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Interaktionen mit Nachbarflächen

4 PFLEGE VON BUNTBRACHEN

4.1 Interaktionen mit Nachbarflächen

4.1.1 Zusammenfassung

Buntbrachen besitzen im Verhältnis zu ihrer Fläche eine grosse Kontaktzone mit dem sie umgebenden Landwirtschaftsland, an der wechselseitige Nutzen/Schaden-Konflikte entstehen.

Im Keimlings- und Jugendstadium schädigten Herbizide, die bei der Behandlung von Nachbarfeldern abdrifteten, die meisten Buntbrachepflanzen empfindlicher als spontane Problemunkräuter und verschoben die Konkurrenzverhältnisse während über einem Jahr nach der Anlage zu Ungunsten der angesäten Pflanzenarten. Die vielfältige Zusammensetzung der Saatmischung trug dazu bei, dass die vielen angesäten mehrjährigen Arten die Verluste durch Herbizidschäden bei einzelnen einjährigen Arten weitgehend kompensieren konnten. Randzonen der Brachen, die mehrmals überfahren worden waren, entwickelten sich anders als ungestörte Zonen. Sie vergrasten meist schneller. Die meisten Buntbrache- und Spontanarten breiteten sich während der ersten beiden Anlagejahre weniger als zwei Meter in angrenzende Äcker hinein aus.

4.12 Methoden

Auf zwei Brachestreifen in Hindelbank (BE), die 24 Tage nach der Saat auf 1 m Breite durch Abdrift eines Herbizids aus dem benachbarten Maisfeld einen Herbizidschaden erlitten, wurden die botanischen Aufnahmen (BRAUN-BLANQUET 1964) der betroffenen Randzone der unbetroffenen, abgewandten Zone gegenübergestellt. Die parallele Entwicklung der Vergleichsflächen wurde in den ersten beiden Standjahren auf 1 m2 grossen Einzelparzellen verfolgt (12 Wiederholungen; Dauer von Juni 1994 bis Juli 1995).

Analoge Vergleiche wurden im Jahr 1995 auf zwei Buntbrachen in Belp (BE) und je einer Buntbrache in lpsach (BE) und Möriswil (BE) durchgeführt, deren Randbereiche im Verlauf des ersten Anlagejahres auf einer Seite überfahren worden waren und auf der anderen nicht.

Um die Ausbreitung von spontan aufgelaufenen und angesäten Pflanzenarten von Brachen in angrenzende Äcker zu untersuchen, wurden im September des zweiten Standjahres in Hindelbank angrenzend an zwei Streifen je 12 Transekte gelegt. Jeder Transekt war unterteilt in 5 Zählquadrate von 1 m2 mit einem mittleren Abstand von 0.5, 1.5, 2.5, 3.5 und 4.5 m. In jedem Zählquadrat wurde die lndividuendichte je Kräuterart ausgezählt. Der Acker war mit Wicke-Hafer-Gemenge bestellt worden.

4.1.3 Ergebnisse

Abdrift

Die geringen Deckungswerte der Mischungs- und der Spontanarten nach dem Abdriftschaden durch die Herbizidkombination Mikado / Dasul (Wirkstoffe Chlormesulon / Nicosulfuron) wurden innerhalb von drei Monaten nahezu kompensiert. Sie waren ab Ende des ersten Jahres für beide Gruppen mit der, nicht betroffenen Fläche vergleichbar (Figur 13). Die empfindlichen Ackerkräuter Klatschmohn (Papaver rhoeas), Kornblume (Centaurea cyanus), Kornrade (Agrostemma githago) und Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) litten stark. Die langsamer auflaufenden zweijährigen und ausdauernden Arten entgingen dem Herbizid weitgehend und setzten sich

Kontrolle Herbizidabdrift _.1

0

n

15.6.94 23.7.94 25.9.94 10.5.95 30..95

Figur 13: Wirkung von Herbizidabdrift auf die Deckungswerte von Mischungs- und Spontanarten (Hindelbank, erstes und zweites Standjahr).

Befahren der Buntbrache

co '—

(j) cc:$

cn cs)

60

z— cn cD 2

120 --

100 --

80 -

40 20 0

40 20

ähnlich wie auf der nicht geschädigten Fläche im zweiten Jahr bestandesdominierend durch. Im Schadensbereich blieben weit mehr offene Flächen zur erneuten Auskeimung einjähriger Arten bestehen als auf der Kontrollfläche; so dass sich auf den Flächen mit Herbizidschäden im zweiten Jahr eine arten- und strukturreichere Flora mit tieferem Deckungswert einstellte.

