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Unkrautproblematik in Buntbrachen

4 PFLEGE VON BUNTBRACHEN

4.2 Unkrautproblematik in Buntbrachen

4.2.1 Zusammenfassung

Buntbrachen weisen meistens eine grössere Anzahl Spontanarten auf, die entweder im Ackerbau, im Futterbau oder in der Buntbrache unerwünscht sind und aufgrund ihrer Dichte oder ihres Vermehrungspotentials bekämpft werden müssen.. Die sehr hartnäckigen Arten Ackerkratzdistel (Cirsium _a/yet-Ise), .Ackerwinde (Convolvulus .arvensis) und Quecke (Agropyron-repens) erwiesen sich als nicht nachhaltig bekämpfbar. Sie gelten zusammen mit dem Kletten-Labkraut (Galium aparine) und dem Stumpfblättrigen Ampfer (Rumex obtusifolius) bei bedeutendem Auftreten als Grund, auf die Anlage einer Buntbrache zu verzichten. Ein Versuch mit Säuberungsschnitten zeigte, dass die Besatzdichte "einjähriger Ackerunkräuter bei angepasstem Schnittzeitpunkt (6-8 Wochen nach der Saat) reduziert werden kann. Der Einsatz eines Gräserherbizides gegen Queckennester wirkte über zwei Vegetationsperioden nach. Es stellte sich ferner heraus, dass sowohl Säuberungsschnitte als auch manuelle Jätarbeiten am besten wirken, wenn frühzeitig gejätet oder geschnitten wird und wenn der Schnitt tief erfolgt. Zu hoher Schnitt verstärkte zum Teil die Seitentriebbildung, zu später Schnitt konnte den Entwicklungsrückstand der Bunt-brachepflanzen nicht mehr beheben.

4.2.2 Methoden

Für einen Versuch mit Säuberungsschnitten wurden drei Versuchsfelder in Belp (BE), Hindelbank (BE) und Uettligen (BE) ausgewählt, auf welchen im Saatjahr 1995 (Saatzeitpunkt Mitte April) folgende Problemunkräuter ganzflächig einen Dominanzwert von mindestens 4 nach BRAUN-BLANQUET erreichten: Weisser Gänsefuss (Chenopodium album), Vielsamiger Gänsefuss (Chenopodium polyspermum), Windenknöterich (Polygonum convolvulus), Gewöhnlicher Hohlzahn (Galeopsis tetrahit), Wasserpfeffer-Knöterich (Polygonum hydropiper), Ampferblättriger Knöterich (Polygonum lapathifolium), Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum), Acker-Senf (Sinapis arvensis) sowie Raps (Brassica napus) als Durchwuchs der Vorkultur. Der Schnitt wurde vor dem Schossen von Kornblume (Centaurea cyanus) und Kornrade (Agrostemma githago) durchgeführt, damit diese eingesäten Ackerunkräuter mit dem Säuberung schnitt nicht ebenfalls erfasst wurden. Je nach Saatzeitpunkt kam der Schnitt zwischen 3. und 17. Juni des Anlagejahres zu liegen (rund 6-8 Wochen nach der Saat). Die Säuberungsschnitte wurden entweder auf 0-5 oder auf 5-15 cm Pflanzenhöhe durchgeführt. Die Triebzahl und die Gesamttrieblänge sowie der Deckungsgrad wurden vor dem Schnitt und bei Vollblüte der jeweils zu bekämpfenden Problemart (Zielpflanze) auf je 4 Tiefschnitt-, Hochschnitt- und Kontrollflächen (je 1 m2) registriert. Von den übrigen spontan auftretenden Unkrautarten (Nicht-Zielpflanzen) wurde jeweils gleichzeitig der Deckungsgrad geschätzt.

