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3 STUDIENGANG: REGELUNGEN, AUFBAU UND ANFORDERUNGEN

3.1 Regelungen in den BWL-Studiengängen

Wenn es um den Aufbau eines Studienganges geht ist zunächst nach den Rahmenbedingungen, den Studienordnungen, den Regelungen und Verbindlichkeiten, zu fragen. Danach kann der Aufbau des BWL-Studiums betrachtet werden sowie die Anforde-rungen, die an die Studierenden gestellt werden.

Ein stärker reglementierter Studiengang muss nicht unbe-dingt von Nachteil sein, weil er eine sinnvolle Strukturierung und Orientierung für die Studierenden bieten kann. Dagegen hat eine Überregulierung den Nachteil, dass kaum noch Platz für eigene Gestaltung im Studium bleibt, und damit häufig auch der Aspekt einer allgemeinen Bildung vernachlässigt wird.

Die Regelungsdichte in BWL ist je nach Hochschulart sehr un-terschiedlich, deutlich stärker an den Fachhochschulen, offener an den Universitäten. An beiden Hochschularten ist für die Mehr-heit der Studierenden, sowohl in BWL als auch in allen anderen Fächern zusammen genommen, ein stärker strukturiertes Studi-um die Regel. An Universitäten geben in BWL 57% der

Studieren-den an, dass ihr Studienprogramm überwiegend durch die Stu-dienordnung vorgegeben sei (vgl. Tabelle 20).

Tabelle 20

Festlegung des Studiums durch Studienordnungen in der Betriebswirtschaftslehre (2004)

(Angaben in Prozent)

Studium durch Studien- Betriebs- Studierende ordnung geregelt wirtschaftslehre insgesamt

Uni FH Uni FH

überhaupt nicht/kaum 8 2 11 6

teilweise 35 16 29 20

überwiegend 47 62 42 55

völlig 10 20 18 19

Anteil starker

Reglementierung 57 82 60 74 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

An den Fachhochschulen berichten 82% in BWL von einer starken Regelungsdichte ihres Studienfaches. Dies weist auf den starken Verschulungsgrad der Fachhochschulen hin, während an den Universitäten gewisse Freiräume in der Studienplanung vorhanden sind.

Allerdings muss die Festlegung des Studienverlaufs durch die Studienordnung vor dem Fachhintergrund gesehen werden, der zu deutlichen Unterschieden führt.

BWL bei der Regulierung des Studienfaches im Mittelfeld An den Universitäten gibt es in einigen Fächern für die Studieren-den vergleichsweise wenig Vorgaben wie z.B. in Studieren-den Politikwis-senschaften oder in Geschichte. Hier können die Studierenden ihr Studium weitgehend frei gestalten. Anderseits gibt es Fächer, die eine fast vollständige Regulierung aufweisen wie z.B. Medizin oder Chemie, die so gut wie keinen Gestaltungsspielraum zulas-sen.

Eine in dieser Hinsicht eher mittlere Position nimmt das Fach BWL ein. Es ist in etwa so stark durch Studienordnungen und Studienverlaufsplänen geregelt wie die Volkswirtschaftslehre, aber deutlich weniger als beispielsweise die Rechtswissenschaft.

Die starke Regelungsdichte an den Fachhochschulen betrifft auch das Fach BWL. Es scheint neben der Elektrotechnik mit am meisten reguliert zu sein. Eine Ausnahmestellung an den Fach-hochschulen ist nur im Fach Sozialwesen festzustellen, in dem sehr viel weniger durch die Studienordnung vorgegeben wird (vgl. Tabelle 21).

Die meisten BWL-Studiengänge sind nach Ansicht der Studie-renden entsprechend stark geregelt und strukturiert. Dennoch scheinen gewisse Freiräume für die Gestaltung des Studiums vorhanden zu sein, insbesondere im Hauptstudium, in dem indi-viduelle Schwerpunktsetzungen eher möglich sind.

