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11 WÜNSCHE UND FORDERUNGEN DER STUDIERENDEN

11.1 Wünsche zur Verbesserung der Studiensituation

Die Wünsche der Studierenden sind abhängig vom Studienfach und von der Hochschulart. BWL-Studierende haben zum Teil andere Vorstellungen zur Verbesserung der Studiensituation als Studierende in anderen Fächern und an den Universitäten sind die Bedürfnisse bei den Studierenden häufig anders gelagert als an den Fachhochschulen.

Universitäten: Probleme mit der Überfüllung

Unter allen Wünschen zur Verbesserung der Studiensituation dominieren an den Universitäten im BWL-Studium vier Bereiche:

• Lehrveranstaltungen mit weniger Teilnehmern,

• mehr Praxiserfahrung,

• bessere Betreuung durch die Lehrenden,

• bessere Arbeitsmarktchancen.

Weil viele Studierende in BWL mit der Überfüllung in den Lehr-veranstaltungen ihre Probleme haben , wünschen sich 57% eine Verringerung der Teilnehmerzahlen. Allerdings ist dieser Wunsch auch in vielen anderen Fächern verbreitet: 49% der Stu-dierenden insgesamt erhoffen durch Veranstaltungen mit weni-ger Teilnehmern ihre Studiensituation zu verbessern (vgl. Abbil-dung 36).

Eine bessere Vorbereitung auf die Praxis bezeichnen 55% der Studierenden in BWL als sehr dringlich. Für 45% steht die Betreu-ung durch die Lehrenden im Blickfeld. Sie würden gern eine in-tensivere Betreuung in ihrem Fach erfahren.

An einer außerhalb der Hochschulen liegenden Verbesserung ihrer Situation sind 42% der BWL –Studierenden an Universitäten sehr interessiert. Dies betrifft die Verbesserung ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt, welche jedoch größeren Schwankungen un-terliegen, wie die Erwartungen an den Arbeitsmarkt belegen (vgl.

dazu Kapitel 10).

Obwohl Studierende in anderen Fächern die Verbesserungen ihrer Studiensituation meist sehr ähnlich benennen, fällt auf, dass BWL-Studierende die wichtigen Wünsche häufiger hervorheben.

Abbildung 36

Maßnahmen zur Verbesserung der Studiensituation in der Betriebswirtschaftslehre an Universitäten (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht dringlich bis 6 = sehr dringlich; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr dringlich)

Verbesserung der persönlichen Studiensituation

halten für „sehr dringlich“

KalliGRAPHIK

häufiger Lehrveranstal-tungen im kleineren Kreis

stärkerer Praxisbezug des Studiengangs

Verbesserung der Arbeitsmarktchancen für Studierende intensivere Betreuung durch Lehrende

Studierende der Betriebswirtschaftslehre Studierende anderer Fächer insgesamt

39 42 37

45 49

55 49

57

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Bedarf an einer Verbesserung der Studiensituation besteht auch in anderen Bereichen, allerdings in geringerem Maß. Etwa ein Drittel der BWL-Studierenden an Universitäten hält die Ein-führung von festen studentischen Arbeitsgruppen, die Erhöhung der Ausbildungsförderung (Bafög), die Beteiligung an For-schungsprojekten sowie die Einrichtung von sogenannten „Brü-ckenkursen“, um Wissensdefizite zu Studienbeginn abzubauen, für sehr hilfreich.

Weitere Maßnahmen, die die Studiensituation erleichtern könnten, werden sehr intensiv von etwa einem Fünftel, zum Teil auch weniger, Studierenden unterstützt. Hierzu zählen: Ände-rungen der Prüfungs- und Studienordnungen, Konzentration von Studieninhalten, Verringerung der Prüfungsanforderungen, die Ausrichtung des Lehrangebots an verbindlichen Vorgaben oder eine bessere EDV-Beratung.

