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8 COMPUTERNUTZUNG UND NEUE MEDIEN IN DER LEHRE

8.4 Bedarf und Akzeptanz neuer Medien in der Lehre

Die tatsächliche Nutzung des Internet für das Studium stellt eine wesentliche Quelle zur Einschätzung der Präsenz neuer Medien in der Lehre dar. Sie gibt Auskunft darüber wie alltäglich der Ge-brauch geworden ist und wie notwendig entsprechende Kennt-nisse für die Studierenden sind.

Der Bedarf und die Akzeptanz der Nutzung neuer Medien in der Lehre lässt sich dadurch aber nicht genau analysieren. Für diese Fragestellung ist die Einschätzung des Nutzens der Studie-renden zu speziellen Anwendungen des Internet unter Umstän-den besser geeignet.

Zugang zu Lehrmaterialien hat höchste Priorität

Den größten Nutzen von Internet oder Multimedia-Anwendung-en im Studium sehMultimedia-Anwendung-en die StudierMultimedia-Anwendung-endMultimedia-Anwendung-en in der Zugänglichkeit von Lehrmaterialien wie Skripten oder Folien.

• Fast alle Studierenden der BWL an den Universitäten und 90%

an den Fachhochschulen halten diese Anwendungsmöglich-keit für sehr nützlich (vgl. Tabelle 93).

Dieser hohe Nutzen korrespondiert mit der tatsächlichen An-wendung des Internet für diesen Zweck, da der Zugang zu Lehr-materialien von fast allen Studierenden sehr regelmäßig und intensiv genutzt wird.

Viele sehen hohen Nutzen in organisatorischen Diensten Viele Studierende der BWL schätzen den Nutzen des Internet für vier weitere Anwendungsmöglichkeiten als sehr hoch ein:

• mehr als 80% halten die Rückmeldungen von Ergebnissen und Klausuren für sehr nützlich,

• ebenso viele schätzen den Zugang zu Bibliotheken und Daten-banken.

• Drei von vier Studierenden halten den Einsatz neuer Medien für organisatorische Regelungen für besonders nützlich, wie z.B. die Möglichkeit einer Rückmeldung ins Studium.

• Zwei von drei Studierenden sehen in der Möglichkeit, sich über Studienangebote anderer Hochschulen zu informieren, große Vorteile.

Die Rückmeldung über erbrachte Leistungen und die Rückmel-dung ins Studium im neuen Semester stellen den orts- und ter-min-unabhängigen Vorteil des Internet in den Vordergrund. Eine schnelle und einfache Handhabung studientechnischer Regula-arien erscheint den Studierenden sinnvoll, womit ein erkennba-rer Bedarf ausgedrückt wird.

Der Zugang zu Bibliotheken und zu anderen Hochschulen stellt die grundlegende und ursprüngliche Funktion des Internet heraus, die Informationsbeschaffung.

Internetpräsentationen werden an Fachhochschulen mehr geschätzt

Etwa die Hälfte der Studierenden der BWL hält die Präsentation von Hausarbeiten und Referaten im Internet für sehr nützlich.

Dabei sehen die Studierenden an den Fachhochschulen in dieser Option eine größere Bedeutung (vgl. Tabelle 93):

• 57% halten sie an den Fachhochschulen für sehr nützlich, 45%

an den Universitäten.

Präsentationen von studentischen Arbeiten lassen sich aus zwei Perspektiven betrachten. Zum einen als eine Gelegenheit der Ver-öffentlichung eigener Arbeiten und zum anderen als eine Mög-lichkeit, Arbeiten anderer Studierender einzusehen und mit den eigenen Leistungen zu vergleichen. Für die Studierenden der Fachhochschulen gibt es eher diese Möglichkeit und vielleicht hegen sie weniger Scheu, ihre Leistungen darzustellen. An den Universitäten mag die Studierenden ihre noch nicht erreichte Professionalität im Vergleich zu anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen stärker hemmen, sich mit ihren Arbeiten im wissenschaftlichen Austausch bewähren zu wollen.

