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9 PRÜFUNGEN: VORBEREITUNG, RESULTATE UND REAKTIONEN

9.2 Erleben der Prüfungssituation

Lehrveranstaltungen, Übungen, Selbststudium und studentische Arbeitsgruppen dienen dem Erlernen und Einüben von Fachwis-sen, Methoden und Fertigkeiten. Dokumentiert und präsentiert wird das Fachwissen in Leistungsnachweisen und Prüfungen. Sie bilden zeitlich zwar nur einen kleinen Anteil des Studiums, sind für die Studierenden aber aufgrund ihrer Konsequenzen von her-ausragender Bedeutung.

Prüfungen werden von Studierenden sicherlich sehr unter-schiedlich erlebt. Das Erleben von Prüfungen kann aber auch mit Schwierigkeiten und Belastungen verbunden sein, oder von Unsi-cherheiten und sogar Ängsten begleitet werden.

Prüfungen werden wie in anderen Fächern erlebt

Die Studierenden der BWL berichten insgesamt nicht häufiger von großen Ängsten, Aufregungen oder Belastungen durch Prü-fungen als Studierende anderer Fachrichtungen. An den Universi-täten haben sie sogar etwas seltener größere Angst vor Prüfungen als die Studierenden an Universitäten insgesamt (vgl. Tabelle 100).

Tabelle 100

Erleben der Prüfungssituation in der Betriebswirtschaftslehre (2004)

(Angaben in Prozent)

Betriebs- Studierende

wirtschaftslehre insgesamt

Uni FH Uni FH

Vor Prüfungen bin

ich aufgeregt1) 19 22 20 23

Vor Prüfungen

habe ich Angst1) 26 30 34 31

Prüfungen

belasten mich2) 39 33 35 34

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

1) Skala 0 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll und ganz zu, Kategorien: 5-6 = trifft stark zu

2) Skala 0 = überhaupt nicht belastet bis 6 = stark belastet, Kategorien: 5-6 = stark be-lastet

Dafür kommen bei den BWL-Studierenden an Universitäten stärkere Belastungen durch Prüfungen häufiger vor. Zwei Fünftel fühlen sich dadurch stark belastet.

Studentinnen berichten häufiger von „Prüfungsstress“

Deutliche Unterschiede fallen zwischen den Geschlechtern auf.

Prüfungssituationen sind für Studentinnen belastender als für Studenten. Sie berichten häufiger von Nervosität, Ängsten und Belastungen als die Studenten (vgl. Abbildung 30).

Studentinnen sind häufiger in Prüfungen aufgeregt, sodass sie Dinge vergessen, die sie eigentlich wissen. Mehr als jede vierte Studentin betrifft dies nach eigenen Angaben in starkem Maße.

Deutlich häufiger berichten Studentinnen auch von Ängsten vor Prüfungen. Mehr als jede dritte hat davor meistens Angst, doppelt so viele wie bei den Studenten.

Prüfungen wachsen für Studentinnen auch deutlich häufiger zu Belastungen an. Jede zweite Studentin an Universitäten und 39% an Fachhochschulen erleben bevorstehende Prüfungen als sehr belastend. Bei den Studenten berichtet nur jeder dritte an Universitäten und jeder vierte an Fachhochschulen von größeren Belastungen (vgl. Abbildung 30).

Größere Belastungen in der BWL bei Studentinnen an Universi-täten, geringere bei Studenten an Fachhochschulen

Die Angaben der Studierenden der BWL zum Erleben von Prüfun-gen lassen einige Unterschiede zur Situation an den Hochschulen insgesamt erkennen.

Vergleichbar zu den Hochschulen insgesamt ist das Ausmaß an Nervosität. Die Studentinnen und Studenten anderer Fachrich-tungen berichten ähnlich häufig wie in der BWL davon, in Prü-fungen nervös zu sein.

Von größerer Angst vor Prüfungen berichten Studierende an den Universitäten insgesamt etwas häufiger als in BWL: 21% der

Studenten bzw. 44% der Studentinnen haben meistens Angst vor Prüfungen. Von tendenziell größerer Angst berichten die Studie-renden auch an den Fachhochschulen insgesamt.

