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Erfolg von Spontanbegrünungen

3.5.1 Zusammenfassung

Von 1994 bis 1996 wurde überprüft, ob auf typischen Ackerböden des Mittellandes durch Spontanbegrünung vielfältige Pflanzenbestände auf Bracheflächen entstehen. Es traten keine seltenen Arten auf und die Vielfalt an Blütenpflanzen blieb tief. Ausserdem ware)) auf spontan begrünten Flächen mehr landwirtschaftliche Problemunkräuter zu beobachten als auf Vergleichsflächen, die mit einer Buntbrachemischung angesät worden waren. Auf den üblicherweise gut mit Nährstoffen versorgten Ackerböden des Mittellandes werden mit Ansaatn von Buntbrachemischungen meist bessere Ergebnisse erzielt als mit spontaner Begrünung, da sich artenreichere Pflanzenbestände etablieren und Problemunkräuter besser unterdrückt werden. Auf mageren, skelettreichen Böden ohne Druck von Problemarten sollten jedoch vermehrt Flächen der spontanen Begrünung überlassen werden. Dadurch könnten Kosten für Saatgut gespart und lokal angepasste Pflanzentypen gefördert werden (LAMBELET 1995). Wie Erfahrungen aus dem In- und Ausland zeigen, müssen Standorte für Spontanbegrünungen aber gezielt Lind sorgfältig ausgewählt werden.

3.5.2 Methoden

Die Untersuchungen wurden zwischen April 1994 und Juli 1996 an 13 Standorten in Alberswil

Parzellen wurden jeden Oktober gemulcht. Das Pflanzenmäteriar wurde auf den Flächen belassen. Die Flächen wurden jedes Jahr im Juli vegetationskundlich untersucht. Dabei wurden auf je 6.25 m2 die auftretenden Arten und die Ertragsanteile jeder Art festgehalten. Als selten wurden Arten dann bewertet, wenn sie in der entsprechenden regionalen Roten Liste der Blütenpflanzen (LANDOLT 1991) verzeichnet waren. Innerhalb des Spektrums gefundener Pflanzenarten wurden Ackerkratzdistel (Cirsium arvense), Zaunwinde (Calystegia sepium), Ackerwinde (Convolvulus arvensis), Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius), Quecke (Agropyron repens) und Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides) als landwirtschaftliche Problemunkräuter bezeichnet. Die erhobenen Rohdaten wurden auf Normalverteilung geprüft und nötigenfalls transformiert. Die berechneten Mittelwerte wurden mit Hilfe eines paarweisen t-Tests auf statistisch signifikante Unterschiede geprüft.

Tabelle 3: Artenzusammensetzung der angesäten Buntbrachemischung.

Kornrade (Agrostemma githago) Grosse Klette (Arctium lappa) Kümmel (Carum carvi)

Kornblume (Centaurea cyanus) Wegwarte (Cichorium intybus) Möhre (Daucus carota)

Wilde Karde (Dipsacus fullonum) Natternkopf (Echium vulgare) Wilde Malve (Ma/va sylvestris) Weisser Honigklee (Melilotus alba) Dost (Origanum vulgare)

Rainfarn (Tanacetum vulgare) Pastinak (Pastinaca sativa)

Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) Gemeine Margerite (Leucanthemum vulgare) Echte Kamille (Matricaria chamomilla) Zweijährige Nachtkerze (Oenothera biennis) Futter-Esparsette (Onoblychis viciifolia) Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas)

Weisse Waldnelke (Silene alba)

Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium) Grossblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria)

Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)

Gemeines Johanniskraut (Hypericum perforatum) Feld-Witwenblume (Knautia arvensis)

3.5.3 Ergebnisse

In der Europäischen Union werden auf dem vom Gesetz vorgeschriebenen stillgelegten Teil des Ackerlandes hauptsächlich einfache Klee-Gras-Mischungen angesät. Oft werden Flächen aber auch einer spontanen Begrünung überlassen (ANONYMUS 1994). In den letzten Jahren arbeiteten verschiedene Forschungsgruppen daran, den ökologischen Wert dieser beiden Typen von Flächenstillegungen miteinander zu vergleichen. Meist schnitten die spontan begrünten Flächen hinsichtlich Förderung der floristischen und faunistischen Artenvielfalt deutlich besser ab (GREILER 1994, SMITH et al. 1994). Aus dem Samenvorrat des Bodens hervorgegangene Pflanzengesellschaften sind einerseits ökologisch sinnvoll, da sie dem Standort gut angepasst sind und andererseits ökonomisch interessant, da die Saatgutkosten wegfallen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es abzuklären, wie gut sich spontanbegrünte Brachen auf den intensiv genutzten Ackerböden des Mittellandes anlegen lassen und mehr über das Potential dieser Böden zur Etablierung vielfältiger Pflanzenbestände zu erfahren. Ausserdem sollten Aussagen über das Auftreten von landwirtschaftlichen Problemunkräutern auf spontanbegrünten Flächen gemacht werden.

Auf keiner der untersuchten spontan begrünten Flächen konnte im Verlauf der drei Versuchsjahre eine Art der Roten Liste gefunden werden. Die Spontanbegrünungen wurden von Arten wie dem Vielsamigen Gänsefuss (Chenopodium polyspermum) oder dem Weissklee (Trifolium repens) dominiert, welche eine intensive Nutzung während längerer Zeit anzeigen. Die sechs am häufigsten auftretenden Arten machten mit ungefähr 40% einen grossen Teil der auf den Flächen produzierten Biomasse aus (Tabelle 4).

