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Studienstrategien für bessere Berufsaussichten und persönliche Entwicklung

3 STUDIENGANG: REGELUNGEN, AUFBAU UND ANFORDERUNGEN

4.1 Studienstrategien für bessere Berufsaussichten und persönliche Entwicklung

Der Ablauf eines Studiums wird entscheidend davon geprägt, was den Studierenden für ihre Studiengestaltung wichtig erscheint.

Verschiedene Studienstrategien besitzen für die BWL-Studieren-den einen unterschiedlich hohen Nutzen. Dabei unterscheiBWL-Studieren-den sie, ob diese eher der persönlichen Entwicklung dienen oder zu besseren beruflichen Aussichten verhelfen.

Praktische und Auslandserfahrungen haben Vorrang

Die Studierenden in BWL unterscheiden recht dezidiert darüber, welche Formen der Studiengestaltung ihre beruflichen Chancen wirksam verbessern könnten (vgl. Abbildung 10).

Drei Strategien, die zusätzliche Erfahrungen hervorheben, er-scheinen den Studierenden der BWL besonders erfolgverspre-chend und nehmen damit die oberen Plätze in der Rangreihe sehr nützlicher Strategien ein. Rund drei von vier Studierenden be-zeichnen für ihre Berufsaussichten als sehr nützlich:

• Praktische Arbeitserfahrung außerhalb der Hochschule ge-winnen,

• Kenntnisse im EDV-Bereich erlangen,

• eine Zeitlang im Ausland studieren.

An den Fachhochschulen haben EDV-Kenntnisse einen noch hö-heren Stellenwert, denn 83% halten sie für sehr nützlich. Ebenso stufen die Studierenden an den Fachhochschulen das Auslands-studium für etwas vorteilhafter ein.

Für die Mehrheit der Studierenden der BWL hat die Studienef-fizienz eine hohe Bedeutung. Zwei von drei Studierenden an Universitäten und Fachhochschulen sehen es für ihre beruflichen Chancen als sehr nützlich an:

• eine gute Examensnote zu erreichen,

• möglichst schnell das Studium abzuschließen.

Die Hälfte der Studierenden schreibt außerdem der Teilnahme an einem Forschungsprojekt einen großen Nutzen zu. Dabei sehen

die Studierenden an den Fachhochschulen in Forschungserfah-rungen einen ebenso großen Nutzen wie ihre Kommilitonen an den Universitäten.

Abbildung 10

Nutzen verschiedener Studienstrategien für die beruflichen Chancen in der Betriebswirtschaftslehre (2004)

(Angaben in Prozent für Kategorie: „sehr nützlich“)

5 Für Berufsaussichten sehr nützlich

Studierende an

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Berufliche Ausbildung vor dem Studium hat an Fachhochschulen höheren Nutzen

Weniger bedeutsam für die beruflichen Aussichten erscheinen den Studierenden eine Promotion oder eine berufliche Ausbil-dung vor dem Studium. Diese Qualifikationen sind offenbar ei-nerseits nur für einen speziellen Kreis relevant und stehen ande-rerseits im Widerspruch zu einem frühen Studienabschluss und damit zu einem raschen Übergang in den Beruf.

In der Promotion sehen 29% der Studierenden einen hohen Nutzen, wobei kaum Unterschiede zwischen den Hochschularten auffallen. Auch an den Fachhochschulen halten ähnlich viele Stu-dierende (28%) eine solche Qualifikation für sehr nützlich.

Von einer Berufsausbildung vor dem Studium versprechen sich die BWL-Studierenden an den Fachhochschulen mehr Vortei-le für den Beruf als Studierende an Universitäten. Jeder zweite hält sie dort für sehr nützlich, an Universitäten nur 29%.

Studierende an Fachhochschulen haben häufiger als an Uni-versitäten vor dem Studium bereits eine berufliche Ausbildung absolviert. Bei der Einschätzung des Nutzens einer solchen beruf-lichen Ausbildung werden also bereits erworbene Qualifikatio-nen beurteilt, wobei vermutet werden kann, dass bei dieser Ein-schätzung des Nutzens auch ein gewisses Maß an Hoffnung zum Ausdruck kommt, solche Vorerfahrungen mögen nachgefragt sein und Stellenvorteile erbringen.

