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Mechanische Bodenbearbeitung zur Förderung der botanischen Vielfalt

Distanz zu männlichen Pflanzen (m)

AGB 95 SIL 95 UBE 94 UBE 95 19 Arten 10 Arten 32 Arten 29 Arten

4.8 Mechanische Bodenbearbeitung zur Förderung der botanischen Vielfalt

4.8.1 Zusammenfassung

Die botanische Vielfalt von Brachen nimmt im Verlauf der Zeit je nach Standort mehr oder weniger schnell ab. Versuche sollten zeigen, ob durch mechanische Bodenbearbeitung diese Entwicklung verlangsamt oder gestoppt werden könnte. Erste Ergebnisse zeigen, dass in älteren Buntbrachen eine Bodenbearbeitung im Herbst durchaus positive Auswirkungen zur Förderung der botanischen Vielfalt haben kann. Dabei können sich vor allem einjährige Arten, die nach dem Versamen im ersten Standjahr verschwunden waren, wieder für ein Jahr etablieren.

Bodenbearbeitungsverfahren, die nur kleine Lücken in den Brachebeständen schaffen, scheinen für den gewünschten Zweck nicht geeignet zu sein, da sich in diesem Fall Gräser aus noch bewachsenen Teilflächen sehr schnell ausbreiten.

4.8.2 Methoden

Die Versuche wurden von April 1996 bis September 1998 mit 4 Wiederholungen am Standort Zürich-Reckenholz (ZH) nach Ansaat einer handelsüblichen Buntbrachemischung auf Einzelparzellen von 3 m x 6 m durchgeführt. Es wurden 7 verschiedene mechanische Verfahren der Bodenbearbeitung untersucht (Tabelle 10). In den Verfahren mit Einsatz von Grubber oder Federzinkenegge wurden die Brachebestände vor der Bodenbearbeitung geschnitten und das Schnittgut weggeführt. Jedes Jahr im Mai und September wurden auf Dauerquadraten von jeweils 4 m2 die einzelnen Arten und deren Deckungsgrade festgehalten. Mit Hilfe einer Varianzanalyse und nachfolgendem Fisher's LSD-Test wurden die Mittelwerte der Artenzahlen und der Deckungswerte von Einzelarten auf statistisch signifikante Unterschiede geprüft.

Tabelle 10: Gewählte Verfahren zur Untersuchung des Einflusses mechanischer Bodenbearbeitung auf die Vegetationsentwicklung von Brachen.

Schnitt ohne Wegführen des Schnittguts Schnitt ohne Wegführen des Schnittguts

Herbst zweites Standjahr

Um die Wiederbesiedlung von entstandenen Lücken in den Pflanzenbeständen zu beobachten, wurden in vierjährigen Bradheflächen am Standort Zürich-Reckenholz (ZH) Ende April :1998 künstlich jeweils 4 Lücken von 25 cm x 25 cm geschaffen. Dies geschah mit je 4 Wiederholungen sowohl in Beständen mit hohem Grasanteil - vor allem Knaulgras (Däctylis glomerata), Fromental (Arrhenatherum elatius) und Kriechendes Straussgras (Agrostis stolonifera)) - als auch in solchen mit hohem Kräuteranteil - vor allem Dost (Origanutn vulgate), Johanniskraut (Hypericum

perforatum) und Wilde Karde (Dipsacus fullonum). Danach wurden monatlich die eingewanderten Arten bestimmt und die Anzahl gekeimter Gräser und Kräuter in den Lücken gezählt.

4.8.3 Ergebnisse

Unsere Untersuchungen zeigen, dass je nach Standort die Artenvielfalt der Brachen schon im zweiten oder dritten Jahr abzunehmen beginnt. Es stellte sich die Frage, ob diese Entwicklung durch mechanische Bodenbearbeitung verlangsamt, gestoppt oder gar umgekehrt werden könnte._ Die -bisher -im- Rahmen- des Versuchs 'mit rhethähiäöher Bodenbearbeitung in älteren Buntbrachen erhaltenen Resultate zeigen, dass gewisse Verfahren die Artenvielfalt tendenziell steigern können. Insbesondere die im Herbst durchgeführte Bearbeitung mit einer Federzinkenegge war erfolgreich (Figur 22). Aufgrund der grossen Variabilität zwischen den Wiederholungen konnte aber kein statistisch signifikanter Unterschied zur nicht bearbeiteten Kontrolle festgestellt werden.