Die Prüfungsbedingungen und das Lehrangebot scheinen, trotz hoher Leistungsanforderungen im BWL-Studium von der großen Mehrheit der BWL-Studierenden im wesentlichen akzep-tiert zu werden, zumindest bleiben die Wünsche, hier Verbesse-rungen herbeizuführen, verhalten.

Fachhochschulen: bessere Arbeitsmarktchancen

Im WS 2003/04 stehen unter der Vielzahl von Verbesserungsmög-lichkeiten an den Fachhochschulen die Arbeitsmarktchancen bei den BWL-Studierenden im Vordergrund. Neben diesem aktuellen Hauptanliegen, 46% der Studierenden halten hier Verbesserun-gen für sehr dringlich, fallen folVerbesserun-gende Wünsche besonders auf:

• „Brückenkurse“, die den Studieneinstieg erleichtern,

• Lehrveranstaltungen mit weniger Teilnehmern,

• bessere EDV-Ausbildung.

Im Fach BWL sind 42% der Studierenden sehr an „Brückenkursen“

und Lehrveranstaltungen im kleineren Rahmen interessiert. Für ein Drittel gilt es die EDV-Ausbildung zu verbessern.

Während der Wunsch nach besseren Arbeitsmarktchancen etwa im selben Umfang auch von den anderen Studierenden geäußert wird ( 48%), werden die drei anderen Anliegen wesent-lich weniger genannt. 34% der Studierenden wünschen sich „Brü-ckenkurse“, 31% streben nach Lehrveranstaltungen mit weniger Teilnehmern und 26% äußern den Wunsch nach mehr EDV-Schulung (vgl. Abbildung 37).

Diese unterschiedliche Gewichtung der Wünsche weist dar-auf hin, dass an den Fachhochschulen beim Studienbeginn ein Teil der Studierenden in BWL Hilfestellungen erwartet, weil viele aus dem Berufsleben kommen. Die Forderung, an den Hochschu-len möglichst Lehrveranstaltungen mit kleinerem Teilnehmer-feld durchzuführen, steht im Zusammenhang mit der großen Nachfrage nach einem BWL-Studium an den Fachhochschulen.

Die Überfüllung in diesem Studiengang scheint vielen Studieren-den ihre Studiensituation zu erschweren.

Abbildung 37

Maßnahmen zur Verbesserung der Studiensituation in der Betriebswirtschaftslehre an Fachhochschulen (2004) (Skala von 0 = überhaupt nicht dringlich bis 6 = sehr dringlich; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr dringlich)

Verbesserung der persönlichen Studiensituation

halten für „sehr dringlich“

KalliGRAPHIK

häufiger Lehrveranstal-tungen im kleineren Kreis Einrichtung von

Brückenkursen Verbesserung der Arbeitsmarktchancen für Studierende

mehr Beratung/Schulung in EDV-/Computernutzung

Studierende der Betriebswirtschaftslehre Studierende anderer Fächer insgesamt

26 34 31

42 34

42 48 46

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Weitere Wünsche werden seltener genannt. Etwa 30% der Studierenden stellen die bessere Betreuung durch die Lehrenden, die Erhöhung der Bafög-Sätze und verstärkte Praxisbezüge im Studium besonders heraus.

Die Betreuungssituation in BWL gestaltet sich an den Fach-hochschulen zwar vergleichsweise besser als an den Universitä-ten, dennoch führt die große Nachfrage nach einem BWL-Studi-um, wie es schon im Wunsch nach weniger überfüllten Lehrver-anstaltungen angeklungen ist, zu einem Bedarf an besserer Betreuung. Zudem wird die Betreuung der Lehrenden in BWL quantitativ wie qualitativ häufig schlechter beurteilt als in ande-ren Fächern (vgl. dazu Kapitel 6 und 7).

Gerade an den Fachhochschulen sind vergleichsweise viele Studierende von der Ausbildungsförderung abhängig, deshalb ist der vielfach, in anderen Fächern noch häufiger als in BWL, geäu-ßerte Wunsch nach Verbesserungen hier verständlich.

