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Veranstaltungen

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 82-86)

Festkolloquium zum 20jährigen Bestehen des IFAD-Instituts Das Institut für angewandte Demographie (IFAD) aus Berlin blickte bei einem wissenschaftlichen Kol-loquium am 22. März in der Humboldt Universität auf 20 Jahre seiner erfolgreichen Arbeit zurück. Die

sische Wert deutlich unter dem Reproduktionsniveau läge, so der Bonner Politikwissenschaftler. Der demo-grafische Wandel sei von der Politik über Jahrzehnte vernachlässigt worden, weshalb sich Prof. Dr. Norbert Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevöl-kerungsforschung, mit den politischen Folgerungen beschäftigte, die sich aus dieser Untätigkeit und den konkreten demografischen Trends ergeben. Demo-grafische Prozesse seien geprägt von hoher Komplexi-tät, Dynamik und Nachhaltigkeit. Gerade Letzteres mache es für die Politik häufig unattraktiv, konkrete Maßnahmen zu entwickeln, deren demografisches Echo sich erst nach mehreren Generationen ablesen ließe. Gerade im Hinblick auf die Daseinsvorsorge und hier insbesondere für ländliche Regionen müss-ten jedoch schon heute Konzepte entwickelt werden, wie Leistungen auch in Zukunft angemessen erbracht werden könnten, so Prof. Schneider.

Nicht Ehen sondern Eltern fördern Prof. Dr. Ulrich Pfister von der Universität Münster legte den Fokus seines Vortrags auf den langfristi-gen Zusammenhang zwischen demografischer und wirtschaftlicher Entwicklung. Einerseits könnte sich eine steigende Siedlungsdichte impulsgebend auf die Spezialisierung von Berufsrollen und bedingt durch eine höhere Nachfrage auch auf die Innovations-kraft einer Gesellschaft auswirken. Ebenso würden die infrastrukturellen Pro-Kopf-Kosten der Infra-struktur langfristig sinken. Andererseits verwiesen Studien auch auf einen negativen Zusammenhang zwischen der Zahl der Kinder und deren Bildungs-stand. Aus dem Studium langfristiger Entwicklun-gen in Europa seit Beginn des 19. Jahrhunderts sei jedoch zu vermuten, dass die positiven Korrelatio-nen überwiegen. Der Demografie-Forscher Prof. Dr.

Herwig Birg wurde besonders warmherzig begrüßt.

Grund war die von Dr. Harald Michel geschilder-te enge Verbundenheit des Bielefelder Professors seit den Gründungzeiten des IFAD. In recht nach-drücklicher Form schlug Birg in seinem Referat den Bogen von einer eher theoretischen Betrachtung hin zu einer Formulierung konkreter politischer Hand-lungsempfehlungen. Der prägende Trend hinter der sinkenden Geburtenrate sei die wachsende Zahl kin-derloser Menschen in Deutschland. Dagegen sei die durchschnittliche Anzahl der Kinder in Familien seit Jahren konstant. Birg hält es für einen Fehler, diese Entwicklung mit immer höheren Einwanderungs-zahlen kontern zu wollen.

Um Zahl und Struktur der Bevölkerung auf-rechtzuerhalten müssten allein bis zum Jahr 2050 24 Millionen Menschen nach Deutschland zuwandern.

Die damit verbundenen Integrationsleistungen seien schlicht nicht zu stemmen. Dauerhaft könne der Schrumpfung nur mit einer höheren Geburtenrate begegnet werden. Dazu müsse die auch vom Bun-desverfassungsgericht in zwei Urteilen monierte Privilegierung kinderloser Menschen in den Sozial-Honorarprofessor ernannt. Mit der Ernennung zum

Honorarprofessor an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer werden Dr.

Theobalds großes Engagement als Lehrbeauftragter und seine Verdienste in Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Energiewirtschaft gewürdigt.