In Ipsach (BE) wurde Quecke (Agropyron repens) in einem Versuch mit drei Verfahren im 1. Standjahr einer Brache bekämpft: 1. Ein Jätdurchgang im ersten Versuchsjahr; 2. Ein Säuberungsschnitt am 31.5. des ersten Versuchsjahres und eine Behandlung mit „Fusilade Extra" am 17.6. (Gräserherbizid mit Wirkstoff Fluazifop-Fluazifop-butyl, Dosierung 3 I/ha); 3. Eine Behandlung mit „Fusilade Extra" am 31.5. und ein Säuberungsschnitt am 17.6. Die einzelnen Versuchsparzellen wiesen eine Grösse von 1 m2 auf (12 Wiederholungen pro Verfahren). Die Deckungswerte der dominantesten Arten und der totale Deckungsgrad aller angesäten Arten wurden im ersten bis vierten Versuchsjahr mehrfach erhoben.

42.3 Ergebnisse

Säuberungsschnitt

Die totale Triebzahl wie auch die Gesamttrieblänge liessen sich durch den Säuberungsschnitt stark reduzieren (Figur 14). Besonders Weisser Gänsefuss (Chenopodium album) und Ampferblättriger Knöterich (Polygonum lapathifolium) wiesen auch eine starke natürliche Mortalität auf. Hinsichtlich Triebzahl und Gesamttrieblänge war der Schnitt bei Gewöhnlichem Hohlzahn (Galeopsis tetrahit) und Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum) kaum wirksam.

Gewöhnlicher Hohlzahn (Galeopsis tetrahit) lief in mehreren Keimwellen auf, so dass vor allem bei Hochschnitt viele noch junge Pflanzen die durch den Schnitt entstandenen Lücken füllten.

Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum) ist durch seinen Rosettenwuchs zu Beginn auf Schnitt kaum anfällig, die niederliegenden Triebe wurden praktisch nicht • geschnitten. Acker-Senf (Sinapis arvensis) zeigte nach Schnitt einen deutlich verzweigteren Wuchs mit kürzeren Trieben.

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Figur 14: Prozentuale Veränderung der Triebzahl und der Gesamttrieblänge zwischen Schnittzeitpunkt und Vollblüte der zu bekämpfenden Unkrautart (drei Standorte, Mittelwerte aus je 4 Wiederholungen). CHE = Chenopodium album; GAL = Galeopsis tetrahit, POL = Polygonum lapathifolium; RAP = Raphanus raphanistrum; SIN = Sinapis arvensis.

Viele der angesäten Pflanzenarten sind Lichtzeiger. Sie ertragen bis zur Etablierungsphase keine starke Beschattung ohne dass sie mit einer Wuchsdepression reagieren. Die Etablierung der angesäten Arten ist darum besser, wenn sie in der Auflaufphase möglichst wenig durch einjährige, spontan auflaufende Arten konkurrenziert werden. Mit Säuberungsschnitten gelang es, für die Etablierung der erwünschten Arten gute Bedingungen zu schaffen. Die Deckungsgrade der unerwünschten Problemarten nahmen gegenüber der ungeschnittenen Kontrolle bei tiefem Schnitt markant, bei hohem Schnitt ebenfalls stark ab. Einzig der Ampferblättrige Knöterich (Polygonum lapathifolium) wurde irreversibel geschädigt. Die Variante mit tiefem Schnitt war bei jeder der fünf Arten effizienter als das Verfahren mit hohem Schnitt (Figur 15). Die Regeneration der Blattmasse fand bei hohem Schnitt schneller statt, weil bedeutend mehr unverletzte Seitentriebanlagen vorhanden waren. Die übrigen spontan auftretenden Unkrautarten (Nicht-Zielpflanzen) wurden gegenüber der ungeschnittenen Variante zumeist massiv gefördert (Figur 15). Eine Ausnahme bildete auch hier der Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum). Da diese Art kaum vom Schnitt betroffen wurde, breiteten sich die anderen Arten nur unwesentlich stärker aus als in der ungeschnittenen Fläche. Weisser Gänsefuss (Chenopodium album) konkurrenzierte die anderen Arten auch in der ungeschnittenen Fläche kaum. Er blieb dort meist dünn und schwach verzweigt, während die geschnittenen Pflanzen 2 - 4 Starktriebe ausbilden konnten.

