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5. FLUKTUATIONSPROZESSE

5.1. Wohndauer

4.4. Fazit: Sanierungsinstrumentarium

Das Sozialplanverfahren förderte einen insgesamt sozialverträglichen Ablauf der Sanierung und die Zügigkeit der Baudurchführung im Zusammenwirken mit weiteren Bedingungen und Instru-menten. 61 % aller ehemaligen sanierungsbetroffenen Mieter, die heute noch im Gebiet wohnen, haben im Rahmen einesSozialplaneskonkrete Leistungen erhalten. Bei besonderen finanziellen Här-tefällen wurde zeitlich befristet ein Härteausgleich zur Anpassung der sanierungsbedingt gestiege-nen Mietbelastung gezahlt.

Mit Mitteln aus den Förderprogrammen der Sozialen Stadterneuerung wurde die Modernisie-rung und Instandsetzung von 372 Wohnungen im Sanierungsgebiet Bötzowstraße gefördert.

Durch Umsetzung der sanierungsbetroffenen Mieter in diese belegungsgebundenen, kostengünstigen Wohnungen wurde der Sanierungsprozess insgesamt positiv unterstützt. In diesen Wohnungen woh-nen heute noch in überdurchschnittlichem Maße Haushalte mit Kindern und Haushalte mit geringeren Einkommen.

Im Sanierungsgebiet Bötzowstraße galten ab 1996 Mietobergrenzen, die der Verdrängungsgefahr durch zu hohe Wohnkosten in Folge von Modernisierungsmaßnahmen zeitweilig entgegengewirkt ha-ben. Sie entfalteten aber in den letzten Jahren aufgrund eines negativen Urteil des Bundesverwal-tungsgerichts im Jahr 2006 nicht mehr die gewünschte Wirkung. Im Jahr 2003 wurde diese Regelung von einemGebietssozialplanabgelöst.

Während im Jahr 2002 nur 21% aller Haushalte mindestens 10 Jahre im Gebiet gewohnt haben, sind es inzwischen bereits 30%. Darunter ist der Anteil von Haushalten mit langer Wohndauer von mehr als 20 Jahren von ehemals 8% in 2002 auf jetzt 11% angestiegen. Demnach hat sich in den letzten 10 Jahren eine deutliche Stabilisierung des Anteils sesshafter Gebietsbewohner vollzogen.

Stammbewohner, die bereits zum Zeitpunkt der Festlegung des Sanierungsgebiets hier wohnten, sind rund 18% aller Haushalte, d.h. etwa jeder fünfte Haushalt61. Dies wissen auch die Bewohner zu schät-zen. So gibt eine langjährige Bewohnerin, die selbst bereits vor 1990 im Gebiet wohnte, als Vorteil des Gebiets an:

„ … dass man noch ein paar Leute kennt, die auch vor 20 Jahren schon hier lebten.“

53, w, 0-K

Jeder sechste Haushalt hat innerhalb des Sanierungsgebiets mindestens einmal die Wohnung gewech-selt und wohnt länger im Gebiet als in der jetzigen Wohnung. Die mittlere Wohndauer in den jetzigen Wohnungen ist daher geringer als die Verweildauer im Gebiet und beträgt 8,5 Jahre. Zwei Drittel aller Haushalte sind allerdings erst nach 2002 ins Gebiet von außerhalb zugezogen.

Tabelle 35: Verhältnis von Wohndauer im Gebiet und in der Wohnung

in % aller Haushalte

(N=517) Wohndauer im Gebiet in Jahren62

Wohndauer i. d. Wohnung unter 2 2 - 3 4 - 5 6 - 9 10 - 19 20 u. m. Gesamt

Unter 2 Jahre 11% 1% 12%

2 - 3 Jahre 20% 1% 1% 1% 23%

4 - 5 Jahre 12% 1% 1% 14%

6 - 9 Jahre 16% 1% 2% 19%

10 - 19 Jahre 18% 3% 21%

20 Jahre u. m. 11% 11%

Gesamt 11% 20% 14% 18% 21% 16% 100%

Tabelle 36: Wohndauer im Vergleich zu anderen Gebietseinheiten

in % aller Haushalte / in Jahren

Stammbewohner im SG seit förmlicher Festlegung63

Mittlere Wohndauer im Gebiet (Jahre)

Mittlere Wohndauer i.d. Woh-nung (Jahre)

SG Bötzowstraße 2010 18% 10,1 8,5

SG Kollwitzplatz 2008 17% 12,7 8,9

SG Winsstraße 2009 20% 10,6 7,7

61Quelle: Haushaltsbefragung, der Anteil von 18% bezieht sich auf die Haushalte 2010. Bezogen auf die Zahl von Haushalten zum Zeitpunkt der förmlichen Festlegung ist dies ein Anteil von 21% (Bereinigung um Leerstände und später entstandene Neubauten im Gebiet)

62Bereinigt um den Anteil von Bewohnern in Neubauten. Bezugsgröße ist hier der Altbaubestand.