Mit der Ernennung wird Theobald Mitglied der Deutschen Universität zu Speyer. Er hat den Schwerpunktbereich Energiewirtschaft erfolgreich an der Hochschule etabliert und schlägt durch seine engagierte Mitarbeit eine Brücke zwischen den Fra-gestellungen der Praxis und ihrer wissenschaftlichen Analyse. Begleitend zu seiner Promotion wirkte er drei Jahre als wissenschaftlicher Assistent in Spey-er. Von dort wechselte er 1998 als Rechtsanwalt zu Becker Büttner Held, deren Partner er bereits im Jahre 2001wurde. Fast nebenher baute der mitunter auch als „Papst des Konzessionsrechts“ bezeichnete Anwalt das wissenschaftliche Engagement der Sozietät ent-scheidend aus und wurde auch bei dem bedeutenden Fachverlag C.H. Beck ein Pionier des Energierechts.

Becker Büttner Held versteht sich als ein führen-der Anbieter von Beratungsdienstleistungen für Energie- und Infrastrukturunternehmen und deren Kunden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich der Kommunalwirtschaft. Hier berät BBH ca. 400 Stadtwerke, daneben Energieunternehmen jeder Art, Industrieunternehmen, Investmentgesell-schaften etc. Durch wichtige Publikationen sowie zahlreiche Grundsatzentscheidungen und richtung-weisende Gestaltung ist es BBH gelungen, die Ent-wicklung der Energiewirtschaft mit zu prägen.

www.bbh-online.de

Prof. Dr. Christian Theobald

Gründung des Instituts zwei Jahre nach der Deut-schen Einheit fiel zusammen mit dem Beginn einer insbesondere für den Osten des Landes einschnei-denden demografischen Trendumkehr. Es ist eine der wichtigsten Leistungen des IFAD, diese Wand-lungsprozesse immer wieder thematisiert zu haben.

Der Wissenschaft bleibt nur die deskriptive Darstel-lung, doch das Institut und dessen Gründervater, Dr. Harald Michel, haben durch die Entwicklung von Handlungsempfehlungen immer auch politisch gewirkt, kontinuierlich den Finger in die Wunde gelegt und Politik dazu aufgefordert, die demografi-sche Zeitenwende zur Kenntnis zu nehmen und sich möglichst frühzeitig auf sie einzustellen.

Demge-mäß wurde das 20. Jubiläum des IFAD angemessen begangen, indem die Perspektive der Exekutive mit wissenschaftlicher Expertise vereint wurde.

Das IFAD besteht als gemeinnützige wissen-schaftliche Einrichtung. Bis heute konnten vielfäl-tige Kontakte zum universitären Bereich geknüpft werden. Besonders eng ist die Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin, in deren Auftrag demografisch orientierte Lehrveranstaltungen durch-geführt und Abschlussarbeiten betreut werden. Es lag daher nahe, die Festveranstaltung zum 20jährigen Jubiläum am ehrwürdigen Institut für Wirtschafts-geschichte der Humboldt-Universität in Rufweite des Hackeschen Marktes durchzuführen. Dr. Sibylle Schmerbach, Studiendekanin der Wirtschaftswis-senschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität, verwies in ihrer Begrüßung darauf, dass im Fokus des Instituts insbesondere die sozialen und ökono-mischen Umbruchs- und Anpassungsprozesse in den Neuen Bundesländern stünden. Hier hätte das IFAD anerkannte Pionierarbeit geleistet. Nach den Gruß-worten beschäftigten sich die Referenten mit einzel-nen Aspekten demografischer Prozesse bzw. deren Implikationen für die politische Ebene. Einführend warf Prof. Dr. Tilman Mayer, Präsident der Deut-schen Gesellschaft für Demographie, einen Blick auf die letzten beiden Jahrhunderte, wobei der Fokus ins-besondere auf einem deutsch-französischen Vergleich lag. Lange Zeit seien die Geburtenraten in Deutsch-land deutlich höher gewesen als in Frankreich. Allein in den vergangenen Jahrzehnten hätte sich dieses Ver-hältnis umgekehrt, obgleich auch der aktuelle

franzö-Dr. Harald Michel, Leiter des Instituts für angewandte Demographie in Berlin