Abbildung 30

Erleben der Prüfungssituation in der Betriebswirtschaftslehre nach Geschlecht (2004)

(Skala von 0 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll und ganz zu; Angaben in Prozent für Kategorien: 3-4 = trifft teilweise zu, 5-6 =trifft zu)

Frauen In Prüfungungen bin

ich so aufgeregt, dass ich Dinge, die ich eigentlich weiß, vollkommen vergesse.

W enn ich vor Prüfungen stehe, habe ich m eistens Angst.

Fühle m ich durch bevorstehende

Trifft auf mich persönlich zu: stark teilweise

KalliGRAPHIK Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Größere Belastungen vor Prüfungen erleben die Studentin-nen der BWL an den Universitäten häufiger als ihre Kommilito-ninnen insgesamt (48% zu 39%), tendenziell auch an den Fach-hochschulen (39% zu 35%). Die Studenten der BWL berichten an den Universitäten ähnlich häufig von Belastungen durch Prüfun-gen wie die Studenten insgesamt, an den Fachhochschulen je-doch erkennbar seltener: 24% zu 33%.

Klare Anforderungen können „Prüfungsstress“ mildern Welche Aspekte der Studiensituation können den erfahrenen Prüfungsstress verringern? Ein möglicher solcher Aspekt wäre zum Beispiel die Klarheit der Prüfungsanforderungen. Sie können das Ausmaß des erfahrenen Stresses mindern (vgl. Tabelle 101).

Tabelle 101

Prüfungsanforderungen und Erleben der Prüfungssituation in der Betriebswirtschaftslehre nach Geschlecht (2004) (Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien:

0-2 = wenig, 3-4 = teilweise, 5-6 = stark)

Klare Prüfungsanforderungen

Studenten Studentinnen

wenig teil- stark wenig teil- stark

Universitäten weise weise

starke Nervosität 20 7 12 30 27 21 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Studierende, die klare Prüfungsanforderungen in ihrem Stu-dienfach erleben, berichten seltener von größerer Nervosität in Prüfungen. Diese Unterschiede sind an den Fachhochschulen et-was größer als an den Universitäten. Während bei den Studentin-nen ein systematischer Zusammenhang erkennbar ist, weichen die Angaben bei den Studenten von einer linearen Darstellung ab, wobei aber die Effekten erkennbar bleiben.

Jedoch hat die Klarheit der Prüfungsanforderungen an den Universitäten wenig Auswirkung auf die erlebte Angst vor Prü-fungen, sowohl bei Studenten wie Studentinnen. An den Fach-hochschulen lassen sich dagegen deutliche Effekte erkennen, insbesondere bei den Studentinnen. Bei wenig klaren Prüfungs-anforderungen berichtet jede zweite Studentin von Angst, bei klaren Prüfungsanforderungen dagegen nur noch jede dritte.

Erkennbare Auswirkungen hat die Prüfungstransparenz auch auf die erfahrende Belastung durch bevorstehende Prüfungen, vor allem an den Fachhochschulen berichten die Studierenden der BWL deutlich seltener von großen Belastungen, wenn klare Prüfungsanforderungen vorgegeben sind.

Lernfähigkeit beeinflusst „Prüfungsstress“ besonders bei Studentinnen

Auswirkung auf das Erleben von Prüfungssituationen hat bei den Studierenden die eigene Lernfähigkeit. Besonders Studentinnen, die berichten, dass es ihnen leicht fällt, fachbezogene neue Inhal-te und FakInhal-ten zu lernen und zu behalInhal-ten, weisen weit weniger Stressreaktionen auf. Bei hoher Lernfähigkeit berichten nur 13%

der Studentinnen an Universitäten von großer Nervosität, bei ge-ringer 39% (vgl. Tabelle 102).