Beratung über Internet hat Bedeutung

Eine Beratung durch Lehrende über das Internet können sich viele Studierende zumindest vorstellen (vgl. Tabelle 93).

• Etwa jeder Dritte hält sie für sehr nützlich, ein weiteres Drittel sieht darin zumindest noch teilweise einen Nutzen.

Aufgrund der großen Studierendenzahlen leiden insbesondere Betreuung und Beratung. Anscheinend sehen die Studierenden der BWL hier eine Alternative, die mangelhaften Zustände zu-mindest teilweise zu kompensieren, was die größere Bedeutung für die Studierenden an Universitäten erklären würde. Die virtuel-le Beratung mag gerade für Studierende eine Bedeutung besit-zen, die eher Schwierigkeiten im Umgang mit Lehrenden haben.

Tabelle 93

Einschätzung der Nützlichkeit neuer Medien in der Lehre in der Betriebswirtschaftslehre (2004)

(Skala von 0 = nicht nützlich bis 6 = sehr nützlich; Angaben in Prozent für Kategorien:

0-2 = wenig nützlich, 3-4 = etwas nützlich, 5-6 = sehr nützlich; Differenz zu 100% = ohne Kategorie: 7 = „kann ich nicht beurteilen“)

Einsatz Betriebs- Studierende neuer Medien wirtschaftslehre insgesamt

Uni FH Uni FH

Diskussion über Themen aus Lehrveranstaltungen

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Lehreinheiten über das Internet wecken noch Vorbehalte So nützlich die Informationsbeschaffung, die Zugänglichkeit zu Lehrmaterialien und Einrichtungen oder Ergebnisrückmeldun-gen und Beratungsmöglichkeiten über das Internet auch beur-teilt werden, so zurückhaltend sind die Studierenden noch, wenn

es um Lehrinhalte selbst geht. Sowohl thematische Diskussionen als auch Aufgabenbesprechungen für das Studium, und stärker noch Übungen oder ganze Lehrveranstaltungen wollen die Stu-dierenden noch nicht gänzlich über das Internet durchführen (vgl. Tabelle 93).

• Nur jeder vierte Studierende hält das Internet für Diskussionen und Besprechungen für geeignet und nur jeder fünfte für den Lehrbetrieb.

Für die Mehrheit der Studierenden entspricht eine persönliche Interaktion mit den Lehrenden ihrem Verständnis von Lehre.

Prüfungen via Internet sind für die meisten keine Alternative Den geringsten Nutzen sehen die Studierenden in der Durchfüh-rung von Prüfungen und Leistungsnachweisen über das Internet.

• Nur einer von zehn Studierenden hält diesen Einsatz für sehr nützlich, aber zwei Drittel sprechen sich eher dagegen aus.

So unangenehm Prüfungen für die meisten Studierenden auch sein mögen, sie wollen sie nicht am Computer erledigen oder vielleicht sogar von zu Hause aus. Möglicherweise trauen sie der technischen Entwicklung in diesem Bereich noch nicht genü-gend, oder sie befürchten größere Nervosität und Ängste durch den Einsatz neuer Medien, anstatt dem gewohnten Papier und Bleistift. Die Angst, einen einmal gemachten und erkannten Fehler vielleicht nicht mehr rückgängig machen zu können, mag hier ebenfalls von Bedeutung sein.

Studierende der BWL sehen mehr Nutzen in neuen Medien Im Vergleich zu den Einschätzungen der Studierenden an den Hochschulen insgesamt befürworten die Studierenden der BWL stärker den Einsatz des Internet für:

• den Zugang zu Skripten und Lehrmaterialien (um 7% an Uni-versitäten und 6% an Fachhochschulen),

• Präsentation von Hausarbeiten/Referaten (um 5% bzw. 11%),

• Rückmeldung von Klausuren (um 19% bzw. 14%),

• Organisatorische Regelungen (um 8% bzw. 10%).

Zusätzlich sehen die Studierenden der BWL an den Universitäten einen höheren Nutzen in neuen Medien als ihre Kommilitonen anderer Fächer für:

• Thematische Diskussionen (25% in der BWL gegenüber 17% an Universitäten insgesamt halten es für sehr nützlich),

• Übungen und Lehrveranstaltungen (20% gegenüber 14%).