INSPIRATIONEN/INFORMATIONEN

Stadtwerke nutzen Chancen der neuen Energielandschaft

Bis 2020 wollen Stadtwerke ihren Anteil von heute 9,8 Prozent an der Stromerzeugung verdoppeln und aktiv die Energiewende vorantreiben. Mindes-tens 6,7 Milliarden Euro sollen in neue Kraftwerke investiert werden, davon 53,5 Prozent in Erneuer-bare Energien. Kommunale und regionale Energie-versorger treiben aber nicht nur durch den Umbau

der Energieerzeugungslandschaft die Energiewende voran, sondern entwickeln auch neue Geschäfts- und Kooperationsmodelle, um ihre privaten, gewerblichen und industriellen Kunden mit in die neue, intelligentere und dezentralere Energiewelt zu nehmen. Das waren zentrale Aussagen der 16.

EUROFORUM-Jahrestagung „Stadtwerke 2012“,

die vom 24. Bis 26. April in Berlin stattfand. Füh-rende Vertreter aus Politik, Energiewirtschaft und Wissenschaft diskutierten über die aktuellen Ent-wicklungen und Trends in der kommunalen und regionalen Energieversorgung. Im Fokus standen die politischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Voraussetzungen, die für einen erfolgreichen Umbau der deutschen Energielandschaft notwendig sind.

Rahmenbedingungen für eine neue deutsche Energielandschaft

Zum Auftakt der größten unabhängigen Stadt-werke-Tagung warf Dr. Peter Becker, Rechtsanwalt und Mitbegründer der Kanzlei Becker Büttner Held, einen Blick zurück auf die Entwicklung der großen deutschen Stromkonzerne. Dabei sprach er den kommunalen Stadtwerken eine wichtige Rolle als wettbewerblicher Gegenpol zu den Großen Vier zu. Eine Dezentralisierung im Rahmen der Energie-wende wurde von ihm ausdrücklich begrüßt. Im anschließenden Statement des neuen Präsidenten der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, themati-sierte dieser jedoch ausdrücklich die Grenzen einer solchen Entwicklung im Hinblick auf die Netzinfra-struktur. Angeregt durch dieses erste kontroverse Zwiegespräch diskutierten fünf Experten zur Rolle der Stadtwerke beim weiteren Umbau der Energie-landschaft und der Bedeutung eines neuen Strom-marktdesigns. Auf dem Podium vertreten waren Thomas Bareiß, energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Carsten Liedtke, Vorstandssprecher der Stadtwerke Krefeld, Prof.

Dr. Andreas Löschel, Leiter des Forschungsbereichs

„ und Ressourcenökonomik, Umwelt-management” am Zentrum für Europäische Wirt-schaftsforschung in Mannheim, Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender der MVV Energie in Mann-heim und Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsfüh-rer des Verband kommunaler Unternehmen.

Energieversorger von morgen –

dezentral, energieeffizient, smart und … Energieeffizienzmaßnahmen, intelligente Stromzäh-ler und Energienetze oder Elektromobilität sind nur einige der Geschäftsfelder, aus denen Energieversorger neue Geschäfts- und Serviceideen entwickeln. Wie das Thema Energieeffizienz vorangetrieben werden kann, erläuterte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesver-bandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Hildegard Müller. In den sechs Fachforen der EUROFORUM-Jahrestagung „Stadtwerke“ wurden darüber hinaus die Investitionsbedingungen in konventionelle Kraft-werke, der Wärmemarkt, Kundenbindungsstrategien, dezentrale Energieerzeugung, die Modernsierung der Stromnetze sowie die Optimierung von Unterneh-mensstrukturen thematisiert. Das Thema Kunden-bindung stand auch im Zentrum der Verleihung des Stadtwerke-Awards 2012, der zum dritten Mal im

Rahmen der EUROFORUM-Jahrestagung vergeben wurde. In diesem Jahr wurde die Allgäuer Über-landwerk GmbH mit dem begehrten Branchen-preis des innovativsten Stadtwerks ausgezeichnet.

