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Umweltstandards im Kreuzfahrtsektor und den Ausbau ent- ent-sprechender Infrastrukturen vorantreiben

C 1.2. Erläuterungen zur Einordnung und Bewertung der Vorschläge

Handlungsempfehlung 6: Umweltstandards im Kreuzfahrtsektor und den Ausbau ent- ent-sprechender Infrastrukturen vorantreiben

Die Kreuzfahrtbranche hat nicht zuletzt unter dem Druck ihrer Kunden und der Öffentlichkeit den Prozess begonnen, Emissionen zu reduzieren sowie Umweltstandards, wie die Land-stromversorgung in Häfen, weiterzuentwickeln. Hier bedarf es einer intensiven Unterstützung der öffentlichen Hand, um im Rahmen von Infrastrukturmaßnahmen die Bemühungen der Branche zu unterstützen. Mit dem Beschluss der „Verordnung über Netzentgelte bei der

Landstromversorgung und zur redaktionellen Anpassung von Vorschriften im Regulierungs-recht“ wurde dieser Prozess begonnen. Er bedarf einer weiteren Intensivierung, um das An-gebot von Landstrom in deutschen Häfen weiter auszubauen.

6.1. „Konzept für eine nachhaltige Kreuzfahrtindustrie entwickeln“:

Schweröl-Antriebe bei Kreuzfahrtschiffen sollten weiter reduziert werden. Mögliche Maßnahmen wären ein Verbot von Schwerölantrieben, Ankerverbote für Kreuzfahrt-schiffe mit Schwerölantrieb in deutschen Häfen, entsprechende Fördermaßnahmen und der Infrastrukturausbau für LNG und der Landstromversorgung.

6.2. „Anreize zur Entwicklung nachhaltiger Innovationen schaffen“:

Um im Bereich der maritimen Technologien nachhaltige Innovationen wie Wasserstoff-antriebe voranzutreiben, sollten entsprechende Projekte stärker gefördert und gezielt Anreize geschaffen werden.

C 2.4.2. Zeiträume, Verantwortlichkeiten & Bewertung19

Vorschläge zum Aktionsplan Zeiträume Verantwortlichkeit Wirkung &

Relevanz

Kosten-Nutzen-Relation Handlungsempfehlung 1: Rahmenbedingungen für das Management einer intermodalen und zukunfts-fähigen Mobilität und deren Infrastruktur aus touristischer Sicht schaffen

1.1. „Stärkung der Infrastruktur

vo-rantreiben“ Dauerhaft Bund, Länder Hoch Mittel

1.2. „Touristische Verkehre in

Pla-nungsvorhaben beachten“ Dauerhaft Bund, Länder Hoch Mittel

1.3. „Nachhaltige

Mobilitätspro-jekte fördern“ Dauerhaft Bund, Länder Hoch Mittel

1.4. „Intermodale Mobilität

weiter-entwickeln und buchbar machen“ Mittelfristig Bund Mittel Mittel 1.5. „Touristische Belange im

Rah-men der Novellierung des Perso-nenbeförderungsgesetzes berück-sichtigen“

Kurzfristig Bund, Länder Hoch Gut

1.6. „Radwegeinfrastruktur

stär-ken“ Mittelfristig Bund, Länder Hoch Mittel

1.7. „Qualität der

Wanderwegein-frastruktur sichern und ausbauen“ Mittelfristig Bund, Länder Hoch Mittel Handlungsempfehlung 2: Mit einem attraktiveren Schienenverkehr zur Förderung nachhaltiger Mobili-tät und der Erschließung ländlicher Räume beitragen

2.1. „Schienenverkehrsprojekte mit

touristischer Bedeutung fördern“ Mittelfristig Bund, Länder,

Betriebe Hoch Mittel

2.2. „Attraktivität an Bord und in

Bahnhöfen steigern“ Mittelfristig Bund, Länder,

Betriebe Hoch Mittel

19 Die Erläuterung zur Bewertung der Vorschläge zum Aktionsplan sind in Kapitel C 1.2. auf Seite 79 zu finden.

2.3. „Europaweiten Schienenver-kehr fördern, um wichtige touristi-sche Quellmärkte weiter zu er-schließen“

Mittelfristig Bund, Betriebe Hoch Mittel

Handlungsempfehlung 3: Bustouristik und Reisebusse als umweltschonende und effiziente Verkehrs-mittel stärker fördern und Bürokratie reduzieren

3.1. „Chancen- und Wettbewerbs-gleichheit umweltschonender und effizienter Verkehrsmittel forcieren“

