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Das erste Interview Anfang Dezember nützte ich als Pilotstudie. Dabei wurde der Ge-genstandsbereich ganz offen erkundet. Der Patient 1 gab mir nur mangelhaft Auskunft auf meine Fragen. Ich hatte das Gefühl, dass er sich mir deutlich stärker präsentieren wollte, als er es in Wirklichkeit war, und auf diese Art und Weise die Aussagen verzerr-te. So musste das Instrument, das Leitfadeninterview, überarbeitet werden. Die Fragen sollten eindeutiger und leichter verständlich sein und es musste noch wesentlich mehr ins Detail gegangen werden. Die Pilotstudie wurde als Testlauf genutzt, um Fehlerquel-len zu beseitigen. So wurden von den 13 durchgeführten Interviews nur 12 für die Er-gebnisse der Studie ausgewertet.

5.4.2 Leitfadeninterview

Das Erhebungsinstrument meiner Wahl war das qualitative Leitfadeninterview, da kon-krete Aussagen über den Gegenstandsbereich das Ziel der Datenerhebung darstellten. Es

ist die gängigste Form, um zu einem Gerüst für die Datenerhebung und -analyse zu kommen. (Vgl. Bortz & Döring, 2006, S. 314)

Als Grundlage für das Konzept der offen formulierten Fragen dienten die theoretischen Vorannahmen. Dem Interviewpartner war es somit möglich, frei darauf zu antworten. Je konsequenter der Leitfaden angewendet wurde, desto größer wurde die Vergleichbarkeit der Daten. Da sich aber, nach Mayer, 2009, das Leitfadeninterview an der Forderung nach Offenheit qualitativer Forschung orientiert, sollte nicht zu starr am Leitfaden fest-gehalten werden, um nicht Relevantes zu verlieren. Es sollten aber auch zu weite Aus-schweifungen unterbunden werden, da dies sonst zu zeitaufwändig wäre. So ergibt sich ein nicht ganz strikter Verlauf des Leitfadens. (Vgl. Mayer, 2009, S. 37-38)

Ziel des Leitfadeninterviews ist es, eine kohärente Erklärung über eine Thematik geben zu können, indem man Aussagen von verschiedenen Personen zusammenfügt, um ver-allgemeinernde Schlüsse ziehen zu können. Der Forscher hat die Aufgabe, die gewon-nenen Informationen zu sortieren, zu analysieren und abzuwägen, was wichtig ist und was nicht. Auch müssen Details selektiert werden, um einen passenden Eindruck zu er-halten. Um festzustellen, ob eine Aussage richtig oder falsch ist, muss der Interviewer oft direkt und nachdrücklich nachfragen und vor allem gut zuhören um herauszufinden, was die genaue Perspektive des Befragten ist. (Vgl. Rubin & Rubin, 2005, S. 11-12) Auch ist es für den Interviewer möglich, spontan neue Fragen und Themen miteinzube-ziehen, die bei der Leitfadenkonzeption noch nicht in Erwägung gezogen wurden. Der Fragenkatalog ist so flexibel, dass auch bei der Interviewauswertung so viel Spielraum möglich ist, um gewisse Themenpunkte auszufiltern. (Vgl. Bortz & Döring, 2006, S.

314)

Das Leitfadeninterview ist wie eine Konversation über ein bestimmtes Thema, das als Basis Hauptfragen hat, die das Gespräch in die beabsichtigte Richtung leiten sollen.

Weiters wird anhand von Kontroll- und Detailfragen nachgefragt, um mehr in die Tiefe zu gehen, Klarheit zu erlangen und genauere Informationen zu erhalten. Beide, sowohl der/die Interviewende als auch der Befragte sollten in Betracht ziehen, dass das Ge-spräch eine Kooperation bzw. ein interaktiver Prozess ist, den beide gemeinsam prägen.