Ob auch die bei späten Frühjahrssaaten auftretenden Wärmekeimer wie Gänsedisteln (Sonchus sp.), Hirsen (z. B. Panicum sp., Setaria sp.) oder Franzosenkraut (Galinsoga sp.) durch einen Säuberungsschnitt genügend kontrolliert werden, konnte nicht untersucht werden.

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Bekämpfte Unkrautart Bekämpfte Unkrautart

Figur 15: Veränderung des Deckungsgrades der zu bekämpfenden Problemart (Zielpflanzen) und der übrigen, spontan auftretenden Unkrautarten (Nicht-Zielpflanzen) zwischen Schnittermin und Vollblüte (drei Standorte, Mittelwerte aus je 4 Wiederholungen). CHE = Chenopodium album; GAL = Galeopsis tetrahit, POL = Polygonum lapathifolium; RAP = Raphanus raphanistrum; SIN = Sinapis arvensis.

Für die angesäten Buntbrachearten spielte die Schnitthöhe generell eine kleine Rolle. Der bessere Lichtzutritt zu den kleinen Keimlingen in den Wochen nach dem Schnitt schien für ihre Etablierung in beiden Varianten ausreichend zu sein. In Abhängigkeit von den Bodenverhältnissen und von der lokalen Samenbank wurden allerdings nicht immer die Arten der Mischung, sondern teilweise unerwünschte Spontanarten gefördert. So profitierten vom Säuberungsschnitt Wasserpfeffer-Knöterich (Polygonum hydropiper) und Windenkhöterich (Polygonum convolvulus), die an gewissen Standorten innert drei Wochen mehr als die Hälfte der frei gewordenen Fläche überdeckten. Für einen erfolgreichen Säuberungsschnitt sind damit drei Punkte zu beachten:

1. Der Schnittzeitpunkt muss so gewählt werden, dass die angesäten Mischungspflanzen geschont werden.

2. Die Wuchsstrategie der Zielpflanzen muss für einen Säuberungsschnitt anfällig sein. Die Pflanzen dürfen den Blattverlust nicht innert kurzer Zeit wieder kompensieren können.

3. Es dürfen keine sonstigen Spontanarten vorhanden sein, die durch den Säuberungsschnitt gefördert werden können und dadurch die Etablierung der angesäten Arten ebenfalls verhindern.

Säuberungsschnitt und Herbizidbehandlung

Das Gräserherbizid „Fusilade Extra" wirkte in beiden Kombinationsverfahren mit Schnitt gut gegen Quecke (Agropyron repens), zudem wurde die Mischung sichtbar gefördert (Figur 16). Die Unterschiede zur lediglich manuell von Weissem Gänsefuss (Chenopodium album) und Ampferblättrigem Knöterich (Polygonum lapathifolium) befreiten Kontrolle waren deutlich. Das Verfahren "Spritzung mit nachfolgendem Schnitt" konnte die unerwünschten Arten am besten zurückdrängen. Die Wirkung dauerte indirekt durch einen besseren Mischungsbestand auf den behandelten Flächen bis in den Herbst des zweiten Jahres an. Nach dem Absterben der

SIN

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wenig erfasst, zum Schnittzeitpunkt Ende -Mal keimten immer noch heue Individuen üd füllten die Lücken. in •Kürze wieder• äus. Vom späten Schnitt profitierte insbesondere der zur AnfängsentwiCklung sehr lichtbedüritge'Winderiknöterich (PölygonUm cbnvölvulUS).

Quecke

Figur 16: Deckungswerte von Quecke (Agropyron repens), und angesäten Mischungsarten in einem Versuch mit Säuberungsschnitt (Balkenmäher) und Applikation eines Gräserherbizids („Fusilade Extra", 3 I/ha) von 1994 bis 1997. Schnitt- und Spritztermine: 31.5./17.6.1994. Mittelwerte aus 12 Wiederholungen.

4.3 Die Ackerkratzdistel, ein Problemunkraut in ökologischen