Obwohl die Praxisnähe des Studiums an den Fachhochschu-len deutlich besser realisiert wird als an den Universitäten, bleibt der Bedarf im BWL-Studium vergleichsweise größer als in vielen anderen Fächern. Dies mag damit zusammenhängen, dass aus-reichende Praxiserfahrungen von den Arbeitgebern für dieses Studium immer wieder gefordert werden (vgl. Konegen-Grenier/

Schlaffke 1994, bwl.uni-muenchen.de 2005).

Andere Verbesserungsmöglichkeiten finden unter den Stu-dierenden weniger Zuspruch. Ähnlich wie an den Universitäten wird an den Bedingungen und den Anforderungen in Prüfungen von der großen Mehrheit der Studierenden in BWL kaum Kritik geübt. Allerdings sind BWL-Studierende an einer Änderung der Prüfungs- und Studienordnung mehr interessiert als Studierende aus anderen Fächern. In BWL setzen sich 24% dafür ein, in ande-ren Fächern zusammen sind es nur 13%.

Unsicherheit über Arbeitsmarkt hat zugenommen

Betrachtet man die Wünsche zur Verbesserung der Studiensitua-tion in den letzten zehn Jahren, dann fallen bei den BWL-Studie-renden an Universitäten und Fachhochschulen teilweise deutli-che Veränderungen auf.

Insgesamt werden die meisten Verbesserungswünsche von den Studierenden weniger genannt als früher. Eine bedeutende Ausnahme bildet der Wunsch nach besseren Arbeitsmarktchan-cen. Dieser Wunsch hat seit dem Jahr 2001 sehr deutlich zuge-nommen, was auf eine unsichere Situation des Arbeitsmarktes für BWL-Absolventen schließen lässt.

An den Universitäten wurde in BWL dieser Wunsch noch nie so häufig vorgetragen wie im Jahr 2004. Beeinflusst von den Kon-junkturen des Arbeitsmarktes kommt es allerdings immer wieder zu größeren Schwankungen bei dieser Forderung. Ebenfalls wird deutlich, dass BWL-Studierende an Fachhochschulen diesen Wunsch zu allen Erhebungszeitpunkten immer häufiger vorge-tragen haben als Studierende an Universitäten (vgl. Tabelle 123).

Im WS 2003/04 zogen die BWL-Studierenden an Universitäten mit ihrem Bedürfnis nach besseren Arbeitsmarktchancen das erste Mal mit den übrigen Studierenden gleich, nachdem sie während der letzten zehn Jahre meist deutlich hinter diesen blieben, was darauf schließen lässt, dass sie bisher weniger

Schwierigkeiten beim Berufsbeginn erwarteten. Im Jahr 2004 haben sich tatsächlich die negativen Berufserwartungen beider Gruppen angenähert (vgl. dazu Kapitel 10).

Tabelle 123

Wunsch nach besseren Arbeitsmarktchancen in der Betriebs-wirtschaftslehre (1993 - 2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht dringlich bis 6 = sehr dringlich; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr dringlich)

Verbesserung der Betriebs- Studierende Arbeitsmarktchancen wirtschaftslehre insgesamt

Uni FH Uni FH Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Universitäten: Wunsch nach kleineren Lehrveranstaltungen und mehr Praxisbezügen im Studium geht zurück

Seit 1993 wurde die Überfüllung in Lehrveranstaltungen immer wieder von den Studierenden thematisiert. Zwar gelten Lehrver-anstaltungen in BWL weiterhin vielen als zu voll und es wird ein kleinerer Rahmen gewünscht, aber seit 2004 nicht mehr ganz so häufig wie noch zu Beginn der 90er Jahre. Damals sahen 68% eine Reduzierung der Personenzahl in den Lehrveranstaltungen als dringend notwendige Maßnahme an, während jetzt noch 57%

davon überzeugt sind (vgl. Abbildung 38).

