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5.2 Die Pronomen im interlingualen Vergleich

5.2.1 Vergleich aller Pronomen

Zunächst gehe ich hier auf den generellen Gebrauch der drei untersuchten Pronomen ein und nehme dazu die beiden Korpora insgesamt in den Blick. Dabei ist auf den ers-ten Blick ersichtlich, dass im englischen Korpus deutlich mehr Pronomen verwendet werden und dass insbesondere die erste Person Singular wesentlich häufiger auftritt als im deutschen. Tabelle 5.1 stellt die jeweiligen Zahlen gerechnet auf die Gesamt-wortzahl des deutschen bzw. US-amerikanischen Korpus einander gegenüber.

Die beiden Tabellen 5.3 und 5.4 zeigen die Verteilung der Pronomen pro Text. Da-bei fällt auf, dass die Pronomen nicht gleichmäßig verteilt sind, dass sie also nicht von allen Autoren gleichmäßig häufig benutzt werden, sondern dass es deutliche in-dividuelle Unterschiede gibt. Während einige Autoren sehr häufig auf die persönliche Darstellungsweise mit den Pronomen der ersten Person zurückgreifen, verwenden an-dere diese in ihren Texten gar nicht (s. Tab. 5.2). Dies entspricht den Beobachtungen in anderen Untersuchungen (s. z. B. Steinhoff 2007: 171).

Im deutschen Korpus wird in zehn Texten kein ICH benutzt11, das WIR kommt ebenfalls in zehn Texten nicht vor und auf das MAN verzichten zwei deutsche Au-toren. Demgegenüber verwenden neun amerikanische Autoren kein ONE und fünf kein WE. Die erste Person Singular kommt dagegen in allen amerikanischen Texten vor. Dieses allgemeine Ergebnis ist nicht überraschend, eine vergleichbare Verteilung, zumindest aber die deutliche Präferenz englischsprachiger Autoren, die erste Person Singular in wissenschaftlichen Artikeln zu benutzen, wurde auch in anderen Untersu-chungen mehrfach nachgewiesen (s. dazu den Überblick in Kap. 3.3.1). Die Tabellen 5.3 und 5.4 zeigen die Verteilung der Pronomen pro Text, die Abbildungen 5.1 bis 5.6 stellen die Verteilung der einzelnen Pronomen als Säulendiagramme mit aufsteigender Häufigkeit dar.

11Dieser Wert entspricht dem von Steinhoff, in dessen Korpus in „gut 40 % der Texte [...] das ‚ich‘

nicht zum Einsatz“ kommt (Steinhoff 2007: 171).

Korpus Texte ohne 1. Sg.

Tabelle 5.2: Texte ohne Pronomen

Name Anzahl 1. Sg.

ab-solut

Bartley 29 (1,72) 4 (0,24) 10 (0,59)

Chen 80 (4,01) 0 (0) 2 (0,10)

Gerber 59 (3,8) 28 (1,81) 1 (0,06)

Gibson 61 (4,82) 32 (2,53) 11 (0,87)

Grodsky 82 (5,65) 6 (0,41) 6 (0,41)

Madsen 30 (1,72) 35 (2,02) 12 (0,69)

Martin 25 (2,54) 3 (0,30) 1 (0,10)

Menjivar 51 (3,35) 2 (0,13) 3 (0,20)

Pedriana 34 (2,16) 0 (0) 3 (0,19)

Quinn 61 (3,71) 5 (0,30) 9 (0,55)

Sampson 71 (5,23) 43 (3,17) 14 (1,03)

Schrank 35 (3,43) 6 (0,59) 0 (0)

Schwartz 47 (4,56) 1 (0,10) 0 (0)

Skaggs 58 (5,05) 0 (0) 5 (0,44)

Steensland 6 (0,29) 0 (0) 0 (0)

Straughn 40 (1,86) 23 (1,07) 30 (1,39)

Vaisey 72 (5,44) 36 (2,72) 8 (0,60)

Vallas 32 (2,11) 6 (0,40) 0 (0)

Vaughan 220 (12,61) 34 (1,95) 0 (0)

Viterna 74 (5,72) 0 (0) 3 (0,22)

gesamt 1311 (3,47) 285 (0,75) 119 (0,32)

Tabelle 5.3: Übersicht alle Pronomen Englisch

1. Sg.

Abbildung 5.1: Übersicht 1. Sg. englisch (ohne Vaughan 2006) 1. Pl.