Fachübergreifende Erfahrungen versprechen wenig Nutzen Geringer beruflicher Nutzen wird vier Aspekten der Studienges-taltung zugeschrieben: als Hilfskraft oder Tutor tätig zu sein, fachübergreifende Kenntnisse zu erwerben, einen Hochschul-wechsel vorzunehmen oder sich hochschulpolitisch zu enga-gieren. Diese Strategien erscheinen den Studierenden für einen Einstieg und die Bewährung in der Berufswelt nicht von großem Nutzen zu sein (vgl. Abbildung 10).

Fachfremdes Wissen wird von den Studierenden an Fach-hochschulen häufiger als sehr nützlich eingestuft als an den Universitäten, knapp ein Fünftel sieht darin eine Verbesserung der Berufschancen. Die Ausbildung in der BWL wird damit sehr fachspezifisch betrachtet, der Berufswelt eher Erwartungen an Expertenwissen als an breite Bildung unterstellt.

Fachspezifische Strategien in der BWL

Im Vergleich zu den Einschätzungen der Studierenden an den Hochschulen insgesamt fallen in der BWL einzelne Besonderhei-ten in den Erwartungen für berufliche Vorteile auf. Die Studie-renden halten einige Strategien für weit nützlicher für ihre späte-ren Berufschancen als Studiespäte-rende anderer Fächer. Besonders deutlich wird dies bei den Strategien:

• Zeitweise im Ausland studieren: 60% der Studierenden insge-samt schätzen dies als sehr nützlich ein, in der BWL 75% (Uni) bzw. 79% (FH).

• Praktische Arbeitserfahrungen außerhalb der Hochschule gewinnen: für 61% an Universitäten und 69% an Fachhochschu-len haben sie große Bedeutung, in BWL für 77%.

• Eine berufliche Ausbildung vor dem Studium: 17% an Universi-täten und 36% an Fachhochschulen hält sie für sehr nützlich, in der BWL 29% bzw. 46%.

• Das Studium möglichst schnell abschließen: 57% bzw. 55% der Studierenden insgesamt betrachten es als sehr nützlich, in der BWL 65% bzw. 63%.

• Eine möglichst gute Examensnote erreichen: für 68% bzw. 56%

der Studierenden insgesamt hat es hohe Priorität, in der BWL für 72% bzw. 67%.

Bedeutsamer als in der BWL ist für die Studierenden anderer Fächer an Universitäten der Nutzen einer Promotion: Diese Quali-fikation halten 38% für ihre Berufschancen für sehr nützlich, gegenüber 29% in der BWL.

Die Studierenden in der BWL sehen damit mehr als andere in zusätzlichen Erfahrungen und einem effizienten Studium größe-re Chancen für ihgröße-ren Berufsstart. Gleichzeitig bilden sie damit jene Qualifikationen ab, die ihrer Ansicht nach von der Berufswelt an sie herangetragen und erwartet werden. Diese Zielgrößen zur

Studiengestaltung sind freilich nicht durchweg zu realisieren.

Zum einen können sie das Machbare sprengen, zum anderen lassen sie sich zum Teil nur auf Kosten anderer wichtiger Aspekte verwirklichen. Die strategische Vorstellung für einen guten Be-rufsstart beinhaltet für die BWL-Studierenden demnach als Leit-bild für die Studienführung:

• Arbeitserfahrungen neben dem Studium und eine Zeitlang im Ausland studieren. Dazu gute EDV-Kenntnisse erwerben und an Forschungsprojekten teilnehmen. Das alles während eines kurzen Studiums, das mit einem guten Examen beendet wird.

Auf diese Erfahrungen zielen die Studierenden anderer Fächer ebenfalls, wenngleich einzelne Elemente unterschiedlich stark gewichtet werden. In den Erfolgserwartungen der Studierenden spiegeln sich damit generell ähnliche Vorstellungen wider.