Eine höhere Regelungsdichte kann unterschiedliche Auswir-kung auf das Studium haben. Einerseits strukturiert sie das Studi-um stärker und kann im Zusammenwirken mit einem entspre-chenden Anforderungsprofil für eine intensivere Fachbindung und Orientierung im Studium sorgen. Andererseits kann eine Überregulierung in gewisser Weise auch kontraproduktiv sein

und den Wunsch nach mehr Gestaltungsfreiheit im Studium erhöhen wie z. B. im Medizinstudium (vgl. Bargel/Ramm 1994).

Was im BWL-Studium auffällt ist, dass bei einer starken Regu-lierung die Schwierigkeiten mit der Studienplanung etwas zu-nehmen, während sich dies in anderen Fächern genau umge-kehrt darstellt.

Tabelle 21

Starke Festlegung des Studiums durch Studienordnungen nach Einzelfächern (2004)

(Angaben in Prozent)

Festlegung im Starke Festlegung

Studium insgesamt

überwiegend völlig Universitäten

Geschichte 30 6 36

Germanistik 32 9 41

Anglistik 43 6 49

Erziehungswissenschaft 38 11 49

Psychologie 48 7 55

Politikwissenschaft 26 2 28

Soziologie 40 6 46

BWL 47 10 57

VWL 46 6 52

Rechtswissenschaft 56 17 73

Physik 54 6 60

Chemie 52 35 87

Biologie 55 13 68

Humanmedizin 24 75 99

Veterinärmedizin 27 72 99

Maschinenbau 59 16 75

Elektrotechnik 59 12 71

Architektur 42 8 50

Bauingenieurwesen 64 16 80

Fachhochschulen

Sozialwesen 38 12 50

BWL 62 20 82

Maschinenbau 63 21 84

Elektrotechnik 58 33 91

Architektur 56 16 72

Bauingenieurwesen 49 28 77

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

BWL-Studierende halten sich häufig an die Vorgaben Die große Mehrheit der Studierenden in der Betriebswirtschafts-lehre hält sich an die vorgegebenen Studienpläne und Regelun-gen. An den Universitäten orientieren sich 71% und an den Fach-hochschulen 77% der Studierenden an den Vorgaben. Dies ent-spricht dem Verhalten der meisten anderen Studierenden.

Insbesondere Studentinnen richten sich an den Universitäten in BWL deutlich stärker nach den Vorgaben als Studenten. Aller-dings nehmen Studentinnen auch eine größere Regelungsdichte wahr. Bei allen Studierenden zusammen tritt diese Geschlechter-differenz nicht hervor, auch an den Fachhochschulen nicht.

Je stärker der Studiengang geregelt ist, desto mehr orientie-ren sich die Studieorientie-renden an den Studienordnungen. Von den Studierenden in BWL, die eine überwiegende oder sogar völlige Festlegung ihres Studienganges erleben, halten sich sogar 83% an

die vorgegebenen Richtlinien, während bei geringerer Rege-lungsdichte deutlich weniger Studierende den entsprechenden Vorgaben folgen. BWL-Studierende, denen durch die Studien-ordnung wenig vorgeschrieben wird, planen vergleichsweise häufiger ihr Studium selbst (vgl. Abbildung 6).

Abbildung 6

Regelungsdichte und Ausrichtung an der Studienordnung im Fach Betriebswirtschaftslehre (2004)

(Angaben in Prozent für Kategorien: überhaupt nicht/kaum = kaum, überwiegend/völlig = stark)

18 61

83

31 55

86

0 50 100

Studierende der Betriebswirtschaftslehre

Studierende anderer Fächer an HS

Ausrichtung nach vorgegebenen Studienordnungen kaum

teil-weise stark

Fachstudium durch Studienordnungen festgelegt

kaum teil-weise

stark

KalliGRAPHIK

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Überwiegend keine Schwierigkeiten mit der Regulierung Die meisten Studierenden in BWL akzeptieren die Vorgaben durch die Studienordnungen und Verlaufspläne und richten sich danach. Sie haben im Vergleich zu Studierenden anderer Fächer zwar etwas mehr Schwierigkeiten damit, aber knapp zwei Drittel der Studierenden finden solche Vorgaben wenig, 30% an den Universitäten bzw. 28% an Fachhochschulen finden sie etwas problematisch und nur 8% bzw. 7% an Fachhochschulen bereitet die Festlegung im Studium ernsthafte Schwierigkeiten.

