bevorzugte geradezu die Einnahmen, an denen ein übler
Geruch
haftete. Indem
„Steuer-Bouquet", das erdem
römischen Volke überreichte (lauter kleinliche
Maß-nahmen, die quälerisch
waren
und nichts einbrachten),war
auch eineAbgabe
der Prostituierten nach derHöhe
ihres Preistarifes vorgesehen. Es heißt,
daß
er aufdem
Palatin. zu Nutz
und Frommen
der kaiserlichen Kasse, ein Bordell eingerichtet habe,um
dasGeld
möglichst unmittelbar ausdem
Schmutz zu holen. BlutigesGeld
reizte ihn nicht weniger als schmutziges. Er verschaffte es sich durch Hinrichtungen
und
Konfiskalionen Wohl-habender, dieihm
gerade in denWurf
kamen.Die
Angst davor veranlaßte manche, ihn Öffentlich
zum
Erben einzusetzen, mit gleichem Anteilwie
ihre eigenen Kinder. Caligulanahm
das bereitwilligst an, fügte aber öfters denWink
hinzu, es sei eineVerhöhnung
desKaisers, nach seiner Erbeinsetzung noch lange leben zu wollen,
und
handeltedemgemäß, wo
derWink
nichtgenügte.
Auch
die Geldbeschaffungwurde
mit der bekannten Kinderei betrieben. Bei allen möglichen Gelegenheiten,zum
Beispiel nach der Geburt seiner Tochter oder ein-fach zu Neujahr,nahm
er persönlich Geschenke von Bekanntenund
Unbekannten an.Nach
derVerbannung
der Schwestern versteigerte er deren Hausratund
machtesich den Spaß, alle Tricks des berufsmäßigen
Auktio-I'
133 nators nachzuahmen, zu erklären,
wie
sehr er bereue, Eigentum des kaiserlichen Hauses an Privatleute zu ver-schleudern, oder die Bieter zu fragen, ob sie sich nicht schämten, wohlhabender zu sein als der Kaiser.Da ihm
dies unterhaltend und einträglich schien, ließ er auch von seinen eigenen Sachen verschiedenes
unmodern Ge-wordene
von weitherkommen und
verfuhr damit ebenso.Als bei einer anderen Auktion ein älterer
Herr
einschliefund
im Schlaf mitdem Kopf
nickte, wies der Kaiser die Ausrufer an, auf dieses Zeichen der Zus'timmung Be-dacht zu nehmen, und als der Schläfer erwachte, sah ersich im Besitz von dreizehn Gladiatoren, für die er gar keine
Verwendung
hatte, aberum
einen erheblichen Geld-betrag ärmer. Solche kleine Burlesken, bei denen er sich ganz als „Bubi" benahm, gefielenihm am
besten,wenn
dabei auch eine kleine Eitelkeit befriedigt wurde.
Dem
Weltbeherrscher und Gott schmeichelte es merkwürdiger-weise, als er durch einen Zufall erfuhr, daß ein reicher
Mann
aus der Provinz einenHofbeamten
bestochen habe,um
der Ehre teilhaft zu werden, auf die Liste dervom
Kaiser Eingeladenen zu
kommen. Er
sandteihm
einen nicht sehr wertvollen Gegenstand, für den er einen im-mensen Preis verlangte, mit der gleichzeitigen Erlaubnis, an der kaiserliclien Tafel alsvom Hausherrn
geladener Gast zu erscheinen.Neben
diesem Suchen nach neuen Einnahmequellen ging die unsinnigeVergeudung
weiter. Für sein Lieblings-rennpferdwaren ihm
ein Marmorstall, Elfenbeinkrippeund
Purpurdecken zu wenig; er schaffteihm
ein ganzesHaus
mit Einrichtung und Dienerschaft an, damitim
Namen
des edeln Tieres Gäste eingeladenund empfangen
werden
könnten.Für
derartigeDinge wurde um
somehr
134
Geld
aufgewendet, als sie,kaum
ausgedacht, auch schon ausgeführt sein mußten.Die Abhüfsmittel, die CaÜgula anwandte,
mußten
ver-sagen. Es hätte wohl noch andere, wirksamere gegeben:wenn
erzum
Beispiel von den Juden als Entgelt für den Verzicht auf die Entweihung des AUerheiligsten eine noch so großeSumme
erpreßt hätte, sowäre
sieauf-gebracht worden, und eine solche Steuer hätte ihn nicht einmal unbeliebt gemacht.
Aber
von derartigenAuswegen
wollte er nichts wissen und hören; die Schwierigkeiten
wuchsen
undwurden
zu Unmöglichkeiten, dieGrund-lage, auf der das ganie
Gebäude
der Herrschaft stand,wurde immer
schwankender. Alle sahen undwußten
das—
nur der eine nicht, den esam
meisten anging.Die Brotversorgung des Landes
war
auch bereits von Augustus fest geregelt worden.Das
Ausfuhrland, das die für Italien notwendigen Getreidemengen erzeugte,war
Ägypten. Bei der Besetzung des Landes nachdem
Sieg über
Marc Anton
hatte Augustus gefunden, daßdie Kanalisierung, auf der die Fruchtbarkeit des regen-losen Landes beruhte, unter den letzten Pcolemaern in Verfall geraten war. Er ließ sie durch seine Soldaten wiederherstellen, sorgte aber auch dafür, daß die Pro-vinz und mit ihr die Sicherstellung der Ernährung Italiens fest in der
Hand
des Herrschers blieb,um
eine dauerndeStütze der kaiserlichen
Macht
zu bilden.Ägypten wurde
deshalb zu einer kaiserlichen Provinz gemacht, derenStatthalter ohne jede Einmischung des Senats
vom
Kaiser abhing. Überdieswurde
noch eine besondere Ausnahme-bedingung geschaffen, die für keine andere Provinz galt:kein Senator und keine Person senatorischen Ranges durfte ohne ausdrückliche Einwilligung des Kaisers den
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Boden Ägyptens
betreten. Tiberius hatte es sogar seinem NeffenGermanicus
übelgenommen,daß
dieser einenAb-stecher nach
Ägypten
gemacht hatte, ohne ihn formellum
Erlaubnis zu bitten.Caligula verstand den
Zweck
und die Tragweite dieserAnordnungen
sehr wohl; er beabsichtigte, auch selbstetwas zu der glatten
Abwicklung
des Getreideimports beizutragen,und
begann damit, denHafen
von Rhegitun an der Siidspitze Unteritaliens,wo
die ägyptischenKorn-schiffe anlegten, besser ausbauen zu lassen.