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Der Verzicht auf den Triumph, ob er nun von dem

Im Dokument HANNS SACHS BUBI CALIGULA (Seite 145-148)

Schatten des Vaters erzwungen

war

oder aus anderen

Gründen

kam, verbitterte sein

Gemüt

noch mehr. Schon

während

des sogenannten Feldzuges hatte er ausfällig nach

Hause

geschrieben und sich beklagt,

daß

die

Römer

es sich

wohl

sein ließen, in den Zirkus

und

ins Theater gingen,

während

ihr Kaiser an der Front weile und allen

Mühsalen

und Entbehrungen des Krieges ausgesetzt sei.

Bei der

Heimkehr

wandte sich sein Zorn vor allem gegen den Senat.

Er

ließ die Erklärung bekanntmachen, er

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lehre nur für die zurück, die ihn liebten, für das Volk

und

das höhere Bürgertum; mit

dem

Senat, das heißt mii

dem

Adel, wolle er nichts

mehr

zu tun haben.

Den

Abgesandten, die ihn zur baldigen Rückkehr aufforderten, antwortete er, in ominöser

Weise

mit

dem Knauf

seines Schwerts spielend: „Ich

komme,

oh, ich

komme

schon,

und

dies hier

kommt

mit."

Er

hatte sich zwei Notiz-bücher angelegt, in denen zahlreiche

Namen

verzeichnet waren; das eine dieser Bücher trug die vielsagende

Auf-schrift: „Schwert", das andere die nicht minder deut-liche: „Dolch".

In diese Zeit, wahrscheinlich nur einige

Wochen

nach der Rückkehr von der „Front", fällt der

Empfang

der Gesandtschaften aus Alexandria.

Für

Außenstehende un-merkbar, hatte die

Atmosphäre

des

Hofes

begonnen, sich zu trüben

und

undurchsichtig zu werden. Hinter diesen Nebelschleiern brütete irgend etwas Unheimliches

die Zeit

war

für

Verschwörungen

reif geworden, Caligula

selbst hatte sie reifen lassen.

Jetzt fühlte er die

Todeswünsche

seiner nächsten

Um-gebung wie eine langsam pressende

Hand

an seiner Kehle

und

suchte sich vergeblich Luft zu verschaffen.

Andere

sollten

ihm

mit einem

Male

das Recht zu leben geben, das er sich selbst insgeheim absprach. So

kam

es,

daß

er Verdächtige, von denen er glaubte,

daß

sie gegen sein

Leben

konspirierten, nicht aufs Schafott schickte, son-dern zu sich rief

und

ihnen

allerdings mit verlogenem Pathos, denn

ihm wurde

alles Theaterspiel

erklärte:

„er sei bereit, sich freiwillig den

Tod

zu geben,

wenn

sie meinten,

daß

er ihn verdient habe".

An

Verschwörungen, von denen einige ernst gewesen

sein mögen, hatte es auch vorher nicht gefehlt.

Die

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letzte

war während

des Aufenthaltes in Gallien aufge-deckt worden, eben jene, bei der die beiden Schwestern des Kaisers beteiligt gewesen sein sollten

und

für die

sie in die

Verbannung

geschickt wurden.

Im

Mittelpunkt stand einer der Intimsten des Kaisers, ein junger

Mann

namens

Aemilius Lepidus, von

dem man

erzählt, er sei gleichzeitig der Geliebte Caligulas

und

der Liebhaber von dessen Schwester Agrippina (der jüngeren»

Mutter

Neros) gewesen.

Er wurde

hingerichtet.

Die Verschwörung, die sich jetzt entvidckelte,

war

von viel gefährlicherer Art. Ihr Führer

war

kein Lust-knabe, sondern ein Soldat;

was

noch an Hindernissen bestand, räumte der Kaiser selbst fort.

Mit

derselben Sicherheit, mit der er den

Weg

schritt, der zu seiner

Ermordung

führen mußte, wählte er selbst auch den

Mann

aus, den er unwissentlich zu seinem

Mörder

be-stimmte.

Unter

den höheren Offizieren der Prätorianer, die

durch ihre Stellung in den Palast

und

in ständige Be-rührung mit der kaiserlichen Person gebracht wurden,

war

einer mit

Namen

Cassius Chaerea, ein nicht

mehr

junger

Mann

von strenger, im Ehrenpunkt besonders empfindlicher Gesinnung, wie sie älteren Offizieren nach einem unter der

Fahne

und bei gleichmäßiger Erfüllung engster Pflichten zugebrachten

Leben

eigen zu sein pflegt. Diesen alten Haudegen, der sich vor fünfund-zwanzig Jahren bei der Niederwerfung der von Caligula noch nachträglich

übelgenommenen

Militärrevolie beim

Tode

des Augustus besonders hervorgetan hatte, begann.

der Kaiser ohne ersichtlichen

Grund

und

Anlaß

auf jede erdenkliche Weise zu reizen

und

zu verspotten. Er, der sich bei seinem Feldzug gegen einen imaginären Feind

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zu wiederholten

Malen

höchst unheldenhaft

benommen

hatte, dessen Männlichkeit überhaupt auf unsicheren

Füßen

stand, fand eine boshafte

Genugtuung

darin, den

im

Dienst ergrauenden Kriegsmann als weibisch und un-männlich zu verhöhnen.

Wenn

Chaerea an die Reihe kam, die Parole

vom

Kaiser zu verlangen, gab

ihm

Caligula Worte, die ein ernster Soldat nicht ohne Scliam seinen Untergebenen weitersagen konnte, weil sie mit der Absicht gewählt waren, ihn lächerlich zu machen.

Solche Paroleworte, die

dem

diensüichen

Ton Hohn

sprachen»

waren zum

Beispiel „Priapus" oder „Venus".

Wenn

Chaerea

dem

Kaiser bei besonderen Anlässen die

Hand

küssen

mußte — was

ihm, der den Dienst unter Augustus gelernt

und

unter Tiberius ausgeübt hatte, wahrscheinlich schon an

und

für sich schwer genug

fiel

, dann beliebte es diesem, der dargebotenen

Hand

eine unanständige

Form

(wahrscheinlich die einer„Feige") zu geben.

Der immer

wieder Bloßgestellte und

lächer-lich

Gemachte

baUte heimlich die Faust

und

faßte den

tiefsten

Haß

gegen den mutwilligen Schänder seiner Ehre. ./

Ob

es Caligula wirklich entging,

daß

er sich unter denen,

die ihn beschützen sollten, einen Todfeind gemacht hatte? i

Es ist

kaum

glaublich, aber jedenfalls handelte er so, als |

ob eine solche

Gefahr

für ihn nicht existiere.

Der

Feig-ling schien auf einmal tollkühn geworden.

Er

sah nichts, weil er nichts sehen wollte.

Der Haß

Chaereas

wurde

erst gefährlich, als die

An-sicht

um

sich zu greifen begann,

daß

Caligula ein Schäd-ling sei, der beseitigt

werden

müsse,

wenn

nicht alles

und

alle zugrunde gehen soUten.

Von

verschiedenen .^

Seiten her begannen sich die

Verschwörungen

Im Dokument HANNS SACHS BUBI CALIGULA (Seite 145-148)