Persönliche Entwicklung: vorrangig Auslandsstudium und praktische Erfahrungen

Der Nutzen verschiedener Studienstrategien für die persönliche Entwicklung wird von den Studierenden meist geringer veran-schlagt als der Nutzen für die Berufschancen.

Am häufigsten versprechen sich die Studierenden einen per-sönlichen Nutzen durch praktische Arbeitserfahrungen und durch ein Auslandsstudium. Zwei von drei Studierenden sehen darin einen großen persönlichen Nutzen (vgl. Abbildung 11).

Abbildung 11

Nutzen verschiedener Studienstrategien für die persönliche Entwicklung in der Betriebswirtschaftslehre (2004) (Angaben in Prozent für Kategorie: sehr nützlich)

Für persönliche Entwicklung sehr nützlich

Studierende an

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

An den Fachhochschulen halten die Studierenden zusätzlich noch EDV-Kenntnisse für sehr nützlich und ein größerer Teil erwartet persönliche Vorteile von einer beruflichen Ausbildung vor dem Studium. Die Teilnahme an Forschungsprojekten schät-zen die Studierenden der BWL ebenfalls recht häufig als sehr vorteilhaft für ihre persönliche Entwicklung ein.

Diese Strategien erscheinen den Studierenden, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau, gleichermaßen für die berufliche wie persönliche Entwicklung nützlich. Ihre Umsetzung sollte demnach einen doppelten Nutzen erbringen.

Einen deutlich geringeren persönlichen Nutzen erwarten die Studierenden durch ein effizientes Studium und durch die Pro-motion. Die Anforderungen der Berufswelt erzeugen damit ein gewisses Spannungsverhältnis, da der persönliche Nutzen weit zurückhaltender eingestuft wird.

Einzig das fachfremde Wissen wird von den Studierenden für die persönliche Entwicklung etwas höher eingestuft als für die berufliche: Etwas über ein Viertel der Studierenden der BWL sieht große persönliche Vorteile darin, auch Kurse und Vorlesungen anderer Fachrichtungen zu besuchen.

Die Studierenden der BWL beurteilen ihr Studium stärker nach beruflichen als nach persönlichen Vorteilen. Das Studium ist weniger Selbstzweck als vielmehr qualifizierte Berufsausbildung.

Einen hohen Stellenwert besitzen dabei Zusatzqualifikationen und spezifische Erfahrungen, die den Nachfragen des Stellen-marktes entsprechen.

Auslandsstudium und Forschungspraktikum haben für den Beruf an Bedeutung gewonnen

Die Studienstrategien weisen unterschiedliche Entwicklungen über die letzte Dekade hinweg auf. Einige Strategien haben an Bedeutung gewonnen, anderen werden mittlerweile als weniger erfolgreich angesehen (vgl. Tabelle 31).

Tabelle 31

Nutzen verschiedener Studienstrategien für die beruflichen Chancen in der Betriebswirtschaftslehre (1993 - 2004) (Angaben in Prozent für Kategorie: sehr nützlich)

Berufliche Chancen 1993 1995 1998 2001 2004 Universitäten

Auslandsstudium 66 68 72 81 75

Forschungspraktikum 43 44 40 51 50 Arbeitserfahrungen 70 83 77 78 77

Berufsausbildung 36 43 38 29 29

Schneller Abschluss 62 62 66 72 65

EDV-Kenntnisse - 77 84 90 76

gutes Examen - - 71 70 72

Fachhochschulen

Auslandsstudium 63 73 79 81 79

Forschungspraktikum 44 50 51 56 52 Arbeitserfahrungen 68 75 75 77 77

Berufsausbildung 56 60 52 41 46

Schneller Abschluss 63 59 64 74 63

EDV-Kenntnisse - 77 88 91 83

gutes Examen - - 64 63 67

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Für die Berufschancen nützlicher als noch in den 90er Jahren erscheint den Studierenden ein Auslandsstudium und die

Teil-nahme an einem Forschungsprojekt. Beide Strategien haben über die 90er Jahre hinweg an Wichtigkeit gewonnen, doch seit dem WS 2000/01 wieder etwas an Bedeutung eingebüßt.