Tabelle 4: Stetigkeit (Anteil der Flächen, auf welchen eine Art vorhanden ist) und Ertragsanteile der sechs häufigsten Arten pro Jahr in ein- bis dreijährigen Spontanbegrünungen (13 Standorte; 1994- 1996).

Arten '94

Stetigkeit in % '95 '96

Ertragsanteil in %

'94 '95 '96

Chenopodium polyspermum 93 8

Taraxacum officinale 87 92 3 15

Trifolium repens 73 92 62 2 16 1

Polygonum_persicaria 7-3 8'

Rumex obtusifolius 73 5

Echinochloa crus-galli 67 13

Poa annua 69 5

Poa pratensis 62 3

Phleum pratense 54 85 3 8

Poa 46 69 1 6

Dactylis glomerata 85 10

Lolium multiflorum 77 3

Arrhenatherum elatius 77 9

Total 39 43 37

Der Vegetationstyp der Flächen änderte sich im Verlauf der drei Jahre stark. Die zu .Beginn von einjährigen Segetalarten dominierten Bestände der Spontanbegrünungen entwickelten sich schnell zu grasbetonten Pflanzengesellschaften. Nur Weissklee (Trifolium repens) wurde in jedem Jahr mit hoher Stetigkeit beobachtet. Er erreichte im zweiten Jahr den höchsten Ertragsanteil. Da Pflanzenarten mit einjährigem Lebenszyklus nur im ersten Jahr einen hohen Anteil am Ertrag ausmachten und keine Arten der Roten Liste auftraten, kann gefolgert werden, dass in diesen mehrjährigen Brachebeständen auf bisher intensiv genutztem Ackerland eine Förderung seltener Ackerwildkräuter nur sehr bedingt möglich ist. Für diesen Zweck sind Ackerschonstreifen mit jährlich stattfindender Bodenbearbeitung geeigneter. Andererseits dürften durch das schnelle Verschwinden einjähriger Arten auch Befürchtungen zerstreut werden, dass rriittelfristig in benachbarten Ackerparzellen Probleme durch einfliegende Samenunkräuter entstehen könnten (JoNEs & NAYLOR 1992).

Auf nährstoffreichen Ackerböden wurde in den untersuchten Spontanbegrünungen mit durchschnittlich 14 bis 16 Arten pro 6.25 m2 nur eine geringe botanische Vielfalt festgestellt (Figur 10). Dieser Wert blieb über die drei Versuchsjahre konstant, obwohl sich die Artenzusammensetzung in dieser Zeit stark änderte. Im Vergleich dazu lag die durchschnittliche Artenzahl in den angesäten Buntbrachen mit 22 bis 27 Arten pro 6.25 m2 in allen drei Jahren signifikant höher. Ausserdem entwickelten sich in den Buntbrachen Bestände mit einem hohen Anteil an Kräutern, die für blütenbesuchende Insekten sehr interessant sind. Erfahrungen aus anderen Projekten zeigen aber, dass auf nährstoffarmen, skelettreichen Böden ein deutlich besseres Potential für Spontanbegrünungen besteht als auf den von uns untersuchten Ackerböden, und dass dort wertvolle Pflanzenbestände etabliert werden können (LAMBELET 1995). Da sich in angesäten Buntbrachen aufgrund .der Konkurrenz durch die angesäten Arten signifikant weniger Arten aus dem Samenvorrat des Bodens etablieren konnten als in Spontanbegrünungen (Figur 11), sollte auf den erwähnten mageren Böden aus ökologischen und ökonomischen Gründen auf Ansaaten verzichtet werden.

Im Rahmen der Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Standorte, welche 2u Beginn keine oder nur wenige Problemunkräuter aufwiesen, auch später praktisch frei von Unkrautproblemen blieben. Auf den Flächen mit vorhandenen Unkrautproblemen hingegen entwickelten sich deutlich mehr Problemunkräuter in den Spontanbegrünungen als in den

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1

1. Standjahr 2. Standjahr 3. Standjahr 1:1Buntbrache CISpontanbegrünung

Figur 10: Entwicklung der botanischen Vielfalt in Spontanbegrünungen und angesäten Buntbrachen an 13 Standorten in ein- bis dreijährigen Beständen (Aufnahmefläche 6.25 m2; 1994-1996; homogene Gruppen im selben Jahr sind mit gleichen Buchstaben gekennzeichnet; p<0.05, paarweiser t-Test).

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1. Standjahr 2. Standjahr 3. Standjahr CIBuntbrache C1Spontanbegrünung

Figur 11: Durchschnittliche Anzahl Arten aus dem Samenvorrat des Bodens in Spontanbegrünungen und angesäten Buntbrachen an 13 Standorten in ein- bis dreijährigen Beständen (Aufnahmefläche 6.25 m2;

1994-1996; homogene Gruppen im selben Jahr sind mit gleichen Buchstaben gekennzeichnet; p<0.05, paarweiser t-Test).

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Welche Anlage- und Pflegeverfahren geeignet sind, auf bisher intensiv genutzten Ackerböden botanisch und strukturell vielfältige spontan begrünte Brachen zu schaffen, ist bisher unklar.

Aufgrund des immer noch relativ teuren Wildblumensaatguts und des sich verstärkenden Kostendrucks auf die Landwirtschaft ist hier weiterer Forschungsbedarf gegeben.

1. Standjahr 2. Standjahr 3. Standjahr MBuntbrache EISpontanbegrünung

Figur 12: Ertragsanteil der Problemunkräuter in Spontanbegrünungen und .angesäten Buntbrachen an 7 Standorten in ein- bis dreijährigen Beständen (Aufnahmefläche 6.25 m2; 1994-1996; homogene Gruppen im selben Jahr sind mit gleichen Buchstaben gekennzeichnet; p<0.05, paarweiser t-Test).