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Verkr – Symptom und Krankheit

Im Dokument Und es schrie aus den Wunden (Seite 136-146)

Konungasögur

10 Zum Schmerzverständnis der Sagas

10.2 Verkr – Symptom und Krankheit

Schmerzreaktion moduliert, sollte erwogen werden. „Störend“ wirkt sich in der diskutierten Textpassage die Tatsache aus, daß Finnr bisher immer schmerzhafte Wunden im Kampf erlitten hatte. Warum er gerade dieses Mal nichts fühlt, wird mit der Heiligkeit König Óláfrs erklärt. Es ist im Text zu erfahren, daß beide schwer verwundet sind („[…] und beide, Finnr und Þorbergr schwer verwundet”393). Da Finnr seine Verwundungen bisher immer wieder überlebt hat, ist dies möglicherweise seine schwerste Verletzung. Das bedeutet gleichzeitig auch den bisher größten körperlichen Streß. Es kann spekuliert werden, ob dadurch mehr Endorphine freigesetzt werden. Denkbar wäre auch ein höheres Angstniveau vor dem Kampf als gewöhnlich. Über die früheren Kämpfe erfährt man nichts. Vielleicht handelte es sich um kleinere Aktionen, die nie Todesangst provozierten.

Sprachlich gesehen wird in der Passage das Verb svíða verwendet, analog zu Þormóðrs Strophe (s.o.). Svíða bezeichnet einen brennenden Schmerz und wird in der untersuchten Literatur nur im Zusammenhang mit Schnittwunden gebraucht. In der Landnámabók wird es ebenfalls in einer Strophe verwendet:

[…] / Schwertschnittwunden ließ ich unter / den Fliehenden brennen.394

10.2 Verkr – Symptom und Krankheit

Verkr ist das häufigste Wort für Schmerz in der untersuchten Sagaliteratur. In allen für diese Arbeit benutzten Wörterbüchern wird es mit Schmerz oder verwandten Begriffen übersetzt.395 Wie jedoch im folgenden dargelegt wird, handelt es sich bei verkr auch um eine recht häufige Bezeichnung für Wundinfektionen. Das Prinzip ist aus dem Bereich der Augenkrankheiten bekannt: vor der Einführung von Krankheitsnamen orientierte man sich in terminologischen Fragen an den Begleitsymptomen. Infolgedessen steht augnaverkr (Augenschmerz) generell für alle möglichen Augenkrankheiten.396 Im deutschen Sprachgebrauch ist Ähnliches zu beobachten. Husten kann gleichermaßen eine eigenständige Krankheit (i.d.R.

Bronchitis) bezeichnen als auch den Vorgang selbst (z.B. wenn man sich

393 „[…] oc þæir sarer miok Finnr oc Þorbergr.” Olafs saga hins helga, 88 (Johnsen 1922)

394 Landnámabók (Melabók) (Finnur Jónsson 1921), 87: […] / eggskeindar let eg undir / obidendum suijda.

395Baetke 1993 [SSAWL 111]; Ásgeir Blöndal Magnússon 1989; Cleasby & Guðbrandur Vigfússon 1957; De Vries 1977; Fritzner 1973; Alexander Jóhannesson 1956; Heggstad, Hødnebø & Simensen 1975.

396 Reichborn-Kjennerud 1927-1947 (5), 5.

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„verschluckt“ hat). Mit verkr verhält es sich ebenso. Es kann Symptom und Krankheitsname zugleich sein. Dies soll an einigen Beispielen genauer ausgeführt werden.

Eine der bekanntesten Schilderungen von Wundinfektionen findet sich in der Grettis saga Ásmundarsonar: Der geächtete Grettir befindet sich zusammen mit seinem Bruder Illugi und dem Knecht Glaumr auf der Insel Drangey. Sie ernähren sich von den dort weidenden Schafen der Bauern. Distriktshäuptling Þorbjôrn versucht mit allen Mitteln, den ungebetenen Gast loszuwerden. Als alle konventionellen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, wendet er sich an seine Ziehmutter, die Hexe Þuríðr. Grettir ahnt, daß von ihr große Gefahr ausgeht: „[…]; und das weiß ich, daß mir von ihr und aus ihrer Zauberkunst Schlechtes erwachsen wird.“397 Sie schickt ihm eine Zauberkrankheit, indem sie magische Runen in ein Stück Treibholz ritzt:

„[…]; dann nahm sie ihr Messer und ritzte Runen in die Wurzel und rötete sie mit ihrem Blut und sprach einen Zauberspruch darüber.”398 Als Grettir es am Strand der Insel findet, spürt er instinktiv, daß Gefahr im Verzug ist.399 Zwar wirft er es ins Meer zurück, erkennt es aber nicht wieder, als es der Knecht Glúmr am nächsten Tag erneut findet und zum Feuerholz legt. Als Grettir es mit der Axt spalten will, rutscht er ab und hackt sich ins Bein:

Und im selben Augenblick als die Axt das Holz berührte, drehte sie sich so, daß sie flach auftraf und prallte vom Holz ab und ins rechte Bein Grettirs oberhalb des Knies und so, daß sie im Knochen steckte und das war eine große Wunde.400

Illugi versorgt die Wunde und die Heilung verläuft zunächst äußerst positiv. Explizit wird darauf hingewiesen, daß Grettir zu diesem Zeitpunkt keine Schmerzen verspürt.

Dabei ist die Axt mit solcher Wucht ins Bein eingedrungen, daß sie im Knochen

397 […]; ok þat veit ek, at af henni ok hennar fjôlkynngi leiðir mér nôkkut illt. Grettis saga Ásmundarsonar, 248 (Guðni Jónsson 1936 [ÍF 7]).

398 […]; síðan tók hon kníf sinn ok reist rúnar á rótinni ok rauð í blóði sínu ok kvað yfir galdra. Grettis saga Ásmundarsonar, 250 (Guðni Jónsson 1936 [ÍF 7]).

399 Grettir stieß mit dem Fuß dagegen und sprach: „schlechtes Holz und von einem bösen Menschen gesandt und wir wollen uns anderes Feuerholz suchen“ und warf es aufs Meer hinaus und bat Illugi sich zu hüten, es nach Hause zu tragen „weil es zu unserem Unheil geschickt wurde.“ (Grettir spyrndi við fœti sínum ok mælti: „Illt tré ok af illum sent, ok skulu vit annan eldivið hafa,” ok kastaði út á sjá, ok bað hann Illuga varask at bera þat heim, - „því at þat er sent okkr til óheilla.”). Grettis saga Ásmundarsonar, 250 (Guðni Jónsson 1936 [ÍF 7]).

400 Ok jafnskjótt sem øxin kom við tréit, snerisk hon flôt ok stôkk af trénu ok á fót Grettis inn hœgra fyrir ofan kné, ok svá at stóð í beini, ok var þat sár mikit. Grettis saga Ásmundarsonar, 251 (Guðni Jónsson 1936 [ÍF 7]).

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steckt. Die Knochenhaut ist ungemein schmerzempfindlich und es ist kaum vorstellbar, daß Grettir keinen Schmerz verspürt:

Dann verband Illugi die leichte Wunde Grettirs und es blutete wenig und Grettir schlief gut in der Nacht und so vergingen drei Nächte, daß kein Schmerz in die Wunde kam; und als sie den Verband lösten, hatte sich die Wunde zusammengezogen, so daß sie fast verheilt war.401

Einen Anhaltspunkt auf den Infektionscharakter von verkr liefert die Wortwahl: es kommt kein Schmerz in die Wunde. Dabei gibt es doch nur zwei Möglichkeiten:

entweder die Wunde schmerzt, oder sie schmerzt nicht. Nur eine Infektion kann in die Wunde kommen, was nach dreitägiger Inkubationszeit auch der Fall ist. In der vierten Nacht bekommt Grettir doch noch Schmerzen im Wundgebiet, was beweist, daß er der Schmerzempfindung fähig ist:

Nun legen sie sich am Abend nieder. Und gegen Mitternacht wälzte sich Grettir unruhig im Schlaf heftig hin und her. Illugi fragte, warum er so unruhig sei. Grettir sagt, daß ihm das Bein weh täte – „und mir scheint, als hätte sich die Farbe verändert.” Sie machten da Licht. Und als geleuchtet wurde, erschien das Bein angeschwollen und dunkelblau und die Wunde hatte sich geöffnet und sah viel schlimmer aus als zu Beginn. Dieses wurde von großem Schmerz begleitet, so daß er es in keiner Weise still ertragen konnte und er konnte nicht schlafen. Da sprach Grettir: „Wir sollten uns darauf vorbereiten, daß diese Krankheit, die ich bekommen habe, nicht von alleine verschwinden wird, weil das Zauberei ist und die Alte will hierdurch den Steinschlag rächen.”402

