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KOMMUNALWIRTSCHAFT AKTUELLKommunalwirtschaft

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 49-52)

ist. Auch damit können wir nicht Daseinsvorsorge komplett und auf dem höchsten denkbaren Niveau an jedem Ort garantieren. Wir können mit Solida-rität aber verhindern, dass die Lebensbedingungen auch qualitativ über Gebühr auseinanderdriften.

Nach diesem Solidarprinzip hat EWE zunächst die Stromversorgung organisiert. In den 50er und 60er folgte die Erdgaserschließung. Auch hier haben wir zuerst Großkunden erschlossen und versorgt, so die Investitionen betriebswirtschaftlich gesichert und auf dieser Grundlage die Gemeinden ans Netz gebracht. Allen kommunalen Akteuren war klar, dass Konzessionseinnahmen in erster Linie dafür benutzt werden müssen, um in Infrastruktur zu investieren.

Eine Parallele ist der heutige Ruf nach Breitband für alle. Das wird nur zu gewährleisten sein, wenn die gerade geschilderten Prinzipien angewendet werden:

öffentliche und kommunale Verantwortung, regio-nale Bündelung und wirtschaftlich sinnvolle Investi-tion von Erträgen in neue Infrastruktur.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Der solidarische Gründungsgeist konnte bei EWE offenbar über nunmehr 82 Jahre konser-viert werden. Wo sehen Sie Weiterentwicklungen im Sinne einer Anpassung an die Energiewelt des 21. Jahrhunderts?

Dr. Brinker:

Wir müssen uns mit Blick auf die Szenarien der Energiewende vor allem auf die Netze konzent-rieren. Ob Strom, Gas oder Telekommunikation – Netze sind aus kommunaler Sicht immer eine solidarische Konstruktion, erst recht in der künfti-gen Epoche dezentraler Erzeugung. Nur die enge Vermaschung in gemeinsamen kommunal gepräg-ten regionalen Strukturen garantiert auf Dauer Ver-sorgungssicherheit. Solche Netzwerke sind nicht nur eine physikalische, sondern auch die grundlegende ideelle und materielle Verbindung der beteiligten Akteure. Das hat für mich das Primat. Wenn das gesichert ist, kann man auch über gemeinsame kommunale Investitionen in Erzeugung und Spei-cherung nachdenken.

Die atomisierte Versorgung muss und wird die Ausnahme bleiben UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Verstärkt wird seit 2008 unter der Überschrift Rekommunalisierung darüber diskutiert, dass Daseinsvorsorge aus grundsätzlichen gesell-schaftspolitischen Gründen in kommunale Hand gehört. Dass diese Debatte durch die weltweite Wirtschafts-und Finanzkrise und durch das rein auf Gewinn orientierte Agieren global agieren-der Konzerne beföragieren-dert wurde, ist unstrittig. Mit der Energiewende kam folgende neue Dimen-sion hinzu: Für den kommunalen Energiesek-tor wurde die dezentrale Eigenerzeugung – und verteilung als historische Chance apostrophiert.

Sogar die Gremien kleinster Gemeinden befassen sich mit Szenarien zur Gründung von Dorf- und Stadtwerken. In welcher Relation steht diese Tendenz zur kommunalen Atomisierung von Energieversorgung zum eingangs beschworenen Solidarprinzip, das bei der Gründung des regio-nalen Versorgers EWE Pate stand?

Dr. Brinker:

Natürlich ist Autarkie möglich, wenn Sie an eine kleine Gemeinde mit ein paar Hundert Einwoh-nern mit viel Ackerland drumherum denken.

Natürlich können unter solchen Bedingungen auch Überschüsse erzeugt werden. Spätestens hier sind wir mit der Autarkie aber am Ende. Denn Einspei-sung setzt Netze voraus, die variabel und flexibel sind. Weil künftig Strom dort am meisten produ-ziert wird, wo er wenigsten gebraucht wird – das ist ja schon heute eine Realität – ist das alte Prinzip der Verteilung von oben nach unten Geschichte.