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Figur 22: Botanische Vielfalt nach Einsatz verschiedener mechanischer Pflegeverfahren in Buntbrachen.

Durchführung der Verfahren im Herbst des zweiten oder im Frühjahr des dritten Standjahres.

Vegetationsaufnahmen im Sommer des dritten Standjahres. Mittelwerte aus 4 Wiederholungen; Standort Zürich-Reckenholz; Verfahren ohne signifikante Unterschiede sind mit gleichen Buchstaben gekennzeichnet; p<0.05, Fisher's LSD-Test.

Bei näherer Betrachtung der zusätzlich geförderten Arten ergab sich, dass bei Bodenbearbeitung im Herbst vor allem die einjährigen Arten profitieren konnten. Von den ursprünglich angesäten Arten betraf dies besonders den Klatschmohn (Papaver rhoeas) und die Kornrade (Agrostemma githago). Die meisten der geförderten einjährigen Arten werden in der Literatur als Herbstkeimer beschrieben (HÄFLIGER & BRUN-HQOL 1968). Dies gilt nicht für den Klatschmohn, der sowohl im Frühjahr als auch im Herbst keimt, bei Bodenbearbeitung im Frühjahr aber möglicherweise durch veränderte Konkurrenzverhältnisse stärker unterdrückt wurde als bei mechanischer Bearbeitung im Herbst (Figur 28). Auf den Parzellen mit Bodenbearbeitung im Frühjahr konnte im Vergleich zur Kontrolle keine Zunahme der Vielfalt beobachtet werden, da Frühjahrskeimer mit einjährigem Lebenszyklus am untersuchten Standort weitgehend fehlten oder sich im entwickelnden Pflanzenbestand mit mehrjährigen Arten nicht etablieren konnten.

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Figur 23: Deckungsgrad des Klatschmohns (Papaver rhoeas) nach Einsatz verschiedener mechanischer Pflegeverfahren in Buntbrachen. Durchführung der Verfahren im Herbst des zweiten oder im Frühjahr des dritten Standjahres. Vegetationsaufnahmen im Sommer des dritten Standjahres. Mittelwerte aus 4 Wiederholungen, Standort Zürich-Reckenholz; Verfahren ohne signifikante Unterschiede sind mit gleichen Buchstaben gekennzeichnet; p<0.05, Fisher's LSD-Test).

Es war erwartet worden, dass durch liegenbleibendes Schnittgut Lücken in den Brachebeständen geschaffen werden könnten, in welchen Arten günstige Keimbedingungen vorfänden, die in den ersten Standjahren der Brache versamten. Dies geschah aber nicht. Die Verfahren mit liegenbleibendem Schnittgut führten auf den Versuchsparzellen sogar zu einer deutlich reduzierten botanischen Vielfalt. Eine mögliche Erklärung dafür liegt darin, das nur sehr kleine Lücken entstanden, welche vom Rand her schnell wieder von vorhandenen, konkurrenzstarken Pflanzenarten gedeckt wurden. Darauf deuten auch separat durchgeführte Versuche zur Besiedlung von Lücken in Brachen hin. Dabei zeigte sich, dass sich nur sehr wenige Arten in den vorhandenen vegetationsfreien Lücken etablierten und dass besonders in grasreichen Brachebeständen eine sehr schnelle Besiedlung durch die vorhandenen Grasarten stattfand (Figur 24). Auch in kräuterreichen Brachen wurden vorhandene Lücken eher durch Gräser als durch Krautarten besetzt. Dort fand die Besiedlung durch die Gräser aber deutlich langsamer statt.

Die bisher getesteten Bodenbearbeitungsverfahren müssen hinsichtlich einer positiven Wirkung auf die botanische Vielfalt in Brachen noch optimiert werden und weitere Verfahren sollten untersucht werden, bevor in diesem Bereich gesicherte Empfehlungen an die Praxis weitergegeben werden können.

Arten Kräuter Gräser

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1

70

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0 40 30 2 20 10 0

20 24 28 33 20 24 28 33 20 24 28 33

Jahreswoche krautreich —D—grasreich

Figur 24: Wiederbesiedlung von Lücken in grasreichen oder krautreichen vierjährigen Buntbrachebeständen. Entwicklung der Anzahl Arten und der lndividuenzahlen von Kräutern und Gräsern auf je 4 vegetationsfreien Quadraten (25 cm x 25 cm) pro Wiederholung. Mittelwerte aus 4 Wiederholungen, Standort Zürich-Reckenholz.