Das in dieser Stelle genannte verkr bezieht sich auf Schmerz als Symptom im Rahmen der Entzündung. Es werden insgesamt drei klassische Zeichen der Entzündung genannt: dolor, rubor, tumor.403 Grettirs Zustand verschlechtert sich kontinuierlich, so daß er gegen Ende der zweiten Woche dem Tode nahe ist:

Der Schmerz in der Wunde begann sich zu verschlimmern, so daß das gesamte Bein anschwoll und der Oberschenkel begann sich nach oben und

401 Þá tók Illugi ok batt um skeinu Grettis, ok blœddi lítt, ok svaf Grettir vel um nóttina, ok svá liðu þrjár nætr, at engi kom verkr í sárit; en er þeir leystu til, var skeinan saman hlaupin, svá at náliga var gróin. Grettis saga Ásmundarsonar, 251 (Guðni Jónsson 1936 [ÍF 7]).

402 Nú leggjask þeir niðr um kveldit. Ok er kom at miðri nótt, brauzk Grettir um fast. Illugi spurði, hví hann væri svá ókyrr. Grettir segir, at honum gerðisk illt í fœtinum, - „ok þœtti mér líkara, at nôkkut litbrigði væri á.“ Kveikðu þeir þá ljós. Ok er til var leyst, sýndisk fótrinn blásinn ok kolblár, en sárit var hlaupit í sundr ok miklu illiligra en í fyrstu. Þar fylgði mikill verkr, svá at hann mátti hvergi kyrr þola, ok eigi kom honum svefn á auga. Þá mælti Grettir: „Svá skulu vér við búask, sem krankleiki þessi, sem ek hefi fengit, mun eigi til einskis gera, því at þetta eru gørningar, ok mun kerling ætla at hefna steinshôggsins.“ Grettis saga Ásmundarsonar, 252 (Guðni Jónsson 1936 [ÍF 7]).

403 Die vier Kardinalsymptome der Entzündung wurden von Celsus (30 v. Chr.) festgelegt und sind auch heute noch gültig: Rubor (Rötung), Calor (Wärme), Dolor (Schmerz), Tumor (Geschwulst). Als fünftes Symptom definierte Virchow (1858) Funktio laesia (Funktionsstörung). Aus: Riede &

Schaefer 1993, 209 f.

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unten zu entzünden und die Wunde brach auf, so daß Grettir dem Tode nahe war.404

Hier bezeichnet verkr die Krankheit als Ganzes. Es ist der Name der stattfindenden Wundinfektion. Das ergibt sich eindeutig aus der kausalen Verknüpfung zwischen Schmerz und Schwellung. Ein Symptom ist stets die Folge einer Erkrankung, aber niemals eines anderen Symptoms. Wenn also blástr die Folge von verkr ist, dann muß es sich bei verkr um eine Krankheit handeln. Die Auswertung anderer Textstellen kommt zu demselben Ergebnis. Oft wird das Auftreten der Infektion mit dem formelhaften at ljósta/slá í verkjum kenntlich gemacht. In der Sverris saga erhält Nicolas von Vestnes eine Wunde am Kopf, die sich entzündet und zum Tode führt:

Nicolas wurde verwundet. Er wurde vorne in den Stahlhelm geschossen und der Schuß ging hindurch. Es war eine augenscheinlich kleine Wunde. […]

Nicolas von Vestnes ließ seine Wunde nicht versorgen und fand sie nicht weiter bedeutsam und ging damit baden. Da begann sie plötzlich zu schmerzen und er lag nur eine kurze Zeit bis er starb. Das war ein großer Mannschaden.405

Die Wunde entwickelt sich nach oben geschildertem Muster. Nach zunächst symptomlosem Verlauf manifestiert sich nach einer gewissen Inkubationszeit eine Infektion (verkr), an der er verstirbt. Das Symptom Schmerz gibt dem Krankheitsgeschehen seinen Namen. Noch deutlicher wird dies in der

„Legendarischen“ Óláfs saga. Bannerträger Þórðr Folason erhält eine Fingerverletzung, die ihm den Finger mehr oder weniger amputiert. Erst am dritten Tag beachtet er die Wunde überhaupt. Grund: sie fängt an zu schmerzen:

Þórðr Folason wurde auch am Finger verwundet und der war dort fast ganz abgeschlagen, wo er auf der Fahnenstange gelegen hatte. Am dritten Tag schenkte er der Wunde Beachtung; der Finger beginnt nun so zu schmerzen, daß er es kaum ertragen kann. Da erschien ihm König Olaf und tadelte ihn wegen seiner Eigensinnigkeit und seiner Achtlosigkeit. Dann stieß er den Finger an seine Stelle und so hart, daß es ihm sehr weh tat. Und als er erwachte, war er geheilt.406

404 Verkrinn tók að vaxa í skeinunni, svá at blés upp allan fótinn, ok lærit tók þá at grafa bæði uppi ok niðri, ok snerisk um allt sárit, svá at Grettir gerðisk banvænn. Grettis saga Ásmundarsonar, 255 (Guðni Jónsson 1936 [ÍF 7]).

405 Nicolas varþ úaR hann var úcotinn í útálhúfuna framan oc gecc ígegnum iN. þótti þat úár litit at úia.

[…] Nicolas af Veútneúi let ecki varð-veita úar úitt oc þotti litilú um vert oc for i bað með. þa lÃút i verkiom oc la hann litla hriþ aþr en hann andaðiz. var þat mikill maNúcaði. Sverris saga, 148 f.

(Indrebø 1920).

406 þo¨ð¨ fola|úon varð oc úar a fíngrõ oc næúta af hoguõt þar úem a la mærkõútongenne. Æftõr þrõðõa ãag gaf hann gaum at. líútr nu õværk úva at hann fær var|la þolat. þa võtraðezk hanum Olafr konongr oc

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„[…], lystr nu i værk sva at hann fær varla þolat” verdeutlicht, daß das Symptom gleichzeitig als Krankheitsname fungiert. Nach drei Tagen Inkubationszeit bricht die Entzündung aus und schmerzt ihn so sehr, daß er es kaum ertragen kann.

Ähnlich ergeht es Jón in der Íslendinga saga, der ebenfalls nicht auf seine Wunde achtet und an einer Infektion verstirbt:

Die Schwager Jón und Gizurr verbrachten Weihnachten beim König wie andere Angehörige des königlichen Gefolges. Und sie gingen am Hof des Königs auf Gesellschaften. Eines Abends um Lichtmeß kamen die Schwager von einem Fest und waren sehr betrunken und es war dunkel auf dem Schlafboden und die Betten waren nicht gemacht. Und als Licht gebracht wurde, wurde Jón böse und herrschte die Diener an. Óláfr legte ein Wort für sie ein; aber Jón nahm eine Latte und schlug nach Óláfr, aber Gizurr ergreift Jón und hält ihn fest. Da bekam Óláfr eine Handaxt zu fassen und hieb Jón damit auf den Kopf. Dem Aussehen nach war das keine große Wunde. Jón drehte sich heftig um und fragte, warum Gizurr ihn wärhend des Hiebs festhielt. Jón wurde fuchsteufelswild und fragte, wie Gizurr ihn festhalten könne, während er angegriffen würde. Óláfr flüchtete vom Schlafboden und die Falltür fiel zu. Gizurr fiel zuerst auf die Falltür. Und als er bemerkte, daß Jón verletzt war, da liefen sie beide vom Schlafboden ihm hinterher; aber Óláfr war schon in rabenschwarzer Nacht verschwunden. Sie kehrten um zum Schlafboden und verbanden die Wunde; Jón machte wenig Aufhebens darum und war auf den Beinen. Am nächsten Morgen suchten sie nach Óláfr, fanden ihn aber nicht. Jón gab wenig auf sich acht, ging ins Bad und trank daheim zuerst. Da begann die Wunde zu schmerzen und er legte sich nieder. An Agnesmesse starb er […].407

Die Beispiele verdeutlichen, welch Stellenwert sorgfältiger Wundversorgung zukommt. Jón, Þórðr und Nicolas gehen schlampig mit ihren Verletzungen um, wodurch eine Wundinfektion hervorgerufen wird. Offenbar waren sich die Isländer des Mittelalters eines Zusammenhanges zwischen Sauberkeit im Wundbereich und der Infektionsrate bewußt. Aus diesem Grund wird in den Sagas immer wieder auf die penible Wundversorgung hingewiesen, z.B.:

avõtaðe hann um þralínãõ oc um o gaum gõæfð. Sõðan útakc hann fngrõnu õ útað úõnn Oc úva hart at hanum varð õllt võð útorom. Oc er hann vaknaðe, var hann hæõll orðenn. Olafs saga hins helga, 89 (Johnsen 1922).