So sollte von Seiten des/der Interviewenden darauf Rücksicht genommen werden, dass die Konversationspartner individuell sehr unterschiedlich sind und dementsprechend

emphatisch damit umgegangen wird. Dabei macht es auch wenig Sinn, jedem exakt die-selben Fragen zu stellen. Wenn das Gespräch so geleitet wird, dass auf die Anliegen der befragten Person eingegangen wird und der/die Interviewende auch auf deren unter-schiedliche Erfahrungen individuell eingeht, da diese auch differente Auffassungen dar-über haben, hat das Interview eine höhere Qualität. Gerade aus diesen Gründen ist er/sie verpflichtet, auf die ethischen Richtlinien Wert zu legen. Diese beinhalten die Loyalität gegenüber den Befragten und auch deren Schutz. (Vgl. Rubin & Rubin, 2005, S. 14-15 und 34)

5.4.3 Leitfadeninterview-Fragen

Als Einstieg wurde erfragt, ob sich der Interviewteilnehmer so gut fühlt, dass er über seinen momentanen Zustand reden wolle, und wie der Patient sein Problem nennt. Wei-ters gab ich Erklärungen zum Datenschutz, zu meiner Schweigepflicht und über den geplanten Verlauf unseres Interviews.

Vergangenheit - Kindheit:

(Einbeziehung der Sozialanamnese, falls vorhanden) 1. Sind Sie mit beiden Elternteilen aufgewachsen?

2. Wer hatte am meisten Einfluss auf Ihre Erziehung? Sind Sie liebevoll erzogen wor-den?

3. Haben Sie Geschwister? Wenn ja: Schwestern/Brüder? Wie war Ihr Verhältnis zu ihnen?

4. Wie waren Sie als Kind?

 Selbstbewusst oder schüchtern

 Ruhig oder wild

 Spielten Sie lieber in der Gruppe oder allein

 Wer waren Ihre Freunde?

5. Hatten Sie in Ihrer Kindheit/Jugend starke Angst und oft Angst, Unlust, Sorgen, Schuldgefühle, Schlafprobleme, Appetitlosigkeit oder Wutanfälle?

Persönlichkeit - Bild als Mann:

6. Erzählen Sie mir von Ihren Werten als Mann:

 Was ist Ihnen wichtig?

 Wie muss ein Mann sein?

Beruf - Alltag:

7. Worüber ärgern Sie sich im Alltag am meisten?

 Eher privat oder beruflich?

8. Wie äußert sich Ihr Ärger?

9. Wie reagieren Sie darauf? Welches Gefühl verspüren Sie, wenn Sie sich ärgern?

 Ziehen Sie sich zurück, wollen Sie in Ruhe gelassen werden?

 Fühlen Sie Traurigkeit oder Kummer?

 Ärgern Sie sich häufig und werden dann impulsiv? oder benommen? oder unru-hig?

10. Wenn Ihnen jemand Hilfe anbietet, wie reagieren Sie darauf?

 Lassen Sie sich helfen oder können Sie allein Ihre Probleme lösen?

11. Sexuelles Interesse?

12. Wie bewältigen Sie Stress? Wie gehen Sie mit Stress um?

13. Wenn Sie sich ärgern oder Stress haben:

 Trinken Sie zur Entlastung Alkohol?

 Rauchen Sie vermehrt? Schauen Sie vermehrt TV/Computer

 Betreiben Sie exzessiv Sport?

 Verhalten sie sich risikofreudig? Z.B. beim Autofahren?

14. Sind Sie selber an Ihren Problemen schuld oder sind diese fremdverschuldet?

15. Fühlen Sie sich als Versager? Kritisieren Sie sich selbst häufig?

Krankheit:

16. Was waren die Auslöser für Ihre momentane Situation?

 Erlebnis

 schleichend

 einfach so

17. Welche körperlichen Auswirkungen erleiden Sie?

 Stehen diese im Zusammenhang mit Ihrem Zustand oder geht es Ihnen schlecht, weil Ihnen Ihr Körper Sorgen macht?

18. Wie haben Ihre

 Familie

 Berufskollegen

 Freunde darauf reagiert, dass Sie krank sind?

19. Fühlen Sie sich ausgegrenzt, weil Sie weniger belastbar/schwächer sind als sonst?

Zukunft:

20. Was werden Sie für sich tun, damit es Ihnen besser geht nach Ihrem Aufenthalt in Waiern?

 Aktivitäten allein oder in der Gruppe?

 Werden und wollen Sie wieder Verantwortung übernehmen?

21. Wollen Sie wieder kontrollieren?

22. Was hat sich bezüglich Ihrer Einstellung zu sich selbst verändert?