Künftig geht es in beide Richtungen. Damit wächst die Bedeutung der Verteilnetze. Vor diesen Prämis-sen muss und wird die Atomisierung aus Sicht der Erzeugung, vor allem aber aus der Perspektive der Netze, die Ausnahme bleiben. Nur die gemeinsa-me, vorzugsweise interkommunale Infrastruktur, ist zukunftsfähig. Dafür spricht die Physik genau-so wie der Daseinsvorgenau-sorgeauftrag unter Beachtung

des Solidarprinzips. EWE verfügt seit Jahrzehnten über solche Strukturen. Es wäre eine Tragödie für die Region, wenn diese – und das gilt nach meiner festen Überzeugung auch für alle vergleichbaren Netze – auseinandergerissen würden.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Sie bestätigen mit Ihren Antworten die These, dass vor allem wegen der demografischen Ent-wicklung die Daseinsvorsorge der Zukunft viel mehr regional gedacht werden muss. Gibt es weitere Argumente?

Dr. Brinker:

Worüber wir noch gar nicht gesprochen haben:

die aktuelle Regulierungspraxis konterkariert das immer wichtigere Solidarprinzip. Deshalb brauchen wir schnellstmöglich einen grundlegenden Umbau:

Die Kosten für den Netzausbau und die Integration der Erneuerbaren Energien müssen bundesweit auf alle Schultern verteilt werden. Der Ausbau der Erneuerbaren ist eine gesamtdeutsche Aufgabe.

Nach Jahren und Jahrzehnten des Stillstands haben wir aktuell eine fast explosionsartige Zunahme der Gründung von Genossenschaften, vor allem im Bereich der Erzeugung von Erneuerbaren Energien.

Wenn es dabei um den Betrieb eines kleinen kom-munalen Windparks oder einer Solaranlage im Ort geht, verfolge ich diese Entwicklung mit Sympathie.

Auch weil sie Ausdruck dafür ist, dass sich die Men-schen nicht mehr von anonymen Entscheidungen internationaler Konzerne dominieren lassen wollen.

Dafür habe ich als Chef eines kommunalen Versor-gers großes Verständnis. Ich hoffe aber auch, dass in solchen lokalen Erzeugungsgemeinschaften das Pri-mat der Nutzenstiftung langfristig gelebt wird. Eine Solaranlage auf einem Gotteshaus ist doch eine gute Sache. Der Schöpfung wird aber mehr gedient – das habe ich gerade einem Pfarrer gesagt – wenn der dort erzeugte Strom im benachbarten Kindergarten genutzt wird. Das muss lokal Vorrang haben vor dem Ziel, mit Einspeisevergütungen Geld zu verdie-nen. Ganz abgesehen davon, dass uns allen klar ist, dass staatliche Renditegarantien in den derzeitigen Dimensionen ein Irrweg sind, um den notwendigen Aufwuchs der Erneuerbaren zu stimulieren.

Lokale Erzeugungsideen, ja! Aber nur mit dem Focus auf dieser Ebene und mit dem Wissen, dass es für solche genossenschaftlichen Strukturen einen natürlichen Partner gibt, die kommunalen Versor-ger. Wir treffen in den neuen Genossenschaften vor Ort Menschen mit viel Enthusiasmus, aber zumeist geringen Kenntnissen über die Energieproduktion und -verteilung der Zukunft. Es wäre ja auch eine Ressourcenverschwendung, solche Kompetenzen kleinteilig aufzubauen. Dafür stehen wir bereit.

Stichwort Energieeffizienz. Der spezifische Ener-gieeinsatz hat sich in unserer Region in den letzten 30 Jahren halbiert. Diese von uns maßgeblich for-cierte Entwicklung geht weiter, sie muss nur noch

Der Offshore-Windpark Alpha-Ventus in der Nordsee. Der Windpark wird von der Deutschen Offshore Testfeld- und Infrastruktur GmbH & Co. KG (DOTI) betrieben, einer Tochtergesellschaft der Unternehmen EWE AG (47,5 %), E.ON Climate & Renewables GmbH und Vattenfall Europe New Energy GmbH (je 26,25 %).

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viel schneller erfolgen. Auch dabei können wir den Genossenschaften helfen. Schließlich ist EWE aus solchen Verbünden entstanden. Wir haben also nicht nur den kommunalen Stallgeruch.

Komplexes Daseinsvorsorgemodell ist erfolgreich

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Aus kommunaler Perspektive formulieren wir die Hypothese, dass die Regionalisierung von Daseinsvorsorge nicht nur einzelne Segmente wie die Energie betreffen darf. Vielmehr sollte auch die horizontale Verflechtung forciert wer-den. EWE setzt diesen Gedanken seit Jahren mit den Engagements bei Telekommunikation und Informationstechnologien um. Waren diese Aktivitäten erfolgreich?