Tabelle 102

Einschätzung der eigenen Lernfähigkeit und Erleben der Prüfungssituation in der Betriebswirtschaftslehre nach Geschlecht (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien:

0-2= wenig, 3-4 = teilweise, 5-6 = stark)

Mir fällt es leicht neue fachbezogene Inhalte zu lernen und zu behalten

Studenten Studentinnen

wenig teil- stark wenig teil- stark

weise weise

Universitäten

starke Nervosität 17 12 8 39 26 13

starke Angst 26 14 10 49 38 23

starke Belastung 37 31 25 76 47 23 Fachhochschulen

starke Nervosität 16 21 5 34 25 25

starke Angst 21 18 15 47 40 25

starke Belastung 37 22 16 61 38 22 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Sehr deutlich wird auch die Angst vor Prüfungen durch die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten beeinflusst. Fast jede zwei-te Studentin berichzwei-tet von größerer Angst, wenn sie neue Inhalzwei-te weniger leicht erlernt, aber nur rund jede fünfte, wenn sie keine Probleme hat, Neues zu behalten.

Am stärksten ist der Effekt der Lernfähigkeit auf die Belastung durch bevorstehende Prüfungen. Studentinnen mit ihrer Ansicht nach geringen Lernfähigkeiten fühlen sich zu 76% an den

Univer-sitäten und 61% an den Fachhochschulen stark belastet. Studen-tinnen, denen es leicht fällt Neues zu lernen, berichten nur zu ei-nem Fünftel von großen Belastungen.

Konzentrationsfähigkeit vermindert „Prüfungsstress“

Positive Effekte auf das Erleben von Prüfungssituationen hat auch die Fähigkeit der Studierenden, über längere Zeit konzentriert lernen zu können. Studierende, die nach eigener Einschätzung über eine gute Konzentrationsfähigkeit verfügen, erleben ein ge-ringeres Ausmaß an Nervosität, Angst und Belastung durch Prü-fungen. Auch dieser Effekt tritt bei Studentinnen deutlicher zu Tage als bei Studenten.

An den Universitäten berichten 43% der Studentinnen von großer Nervosität, wenn sie nach eigenen Angaben nicht über längere Zeit konzentriert lernen können. Haben sie mit der Kon-zentrationsfähigkeit keine Probleme, dann leiden nur 22% unter Nervosität in Prüfungen. Ein ähnliches Ergebnis findet sich für die Studentinnen an den Fachhochschulen. Für die Studenten an U-niversitäten und Fachhochschulen treten geringere, aber gleich-gerichtete Effekte auf (vgl. Tabelle 103).

Tabelle 103

Erleben von Prüfungssituationen nach Einschätzung der eige-nen Konzentrationsfähigkeit in der Betriebswirtschaftslehre nach Geschlecht (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien:

0-2= wenig, 3-4 = teilweise, 5-6 = stark)

Ich kann über längere Zeit konzentriert arbeiten

Studenten Studentinnen

wenig teil- stark wenig teil- stark

weise weise

Universitäten

starke Nervosität 19 12 7 43 27 22

starke Angst 14 16 14 43 37 35

starke Belastung 47 28 27 62 55 38 Fachhochschulen

starke Nervosität 21 18 12 39 28 23

starke Angst 17 21 15 50 46 28

starke Belastung 42 21 15 50 50 27 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Die Angst vor Prüfungen wird durch eine gute Konzentrati-onsfähigkeit vorrangig bei den Studentinnen verringert. Bei den Studenten hat sie an den Universitäten keine, an den Fachhoch-schulen nur eine geringe Auswirkung. Bei den Studentinnen an den Fachhochschulen ist dagegen ein deutlicher Effekt zu beo-bachten. Ohne ausreichende Konzentrationsfähigkeit hat jede zweite Studentin größere Angst vor Prüfungen, mit guter Kon-zentrationsleistung sind es 28%.

Noch größer sind die Auswirkungen auf das Ausmaß an Belas-tungen aufgrund bevorstehender Prüfungen. Bei schwacher Kon-zentrationsfähigkeit berichten an Universitäten deutlich mehr Studierende von größeren Belastungen als bei guter Konzentrati-onsfähigkeit. Dies kann bei Studentinnen und Studenten an Uni-versitäten und Fachhochschulen beobachtet werden.

