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Einfluss des Saatverfahrens

3.3.1 Zusammenfassung

Für die Anlage kleinflächiger Buntbrachen ist eine Saat von Hand empfehlenswert, auf grösseren Flächen drängt sich ein maschinelles Verfahren mit einem pneumatischen Saatgerät für Feinsämereien auf. Für eine optimale Verteilung muss das Saatgut bei Handsaat mit rund zwanzigfachem Volumen Saathelfer wie Sand oder Sägemehl gestreckt werden. Übliche Reihensämaschinen sind für die Ansaat von Brachen schlecht geeignet. Gründe hierfür sind die geringen Saatmengen und die stark unterschiedlichen Samengrössen der verschiedenen Mischungskomponenten, welche zu Entmischung des Saatguts oder zu Verstopfung der Sämaschine führen. Saatverfahren wie der Einsatz von Säsack oder Säkarren sind komplizierter in der Anwendung und bringen im Vergleich zu Handsaat keine besseren Ergebnisse.

Neuanlagen sollten unmittelbar nach der Saat Zur Verbesserung des Bodenschlusses gewalzt werden. Auf Flächen, die nicht angewalzt werden, ist das Auflaufen der Buntbrachepflanzen meist verzögert und wesentlich dünner.

3.3.2 Methoden

Die Untersuchungen wurden von 1994 bis 1996 mit je 4 Wiederholungen in einer Buntbrache am Standort Schlosswil (BE) durchgeführt. Die jeweils 60 m2 grossen Einzelparzellen wurden im April 1994 mit 4 verschiedenen Saatverfahren (Tabelle 2) angesät. Dreimal jährlich wurden auf jeweils 3 m2 pro Parzelle Vegetationsaufnahmen nach BRAUN-BLANQUET (1964) durchgeführt. Die BRAUN-BLANQUET-Deckungsgrade wurden nach HÄUPLER (1982) in Prozentwerte umgerechnet.

Die Eignung der Saatverfahren wurde einerseits nach den im Saatgerät auftretenden Rückständen, andererseits nach der Homogenität und Stetigkeit der auflaufenden Arten beurteilt.

Auf einem Versuchsfeld in Kerzers (FR) mit analogem Versuchsdesign wurde die eine Hälfte der Anlage nach der Saat gewalzt, die andere eingestriegelt. Die Methode der botanischen Aufnahmen entsprach derjenigen von Schlosswil. Zur Gegenüberstellung der zwei Bearbeitungsverfahren wurden die Sommeraufnahmen des ersten und zweiten Standjahres herangezogen.

Tabelle 2: Untersuchte Saatverfahren für Buntbrachen.

Handsaat: Saat von Hand, Saatgut mit Sand als Saathelfer im Verhältnis 1:30 gemischt.

Säsack: Stoffsack mit Särohr und Dosierklappe, Saatgut ohne Saathelfer

Säkarren: Einrädriger Karren mit Säbalken und Dosierklappen, Saatgut ohne Saathelfer Pneumatisch: SämaSchinelür Föinsämereien Vom Typ Krummenacher, Saatgut ohne Saäthelfer

a3.3 Ergebnisse Saattechnik

Aus technischer Sicht scheidet die Saat mit einer Reihensämaschine aus, weil sich das Saatgut sofort entmischt, die Saatmenge nicht fein genug dosiert werden kann und einige Samen bei flachen Sätrichtern nicht nachrutschen. Im Säkarren blieben die sperrigen, hakigen Samen von Möhre (Daucus carota), Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia) oder Borretsch (Borago officinalis) in der Transportbürste hängen, die sehr kleinen rundlichen Samen von Gemeinem Johanniskraut (Hypericum perforatum), Klatschmohn (Papaver rhoeas) und Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) jedoch rutschten immer wieder auf den Grund des Saatbalkens zurück, die Saat wurde selektiv. Dieser Nachteil wurde bei grösserem Füllvolumen und entsprechend grösserer Saatfläche gemildert. Mit Handsaat konnte eine sehr gute Verteilung erreicht werden, sofern das Saatgut in mehrere Portionen aufgeteilt und die Fläche zwei- bis mehrmals übersät wurde. Die Limiten lagen im Zeit- und Materialaufwand. Bei pneumatischen Sämaschinen fand keine Entmischung statt und die Abdreharbeit zur richtigen Einstellung der Saatmenge war schnell erledigt. Allerdings brauchte es für eine konstante Durchmischung im Säkasten ein Mindestfüllvolumen von einigen hundert Gramm, entsprechend einer zu säenden Fläche von drei Aren und mehr. Die technischen und arbeitswirtschaftlichen Vorteile der pneumatischen Sämaschine wurden im Verfahrensvergleich bei grösseren Anlageflächen erheblich.

Da die relativen Grössenverhältnisse der Samen in den heute verwendeten Mischungen gegenüber den hier beschriebenen Versuchen der Jahre 1994-1996 mit der Hinzunahme des grossamigen Buchweizens noch extremer geworden sind, dürfte sich die Ent-mischungsproblematik in den dafür anfälligen Saatverfahren noch verstärkt haben.