Die Beobachtung einer Herbizidabdrift sollte deshalb nicht • in jedem Falle zur Auflösung der Buntbrache führen. Dadurch, dass in der Mischung Pflanzen mit grundsätzlich verschiedenen Lebensstrategien edstieren, besteht. eine. gewisse. Gewähr, -dass keine Totalausfälle auftretgrf.

Für die Beurteilung der Situation sind neben der Mischung vor allem die Standortverhältnisse massgebend. Im vorliegenden Fall bestand die Standortflora praktisch ausschliesslich aus einjährigen Arten, die die Mischungspflanzen nur wenige Monate konkurrenzieren. Die Lage dürfte grundsätzlich anders aussehen, wenn Arten wie Quecke (Agropyron repens) oder Gemeines Rispengras (Poa trivialis) die Lücken besetzen. In diesem Fall ist zu vermuten, dass eine Herbizidabdrift die Hauptursache für einen dauerhaft schlechten Buntbrachebestand werden kann.

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Rändern deutlich unterscheidbare Mittelzone aus. Die berechneten; Unterschiede im Deckungswert zwischen Mittelzone und Randzone bewegten sich je Art häufig unterhalb von 4%.

In vergleichenden Beobachtungen an anderen, ganzflächig befahrenen Standorten fiel lediglich die Förderung von Färber-Hundskamille (Anthernis tinctoria) durch Überfahrt äuf. Die niedergefahrenen Pflanzen konnten im Extremfall an sämtlichen Blattachseln gleichzeitig aufsteigende Neutriebe bilden. Gräser wurden entgegen der Erwartung durch Überfahrt nicht generell gefördert. Auf den 4 Standorten waren überall genügend überwinternde Zweijährige und Kleearten vorhanden, die die Einwanderung von Qräsern in die Lücken bremsten.

Tabelle 5: Differenz der Deckungswerte verschiedener gesäter Arten zwischen s Mittelzone und überfahrener Randzone von Bunthrachen (Standorte: 2x Belp, Ipsach, •Möriswil).

Vor Überfahrt (Herbst) Nach Überfahrt(Sommer) Gesäte Arten Deckungswert-Paarweiser t- Deckungswert-

Differenz (`)/0) Test Differenz (/0)

Paarweiser

Eindringen von Buntbrachepflanzen in den angrenzenden Acker

Von den angesäten Arten breiteten sich innerhalb der zwei Anlagejahre lediglich die Möhre (Daucus carota) und punktuell der Klatschmohn (Papaver rhoeas) über mehr als 4 m Entfernung vom Streifen aus (Tabelle 6).). Die Jungpflanzen der gesäten Arten breiteten sich durch umgefallene oder niedergefahrene Triebe nur über die Distanz ihrer Wuchshöhe horizontal aus.

Die hakigen Samen der Möhre (Daucus carota) bildeten eine Ausnahme. Echt windverbreitete Arten sind in der Mischung allerdings nicht vorhanden. Deshalb blieb die seitliche Ausbreitung aller anderen Mischungspflanzen auf rund zwei Meter beidseitig der Streifen beschränkt.

Praxiserfahrungen zeigen aber, dass sich entlang von älteren Bracheflächen auch die Wilde Karde (Dipsacus fullonum) sehr stark in den Kulturen etablieren kann. Die Spontanarten traten in unmittelbarer Nähe des Streifens gehäuft auf, waren aber meist über die ganze Transektdistanz von 5 m vorhanden. Die niederwüchsigen und schnell zur Samenreife gelangenden Arten konnten sich in der zuweilen kahlen Grenzzone zwischen Streifen und Kultur ohne Probleme behaupten. Diese Randzonen existierten, weil die Saat der Feldfrucht nicht bis zum Streifenrand erfolgte (offene Pflugfurche von 20-30 cm Breite).

Einzelne Arten konnten. wegen des zu späten Abreifezeitpunktes oder der Keimungsbiologie nicht erfasst werden. Die Kornblume (Centaurea cyanus) beispielsweise keimt bei warmen Spätsommertemperaturen kaum. Die Samen der Wegwarte (Cichorium intybus) verbleiben lange in den Samenständen und werden durch eine Herbstaufnahme nicht erfasst.

Die grösste Gefahr aktiver Verschleppung von Samen entsteht beim Mitreissen seitlich herausragender, reifer Samenstände durch Erntemaschinen. oder Bodenbearbeitungsgeräte.

Tabelle 6: Ausbreitung von angesäten Brachepflanzen in angrenzende Äcker nach zwei Jahren.

(Hindelbank, zwei Brachestreifen, Mittelwerte aus je 12 Transekten, zweites Standjahr) Mittlere Entfernung (m) vom

randständigen Streifen 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5

Mittlere Entfernung (m) vom Streifen in der Feldmitte 0.5 1.5 2.5 3.5 4.5