Dr. Brinker:

Erfolgreich? Ja, und nochmals ja. Es gab bei man-chen strategisman-chen Entscheidungen, ob beim Erdgas oder der Telekommunikation, am Anfang die eher berüchtigte als berühmte Frage, ob sich das rechnet.

Einer meiner Vorgänger an der EWE-Spitze hat mir mal gesagt: wenn wir damals schon diese modernen Renditerechnungen, die Erträge spätestens nach drei Jahren fordern, und jeden Schritt dahin taggenau normieren, gehabt und vor allem angewendet hätten, hätte EWE keine flächendeckende Erdgasversorung aufgebaut. Wir haben strategische Weichenstellun-gen immer vor dem Hintergrund unseres Kernauf-trages vorgenommen. Der lautet Daseinsvorsorge, und zwar langfristig und nachhaltig. Renditen kann man hier nur in größeren Zyklen rechnen, und nicht nur in Euro. Ebenso wichtig ist die Frage, ob sich der Nutzen für unsere Kunden, für unsere Bürger, und das sind letztendlich auch unsere Eigentümer,

ein-stellt. Seit 1996 gehört die Telekommunikation zu unserem Geschäft. Was wir damals unter Nutzung bereits bestehender Energieinfrastrukturen begonnen haben zu installieren, funktioniert als Betätigungs-feld schon für sich gesehen, technisch wie wirtschaft-lich. Aber jetzt sind wir beispielsweise mit damals nicht zu erahnenden Forderungen an eine intelligen-te Netzsintelligen-teuerung konfrontiert. Dafür haben wir alle technischen und intellektuellen Voraussetzungen.

Die müssen sich andere Versorger erst aufbauen. Sie sehen, der skizzierte Nachhaltigkeitsansatz bei strate-gischen Entscheidungen funktioniert.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Wie stellen Sie sich die künftige Energieversorgung in Deutschland unter den Prämissen der Energie-wende vor, und wie müssen sich die kommunalen Versorger neu konstituieren, um die postulierte zentrale Rolle in diesem Segment einzunehmen?

Dr. Brinker:

Die Energiewende, und damit in erster Linie Erzeugung und Verteilung, findet zuvorderst in der Fläche statt. Dort agieren vor allem die kommu-nalen Versorger. Die Schlussfolgerung aus beiden Befunden lautet, dass die kommunale Energie-wirtschaft in der Zukunft eine zentrale Rolle spie-len wird. Dieser Platz ist objektiv determiniert.

Was man tun muss? Noch stärker kooperieren, gewachsene kommunale und regionale Infrastruk-turen bewahren, noch näher an den Kunden und Bürger rücken. Dort ist unser angestammter Platz.

Dort vertraut man uns. Denn die Energiewende ist auch Überzeugungsarbeit. Um neue Einsichten zu wecken und Verhaltensänderungen zu bewir-ken, sind die Versorger vor Ort die erste Wahl.

Politik muss der Bedeutung der kommunalen Versorgungswirtschaft endlich Rechnung tragen, und beispielsweise den Ausbau der Verteilnetze ins Zentrum rücken.

„Unsere Zukunftsgarantie ist die stabile Eigentümerstruktur“

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Der kommunale EWE-Konzern hat schon weit vor der Energiewende Weichen gestellt, die den jetzigen Entwicklungen Rechnung tragen. Wir meinen in erster Linie das Engagement in die komplette Wertschöpfungskette beim wichtigs-ten fossilen Brückenenergieträger, dem Erdgas, und ihre Investitionen in die Windkraft, und dort mit dem Maßstäbe setzenden Offshore-Projekt „Alpha Ventus“ in das wichtigste Seg-ment. War das Intuition, war es Vision?

Dr. Brinker:

Es war auch Mut, „Alpha Ventus“ zu entwickeln.

Auf diesen Mut von EWE sind wir noch heute stolz.

Nicht von ungefähr sind wir in diesem Projekt von Anfang an der wichtigste Gesellschafter. Wir haben diese Chance für unsere Region zu einem Zeitpunkt – es war das Jahr 2006 – erkannt, zu dem uns jeder für verrückt erklärt hätte, wenn wir ihm damals die Szenarien der Energiewende erklärt hätten.