63Zwecks einheitlicher Vergleichsbasis der drei Sanierungsgebiete bezieht sich der Anteil der Stammbewohner im Sanierungsgebiet Kollwitzplatz auf die Anzahl der Haushalte in 2008. Die Anteile wurden nicht bereinigt um die Leerstände zum Zeitpunkt der förmlichen Festlegung und spätere Neubauten. Bei Bereinigung ergibt sich in allen Gebieten ein höherer Anteil von Stammbewohnern bezogen auf die ursprüngliche Zahl der Haushalte bei Festlegung.

Die Wohndauer der verschiedenen, im Gebiet lebenden Haushaltstypen unterscheidet sich jedoch deutlich voneinander.

Abbildung 9: Mittlere Wohndauer verschiedener Haushaltstypen im Vergleich (in Jahren)

8,5 25,3 27,9 14,7 12,4 10,8 8,0 5,9 6,0 6,4 5,0 3,7

10,1 29,8 32,5 19,3 16,2 13,5 9,5 7,9 7,8 7,6 5,1 4,1

0 5 10 15 20 25 30 35

Gesamt 1-Personenhaushalteab60Jahre 2-Personen-Rentnerhaushalte EhemaligeSanierungsbetroffeneHaushalte HaushaltemitPersonenmittlererQualifikation HaushalteinunsicherenErwerbslagen HaushaltemitPersonenhöhererQualifikation PaaremitKindernunter18Jahre AlleinerziehendeMitKindernunter18Jahre HaushaltemittlerenAlterszwischen35und45 Jahren StudentischeHaushalte 1-Personenhaushalteunter35Jahre Wohndauer Wohnung Wohndauer Gebiet

Überdurchschnittlich lange leben Haushalte mit älteren Personen, vorwiegend im Rentenalter im Ge-biet. Aber auch ehemalige Sanierungsbetroffene, die im Gebiet verblieben sind, haben eine ver-gleichsweise lange Wohndauer. Auffallend ist auch, dass Haushalte mit Personen in unsicheren Er-werbslagen relativ länger bereits im Gebiet wohnen, wobei deren Anteil an der Bewohnerschaft mit rund 6% insgesamt sehr gering ist. Vergleichsweise kurz leben Haushalte mit Kindern und Haushalte der mittleren Altersgruppen im leistungsfähigsten Erwerbsalter im Gebiet. Die geringste Wohndauer haben junge Ein-Personen-Haushalte unter 30 Jahre und studentische Haushalte.

Die im Abschnitt 2.1. dargestellten Veränderungen der Altersstruktur der Gebietsbevölkerung hängen auch zusammen mit unterschiedlichen Zuzugszeiträumen und entsprechend unterschiedlich langer Wohndauer der verschiedenen Altersgruppen.

Abbildung 10: Zusammenhänge zwischen aktuellem Alter, Zuzugsalter und Wohndauer im Gebiet

0 10 20 30 40 50 60

20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64

Aktuelles Alter der Befragten

Jahre

Zuzugsalter Differenz zum Alter/Wohndauer

Veränderungen in der Altersstruktur beruhen auf drei verschiedenen Trends:

 Zum einen gab es seit 2002 neue Zuzüge ins Gebiet insbesondere von jüngeren Personen unter 40 Jahren. Das waren die typischen „Zuzieher“ mit einer mittleren Wohndauer im Gebiet, die un-terhalb von 8 Jahren liegt.

 Personen im Altersintervall zwischen 40 und 50 Jahren wohnen dagegen im Schnitt länger als 8 Jahre im Gebiet und haben mehrheitlich bereits bei der letzten Untersuchung im Jahr 2002 hier gewohnt. Insbesondere in der Altersgruppe der 40- bis 50jährigen weisen rund 10 Jahre Wohn-dauer auf ein „Älterwerden“ innerhalb des Gebiets nach Zuzügen im Alter von etwa Mitte 30 Jah-ren hin.

 Jenseits des Alters von 50 Jahren existiert, abweichend von den beiden vorhergehenden Trends eine breite Streuung. In der Altersgruppe ab 50 Jahre gibt es deutlich sichtbar sowohl den Trend zu langer Wohndauer und zur Alterung innerhalb des Gebiets, aber auch Neuzuzüge älterer Per-sonen mit vergleichsweise kurzer Wohndauer.

Zahlenmäßig dominant sind Personen in der Altersklasse zwischen 20 und 40 Jahren, die mit Ausnah-me der fast Vierzigjährigen innerhalb der letzten 8 Jahre neu ins Gebiet zugezogen sind. Sie stellen gut die Hälfte der Personen im untersuchten Altersintervall zwischen 20 und 65 Jahren. Mit einem An-teil von etwa einem Drittel an dem untersuchten Altersintervall gehören Personen zwischen 40 und 50 Jahren mehrheitlich zu denen, die bereits länger im Gebiet wohnen, etwa mit Anfang bis Mitte 30 neu ins Gebiet kamen und hier älter geworden sind. Für Gebietsbewohner jenseits des Alters von 50 Jah-ren, die noch etwa 10% der Personen im untersuchten Intervall der Altersgruppen ausmachen, sind sowohl Sesshaftigkeit mit langer Wohndauer im Gebiet als auch eine neue Mobilität kennzeichnend.

Abbildung 11: Anteile von Personen zwischen 20 und 65 Jahren an den Befragten64

17% 38% 20% 13% 12%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Anteil

20 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre 41 bis 45 Jahre 46 bis 50 Jahre 51 bis 65 Jahre