Für die Fachhochschulen fällt zusätzlich auf, dass die BWL-Studie-renden weniger häufig als ihre Kommilitonen aus anderen Fä-chern den Einsatzgebieten von Internet und Multimedia für die Lehre sehr distanziert gegenüber stehen. Sie halten sie zwar nicht häufiger für sehr nützlich, sie lehnen sie aber seltener ab.

Studentinnen halten neue Medien in der Lehre für wichtiger In drei Bereichen schätzen die Studentinnen der BWL den Nutzen neuer Medien für die Lehre höher ein als die männlichen Studie-renden. Sie sehen häufiger als die Studenten Vorteile in:

• Informationsbeschaffung von anderen Hochschulen (70% zu 60% an Universitäten und 67% zu 57% an Fachhochschulen).

• Präsentation von Hausarbeiten (49% zu 42% bzw. 67% zu 43%).

• Thematische Diskussionen (28% zu 23% bzw. 23% zu 15%).

Zusätzlich fällt auf, dass Studentinnen Prüfungen über das Inter-net weniger zurückhaltend gegenüberstehen als Studenten. Zwar sehen sie nicht häufiger darin einen großen Nutzen, doch lehnen sie diese Möglichkeit deutlich seltener als nicht nützlich ab (58%

zu 70% bzw. 46% zu 60%).

Nützlichkeit des Internet steigt im Urteil der Studierenden an Die verschiedenen Einsatzgebiete von Internet oder Multimedia im Studium werden von den Studierenden der BWL seit Ende der 90er Jahre zunehmend häufiger als nützlich oder sogar sehr nütz-lich eingeschätzt. Die Urteile der Studierenden weisen dabei je nach Verwendungszweck unterschiedlich starke Entwicklungen auf und gleichzeitig stellen sich Differenzen sowohl zwischen den Hochschularten als auch zwischen den Geschlechtern heraus (vgl.

Tabelle 94 und 95).

Leistungsrückmeldungen über das Internet haben deutlich an Bedeutung gewonnen

Am stärksten zugenommen hat bei den Studierenden der BWL über die letzten drei Erhebungen hinweg die Einschätzung des Nutzens des Internet für die Rückmeldung von Ergebnissen aus Klausuren und Tests, bei den Studentinnen noch stärker als bei den Studenten.

• Für die Studentinnen an Universitäten und Fachhochschulen hat die schnelle Leistungsrückmeldung über das Internet bis-her den größten Nutzen gebracht. Seit 1998 hat die Bewertung dieser Möglichkeit um 52 Prozentpunkte zugenommen. Bei den Studenten ist der Zuwachs ebenfalls groß ausgefallen, an den Fachhochschulen noch etwas größer als an den Universi-täten: 47 gegenüber 39 Prozentpunkte.

Tabelle 94

Einschätzung der Nützlichkeit des Internet in der Betriebswirt-schaftslehre an Universitäten nach Geschlecht

(1998 - 2004)

(Skala von 0 = nicht nützlich bis 6 = sehr nützlich; Angaben in Prozent für Kategorien:

5-6 = nützlich)

Universitäten

Studenten Studentinnen

1998 2001 2004 1998 2001 2004

Info. über andere

Hochschulen 60 63 59 61 70 70

Diskussionen 19 20 23 13 21 28

Übungen 17 19 17 18 21 23

Prüfungen 7 9 7 3 9 12

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Große Entwicklung bei Studentinnen an Fachhochschulen Drei weitere Einsatzgebiete des Internet werden seit dem WS 1998 deutlich häufiger als nützlich beurteilt. In den ersten zwei Fällen sind bei den Studentinnen an den Fachhochschulen die größten Zuwächse festzustellen, mit Anstiegen zwischen 30 und 39 Pro-zentpunkten, während für den dritten Punkt bei den Studenten an den Fachhochschulen die größte Zunahme zu beobachten ist:

• organisatorische Regelungen,

• Präsentationen von Hausarbeiten,

• Zugang zu Skripten.