Abbildung 5.2: Übersicht 1. Pl. englisch

ONE

Abbildung 5.3: Übersicht unpers. ONE

Name Anzahl 1. Sg.

(auf 1000 Wörter)

Anzahl 1. Pl.

(auf 1000 Wörter)

Anzahl MAN/ONE (auf 1000 Wörter)

Albert 15 (4,41) 4 (1,17) 11 (3,23)

Becker 0 (0) 8 (0,95) 15 (1,78)

Berninger 0 (0) 0 (0) 2 (0,25)

Best 0 (0) 1 (0,13) 14 (1,86)

Bienfait 4 (0,51) 1 (0,13) 10 (1,27)

Brose 2 (0,35) 2 (0,35) 7 (1,24)

Gerhards 33 (4,08) 6 (0,74) 37 (4,57)

Helbig 0 (0) 0 (0) 29 (5,35)

Isengard 1 (0,14) 0 (0) 3 (0,43)

Kern 2 (0,19) 1 (0,09) 2 (0,19)

Lohmann 0 (0) 0 (0) 19 (2,26)

Lois 1 (0,13) 0 (0) 0 (0)

Nollmann 0 (0) 0 (0) 1 (0,15)

Nonnenmacher 0 (0) 0 (0) 5 (0,75)

Otte 10 (1,01) 1 (0,10) 36 (3,65)

Pollmann-Schuldt 0 (0) 3 (0,61) 1 (0,20)

Rössel 2 (0,39) 1 (0,20) 18 (3,52)

Schnabel 5 (0,44) 1 (0,09) 13 (1,13)

Schulz-Schaeffer 6 (0,63) 1 (0,11) 25 (2,65)

Schwinn 13 (1,15) 3 (0,26) 34 (3,00)

Stauder 1 (0,16) 0 (0) 8 (1,25)

Strauß 3 (0,54) 1 (0,18) 1 (0,18)

Stein 0 (0) 0 (0) 3 (0,35)

Teipen 7 (1,13) 0 (0) 6 (0,97)

Trappe 0 (0) 1 (0,13) 0 (0)

gesamt 105 (0,56) 35 (0,19) 300 (1,59)

Tabelle 5.4: Übersicht alle Pronomen Deutsch

1. Sg. dt.

Abbildung 5.4: Übersicht 1. Sg. deutsch 1. Pl. dt.

Abbildung 5.5: Übersicht 1. Pl. deutsch MAN

Abbildung 5.6: Übersicht unpersönliches MAN

Im Folgenden werden die ermittelten Werte für den Gebrauch der drei Pronomen in den beiden Korpora anhand der gängigsten Kennzahlen vorgestellt. Dazu werden zwei Mittelwerte (das arithmetische Mittel und der Median) sowie zwei Streuungsma-ße (die einfache Streuung und die Standardabweichung) herangezogen.

Das arithmetische Mittel (x¯) gibt den Durchschnittswert der gemessenen Werte an, also die Summe aller Werte geteilt durch ihre Anzahl (Benninghaus 2007). Das heißt also, dass die mittlere Menge an ICH pro Text im deutschen Korpus bei 0,61 liegt, wäh-rend im englischen Korpus durchschnittlich 3,22 Mal I (pro 1000 Wörter), also mehr als das Fünffache, auf einen Text kommen12.

