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6 STUDIENQUALITÄT UND STUDIENERTRAG

6.3 Studienerträge und Qualifikationen

Die Erträge eines Studiums sind die Fertigkeiten, Fähigkeiten und Qualifikationen, die Studierende in ihrem Fachstudium erwerben können. Im Kern beinhaltet das Bildungsziel der Hochschulen die Vermittlung fachlicher Kenntnisse. Darüber hinaus soll eine Hochschulausbildung aber auch Fähigkeiten vermitteln, die über das Faktenwissen hinausgehen.

Bestandene Prüfungen und Abschlussarbeiten bestätigen dem Absolventen wie auch anderen den Erwerb der fachlichen Qualifikation und die Erfüllung der gestellten Anforderungen. So wichtig und bedeutsam solche Noten und Nachweise auch sein mögen, geben sie keine Auskunft darüber, wie der Absolvent selbst die erworbenen Qualifikationen einschätzt. Daher ist es von Interesse, zu untersuchen, in welchen Qualifikationen und Kom-petenzen und in welchem Ausmaß sich die Studierenden durch ihr Studium gefördert fühlen.

Untersuchung von Studierenden im 3. und 4. Studienjahr Bei der Untersuchung von erfahrenen Förderungen wäre es nicht angemessen, die Aussagen aller Studierender heranzuziehen, da entsprechende Erfahrungen erst vorliegen müssen. Um angemes-sene Aussagen über das Fachstudium machen zu können und den Vergleich zwischen Universitäten und Fachhochschulen zu ge-währleisten, werden daher nur Studierende im 3. und 4. Studien-jahr herangezogen.

In der Betriebswirtschaftslehre handelt es sich dabei um etwa jeden dritten Studierenden dieser Erhebung, 138 Studierende an den Universitäten und 89 Studierende an den Fachhochschulen.

Jeder zweite Studierende fühlt sich fachlich stark gefördert Eine Hauptaufgabe der Ausbildung an den Hochschulen ist die Vermittlung von fachlichem Wissen und Können. Fast alle Studie-renden der BWL fühlen sich in ihrem bisherigen Studium in den fachlichen Kenntnissen gefördert. Jeder zweite Studierende berichtet von einer starken, fast ebenso viele von einer teilweisen Förderung. Zwischen den Hochschularten fallen dabei kaum Unterschiede auf (vgl. Tabelle 69).

Tabelle 69

Förderung fachlicher Kenntnisse von Studierenden im 3. und 4. Studienjahr in der Betriebswirtschaftslehre (2004) (Skala von 0 = gar nicht gefördert bis 6 = sehr stark gefördert; Angaben in Prozent für Kategorien: 0-2 = wenig, 3-4 = teilweise, 5-6 = stark)

Förderung fachlicher Betriebs- Studierende Kenntnisse wirtschaftslehre insgesamt

Uni FH Uni FH

wenig 3 4 4 7

teilweise 47 48 38 43

stark 50 48 58 50

Mittelwerte 4.4 4.4 4.6 4.4 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Verglichen mit allen anderen Studierenden erfahren die Stu-dierenden an den Fachhochschulen eine ähnliche Förderung in den Fachkenntnissen, während die Universitätsstudierenden der BWL sich etwas seltener stark gefördert fühlen als ihre

fachfrem-den Kommilitonen insgesamt. Vor allem in der Medizin und fachfrem-den Naturwissenschaften berichten bis zu drei Viertel der Studieren-den von einer hohen fachlichen Förderung.

In den anderen Fächern der Wirtschaftswissenschaften wird die Förderung der Fachkenntnisse an den Universitäten ganz ähnlich eingeschätzt wie in der Betriebswirtschaftslehre. An den Fachhochschulen erleben die BWL-Studierenden dagegen mehr Förderungen als ihre Kommilitonen aus den wirtschaftswissen-schaftlichen Nachbardisziplinen: letztere berichten nur zu 38%

von einer starken Förderung ihrer Fachkenntnisse.

Die fachliche Qualifikation gelingt in der Betriebswirtschafts-lehre nach dem Urteil der Studierenden zwar nicht herausragend, aber doch hinreichend gut, so dass das Hauptausbildungsziel für die allermeisten Studierenden erreicht wird, was ein entsprech-end fachliches Qualifikationsbewusstsein erlaubt.