Die Unterschiede der Artenzahlen zwischen den Saatverfahren waren gering. Jedes Verfahren brachte im ersten und zweiten Jahr über die Hälfte der gesäten Arten hervor, andererseits sank die Artenzahl auch bei jedem Verfahren im dritten Jahr unter die Hälfte der gesäten Arten (Figur 6). Die Artenzahl pro Fläche wurde durch die unterschiedliche Verteilgenauigkeit der Verfahren nicht wesentlich beeinflusst. Jedes gewählte Verfahren vermochte zu genügen, da vom möglichen Potential von 32 gesäten Arten im Verlauf der ersten zwei Jähre in jedem der 4 Verfahren mindestens 30 Arten in grösserer oder kleinerer Zahl erschienen.

30

25

20 czi c 15 a)

10

Handsaat I Säsack

Säkarren

=1 Pneumatisch

5/94 7/94 10/94 5/95 7/95 10/95 5/96 7/96 9/96

Aufnahmedatum

Figur 6: Entwicklung der Zahl angesäter Arten während drei Versuchsjahren in Buntbrachen (Schlosswil, 4 Wiederholungen, 1994-1996) nach Anwendung von 4 verschiedenen Saatverfahren.

Handsaat -ilSasack

Säkarren CZ=I Pneumatisch 100

90 80

;se 70

60 co 50

= 40 30 20 10

n-fb

5/94 7/94 10/94 5/95 7/95 10/95 5/96 7/96 9/96

Aufnahmedatum

Figur 7: Entwicklung der Deckungswerte (%) der angesäten Arten während drei Versuchsjahren in Buntbrachen (Schlosswil, 4 Wiederholungen, 1994-1996) nach Anwendung von 4 verschiedenen Saatverfahren.

Die Deckungswerte waren in allen Verfahren uneinheitlich. Zu gewissen Aufnahmezeitpunkten gab es deutliche Unterschiede zwischen den Verfahren, aber ohne erkennbare Tendenz über alle Zeitpunkte (Figur 7). Massiertes Auftreten dominanter Arten beeinflusste die Deckungsgrade zu einzelnen Zeitpunkten stark.

Walzen oder Striegeln nach der Saat

Der schnell blühende Weisse Senf (Sinapis alba) und die Ackerbegleitkräuter Klatschmohn (Papaver rhoeas) und Kornblume (Centaurea cyanus), sowie die Ruderalarten Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria) und Wegwarte (Cichorium intybus) reagierten im ersten Standjahr besser auf Walzen als auf Striegeln (Figur 8). Umgekehrt verhielt sich nur Buchweizen (Fagopyrum esculentum; nicht dargestellt), eine grosssamige Art mit schneller Anfangsentwicklung. Die restlichen Arten, auch die wenigen bedeutenden Spontanarten,

verhielten sich indifferent. Die Differenz zwischen Walzen und Striegeln wurde bei den bestandesprägenden Arten Färber-Hu ndskamille (Anthemis tinctoria) und Wegwarte (Cichorium intybus) im zweiten Jahr grösser. Schafgarbe (Achillea millefolium) und Königskerze (Verbascum densiflorum) setzten sich praktisch nur im gewalzten Teil fest und auch der lästige Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides) fand dort bessere Bedingungen für den Neuaustrieb. Eine stärkere Ausdehnung auf der gestriegelten Fläche verzeichneten die zweijährigen Arten Natternkopf (Echium vulgare), Grosse Klette (Arctium lappa), Wilde Karde (Dipsacus fullonum) und Wilde Malve (Ma/va sylvestris) sowie die mehrjährigen Arten Margerite (Leucanthemum wilgare) und Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea).

Achillea millefolium Alopecurus myosuroides Anthemis tinctoria Arctium lappa Centaurea cyanus Centaurea jacea Cichorium intybus Daucus carota Dipsacus fullonum Echium vulgare Leucanthemum vulgare Ma/va silvestris Papaver rhoeas Pastinaca sativa Silene alba Sinapis alba

Verbascum densiflorum

Juli 95 ma Juli 96

Einstriegeln besser Walzen besser

10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Differenz der Deckungswerte in "Yo

Figur 8: Vergleich der Deckungswertdifferenzen von Einzelarten zwischen gewalzten oder gestriegelten Buntbracheflächen im ersten und zweiten Standjahr (Kerzers).

Die Gesamtzahl der. Keimlinge war auf der gestriegelten Fläche einen Monat nach Anlage 44%

geringer, die Deckungswerte blieben bis Ende des zweiten Jahres im Durchschnitt 12% unter denjenigen auf der gewalzten Fläche. Walzen beurteilen wir aufgrund der schnelleren Keimung und höheren Überlebensrate der angesäten Arten als besser. Die Beobachtungen auf weiteren Versuchsflächen zeigten, dass die angesäten Arten bei fehlendem Walzen oder nach Walzen zu einem späteren Zeitpunkt nur spärlich aufliefen, wenn in den ersten zwei Wochen nach der Saat kein starker Regen fiel.