Der Median (x˜) gibt an, welcher Wert der nach Größe sortierten Messwerte die Rei-he halbiert (Benninghaus 2007: 39), also der Wert, oberhalb und unterhalb dessen es genauso viele kleinere wie größere Werte in der Reihe gibt. Da für das deutsche Kor-pus alle 25 Texte in die Berechnung mit einbezogen wurden, bedeutet die Zahl 0,16 als Median für die ICH-Vorkommen, dass es 12 Texte gibt, in denen weniger ICHs benutzt wurden und 12, in denen mehr ICHs als 0,16 pro 1000 Wörter vorkamen. An diesem sehr kleinen Wert wird auch noch einmal deutlich, dass eine nennenswerte Menge an deutschen Autoren (10, d. h. 40 % des gesamten deutschen Korpus) das ICH gar nicht benutzt haben. Für die Betrachtung des ICH-Gebrauchs in den englischen Texten wur-de wur-der Text von Diane Vaughan (Vaughan 2006) ausgeklammert, da diese Autorin die erste Person Singular auf sehr untypische Weise gebraucht (s. Kap. 5.3). Daher liegen hier der Berechnung des Medians nur 24 Texte zugrunde.

Die Streuung (Range, Spannweite, R) ist die Differenz aus dem größten und dem kleinsten Wert und gibt damit an, in welchem Bereich sich die Werte bewegen (Ben-ninghaus 2007: 52). Die Standardabweichung (s) letztlich sagt etwas über die Abwei-chung aller Messwerte vom arithmetischen Mittel aus (Benninghaus 2007: 58). Diese Werte werden in den Tabellen 5.5 bis 5.7 vorgestellt und in den Tabellen 5.8 und 5.9 noch einmal für die beiden Korpora zusammengefasst. Da, wie in Tabelle 5.3 ersicht-lich wird, der Text von Vaughan 2006 weit überdurchschnittersicht-lich viele Vorkommnisse der ersten Person Singular enthält, wird er auch in der folgenden Analyse des ICH/I-Gebrauchs nicht mit berücksichtigt. Statt dessen wird er im Anschluss an dieses Teilka-pitel einer Einzelfallanalyse unterzogen (s. Kap. 5.3). In den Tabellen geben die Zahlen in Klammern die Werte an, die sich ergäben, wenn der Text Vaughan 2006 mit einbe-zogen würde.

12Zu den Werten für die erste Person Plural und ONE/MAN s. Tabellen 5.5-5.7

1. Sg. Englisch 1. Sg. Deutsch

¯

x 3,22 (3,50) 0,61

˜

x 3,42 (3,43) 0,16

R 5,57 (12,53) 4,41

s 1,66 (2,48) 1,15

Tabelle 5.5: Vergleich 1. SG

1. Pl. Englisch 1. Pl. Deutsch

¯

x 0,76 0,21

˜

x 0,35 0,10

R 3,17 1,17

s 0,98 0,32

Tabelle 5.6: Vergleich 1. PL

ONE MAN

¯

x 0,30 1,61

˜

x 0,10 1,24

R 1,39 5,35

s 0,38 1,54

Tabelle 5.7: Vergleich MAN/ONE

1. Sg. 1. Pl. ONE

¯

x 3,22 (3,50) 0,76 0,30

˜

x 3,42 (3,43) 0,35 0,10

R 5,57 (12,53) 3,17 1,39

s 1,66 (2,48) 0,98 0,38

Tabelle 5.8: deskriptive Kennzahlen Englisch

1. Sg. 1. Pl. MAN

¯

x 0,61 0,21 1,61

˜

x 0,16 0,10 1,24

R 4,41 1,17 5,35

s 1,15 0,32 1,54

Tabelle 5.9: deskriptive Kennzahlen Deutsch

Weiterhin wird nun überprüft, inwiefern neben der Sprache die Parameter Gen-der,ForschungsansatzundSchreiberfahrungbzw.akademischer Statuseine Rolle beim Ge-brauch der Pronomen spielen. Dazu wird der Log-Likelihood-Test mit den entspre-chenden Teilkorpora berechnet. Zur Berechnung des Tests wird hier der Online-Cal-culator für den Log-Likelihood-Test von Paul Rayson (University of Lancaster) be-nutzt, der auch Angaben über die Ausrichtung der Verteilung liefert.13 Da der Log-Likelihood-Test der gleichen Verteilung folgt, wie der χ2-Test, können hier auch die gleichen Signifikanzniveaus angewandt werden. Die entsprechenden kritischen Werte liegen bei 3,84 für p < 0,0514; 6,63 für p < 0,01; 10,83 für p < 0,001 und 15,13 für p <

0,0001. Auch an dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass hier nur explo-rative Ziele verfolgt werden und die Aussagekraft der dargestellten Ergebnisse nicht überbewertet werden sollte.