An der Akzeptanz der Planungsvorgaben ändert sich nur we-nig, wenn die Studierenden ihren Studiengang als besonders stark geregelt erleben. Zumindest nehmen unter diesen Umstän-den die Schwierigkeiten mit Regelungen bei Umstän-den StudierenUmstän-den in BWL nicht zu.

Allerdings kann eine zu starke Festlegung auch zu Problemen bei den Studierenden führen. Studierende, die mit den Vorgaben und Regegelungen im BWL-Studium größere Schwierigkeiten haben, tun sich vergleichsweise schwer mit ihrer Studienpla-nung.

Feste Regelungen können im Studium Orientierung geben Eine stärkere Regulierung im Studium kann den Studierenden allerdings auch helfen, sich im Studium besser zurecht zu finden.

Zumindest haben bei starker Festlegung weniger Studierende Orientierungsprobleme im Studium als bei offener Studienfüh-rung. Wenn die Studienordnung wenig Verbindliches vorgibt, dann geben 46% an, dass sie einige Schwierigkeiten haben, sich im Studium zurechtzufinden, während dies 37% beklagen, wenn die Studienordnung klare Vorgaben macht. Dieser Unterschied gilt allerdings nicht nur für die Studierenden im BWL-Studium.

Ein gut geplanter Studienaufbau kann leichter zu einem er-folgreichen BWL-Studium verhelfen. Er ist sowohl im Grund- als auch im Hauptstudium maßgeblich mitverantwortlich für den Studienerfolg (vgl. Mosler/Savin 2005). Entsprechende Vorgaben durch die Studienordnung oder die Verlaufsplänen können die Studienplanung erleichtern.

Mehrheit über Studien- und Prüfungsordnungen informiert Um sich an bestimmen Vorgaben oder Richtlinnen halten zu können, ist die entsprechende Information von Nöten. Inwieweit haben sich Studierende in BWL über ihre Studienordnungen informiert. Über welche Kenntnisse verfügen sie?

Über zwei Drittel der BWL-Studierenden an Universitäten sind über die Studienordnungen ausreichend informiert. 25%

geben an, dass sie etwas zu wenig über diese Vorgaben wissen, nur 6% sind eindeutig schlecht informiert. Dabei verfügen BWL-Studierende an Universitäten über einen etwas besseren Kennt-nisstand als ihre Kommilitonen aus den anderen Fächern, von denen 11% ihr Wissens über die Studien- und Prüfungsordnungen als schlecht einstufen. An den Fachhochschulen sind die Studie-renden nicht ganz so gut informiert wie an den Universitäten.

Es scheint, dass die Informationen über die Studien- und Prü-fungsordnungen zunehmend besser zu den Studierenden in BWL durchdringen. Zumindest hat sich seit Anfang der 90er Jahre ihr Informationsstand verbessert (vgl. Tabelle 22).

Tabelle 22

Informationsstand über die Studien- und Prüfungsordnungen in der Betriebswirtschaftslehre (1993 - 2004)

(Angaben in Prozent für Kategorien: sehr gut, gut, ausreichend = ausreichend) ausreichender Betriebs- Studierende Informationsstand wirtschaftslehre insgesamt

Uni FH Uni FH

1993 58 56 61 53 1995 63 50 63 57 1998 66 55 64 57 2001 64 62 62 57 2004 69 60 63 61 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Dennoch bleibt ein Teil der Studierenden mit Informationen unterversorgt. In BWL sind es 31% an Universitäten und 40% an Fachhochschulen - darunter 16% sehr schlecht -, die über die Vor-gaben in ihrem Studiengang nicht unterrichtet sind. Dies kann nicht nur am fehlenden Interesse der Studierenden liegen, denn es gibt kaum Studierende, die an diesem Thema nicht interessiert wären.

Bei einem entsprechend guten bis sehr guten Informations-stand über die Studienordnung halten sich Studierende stärker an diese Vorgabe als bei schlechterer Informationsgrundlage.