Stadtwerke – mehr als „nur“

Energieversorgung

In vielen deutschen Städten und Gemeinden stehen Stadtwerke nicht nur für eine sichere und verbrauchernahe Strom- und Gasversorgung. Sie bewerkstelligen auch die Wasser- und Abwas-serversorgung, die Abfallentsorgung und den öffentlichen Nahverkehr und sind damit wesent-liche Leistungsträger der öffentwesent-lichen Versorgung.

2012 integrierte die EUROFORUM-Jahresta-gung „Stadtwerke“ deshalb erstmalig das Fach-wissen aller Leistungsbereiche der kommunalen und regionalen Versorgung unter einem Dach.

Parallel zur Stadtwerke-Tagung fanden deshalb die EUROFORUM-Jahrestagungen „Abfallwirt-schaft“, „ÖPNV“ sowie „Wasser- und Abwasser-wirtschaft“ statt. Insgesamt bot die Tagung so die Möglichkeit, sich an drei Tagen über aktuelle Ent-wicklungen in allen Geschäftsbereichen kommu-naler und regiokommu-naler Versorgungsunternehmen zu informieren und mit rund 100 Experten in Kon-takt zu treten. Ergänzt wurden alle vier Tagungen durch die „Stadtwerke-Expo“, auf der sich rund 70 Aussteller präsentierten.

www.euroforum.com

Jochen Homann, seit März dieses Jahres Präsident der Bundesnetzagentur, links, und Helmut Sendner, Moderator der EUROFORUM Stadtwerke-Tagung

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Forum Kommunalwirtschaft

Thüringen traf sich zum zweiten Mal Die zweite Tagung des „Forum Kommunalwirt-schaft Thüringen“ fand am 10. Mai 2012 in Buchfahrt bei Weimar statt. Das Thema lautete:

„Kommunale Netzwerke in Thüringen. Bestands-aufnahme, wünschenswerte Entwicklungen, sinn-volle Impulssetzungen.“

Der Einladung des Sprechers des Diskussionsfo-rums, Willibald Böck, Minister a.D., waren gefolgt:

Michael Brychzy, Präsident Gemeinde- und Städ-tebund Thüringen und Bürgermeister der Stadt Waltershausen, Inge Klaan, Staatssekretärin im Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Ver-kehr des Freistaates Thüringen, Martin Fürböck, stellvertretender Vorsitzender der VKU Landesgrup-pe Thüringen und Geschäftsführer der Stadtwerke Jena-Pößneck AG, Mathias Hartung, Stellvertreten-der VorsitzenStellvertreten-der Stellvertreten-der VKU-Landesgruppe Thüringen und Geschäftsführer der Stadtwerke Nordhausen – Holding für Versorgung und Verkehr GmbH, Dr.

Gerhard Holtmeier, Vorstand Thüga AG, Günther Poschinger, Geschäftsführer Erdgasversorgungs-gesellschaft Thüringen-Sachsen GmbH, Prof. Dr.

Personalien / Veranstaltungen / Bücher

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systemen aufgelöst werden. Schließlich könne das Rentensystem nur dank der Erziehungsleistung der heutigen Eltern aufrechterhalten werden. Deshalb sollte der Staat – etwa im Steuerrecht – nicht den formalen Status der Ehe stützen, sondern explizit die Erziehung von Kindern. Zusätzlich regt Birg an, bei der Neubesetzung von Arbeitsplätzen solche Bewerber vorzuziehen, die eine erzieherische Verant-wortung für ihre Kinder tragen. Wie sich Politik – in diesem Fall auf der Landesebene – ganz konkret demografischen Fragestellungen widmet, schilderte Andreas Minschke, Ministerialdirigent im Thürin-ger Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr. Minschke hatte maßgeblich an der Ent-wicklung der Mitteldeutschen Demografie-Initiative mitgewirkt, mittels der die bevölkerungspolitischen Bemühungen der mitteldeutschen Länder mitein-ander verzahnt werden sollen. Zusätzlich wird den Kommunen im Freistaat mit der Serviceagentur demografischer Wandel ein Beratungsinstrument an die Hand gegeben, mit dessen Hilfe angemessene Strategien der Anpassung an demografische Prozesse entwickelt werden können. Abschließend würdigte auch der Chefredakteur dieser Zeitschrift, Prof. Dr.