Förderung allgemeiner Fähigkeiten

Außer der fachlichen Qualifikation werden von den Absolventen verschiedene weitere Fähigkeiten und Kenntnisse gefordert. So-genannte „soft skills“, wie Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, kommunikative Kompetenz, Präsentation usw. gehören zu den Schlüsselqualifikationen. Auch die Studierenden selbst erwarten von einem Studium mehr als nur Fachwissen, sondern u.a. auch eine erweiterte Allgemeinbildung, soziale Kompetenzen oder wissenschaftliche Fertigkeiten.

Stärkste Förderung an Universitäten in Autonomie, an Fachhochschulen in praktischen Fähigkeiten

Die Angaben der BWL-Studierenden zu den im Studium erfahre-nen Förderungen allgemeiner Fähigkeiten lassen einige auf-schlussreiche Aussagen zu (vgl. Abbildung 20):

• Die größte Förderung erfahren die Studierenden der BWL in der Autonomie, in den Problemlöse- und intellektuellen Fä-higkeiten und in der persönlichen Entwicklung ganz allge-mein.

• Der wesentliche Unterschied zwischen den Hochschularten tritt bei den praktischen Fähigkeiten auf, die an den Fach-hochschulen weit stärker gefördert werden (87%) als an den Universitäten (38%).

• Besonders gering fällt die Förderung der sprachlichen Fähig-keiten und des sozialen Verantwortungsbewusstseins aus.

• Von den dreizehn nachgefragten Kompetenzen fallen fünf an den Universitäten besser aus, sieben an den Fachhochschulen.

Die Rangreihe der erfahrenen Förderung beginnt an den Univer-sitäten mit der Autonomie, in der sich 89% der Studierenden ge-fördert fühlen. Danach folgen die Problemlöse- (83%) und intellek-tuellen Fähigkeiten (81%).

An den Fachhochschulen fängt die Rangreihe mit den prakti-schen Fähigkeiten (87%) an. Danach folgen Autonomie (80%), Problemlösefähigkeit (78%) und die persönliche Entwicklung ganz allgemein (77%).

Größere Unterschiede in den erfahrenen Erträgen zwischen den Hochschularten gibt es bei den praktischen und den sprachli-chen Fähigkeiten. Beide Fähigkeiten erfahren an den Fachhoch-schulen eine eindeutig bessere Förderung.

BWL-Studierende an den Fachhochschulen erhalten auch ei-ne bessere Förderung im fachübergreifenden Wissen, in der Teamfähigkeit und im sozialen Verantwortungsbewusstsein. Es scheint, dass an den Fachhochschulen die Schlüsselqualifikatio-nen in BWL besser vermittelt werden als an den Universitäten.

Abbildung 20

Förderung allgemeiner Fähigkeiten in der Betriebswirtschafts-lehre (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht gefördert bis 6 = sehr stark gefördert; Angaben in Prozent für Kategorien: 3-4 = eher, 5-6 = stark gefördert)

10 39 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Starke Förderung am häufigsten in der Autonomie

Die Aussagen zu den Erträgen im Studium hängen zum Teil da-von ab, welches Ausmaß an erfahrener Förderung herangezogen wird. Besonders stark gefördert wird in BWL vor allem die Selb-ständigkeit und die persönliche Entwicklung der Studierenden.

An den Universitäten bestätigen 48% und an den

Fachhochschu-len 32% der BWL- Studierenden, dass sie in selbständigem Han-deln deutlich gestärkt wurden. Die eigene Persönlichkeitsent-wicklung ist für 30% der BWL-Studierenden besonders gut voran-gekommen.

Dagegen fallen insbesondere an den Universitäten einige Kompetenzen auf, in denen sich nur wenige Studierende stark gefördert fühlen, so in den praktischen Fähigkeiten (5%), dem fachübergreifenden Wissen (4%), den sprachlichen Fähigkeiten (7%) und im sozialen Verantwortungsbewusstsein (5%).

An den Universitäten scheinen in der Betriebswirtschaftslehre neben den fehlenden praktischen Kenntnissen weitere Defizite bei wichtigen Ausbildungsaspekten zu bestehen.

Mehr Verbesserungen an den Fachhochschulen

Seit Anfang der 90er Jahre gibt es keine kontinuierliche Entwick-lung in der Förderung allgemeiner Fähigkeiten. Nur wenige Fä-higkeiten erfahren eine bessere Förderung als früher. An den Universitäten hat man sich erkennbar nur der praktischen Fähig-keiten angenommen. An den Fachhochschulen erleben die Stu-dierenden eine deutlich verbesserte Ausbildung sowohl in den praktischen Fähigkeiten als auch in der Autonomie und im sozia-len Verantwortungsbewusstsein (vgl. Tabelle 70).