Abbildung 38

Maßnahmen zur Verbesserung der Studiensituation in der Betriebswirtschaftslehre an Universitäten (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht dringlich bis 6 = sehr dringlich; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr dringlich)

KalliG RAPHIK

1993 1995 1998 2001 2004

kleinere Lehrveranstaltungen m ehr Praxisbezüge halten für „sehr dringlich“

Studierende der Betriebsw irtschaftslehre Studierende anderer Fächer insgesam t

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Obwohl der geringe Praxisbezug im Universitätsstudium immer wieder für Diskussionsstoff sorgt, hat dieser Aspekt unter den BWL-Studierenden an Bedeutung eingebüßt. Im Jahr 1995 äußerten noch 70% den Wunsch nach mehr Praxisanteilen im Studium, im Jahr 2004 sind es noch 55%.

Beide Themen sind den BWL-Studierenden an den Universitä-ten zwar weiterhin wichtig, erreichen aber nicht mehr den Stel-lenwert wie früher. Hier scheint sich die Situation etwas ent-spannt bzw. gebessert zu haben, so dass für BWL-Studierende we-niger Gründe bestehen, diese Wünsche zu nennen.

Verbesserungen der Betreuung wird weniger dringlich Obwohl weiterhin von vielen Studierenden eine bessere Betreu-ung gewünscht wird, Defizite nicht zu übersehen sind, hat auch hier der Bedarf etwas nachgelassen: 1993 wünschten sich 52% der BWL-Studierenden eine bessere Betreuung im Studium, 2004 sind es noch 45%. Dies macht deutlich, dass auch im BWL-Studium sich die Betreuungsleistung der Lehrenden gesteigert hat.

Studieninhalte werden weitgehend akzeptiert

Vier weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Studiensituation haben bei den BWL-Studierenden an Universitäten an Bedeutung verloren: die Konzentration der Studieninhalte, der verbindliche Studienaufbau nach Leitvorgaben, der Wunsch nach einer Bafög-Erhöhung und eine bessere Betreuung und Schulung in EDV-Fra-gen. Allerdings hatten diese Maßnahmen mit Ausnahme der Bafög-Erhöhung unter den BWL-Studierenden auch früher schon keinen allzu großen Stellenwert. Die weitere Verringerung dieser Wünsche bedeutet, dass die vermittelten Studieninhalte von den Studierenden als angemessen angesehen werden und sie keine starren Vorgaben für das Stoffangebot ihres Studienganges wün-schen. Im EDV-Bereich scheinen die Studierenden besser vorbe-reitet als früher an die Hochschulen zu kommen, weil sie immer weniger der Betreuung und Beratung bedürfen.

Fachhochschulen: Bafög-Erhöhung wird weniger verlangt Die größte Veränderung, neben dem Wunsch, die Arbeitsmarkt-chancen zu verbessern, betrifft den Wunsch nach einer Erhöhung der staatlichen Ausbildungsförderung, der im WS 2003/04 von den BWL-Studierenden deutlich weniger geäußert wird als noch zu Beginn der 90er Jahre. Für 31% der Studierenden bleiben hier Verbesserungen zwar weiterhin sehr wichtig, aber 1993 setzten sich noch 42% für diese Maßnahme ein. Dieser Rückgang ist bei Studierenden in anderen Fächern ebenfalls zu beobachten: von 45% auf 37% ist deren Wunsch nach einer Bafög-Erhöhung zurück-gegangen.

Dabei fällt auf, dass wie an den Universitäten auch immer weniger BWL-Studierende ihr Studium hauptsächlich durch Ba-fög finanzieren und deshalb der Wunsch nach einer Erhöhung der Ausbildungsförderung naheliegender Weise zurückgeht.

Gaben 1993 an Fachhochschulen noch 32% der BWL-Studierenden an, Bafög sei ihre Hauptfinanzierungsquelle für das Studium, so sind es im Jahr 2004 nur noch 14%. Als eine Erklärung für die rück-läufige Bafög-Finanzierung des Studiums ist die veränderte sozia-le Herkunft der Studierenden zu nennen (vgl. dazu Kapitel 1).

11.2 Forderungen zur Entwicklung der