Michael Schäfer, die Verdienste des IFAD-Instituts, das Bewusstsein geschärft zu haben, Politik auch an langfristigen Zielen auszurichten.

www.b.shuttle.de/ifad

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Michael Schäfer Professor für Kommunalwirtschaft an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift UNTERNEHMERIN KOMMU-NE. Als ständiger Gast nahm Klaus Schmotz, Oberbürgermeister der Hansestadt Stendal, teil. In Vertretung von Oberbürgermeister Knut Kreuch, Gotha, war Hartwig Hartz, Leiter Wirt-schaftsförderung der Residenzstadt, zugegen.

Mathias Hartung eröffnete mit einem Impuls-vortrag zum Status quo der kommunalwirtschaft-lichen Kooperation die Diskussion. Thema des Meinungsaustausches war auch der Entwurf eines Positionspapiers mit Überlegungen zum weiteren Ausbau der Zusammenarbeit der Kommunalwirt-schaft im Freistaat. Dieses Papier soll durch eine Arbeitsgruppe präzisiert und bei der Herbstta-gung des Forum Kommunalwirtschaft Thüringen erneut vorgelegt werden. Diese Plattform zur Dis-kussion kommunalwirtschaftlicher Themen hatte sich am 8. Dezember 2011 in Erfurt konstituiert.

www.serviceagentur-demografie.de

anstaltungen erörtert werden. Im Jahr 2012 steht die Kommunalwirtschaft im Mittelpunkt. Die zentrale Veranstaltung dazu fand unter reger kommunaler Beteiligung am 29. Mai in Erfurt statt.

Inge Klaan, Staatssekretärin im Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr des Freistaa-tes Thüringen, wies zu Beginn der Veranstaltung darauf hin, dass die demografische Entwicklung räumlich sehr differenziert ablaufe. Entlang der Städtekette an der A4 stellten sich deutlich andere Herausforderungen als im Norden oder Osten des Freistaates. Selbst zwischen Nachbardörfern könn-ten sich die prägenden Rahmenbedingungen deut-lich unterscheiden, so Klaan. Die Serviceagentur demografischer Wandel versuche deshalb, streng auf die einzelne Kommune abgestimmte Empfehlun-gen zu entwickeln. Im Fokus des demografischen Themenjahres 2012 steht die kommunale Wirt-schaft. „Öffentliche Unternehmen sind gefragt, Daseinsvorsorge möglichst effizient zu organisieren, gleichzeitig aber auch weiche Standortfaktoren so auszubauen, dass die Attraktivität der Kommune gewahrt bleibt“, so die Staatssekretärin. Bei die-sem schwierigen Balanceakt seien gute Ideen und Innovationen gefragt. Die Landespolitik wolle hier eigene Impulse setzen und unterschiedliche Erfah-rungen vermitteln. Prof. Dr. Michael Schäfer, Pro-fessor für Kommunalwirtschaft an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, hielt den ersten Fachvortrag des Nachmittags. Dort hieß es: Kommunen stehen im Rahmen des demografi-schen Wandels komplexen Prozessen gegenüber, vor deren Hintergrund das Paradigma von der Gleich-wertigkeit der Lebensverhältnisse generell hinter-fragt werden müsse. Angesichts der notorischen kommunalen Finanznot werde auch der Grundsatz einer kommunalen Selbstverwaltung zunehmend ad absurdum geführt. Kommunalen Unternehmen käme deshalb ein enormer Stellenwert für die Ent-wicklung ihrer Region zu. Anpassungsstrategien müssten letztlich die Bündelung und Verschrän-kung von Kompetenzen zum Inhalt haben.

Anstatt den ruinösen Wettbewerb zwischen Kommunen zu fördern, sollte sich Infrastruktur-politik eher darauf konzentrieren, Impulse für eine stärkere Kooperation zu setzen, so Prof. Dr. Schäfer.

