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vom Geld gesagt haben, daß es niemals stinke; Caligula

Im Dokument HANNS SACHS BUBI CALIGULA (Seite 136-139)

bevorzugte geradezu die Einnahmen, an denen ein übler

Geruch

haftete. In

dem

„Steuer-Bouquet", das er

dem

römischen Volke überreichte (lauter kleinliche

Maß-nahmen, die quälerisch

waren

und nichts einbrachten),

war

auch eine

Abgabe

der Prostituierten nach der

Höhe

ihres Preistarifes vorgesehen. Es heißt,

daß

er auf

dem

Palatin. zu Nutz

und Frommen

der kaiserlichen Kasse, ein Bordell eingerichtet habe,

um

das

Geld

möglichst unmittelbar aus

dem

Schmutz zu holen. Blutiges

Geld

reizte ihn nicht weniger als schmutziges. Er verschaffte es sich durch Hinrichtungen

und

Konfiskalionen

Wohl-habender, die

ihm

gerade in den

Wurf

kamen.

Die

Angst davor veranlaßte manche, ihn Öffentlich

zum

Erben einzusetzen, mit gleichem Anteil

wie

ihre eigenen Kinder. Caligula

nahm

das bereitwilligst an, fügte aber öfters den

Wink

hinzu, es sei eine

Verhöhnung

des

Kaisers, nach seiner Erbeinsetzung noch lange leben zu wollen,

und

handelte

demgemäß, wo

der

Wink

nicht

genügte.

Auch

die Geldbeschaffung

wurde

mit der bekannten Kinderei betrieben. Bei allen möglichen Gelegenheiten,

zum

Beispiel nach der Geburt seiner Tochter oder ein-fach zu Neujahr,

nahm

er persönlich Geschenke von Bekannten

und

Unbekannten an.

Nach

der

Verbannung

der Schwestern versteigerte er deren Hausrat

und

machte

sich den Spaß, alle Tricks des berufsmäßigen

Auktio-I'

133 nators nachzuahmen, zu erklären,

wie

sehr er bereue, Eigentum des kaiserlichen Hauses an Privatleute zu ver-schleudern, oder die Bieter zu fragen, ob sie sich nicht schämten, wohlhabender zu sein als der Kaiser.

Da ihm

dies unterhaltend und einträglich schien, ließ er auch von seinen eigenen Sachen verschiedenes

unmodern Ge-wordene

von weither

kommen und

verfuhr damit ebenso.

Als bei einer anderen Auktion ein älterer

Herr

einschlief

und

im Schlaf mit

dem Kopf

nickte, wies der Kaiser die Ausrufer an, auf dieses Zeichen der Zus'timmung Be-dacht zu nehmen, und als der Schläfer erwachte, sah er

sich im Besitz von dreizehn Gladiatoren, für die er gar keine

Verwendung

hatte, aber

um

einen erheblichen Geld-betrag ärmer. Solche kleine Burlesken, bei denen er sich ganz als „Bubi" benahm, gefielen

ihm am

besten,

wenn

dabei auch eine kleine Eitelkeit befriedigt wurde.

Dem

Weltbeherrscher und Gott schmeichelte es merkwürdiger-weise, als er durch einen Zufall erfuhr, daß ein reicher

Mann

aus der Provinz einen

Hofbeamten

bestochen habe,

um

der Ehre teilhaft zu werden, auf die Liste der

vom

Kaiser Eingeladenen zu

kommen. Er

sandte

ihm

einen nicht sehr wertvollen Gegenstand, für den er einen im-mensen Preis verlangte, mit der gleichzeitigen Erlaubnis, an der kaiserliclien Tafel als

vom Hausherrn

geladener Gast zu erscheinen.

Neben

diesem Suchen nach neuen Einnahmequellen ging die unsinnige

Vergeudung

weiter. Für sein Lieblings-rennpferd

waren ihm

ein Marmorstall, Elfenbeinkrippe

und

Purpurdecken zu wenig; er schaffte

ihm

ein ganzes

Haus

mit Einrichtung und Dienerschaft an, damit

im

Namen

des edeln Tieres Gäste eingeladen

und empfangen

werden

könnten.

Für

derartige

Dinge wurde um

so

mehr

134

Geld

aufgewendet, als sie,

kaum

ausgedacht, auch schon ausgeführt sein mußten.

Die Abhüfsmittel, die CaÜgula anwandte,

mußten

ver-sagen. Es hätte wohl noch andere, wirksamere gegeben:

wenn

er

zum

Beispiel von den Juden als Entgelt für den Verzicht auf die Entweihung des AUerheiligsten eine noch so große

Summe

erpreßt hätte, so

wäre

sie

auf-gebracht worden, und eine solche Steuer hätte ihn nicht einmal unbeliebt gemacht.

Aber

von derartigen

Auswegen

wollte er nichts wissen und hören; die Schwierigkeiten

wuchsen

und

wurden

zu Unmöglichkeiten, die

Grund-lage, auf der das ganie

Gebäude

der Herrschaft stand,

wurde immer

schwankender. Alle sahen und

wußten

das

nur der eine nicht, den es

am

meisten anging.

Die Brotversorgung des Landes

war

auch bereits von Augustus fest geregelt worden.

Das

Ausfuhrland, das die für Italien notwendigen Getreidemengen erzeugte,

war

Ägypten. Bei der Besetzung des Landes nach

dem

Sieg über

Marc Anton

hatte Augustus gefunden, daß

die Kanalisierung, auf der die Fruchtbarkeit des regen-losen Landes beruhte, unter den letzten Pcolemaern in Verfall geraten war. Er ließ sie durch seine Soldaten wiederherstellen, sorgte aber auch dafür, daß die Pro-vinz und mit ihr die Sicherstellung der Ernährung Italiens fest in der

Hand

des Herrschers blieb,

um

eine dauernde

Stütze der kaiserlichen

Macht

zu bilden.

Ägypten wurde

deshalb zu einer kaiserlichen Provinz gemacht, deren

Statthalter ohne jede Einmischung des Senats

vom

Kaiser abhing. Überdies

wurde

noch eine besondere

Ausnahme-bedingung geschaffen, die für keine andere Provinz galt:

kein Senator und keine Person senatorischen Ranges durfte ohne ausdrückliche Einwilligung des Kaisers den

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Boden Ägyptens

betreten. Tiberius hatte es sogar seinem Neffen

Germanicus

übelgenommen,

daß

dieser einen

Ab-stecher nach

Ägypten

gemacht hatte, ohne ihn formell

um

Erlaubnis zu bitten.

Caligula verstand den

Zweck

und die Tragweite dieser

Anordnungen

sehr wohl; er beabsichtigte, auch selbst

etwas zu der glatten

Abwicklung

des Getreideimports beizutragen,

und

begann damit, den

Hafen

von Rhegitun an der Siidspitze Unteritaliens,

wo

die ägyptischen

Korn-schiffe anlegten, besser ausbauen zu lassen.

Aber

das

Werk

geriet bald ins Stocken, da er zahlreiche andere

nützliche

und

überflüssige

in Angriff

nahm und

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