neben den Sach-leistungen im Krankheitsfall zahlen die Kassen erwerbstätigen Mitgliedern Krankengeld.

In den verschiedenen Leistungsbereichen müssen die Versicherten Zuzah-lungen erbringen. Mit dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) wurde zum 01.01.2004bei Arzneimitteln eine prozentuale Zuzahlung von 10 % pro Packung (mind. 5 €, max. 10 €) eingeführt. Prozentuale Zuzahlungen fallen ebenfalls für Heil- und Hilfsmittel an. Daneben gibt es erstmals mit dem GMG eine so genannte Praxisgebühr in Höhe von 10 €, die einmal pro Quartal anfällt. Weitere Arztbesuche – sofern sie auf Überweisung erfolgen – sind zuzahlungsfrei. Auch in den weiteren Leistungsbereichen wie Kran-kenhaus, Rehabilitation oder kieferchirurgische Behandlung fallen Zuzah-lungen an. Übersteigt der Zuzahlungsbetrag 2 % des Bruttohaushaltsein-kommens, werden Versicherte von der Zuzahlung befreit. Für chronisch Kranke gilt dies bereits ab einer Grenze von 1 %. Im Jahr 2003 betrug der Anteil der Ausgaben privater Haushalte an den Gesamtgesundheitsausgaben 12,3 % (Statistisches Bundesamt 2005).

Im Rahmen dieses Gutachtens wird auf eine ausführlichere Darstellung des deutschen Gesundheitssystems verzichtet. Eine umfassende Beschreibung findet sich beispielsweise bei Busse und Riesberg (2005).

3.1.3 Pharmamarkt speziell

Die ambulante Arzneimittelversorgung in Deutschland wurde im Jahr 2004 von 21.392 öffentlichen Apotheken erbracht, das entspricht einer Versor-gungsdichte von 3.858 Einwohnern je Apotheke (ABDA 200513). Insgesamt erzielten die Apotheken im Jahr 2004 für Arzneimittel einen Umsatz von 30,1 Mrd. €.

Arzneimittel dürfen im Rahmen der ambulanten Versorgung – abgesehen von wenigen Ausnahmen – ausschließlich von Apotheken abgegeben wer-den. Dabei weist ihnen das Gesetz über das Apothekenwesen einen Sicher-stellungsauftrag für eine ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung der Be-völkerung zu. Für die Apotheken bestand bis 2004 ein Fremd- und Mehrbe-sitzverbot, was insbesondere die Etablierung von Apothekenketten verbot.

Mit dem GMG wurde erstmals der Mehrbesitz von Apotheken (bis zu drei Filialapotheken zusätzlich zu einer Hauptapotheke) sowie der Versandhan-del mit Arzneimitteln aus Apotheken ermöglicht. Die Belieferung der

13 http://www.abda-online.org/zdf.html

theken mit Arzneimitteln erfolgt durch 16 Unternehmen des pharmazeuti-schen Großhandels. Eine ausführliche Darstellung der Umsatzentwicklung sowie der Wertschöpfung auf den verschiedenen Distributionsstufen erfolgt in Kapiteln 3.3.1 sowie 3.5.

Abbildung 7: Umsatzstruktur der Apotheken im Jahr 2004 gemessen in Umsatz-werten

1) Apothekenübliches Ergänzungssortiment 1,1 Mrd. EUR = 3,4 %

2) Krankenpflegeartikel 1,3 Mrd. EUR = 4,0 % 3) Freiverkäufliche Arzneimittel

0,8 Mrd. EUR = 2,5 %

Außerhalb der Apotheken wurden für rund 0,4 Mrd EUR. freiverkäufliche Arzneimittel umgesetzt

Quelle: ABDA 2005

Im Dokument für die pharmazeutische Industrie (Seite 33-37)