Arbeitserfahrungen außerhalb der Hochschulen wurden seit Mitte der 90er Jahren für die Studierenden wichtiger und blieben dann auf dem hohen Niveau.

Der Nutzen einer beruflichen Ausbildung vor dem Studium hat nachgelassen. Die vorgelagerte Berufsausbildung verliert unter den Studierenden generell ihren Stellenwert (vgl. Isserstedt u.a. 2004).

Dagegen haben, mit Schwankungen, der schnelle Studienab-schluss, die gute Examensnote und der Erwerb von EDV-Kenntnis-sen ihre Wichtigkeit für die BWL-Studierenden behalten.

Studentinnen schätzen sämtliche Strategien für nützlicher ein Von den meisten Studienstrategien erhoffen sich die Studentin-nen der BWL größere Vorteile für ihre berufliche wie persönliche Entwicklung als ihre männlichen Kommilitonen. Dabei sind die Unterschiede an den Universitäten fast durchweg größer als an den Fachhochschulen. Besonders deutlich sind die unterschiedli-chen Erwartungen an den Universitäten:

• Teilnahme an Forschungsprojekten: 61% der Studentinnen gegenüber 39% der Studenten halten sie beruflich und 51%

bzw. 34% halten sie persönlich für nützlich.

• Zeitweise im Ausland studieren: 83% gegenüber 67% sehen darin berufliche und 75% gegenüber 62% persönliche Vorteile.

• Arbeitserfahrungen außerhalb der Hochschule: 88% gegen-über 66% sehen darin einen großen Nutzen für die berufliche und 76% zu 66% für die persönliche Entwicklung.

• EDV-Kenntnisse: 85% gegenüber 67% hoffen auf berufliche und 59% gegenüber 43% auf persönliche Vorteile.

• Erwerb von fachfremdem Wissen: 20% gegenüber 5% halten es beruflich für sehr nützlich und 34% gegenüber 21% schätzen es persönlich für sehr nützlich ein.

An den Fachhochschulen sind die Differenzen geringer, insbe-sondere das Auslandsstudium und die Forschungsteilnahme lassen nur tendenzielle Unterschiede erkennen.

Studierende Frauen erhoffen sich häufiger durch Zusatzquali-fikationen und Erfahrungen Vorteile für ihre weitere Entwick-lung und ihre Berufsaussichten. Dieses höhere Qualifikationsbe-wusstsein kann mit der größeren Sorge zusammenhängen, dass Frauen im Beruf benachteiligt sind. Daher schätzen sie ihre Chan-cen in Konkurrenz zu den Männern schlechter ein. Insofern sehen Studentinnen sich stärker veranlasst, mehr solche Erfahrungen und Qualifikationen zu erwerben, um ihre geschlechtsspezifisch schlechteren Chancen zu verbessern.

Verschiedene Erfahrungen sind BWL-Studierenden auch persönlich wichtiger

Von einem Auslandsstudium versprechen sich die Studierenden der BWL auch für ihre persönliche Entwicklung häufiger einen großen Nutzen als die Studierenden insgesamt. Dasselbe gilt für Arbeitserfahrungen außerhalb der Hochschule. An den Fach-hochschulen sehen sie zusätzlich einen größeren Nutzen in einer Berufsausbildung vor dem Studium.

Weniger persönliche Vorteile als andere Studierende an den Universitäten versprechen sich die Studierenden der BWL vom Erwerb fachfremden Wissens, einer Anstellung als Hiwi oder Tutor, sowie von der Promotion.

Beruflich wie persönlich verbinden die Studierenden der BWL ihr Studium und ihre späteren Möglichkeiten mit spezifischen Strategien, die zumindest zum Teil in andere Richtungen weisen als bei Studierenden anderer Fächer an Universitäten und Fach-hochschulen.

Die Einschätzungen der Studierenden über die Nützlichkeit von Studienstrategien stellen heraus, welche Vorgehensweisen sie im Studium für erfolgreich erachten. Eine wichtige Frage ist nun, ob die Studierenden diese Strategien auch in die Tat umset-zen. Einige dieser Elemente können anhand der Angaben im Studierendensurvey überprüft werden.