Rita Hartmann, Referatsleiterin für kommunale Fragen im Thüringer Innenministerium erörterte die Rechtslage für die öffentliche Wirtschaft. Hier hätte sich durch die neuen politischen Rahmen-orientierungen im Anschluss an den Reaktorun-fall von Fukushima nichts geändert. Dennoch sei unstrittig, dass Kommunen bei der Erzeugung von Energie nun stärker gefragt seien. Solange die Kom-munen die Gemeindegrenzen nicht überschreiten würden, bestünde auch kein Genehmigungsvorbe-halt für eventuelle neue Projekte. Und auch für eine überörtliche Tätigkeit würden bei entsprechenden Voraussetzungen der Leistungsfähigkeit und der all-seitigen Befürwortung Zusagen erteilt.

Keine Änderung in Sicht

Direkt aus der Praxis berichtete der Bürgermeister von Schlöben, Hans-Peter Perschke. Die kleine Gemeinde unweit von Jena hat in den vergangenen Jahren konsequent die Entwicklung hin zu einem Bioenergiedorf vollzogen. Was die wirtschaftliche Betätigung der Gemeinde anbelangt, sei generell alles möglich, so Perschke. Einzige Prämisse sei die wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung der Region.

„Wir haben die Klimaschutzziele der Bundesregie-rung schon heute erreicht“, führt er weiter aus. Zur Eigenerzeugung von Erneuerbarer Energie wurde in Schlöben eine Genossenschaft gegründet, in der sowohl die Gemeinde, Kunden, Agrarunternehmen aber auch der Landkreis und soziale Organisationen vereint sind. Genereller Vorteil des Modells sei des-sen grundsätzliche Offenheit für neue Mitglieder, so der Bürgermeister. Aktuell hat die Genossen-schaft um die 90 Mitglieder und produziert für 2.000 Haushalte erneuerbaren Strom aus Biogas.

Die Abwärme wird über Nahwärmeleitungen zur Beheizung der angeschlossenen Haushalte genutzt.

Perschke zeigte sich gewillt, diese Initiativen in Zukunft noch weiter auszubauen und weitere Kom-munen daran zu beteiligen.

Kritisch äußerte sich Dr. Harald Michel, Leiter des Instituts für angewandte Demographie (IFAD), zu den Demografiekonzepten der Bundesregierung.

„Wer im Zusammenhang mit den langfristigen demografischen Entwicklungen das Axiom von der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse weiterhin aufrechterhalten möchte, zeichne sich durch akute Realitätsferne aus.“ Allerdings sei dies ein Grund-problem von Politik. Sie müsse stets den Eindruck erwecken, ihr Handeln würde der Lösung großer Problemstellungen dienlich sein. Tatsächlich gäbe es in der Geschichte jedoch kein einziges Beispiel, dass mit demokratisch legitimierten politischen Maßnahmen langfristige Änderungen in der demo-grafischen Zusammensetzung der Bevölkerung erreicht worden wären, so Dr. Michel. In den Neuen Bundesländern werde sich die Schrumpfung weiter fort- und im Alt-Bundesgebiet in den kommenden Jahren flächendeckend einsetzen. Letztlich würden sich nur prosperierende Metropolregionen zeitweilig von diesen Entwicklungen abkoppeln können. Zen-traler Auslöser dieses langfristigen Rückgangs sei die geringe Geburtenrate. Hier gäbe es bundesweit kei-nerlei Anzeichen für eine Abmilderung des Trends.

Vor dem Hintergrund der daraus resultieren-den Fragstellungen informierte Willibald Böck, Thüringer Innenminister a.D., abschließend über das neu gegründete Forum Kommunalwirtschaft Thüringen, als informellen Gesprächskreis zur Erörterung kommunaler Problemlagen.

www.thueringen.de/de/tmblv/

Inge Klaan, Staatssekretärin im Ministerium für Bau, Lan-desentwicklung und Verkehr des Freistaates Thüringen, bei ihrem Redebeitrag