407 Þeir Ion ok Gizvrr magar voro með konungi vm iol sem aðrir skvtilssveinar. Enn siþan gengv þeir i hivkolf aa konungs-garði. Þat var eitt kuelld nær Geisla-degi, er þeir magar komo or hivkolfinvm oc voro mi¹k drvknir; oc var myrkt i loptino, ok ekki vpp gervar hvilvr. Enn er vpp kom liosit, var Ion illa stilltr ok aa-mælti þionosto-monnum. Hann Olafr skavt orði firir þa; enn Ion tok skiðv oc slo til Olafs, enn Gizvrr tekr Ion ok helldr honum. Þa fekk Olafr hand-Äxi ok hio i havfvð Ione; varþ þat ekki mikit sar aa synðvm. Hann Ion braz við hart ok spvrði, hvi Gizvrr hellði honvm vndir hÄgg. Olafr liop or loptino, ok fell aptr hlemr. Gizvrr fell aa lemminn fyrst; enn er hann visse, at Ion var sarr, þa liopv þeir baðir or loptinu eptir honum; enn Olafr var þa vnnðan borinn, en niðmyrkr aa. Snero þeir þa aptr i loptit oc bvndv vm sarit; let Ion litt ifir oc var aa fotvm. Leitvðv þeir eptir Olafi of morgininn ok fengv hann eigi vpp spurðan. Ion geymði sin litt, for i bað ok drakk inni first. Slo þa i verkivm, ok lagði hann niðr. Hann andaðiz Agnesar-messo […]. Íslendinga saga, 422 f. (Kålund 1906-1911 (1)).

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Sie verbinden nun ihre Wunden und schlafen die Nacht über.408

Da bat Hákon darum, daß die Wunde Ögmundrs verbunden würde, […].409 Dann wurden die Wunden von Egill und seinen Leuten verbunden.410

[…]; sie ritten die kleine Bucht hinauf und verbanden ihre Wunden in einer Einhegung, die Korngarðr heißt.411

[…]; und als er dorthin kam, da verband er alle seine Wunden.412

Sveinbjörn verbindet ihre Wunden und lädt sie ein, dort eine Weile zu bleiben.413

Machmal lassen sich Infektionen jedoch trotz bester Pflege nicht verhindern:

[…] Guðbjörg und die Jungen wenden sich gegen Einarr. Guðbjörg ergriff mit beiden Händen seine Kutte und hielt ihn von hinten fest, und die Jungen hieben dann beide nach ihm. Der eine Schlag traf ihn am Kopf oberhalb des Ohres und der andere an der Wange und es sah nach mehr aus als es war.

Daraufhin liefen Leute hinzu und die Jungen davon. […] Einarr lag verwundet und der Priester Helgi Skeljungsson verarztete ihn. Zuerst heilten die Wunden. Aber kurz vor der Weihnachtsfastenzeit begannen sie zu schmerzen und rissen wieder auf. Er starb zwei Nächte nach der Magnúsmesse.414

Das Textbeispiel zeigt, daß Wundinfektionen auch als Spätkomplikation auftreten können. In der Gull-Þóris saga stellt sich verkr sogar erst im Winter nach der Verletzung ein:

Am Tag danach begab sich Steinólfr nach Hause nach Süden ins Fagradal und lag den Herbst über lange verwundet und seine Wunden heilten nur

408 Binda þeir nú sár sín og sofa af náttina. SvarfdÍla saga, 1785 f. (Jónas Kristjánsson 1956 [ÍF 9]).

409 Þa baud Hacon at binða sar Ogmundar, […]. Guðmundar saga dýra, 179 (Kålund 1906-1911 (1)).

410 […]; váru þá bundin sár þeira Egils. Egils saga, 238 (Sigurður Nordal 1933 [ÍF 2]).

411 […]; þeir riðu upp með váginum ok bundu sár sín undir stakkgarði þeim, er Korngarðr heitir.