EWE war immer innovativ. Die Not eines ertragsschwachen Versorgungsgebietes macht erfinderisch. „Alpha Ventus“ produziert 15 Pro-zent Strom mehr als geplant. Die Erträge sind deutlich besser als die Prognosen. Und weil wir nicht nur Investor, sondern auch Betreiber sind, hat uns die Pionierrolle bei Offshore-Windparks einen wichtigen Know-how-Vorsprung beschert.

Wir vermarkten erfolgreich unser Wissen für die Steuerung dieser Anlagen an Dritte.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Wir haben über regionale Daseinsvorsorge gesprochen, wir haben thematisiert, dass kom-munales Wirtschaften Hochkonjunktur hat, und dies vermutlich auch mittel- und langfristig. Vor diesem Hintergrund zum Abschluss die Frage:

Quo Vadis EWE? Mit den kommunalen Eigen-tümern, in der Region von Elbe, Weser, Ems. Mit den kommunalen Partnern in Brandenburg und Rügen und der EnBW in Karlsruhe?

Dr. Brinker:

Garant dafür, dass es mit EWE erfolgreich wei-ter geht, ist die stabile Eigentümerstruktur. Das sind unsere 21 Landkreise und kreisfreien Städte in der Region, und das ist die EnBW als inzwi-schen öffentlich-kommunales Unternehmen.Wir sehen uns langfristig als kommunaler Versorger mit einem komplexen Daseinsvorsorgeauftrag und -angebot. Unsere Akzente setzen wir in der Region.

Unsere Gespräch hat hoffentlich für folgendes Fazit – für mich ist es ist auch eine Prognose – genügend Fakten geliefert: EWE ist seit vielen Jahrzehnten für viele Szenarien gerüstet. Für die absehbaren Aufgaben teilen wir uns den guten Ruf gern auch mit anderen Versorgern. Dass man aber auch dem Unabsehbaren gewachsen ist, fin-det sich so häufig nicht. Deshalb wir sind auf diese Fähigkeit besonders stolz. n

Das Gespräch führte Michael Schäfer www.ewe.de

Kommunalwirtschaft

Nur die enge Vermaschung in gemeinsamen, kommunal geprägten

regionalen Strukturen, garantiert auf Dauer Versorgungssicherheit.

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Dr. Werner Brinker

UNSER GESPRÄCHSPARTNER Dr. Werner Brinker, geboren 1952 in Lingen, studierte an der Technischen Univer-sität Braunschweig und promovierte 1990 im Bereich Bauingenieurwesen.

Seit 1998 ist er Vorsitzender des Vorstands der EWE AG. Er verantwortet die strategische Ausrichtung des EWE-Konzerns und die Weiterentwicklung der Geschäftsfelder Energie und Telekommunikation.

Dr. Brinker blickt auf über 30 Jahre Erfahrung in der Energiewirtschaft zurück. Im Jahr 1978 star-tete er seine berufliche Laufbahn bei EWE. Dort war er zunächst für den Gaseinkauf verantwort-lich und baute später die Abteilung Abfallwirt-schaft auf. Anschließend wechselte Dr. Brinker zur PreussenElektra AG (heute: E.ON Energie AG) nach Hannover, wo er als Prokurist und Leiter der Hauptabteilung Absatzwirtschaft tätig war. 1996 kehrte zur EWE AG zurück und über-nahm die Position des Technischen Vorstands.

Werner Brinker ist verheiratet und hat zwei Kinder.

i infos

Nur wenige Tage nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima wurde endgültig die Ent-scheidung zum deutschen Atomausstieg getrof-fen. Die Bundesregierung legte fest, das bis zum Jahr 2022 alle deutschen Atomkraftanlagen vom Netz gehen sollen. Der Begriff „Energiewende“

meint die Umstellung der Stromerzeugung von atomaren und fossilen auf Erneuerbare Energie-träger. Seit dem Reaktorunfall von Fukushima wird er allerdings meist auf den schnellen Ausstieg aus der Kernenergie reduziert. Doch auch weitere Ziele, wie der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Ausbau der Netzinfrastruktur, spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung in Deutschland.