Veranstaltung zum

demografischen Themenjahr Kommunalwirtschaft in Thüringen Der Freistaat Thüringen beweist mit vielfältigen Ini-tiativen, dass er die tiefgreifenden demografischen Veränderungen in seinen Grenzen und darüber hin-aus nicht nur erkannt hat, sondern auch bereit ist, langfristige Anpassungsstrategien zu entwickeln. Die Kommunen sind die Orte, wo sich Politik in Rea-lität umsetzt und wo die Effekte gesellschaftlicher

Veränderungen direkt abzulesen sind. Es ist daher notwendig und geboten, sie am offenen Diskurs um die besten Konzepte zu beteiligen. Diese Gedanken standen hinter der Schaffung einer „Serviceagen-tur demografischer Wandel“ als Beratungsinstanz und als Kommunikationsplattform. Institutionell angesiedelt im Ministerium für Bau, Landesent-wicklung und Verkehr, werden jährlich thematische Schwerpunkte aufgerufen, die in regelmäßigen

Ver-INSPIRATIONEN/INFORMATIONEN

Nachfolgend informieren wir an dieser Stelle über Veranstaltungen zu kommunalen und kommunalwirtschaftlichen Themen, die in den kommenden Wochen und Monaten interessante Anregungen und Diskussionen versprechen und deren Besuch Sie deshalb ins Auge fassen sollten. Die Hinweise veröffentlichen wir in terminlicher Reihenfolge, also ausdrücklich nicht als Ergebnis einer inhaltlichen Gewichtung.

Regionale Infotage „Wind im Binnenland“ in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Ostdeutschland

Mit den Zielen der Regionen, den Ausbau der erneuerbaren Energien – insbesondere von Wind – in den nächsten Jahren voran zu treiben, wer-den neue Impulse für Windinvestitionen gesetzt.

In Nordrhein-Westfalen ist dafür bereits der Windenergieerlass im vergangenen Jahr verab-schiedet worden. Der Leitfaden für „Windener-gie im Wald“ soll weitere Impulse setzen. Auch in Bayern wurde ein Windenergieerlass beschlossen.

Die Landesregierung hat die Zielvorstellung, dass in den nächsten zehn Jahren 1000 bis 1500 neue Windenergieanlagen in der Region gebaut wer-den. Einige Regionen in Ostdeutschland haben bereits viel in Onshore-Wind investiert. Neue Potenziale lassen sich hier vielerorts mit Repowe-ring erschließen. Euroforum veranstaltet zu diesem Thema regionale Infotage unter der Überschrift

„Wind im Binnenland“. Themen sind:

ˆPolitische Zielvorgaben und Ausbau- sowie Repoweringpotenziale in Ihrer Region

ˆPlanungsrecht, Genehmigungsverfahren, Beteiligung von Kommunen – Alles was Sie darüber wissen müssen!

ˆWindfinanzierung im aktuellen Marktumfeld:

Finanzierungsmodelle und Risikobewertung

ˆFaktoren für eine erfolgreiche Projektent-wicklung aus Praktikersicht

Nachfolgende die Termine der Infotage:

ˆNRW: 28. August 2012, Düsseldorf

ˆOstdeutschland: 17. Oktober, Berlin

ˆBayern: 23. Oktober 2012, München

www.euroforum.de/wind

Weitere Euroforum-Regional-konferenzen zur Energiewende Die Regionen haben sich viel vorgenommen. Bay-ern möchte seinen Strom in naher Zukunft zu 100 Prozent selbst erzeugen. Dabei soll 50 Prozent des erzeugten Stroms aus Gaskraftwerken, die ande-ren 50 Prozent aus Erneuerbaande-ren stammen. Bran-denburg hat mit seiner Energiestrategie 2030 die Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2030 um 72 Prozent festgeschrieben, Sachsen plant eine Reduzie-rung um 25 Prozent bis 2020. Thüringen hat sich u.a. das Ziel gesetzt, den Windstromanteil bis 2020 um 35 Prozent auszubauen. Der Ausbau der erneu-erbaren Energien steht in allen Ländern im Fokus.