Zunächst werden die beiden Korpora insgesamt miteinander verglichen, die Ergeb-nisse der Berechnung (G2) werden in Tabelle 5.10 zusammengefasst. Wie man sieht, sind die G2-Werte für alle drei Vergleiche sehr hoch (und damit die p-Werte sehr nied-rig), es kann daher davon ausgegangen werden, dass die Verteilung der Pronomen in den beiden Korpora nicht von der Korpusgröße abhängt, sondern dass die Variable Spracheeinen Einfluss auf die beobachteten Häufigkeiten hat. Man kann also tatsäch-lich davon ausgehen, dass die hier untersuchten US-amerikanischen Autoren häufiger die Pronomen der ersten Person Singular und Plural benutzen als die deutschen und dass die deutschen Autoren häufiger auf das unpersönliche Pronomen zurückgreifen, als die amerikanischen.

1. Sg. 1. Pl. MAN/ONE

G2 430,63 (543,32) 86,66 256,58

Tabelle 5.10: Vergleich G2im Gesamtkorpus

Ein weiterer möglicher Einflussfaktor ist dasGeschlechtder Autoren. Die Frage ist also, ob es einen Unterschied gibt, wie häufig Männer die Pronomen im Vergleich zu Frau-en bFrau-enutzFrau-en. Dies wird jeweils innerhalb der beidFrau-en SprachFrau-en überprüft, die Frage ist also, ob amerikanische männliche Autoren die Pronomen anders benutzen als ameri-kanische weibliche Autorinnen und äquivalent dazu, wie der Gebrauch bei den deut-schen Autorinnen und Autoren ist. Dazu werden entsprechend die Wortzahlen und

13http://ucrel.lancs.ac.uk/llwizard.html, (Zugriff: 16.06.2013). Die Ausrichtung der Werte wird der besseren Übersicht halber in den Tabellen nicht aufgeführt, sondern nur im Text besprochen, wenn sie relevant ist.

14Der p-Wert gibt an, wie wahrscheinlich es ist, dass sich die gemessene Frequenzverteilung der Pronomina einfach aus den unterschiedlichen Korpusgrößen ergibt. Je kleiner der p-Wert, desto un-wahrscheinlicher ist dies. Üblicherweise werden p-Werte kleiner als 0.05, kleiner als 0.01 und kleiner als 0.001 unterschieden. Kleinere p-Werte stützen demnach die Annahme, dass es einen tatsächlichen Unterschied zwischen englischen und deutschen Autoren bezüglich der Verwendungshäufigkeit der Pronomen gibt. (Dr. Roland Schäfer, 16.08.2015, persönliche Kommunikation)

die beobachteten Häufigkeiten der jeweiligen Teilkorpora zugrunde gelegt (s. Tabelle 5.11). Auch hier wird für die Analyse der ersten Person Singular der Text von Diane Vaughan nicht berücksichtigt, da ihr Gebrauch der ersten Person Singular deutlich von dem der anderen Autoren abweicht.