Eyrbyggja saga, 36 (Einar Ól. Sveinsson & Matthías Þórðarson 1935 [ÍF 4]).

412 […], en er hann kom þangat, þá batt hann sár hans ôll, […]. Heimskringla (3), Haraldssona saga, 336 (Bjarni Aðalbjarnarson 1941-1951 [ÍF 26-28]).

413 Bindr Sveinbjörn um sár þeira ok býðr þeim þar at vera nökkura hríð […]. Arons saga, 457 f. (Jón Jóhannesson, Magnús Finnbogason & Kristján Eldjárn 1946).

414 […] Gvdbiorg oc sv¶inarnir snva at Einari. Toc Gvdbiorg tveim hondvm i kapvna oc hellt honum a baci, enn sveinarnir hioggv til hans badir senn. Com annat hoggit i hofuðit fyrir ofan eyra, enn annat a kinnina, oc var þat meira asyndvm. Eptir þat liopv menn til, en sveinarnir i brot. […] Einarr la i sarvm, oc var Helgi prestr Scelivngs son at græða hann. Grero fyst [sic!] sarin. Enn fyrir iola-fostv slo i verkiom, oc rifnoðv aptr sarin. Hann andaþiz II nottvm eptir Magnus messo. Íslendinga saga, 2 (Kålund 1906-1911 (1)).

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langsam. Und im Winter bekam er verkr und die bereits verheilten Wunden rissen wieder auf und er starb an diesen Wunden.415

Menschenbisse bergen ein besonders hohes Infektionsrisiko.416 Das muß auch Sigurðr erfahren, der in der Orkneyinga saga seinen Widersacher Melbrikta tötet und dessen Kopf am Sattel seines Pferdes befestigt. Als er losreitet, verletzt er sich an einem von Melbriktas Zähnen. Die Wunde entzündet sich mit verkr und Schwellung, woran Sigurðr schließlich stirbt:

Und als sie unterwegs waren, da wollte Sigurðr sein Pferd mit den Füßen anspornen, und er stößt sich die Wade an dem Zahn, der aus Melbriktas Kopf hervorragte und verletzte sich. Und in diese Wunde kamen verkr und Schwellung und daran verstarb er.417

Ebenfalls in diesem Beispiel läßt sich auf eine gewisse Inkubationszeit schließen, weil die Schwellung zu ihrer Ausbildung Zeit benötigt.

Auch in den Byskupasögur finden sich Beispiele zu Wundinfektionen:

1) Dieser Vorfall ereignete sich in Hofstaðir im Reykjadal, daß ein Junge ein derartiges Beinleiden bekam, daß verkr in die Wade kam, so daß das Fleisch verweste und eine Wunde mit einem großen Loch entstand, so daß keine ärztliche Behandlung durchgeführt werden konnte, weil der Junge brüllte, sobald jemand den Schaden berührte.418

2) Die Wunde war da so tief und so groß, daß man die Handkante eines Mannes hineinstecken konnte. Danach wurde ein Verband angelegt und nachdem drei Nächte vorbei waren, war die Wunde abgeschwollen und heilte von Tag zu Tag, so daß alles innerhalb eines Monats verheilt war und weder verkr noch Schwellung kamen hinein.419

415 Um daginn eptir fór Steinólfr heim suðr til Fagradals ok lá lengi í sárum um haustit ok greri seint.

En um vetrinn sló í verk, ok rifnuðu aptr, þá er gróin váru, ok dó hann af þeim sárum. Gull-Þóris saga, 223 (Þórhallur Vilmundarson & Bjarni Vilhjálmsson 1991 [ÍF 13]).

416 Berchtold & al. 1994, 218.

417 Ok er þeir váru á leið komnir, þá vildi Sigurðr keyra hestinn við fœti sínum, ok lýstr hann kálfanum á tônnina, er skagði ór hôfði Melbrikta, ok skeindiskt. Ok í þat sár laust verkjum ok þrota, ok leiddi hann þat til bana; […]. Orkneyinga saga, 7 f. (Sigurður Nordal 1913-1916 [STUAGNL 40]).

418 Sa atburdur vard a Hofstödum j Reykja dal, ad sueinn nockur tok þess hattar fotar mein ad verk slö

418 Sa atburdur vard a Hofstödum j Reykja dal, ad sueinn nockur tok þess hattar fotar mein ad verk slö

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