Die Studie Energiewelt Ost bietet vor die-sem Hintergrund erstmals eine wissenschaftliche Untersuchung wesentlicher Interessengruppen des ostdeutschen Energiemarkts (Haushalte, Kom-munen, energieintensive Unternehmen). Erstellt wurde die Studie vom Kompetenzzentrum Öffent-liche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvor-sorge der Universität Leipzig gemeinsam mit der envia Mitteldeutsche Energie AG.

Akzeptanz der Energiewende und Informationsstand

Die Energiewende wird von ostdeutschen Bür-gern und Kommunen im Grundsatz befürwor-tet. Energieintensive Unternehmen sehen die damit verbundenen Maßnahmen skeptischer.

Prinzipiell fühlen sich ostdeutsche Kommunen gut über die Inhalte dieses politischen Großpro-jekts informiert. Dieser Durchschnittswert liegt noch über dem der befragten Haushalte. Nach Themenbereichen geordnet, scheint das Wissen zu Atomausstieg und Ausbau Erneuerbarer Ener-gien bei beiden Gruppen besonders ausgeprägt.

Bei Netzausbau und Verbraucherinformation wird hingegen besonders von den Haushalten ein Informationsdefizit empfunden. Im Gegen-satz zu Kommunen und Haushalten fühlen sich die befragten Unternehmen am besten zu

Maß-nahmen einer verbesserten Verbraucherinforma-tion und zum Netzausbau informiert.

Haushalte: „Energiewende ja – aber bitte nicht vor meiner Haustür.“

Die im Rahmen der Studie befragten Haushalte verbinden mit der Energiewende in erster Linie den Ausbau Erneuerbarer Energien. Diese Katego-rie liegt noch vor dem medial intensiv diskutierten Atomausstieg an Nummer Eins. Die Bürger erwar-ten in erster Linie einen Anstieg der Strompreise und massive Veränderungen im Landschaftsbild.

Sie sind zwar überwiegend der Meinung, dass Deutschland eine energiepolitische Vorreiterrolle in Europa und der Welt einnehmen wird, geben sich jedoch unschlüssig, ob dadurch die deutsche Volkswirtschaft gestärkt wird. Die Gefährdung von Arbeitsplätzen

und das Entstehen von Versorgungs-engpässen wird eher weniger erwartet.

Mit Blick auf Erneu-erbare Energien bevorzugen die Haus-halte Wasserkraft und Photovoltaik. Wind-kraft- und Biogas-anlagen werden weniger stark präfe-riert. Dass Erneuer-bare Energien nicht nur abstrakt von der Bevölkerung

akzeptiert werden, wird auch daran ersichtlich, dass sich über die Hälfte der Befragten vorstellen kann, sich an diesen Erzeugungsanlagen finan-ziell zu beteiligen. 47 Prozent lehnen dies ab, wofür verschiedene Gründe angegeben werden.

Zumeist wird dies einem geringen eigenen Ver-mögen/Einkommen zugeschrieben. Desweiteren wird der Verzicht auf solche Investitionen mit einem fortgeschrittenen Alter begründet.

Die mit der Energiewende korrespondierenden Veränderungen im Landschaftsbild werden weni-ger akzeptiert, wenn diese unmittelbar in der eigenen Umgebung umgesetzt würden. 51 Pro-zent der Befragten lehnen Veränderungen vor der eigenen Haustür ausdrücklich ab.

Kommunen: „Energiewende ja – solange der Strom nicht ausfällt.“

An der Studie Energiewelt Ost beteiligte sich jede fünfte ostdeutsche Kommune mit mehr als 3.000 Einwohnern. Auf kommunaler Ebene steht die Frage nach der Versorgungssicherheit im Vorder-grund. Weitere wichtige Themen bilden die Bürger-akzeptanz in der Umsetzung von energiepolitischen Projekten sowie die Anwendbarkeit gesetzlicher Vorgaben. Deutlich weniger relevant ist das Thema

„Atomausstieg“, was sich auch darauf zurückfüh-ren lässt, dass sich im Untersuchungsgebiet keine Atomkraftwerke befinden. Interessant ist die unter-schiedliche Gewichtung von „Versorgungssicher-heit“ und „Netzausbau“. Obgleich beide Punkte in einen gemeinsamen Kontext gehören, werden sie doch unterschiedlich gewichtet.

Wie ihre Bürger erwarten die Kommu-nen im Zuge der Energiewende in erster Linie UNIVERSITÄT LEIPZIG UND enviaM REALISIEREN STUDIE ZUR „ENERGIEWELT OST“

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