Auch wenn die Entwicklung an den Universitäten geringer ist, so sind hier immer noch Anstiege von über 20 Prozentpunkten zu beobachten.

Kontinuierliche Zunahme des Nutzens von Beratungsmöglich-keiten via Internet

Mit Zunahmen von bis zu über 20 Prozentpunkten werden zwei Einsatzmöglichkeiten des Internet im WS 2003/04 häufiger für nützlich angesehen als noch im Jahr 1998:

• Beratung durch Lehrende,

• Zugang zu Bibliotheken.

Die Beratungsmöglichkeit über das Internet halten BWL-Studierende 2004 für vorteilhafter als noch Ende der 90er Jahre.

Sowohl bei Studentinnen als auch bei Studenten an Universitäten und Fachhochschulen ist eine ähnliche Zunahme über die Nütz-lichkeit von virtueller Beratung zu beobachten.

Der Zugang zu Bibliotheken hat vorrangig an den Fachhoch-schulen an Bedeutung gewonnen. An den Universitäten schätzen Studentinnen diese Möglichkeit ebenfalls als nützlicher ein, wäh-rend die Studenten hier weniger Vorteile sehen.

Tabelle 95

Einschätzung der Nützlichkeit des Internet in der Betriebswirt-schaftslehre an Fachhochschulen nach Geschlecht

(1998 - 2004)

(Skala von 0 = nicht nützlich bis 6 = sehr nützlich; Angaben in Prozent für Kategorien:

5-6 = nützlich)

Fachhochschulen

Studenten Studentinnen

1998 2001 2004 1998 2001 2004

Info über andere

Hochschulen 50 56 57 63 67 67

Diskussionen 13 12 15 14 19 23

Übungen 15 17 14 15 17 20

Prüfungen 7 10 11 6 7 12

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Internet: wenig Vorteile für Basisaufgaben des Studierens Bei fünf Einsatzgebieten des Internet fallen neben nur leichten Verbesserungen auch Stagnationen und sogar Verschlechterun-gen auf. Bei vier dieser Bereiche handelt es sich um solche, die grundlegende Aufgaben und Bestandteile des Studierens bein-halten, wie die Besprechung von Aufgaben, inhaltliche Diskussi-onen, Übungen und Prüfungen.

Die Besprechung von Aufgaben via Internet hat insbesondere für die Studentinnen an Bedeutung gewonnen, während Studen-ten an den Fachhochschulen diese Möglichkeit des Internet in früheren Erhebungen besser bewertet haben.

Der Nutzen, sich Informationen über andere Hochschulen über das Internet zu holen, wird von den Studierenden nicht wesentlich besser beurteilt als früher.

Wenig Verbesserungen finden sich im Hinblick auf die Ein-schätzung des Nutzens von inhaltlichen Diskussionen zu Themen aus Lehrveranstaltungen. Am häufigsten sehen die Studentinnen an den Universitäten darin noch einen größeren Nutzen als zur Befragung im WS 1997/98. Für die inhaltliche Diskussion

er-scheint den Studierenden ein indirekter Austausch nicht über-zeugend.

Prüfungen und Übungen über das Internet zu absolvieren, ist zwar für die Studentinnen etwas nützlicher geworden, nicht aber für die männlichen Studierenden.

Während also der Nutzen von Internet und Multimedia in je-nen Bereichen ansteigt, die Rahmenbedingungen des Studierens betreffen, bleibt er in jenen Teilen noch gering, die direkt auf die Ergebnisse des Studierens einwirken. Die klassische Form des Studierens an der Hochschule hat über das Internet noch keine reelle Alternative gefunden, obwohl es als Hilfsmittel in seinen Vorteilen akzeptiert wird.

Internet und neue Medien sind weithin Teil von Studium und Lehre geworden. Umso mehr kann es nicht mehr um die bloße Investition in Angebot und Gebrauch gehen. Insbesondere die Qualität der Angebote und das Geschick im Umgang mit diesen Medien werden bedeutungsvoller. Sie sind deshalb verstärkt in die Bemühungen um Studienqualität zu integrieren und bei Evaluationen einzubeziehen.