Fähigkeit, Lernstoff zu organisieren, vermindert Belastung Die Fähigkeit der Studierenden, ihren Lernstoff gut organisieren und einteilen zu können, zeigt nur auf die erfahrene Belastung

einen systematischen Effekt. Studierende, die hierbei Schwierig-keiten haben, erleben deutlich häufiger größere Belastungen aufgrund bevorstehender Prüfungen (vgl. Abbildung 31).

Abbildung 31

Belastung durch bevorstehende Prüfungen nach Einschätzung der eigenen Lernorganisation in der Betriebswirtschaftslehre nach Geschlecht (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien:

0-2 = wenig, 3-4 = teilweise, 5-6 = stark)

große Belastung durch bevorstehende Prüfungen:

KalliGRAPHIK

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

„Prüfungsstress“ ist bei Studentinnen der BWL mehr abhängig von der eigenen Leistungsfähigkeit

An den Universitäten und Fachhochschulen insgesamt können ähnliche Effekte auf das Erleben der Prüfungssituation beobach-tet werden. Jedoch fallen einige Besonderheiten für die BWL im Vergleich zu allen anderen Fachrichtungen auf.

Die erfahrene Belastung aufgrund bevorstehender Prüfungen weist bei den Studentinnen der BWL für alle drei dargestellten Faktoren (Lernfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Organisations-fähigkeit) einen größeren Zusammenhang auf. Die Unterschiede der erfahrenen Belastung bei schwächer ausgeprägten Fähigkei-ten gegenüber ausreichenden FähigkeiFähigkei-ten sind bei den Studen-tinnen der BWL größer als bei den StudenStuden-tinnen der anderen Fä-cher insgesamt.

Die Einschätzung der eigenen Lernfähigkeit hat bei den Stu-denten der BWL einen geringeren Einfluss auf den erlebten Prü-fungsstress als bei den Studenten insgesamt. Ähnliches gilt für die Konzentrationsfähigkeit, nicht aber die Belastungen. Die Unter-schiede der erfahrenen Belastung sind bei den Studenten der BWL in Abhängigkeit von der Konzentrationsleistung größer als bei den Studenten insgesamt.

Ein besonders auffälliger Unterschied zur Situation an den Hochschulen insgesamt tritt bei den Studenten der BWL an den Fachhochschulen auf. Während die Studenten insgesamt von ei-ner kontinuierlichen Abnahme der Nervosität in Prüfungen bei

zunehmender Lernfähigkeit berichten (von 43% auf 13%), ist dieser Effekt in der BWL kaum zu erkennen.

Die Abhängigkeit des erfahrenen Ausmaßes an Prüfungs-stress steht in der BWL bei den Studentinnen stärker mit der Ein-schätzung ihrer eigenen Leistungsfähigkeit in Zusammenhang als in den übrigen Fachrichtungen, während bei den Studenten der BWL eher ein geringerer Effekt zu beobachten ist.

Prüfungsanforderungen werden auch bei Prüfungsstress nicht als zu hoch empfunden

Obwohl Prüfungen für die Studierenden problematische Phasen darstellen, bestehen sie nicht vordringlich auf einer Verringe-rung deren AnfordeVerringe-rungen. Zwar fordern diejenigen Studieren-den, die hohe Belastungen erfahren, häufiger die Verringerung der Prüfungsanforderungen, doch nicht in der Mehrheit, sondern nur zu knapp einem Drittel (vgl. Tabelle 104).

Tabelle 104

Forderung nach geringeren Prüfungsanforderungen nach erfahrener Belastung durch Prüfungen in der Betriebswirt-schaftslehre nach Geschlecht (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien:

0-2 = wenig, 3-4 = teilweise, 5-6 = stark)

Belastung durch bevorstehende Prüfungen

Verringerung Männer Frauen

der Prüfungs- wenig teil- stark wenig teil- stark

anforderungen weise weise

Universitäten 4 12 21 9 6 28

Fachhochschulen 0 10 29 10 8 26 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.