Wörter 1. Sg. 1. Pl. MAN/ONE

E

männl. 253308 738 232 99

weibl. 106852 353 53 20

G23,71 29,25 15,73

D

männl. 113552 83 29 250

weibl. 74695 22 6 50

G216,78 8,34 74,84

Tabelle 5.11: Vergleich nach Geschlecht

Offenbar scheint auch der Faktor Geschlecht in dem hier untersuchten Korpus einen Einfluss auf den Gebrauch der Pronomen auszuüben. Abgesehen von dem Unter-schied im ICH-Gebrauch der amerikanischen Autorinnen und Autoren, der knapp unter p < 0,05 (3,84) liegt, haben sich für alle anderen Vergleiche Werte ergeben, die die Annahme stützen, dass das Geschlecht der Autoren einen Einfluss hat. Außerdem ist es für diese Fälle durchgängig so, dass die männlichen Autoren die jeweiligen Pro-nomen häufiger verwenden als die Autorinnen. Nur beim Gebrauch der ersten Person Singular im englischen Korpus besteht die Tendenz, dass die weiblichen Autorinnen das ICH öfter benutzen als ihre männlichen Kollegen, was noch verstärkt würde, wenn der Text von Diane Vaughan mit einbezogen würde.

Eine weitere Hypothese, die sich im Verlauf der Analyse ergeben hat, war, dass der Forschungsansatzder im Text dargestellten Untersuchung einen Einfluss auf die Art hat, wie sich ein Autor in seinem Text darstellt. Die Überlegung, die dieser Annahme zu-grunde liegt, ist, dass bei qualitativen Methoden, insbesondere bei ethnographischen Ansätzen, also z. B. Interviews oder Methoden der Feldforschung, der Forscher häu-fig deutlich stärker und persönlicher in die Datenerhebung involviert ist, als es z. B.

bei rein quantitativen Methoden der Fall ist (vgl. z. B. Sanderson 2008a: 140). Insofern könnte man annehmen, dass in den qualitativen Forschungsartikeln besonders, aber nicht nur, bei der Darstellung der Datenerhebung die Person des Forschenden stär-ker in den Vordergrund tritt, da er im Rahmen qualitativer Verfahren ggf. stärstär-ker als Person in Interaktionen mit anderen Personen (z. B. beim Durchführen von Interviews oder der Auswahl von Probanden, s. Beispiel 156) eingebunden ist, als bei der Date-nerhebung im Rahmen quantitativer Methoden.

(156) In fact,I had more difficulty explaining to nonselected individuals whyI was not going to interview them thanIhad convincing selected respondents to par-ticipate. (Viterna 2006)

Wörter 1. Sg. 1. Pl. MAN/ONE

E

qualitativ 193006 446 150 75

quantitativ 106663 450 85 30

G280,04 0,67 1,24

D

qualitativ 16767 9 16 75

quantitativ 113112 52 18 176

G20,18 23,47 49,59

Tabelle 5.12: Vergleich nach Forschungsansatz

Wie Tabelle 5.12 zeigt, deutet der G2-Wert hier für das englische Korpus nur bei der ers-ten Person Singular auf einen Unterschied dahingehend hin, dass sie im qualitativen Teilkorpus wenigerhäufig benutzt wird als im quantitativen. Für die deutschen Texte scheint es dagegen einen Unterschied zwischen qualitativen und quantitativen Texten beim Gebrauch von WIR und MAN zu geben, die beide häufiger in den qualitativen Texten verwendet wurden.

Die letzte Variable, die mit dem Log-Likelihood-Test überprüft werden soll, ist der akademische Status, der hier als Funktion der Schreiberfahrunggewertet wird. Je höher der akademische Status, desto mehr Erfahrung hat der entsprechende Autor wahr-scheinlich mit dem wissenschaftlichen Schreiben. Dabei muss natürlich berücksichtigt werden, dass die Schreiberfahrung, genauso wie beispielsweise das Dienstalter, nicht notwendigerweise mit einem höheren akademischen Status einhergehen muss. An-dersherum kann man aber wohl mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass jemand, der einen hohen akademischen Status erreicht hat, notwendigerweise auch vergleichs-weise viel Schreiberfahrung hat.

englisch deutsch

Graduate/nicht promo-viert

1 6

Assistant

Prof./promoviert

15 10

Associate

Prof./habilitiert (PD)

3 4

Full Professor/Professor 6 5

Tabelle 5.13: Verteilung der Texte nach Statuspositionen bzw. Schreiberfahrung

1. Sg. 1. Pl. MAN

E D E D E D

nicht promo-viert

61 4 5 2 9 46

Graduate promo-viert

710 41 122 12 77 109

assistant prof.