Tabelle 70

Förderung allgemeiner Fähigkeiten in der Betriebswirtschafts-lehre (1993 - 2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien:

3-6 = gefördert)

Universitäten 1993 1995 1998 2001 2004

Autonomie 88 83 83 89 89

intellektuelle Fähigkeiten 85 80 88 83 80 persönliche Entwicklung 79 78 80 85 75 arbeitstechn. Fähigkeiten 74 69 67 70 68

Kritikfähigkeit 63 62 68 70 65

Allgemeinbildung 54 56 64 58 59

praktische Fähigkeiten 24 37 31 40 38 soziale Verantwortung 34 31 36 29 36 Fachhochschulen

praktische Fähigkeiten 67 72 69 84 87

Autonomie 71 76 79 84 81

persönliche Entwicklung 78 72 81 85 77 intellektuelle Fähigkeiten 76 69 74 71 74

Kritikfähigkeit 66 58 74 69 72

arbeitstechn. Fähigkeiten 67 64 69 64 62

Allgemeinbildung 59 50 66 58 60

soziale Verantwortung 38 37 46 45 49 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Nachgelassen hat aus Sicht der Studierenden gegenüber der Erhebung im Jahr 2001 die Förderung der persönlichen Entwick-lung und ist auf die Ausgangswerte zurückgefallen.

Weniger Förderung sozialer Kompetenzen

Im Vergleich zu den übrigen Fächern der Universitäten berichten die Studierenden in der Betriebswirtschaftslehre von einer gerin-geren Förderung der Teamfähigkeit und der sozialen Verantwor-tung sowie der praktischen und sprachlichen Fähigkeiten,

wäh-rend ihre Organisations- und Planungsfähigkeit besser entwickelt ist als bei anderen Studierenden.

An den Fachhochschulen erfahren die Studierenden im Ver-gleich zu Studierenden anderer Fächer eine recht ähnliche Förde-rung, deutlich geringer ist nur ihre Teamfähigkeit ausgebildet.

Die größten Unterschiede bestehen vorrangig bei der Ent-wicklung sozialer Kompetenzen, in denen die BWL-Studierenden eindeutig weniger Förderung erfahren haben als ihre Kommili-tonen an den Hochschulen insgesamt.

Große Unterschiede in der erfahrenen Förderung zwischen Studentinnen und Studenten

Die Förderungen allgemeiner Fähigkeiten erleben Studentinnen mitunter etwas anders als Studenten. Deutlich besser als ihre männlichen Kommilitonen haben sie ihr soziales Verantwor-tungsbewusstsein entwickelt: 43% gegenüber 29% der Männer sehen es an den Universitäten gefördert. Auch in Autonomie- und Teamfähigkeit fühlen sich Frauen besser ausgebildet. Deutlich schlechter als Männer fühlen sie sich mit praktischer Ausbildung, aber auch mit allgemeinem und überfachlichem Wissen versorgt (vgl. Tabelle 71)

Tabelle 71

Förderung allgemeiner Fähigkeiten in der Betriebswirtschafts-lehre nach Geschlecht (2004)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien:

3-6 = gefördert)

Universitäten Fachhochschulen

Förderung Männer Frauen Männer Frauen soziale Verantwortung 29 43 44 54

Autonomie 86 92 78 82

Teamfähigkeit 52 57 56 74

Kritikfähigkeit 66 62 61 80

arbeitstechn. Fähigkeiten 69 65 56 66 sprachliche Fähigkeiten 34 30 56 62 intellektuelle Fähigkeiten 81 79 64 80 persönliche Entwicklung 75 73 69 82 Problemlösungsfähigkeit 84 83 78 78

Planungsfähigkeit 74 73 64 72

praktische Fähigkeiten 44 29 86 88

Allgemeinbildung 62 56 47 68

überfachliches Wissen 54 48 56 72 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Insgesamt wird die Förderung allgemeiner Fähigkeiten in der Betriebswirtschaftslehre an Universitäten von Studentinnen und Studenten recht ähnlich beurteilt, auch wenn einzelne Differen-zen bestehen. Sie sehen in ihrer überfachlichen Ausbildung damit einen insgesamt vergleichbaren Ertrag.

An den Fachhochschulen beurteilen die Studentinnen im Vergleich zu den Studenten fast alle Aspekte der Förderung als gelungener. Sie fühlen sich insgesamt überfachlich besser ausge-bildet. Ihr Studium ist für sie daher ertragreicher und hat über das fachliche Wissen hinausgehend einen größeren Nutzen.