Ziel der EUROFORUM Regionalkonferenzen ist es, mit den entscheidenden Akteuren der Regionen über die Herausforderungen und Chancen, die sich durch die Zielvorgaben ergeben, zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, um die Ener-giewende vor Ort voran zu bringen. Dabei geht es u.a. um folgende Aspekte:

Welche neuen Handlungsmöglichkeiten erge-ben sich für Kommunen und Stadtwerke mit den neuen politischen Zielvorgaben? Welche Investi-tionen in die Erzeugung lohnen sich? Als Stadt klimaneutral werden – Wie der Masterplan dafür aussieht! Energiewende als lokaler Wirtschaftsmo-tor? Neuer Auftrieb für Elektromobilität in den Regionen? Akzeptanzsteigerung durch Bürgerbe-teiligung – Welche Kooperationen eignen sich?

Die nächsten Termine:

ˆ„Bayern 2012“, 16. Juli 2012, München

ˆ„Ostdeutschland 2012“, 13. September 2012, Magdeburg

www.euroforum.de/energie-regional www.euroforum.de/bayern2012 www.euroforum.de ostdeutschland2012

Tag der Kommunalwirtschaft, 25. und 26. September 2012, Filderstadt

Erstmalig findet am 25. und 26. September der Tag der Kommunalwirtschaft statt. Die Premie-re dieser neuen KongPremie-ressPremie-reihe – Veranstalter sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Verband kommunaler Unter-nehmen und die Innovation Congress GmbH – findet in Filderstadt statt. Kommunen und ihre

Unternehmen sind seit Jahrzehnten Garanten für eine stabile Ver- und Entsorgung. Durch die Energiewende erhalten lokale Klima- und Ener-giekonzepte eine immer größer werdende Bedeu-tung. Es gibt viele gute Projekte, die zeigen, wie leistungsfähig und innovativ die Kommunalwirt-schaft und ihre Eigentümer sind. Dazu wird die Diskussion von Vertretern aus Kommunalpolitik, der kommunalen Wirtschaft und der Wissen-schaft in Filderstadt organisiert.

www.tagderkommunalwirtschaft.de

VfkE-Regionalveranstaltung Mitteldeutschland in Dresden Die Regionalveranstaltung Mitteldeutschland des

„Verbundnetz für kommunale Energie“ (VfkE) findet am 23. Oktober 2012 in Dresden statt.

Das VfkE als parteiübergreifende Diskussions-plattform ostdeutscher Kommunalpolitiker damit die im Vorjahr gestarteten Regionalveran-staltungen zur „Mitteldeutschen Demografie-Ini-tiative“ fort. Nach dem erfolgreichen Auftakt am 24. August 2011 in Erfurt hat die nunmehr zwei-te Veranstaltung in Dresden das folgende Thema:

„Die mitteldeutsche Demografie-Initiative – Impulsgeber für Konzepte zur grenzüberschrei-tenden Daseinsvorsorge unter sich ändernden demografischen, fiskalischen und energiepoliti-schen Rahmenbedingungen“.

Zugesagt haben die für Demografie zustän-digen Minister bzw. Staatssekretäre aus allen drei mitteldeutschen Ländern und hochrangige Vertre-ter aus Kommunalpolitik, Kommunalwirtschaft und Wissenschaft. Die Teilnahme ist nur auf Ein-ladung möglich. Interessenten melden sich bitte unter info@vfke.org

VfkE-Jahresveranstaltung in Potsdam Gastgeber für die traditionelle Jahresveranstal-tung des VfkE für alle neuen Länder wird am 22.

November 2012 die Landeshauptstadt Potsdam sein. Seine Teilnahme zugesagt hat Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Das Thema der Jahresveranstaltung lautet:

„Pflichtenhefte Kommunalwirtschaft als zentrale Instrumente zur strategischen Ausrichtung und Steuerung der kommunalwirtschaftlichen Betä-tigung. Vorschläge für ein Musterdokument.“

Die Tagung findet wieder in der bewährten Kooperation mit den ostdeutschen Spitzenver-bänden der Städte und Gemeinden und den VKU-Landesgruppen der neuen Länder statt. Die Teilnahme ist nur auf Einladung möglich. Inte-ressenten melden sich bitte unter info@vfke.org

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