Privatdo-zent

120 6 8 10 6 28

associate prof.

Professor 200 54 150 11 27 117

Full Pro-fessor

Tabelle 5.14: Verteilung der Pronomen nach Status

1. Sg. 1. Pl unpers. ONE

Graduate 2,24 5,54 2,19

Assistant Prof. 0,03 10,97 0,18

Associate Prof. 0,17 22,73 4,32

Full Prof. 1,74 86,38 0,55

Tabelle 5.15: G2-Werte nach Schreiberfahrung Englisch

1. Sg. 1. Pl. unpers. ONE

nicht promoviert 20,44 4,99 4,93

promoviert 0,43 0,58 3,01

PD/habilitiert 10,54 1,55 13,07

Professor 38,99 3,03 53,28

Tabelle 5.16: G2-Werte nach Schreiberfahrung Englisch

Beim Vergleich der unterschiedlichen akademischen Statuspositionen haben sich zwar nicht für jede Messung G2-Werte ergeben, die auf Unterschiede hindeuten, dennoch lassen sich einige interessante Tendenzen ablesen. Hier wurden die Texte der einzel-nen Statuskategorien jeweils mit dem englischen bzw. deutschen Korpus insgesamt

verglichen, die Ergebnisse sind dann entsprechend auch im Vergleich zum jeweiligen Gesamtkorpus zu interpretieren.

Für den Gebrauch der ersten Person Singular haben sich innerhalb der englischen Texte keine Unterschiede ergeben, interessanterweise deutet die Ausrichtung der Un-terschiede, die der Log-liklihood-Calculator von Paul Rayson ergeben hat15, darauf hin, dass der Gebrauch mit steigendem Status und Schreiberfahrung abnehme. Dies ist jedoch im Rahmen eines so kleinen Korpus wie dem hier untersuchten nicht zuver-lässig ablesbar. Es wäre aber sicherlich interessant, diese Tendenz an einer größeren Datenmenge zu überprüfen. Im Deutschen ergibt sich dagegen sogar das Ergebnis, dass in den Texten von Professoren häufiger das ICH verwendet wurde als im Ge-samtkorpus (p < 0,0001), während die Texte aller anderen Statusgruppen teils mit aus-sagekräftigen G2-Werten (Habilitierte mit p < 0,01, nicht Promovierte mit p < 0,0001) weniger ICHs aufwiesen als das gesamte deutsche Korpus.

Für die erste Person Plural zeigt sich im englischen Korpus dann eine ähnliche Verteilung wie für das ICH im deutschen. Auch hier hat sich ein hoher Wert dafür ergeben, dass die Full Professors im Vergleich zum gesamten Korpus das WIR bzw.

WE häufiger benutzen. Alle anderen Statusgruppen benutzen die erste Person Plural deutlich weniger. Im deutschen Korpus hat sich für das WIR nur ein Wert von p < 0,05 dahingehend ergeben, dass die nicht promovierten Autoren weniger häufig das WIR benutzen, als es im gesamten Korpus auftritt. Die generelle Tendenz scheint aber auch hier zu sein, dass der Gebrauch dieses Pronomens mit zunehmender Schreiberfahrung ebenfalls zunimmt.

Für das unpersönliche Pronomen ist im Deutschen eine ähnliche Tendenz erkenn-bar, auch hier ist der Gebrauch in den ersten drei Statusgruppen verglichen mit dem Gesamtkorpus niedriger, wobei sich für die nicht Promovierten der Einfluss des akade-mischen Status auf den Gebrauch des Pronomens mit p < 0,05 und für die Habilitierten mit p < 0,001 vermuten lässt. Die Professoren gebrauchen das MAN dagegen deutlich häufiger als es im gesamten Korpus vorkommt (p < 0,0001). Für das Englische ließ sich dagegen nur zeigen, dass die Associate Professors das ONE verglichen mit dem gesamten englischen Korpus weniger benutzten (p < 0,05).