Kurzfristig Bund, Länder Mittel Mittel

3.2. „Auf EU-weit einheitliche und bürokratieabbauende Regelungen hinwirken“

Mittelfristig Bund Mittel Gut

3.3. „Rahmenbedingungen durch

Digitalisierung vereinfachen“ Mittelfristig Bund Mittel Mittel 3.4. „Infrastrukturausbau,

Steige-rung der Aufenthaltsqualität und in-termodale Verknüpfung an Bus-bahnhöfen vorantreiben“

Mittelfristig Bund, Länder,

Betriebe Hoch Mittel

3.5. „City-Hub-Konzept entwickeln und im Rahmen eines Pilotprojekts in Köln umsetzen“

Handlungsempfehlung 4: Integriertes ÖPNV-Angebot an Bedürfnissen von Gästen sowie Anwohnerin-nen und Anwohnern ausrichten

4.1. „Touristische Verkehre im

ÖPNV berücksichtigen“ Dauerhaft

Länder, Kommunen,

Betriebe

Hoch Mittel

4.2. „Erschließung der „letzten

Meile“ vorantreiben“ Mittelfristig

Länder, Kommunen,

Betriebe

Hoch Mittel

4.3. „Modellvorhaben Tourismusti-cket ÖPNV/SPNV entwickeln und testen“

Handlungsempfehlung 5: Luftverkehr emissionsärmer und wettbewerbsfähiger gestalten 5.1. „Single European Sky Prozess

beschleunigen“ Kurzfristig Bund Hoch Gut

5.2. „Nachhaltigkeit durch

Innovati-onen und Kompensation fördern“ Mittelfristig Bund Hoch Mittel

5.3. „Wettbewerbsverzerrungen

auf EU-Ebene reduzieren“ Mittelfristig Bund Mittel Mittel

5.4. „Prozessoptimierungen insbe-sondere an Flughäfen vorantrei-ben“

Mittelfristig Bund, Länder Mittel Mittel

Handlungsempfehlung 6: Umweltstandards im Kreuzfahrtsektor und den Ausbau entsprechender Infra-strukturen vorantreiben

6.1. „Konzept für eine nachhaltige

Kreuzfahrtindustrie entwickeln“ Mittelfristig Bund Mittel Mittel 6.2. „Anreize zur Entwicklung

nachhaltiger Innovationen schaf-fen“

Dauerhaft Bund Mittel Mittel

C 2.5. Handlungsfeld 5: Beschäftigung im Tourismus Zukunft und Perspektive geben

Die Knappheit an Arbeits- und Fachkräften gilt als eine zentrale Herausforderung der Touris-muswirtschaft. Branchenverbände und Unternehmensvertreter beklagen seit Jahren, dass es sich zunehmend schwieriger gestaltet, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu halten.

Bis zur COVID-19-Pandemie beurteilten die Unternehmen den Fachkräftemangel als schwer-wiegendstes Risiko für die künftige wirtschaftliche Entwicklung (DIHK, 2019a). Fast drei Milli-onen Menschen sind in der Tourismuswirtschaft beschäftigt, ein Großteil in mittelständischen Unternehmen. Insgesamt ist jeder 15. Arbeitsplatz in Deutschland im Tourismus zu finden (BMWi, 2017b). Die Wirtschaftsministerkonferenz hat bereits im Juli 2018 einen Zehn-Punkte-Plan zur Fachkräftesicherung im Gastgewerbe beschlossen.

COVID-19-Pandemie verschärft den Arbeitsmarkt kurz- und mittelfristig für Arbeitneh-mende und Arbeitgebende in zwei Richtungen

Die bislang in Deutschland weitestgehend als sicherer Arbeitgeber wahrgenommene Touris-musbranche und der damit verbundene Arbeitsmarkt wurden durch die COVID-19-Pandemie und die starken Beschränkungen für Reisen und Freizeit grundlegend erschüttert. Unterneh-men gerieten zunehUnterneh-mend in finanzielle Schwierigkeiten. Alleine im Hotel- und Gaststättenge-werbe sehen sich mehr als 60 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz bedroht (DEHOGA Bundesverband, 2020b). Der Deutsche Reiseverband rechnet für die Zeit von März bis zum Jahresende 2020 mit einem Umsatzeinbruch von über 28 Milliarden Euro bei Reiseveranstal-tern und Reisebüros. Das entspricht einem Umsatzrückgang von rund 80 Prozent (DRV, 2020d). Gut die Hälfte aller deutschen Reiseveranstalter fürchtet eine drohende Insolvenz.

Durch Überbrückungshilfen, Kurzarbeitergeld und weitere Maßnahmen wird die angeschla-gene Branche durch den Bund unterstützt.20 Doch die Zukunft vieler Unternehmen und damit auch Arbeitsplätze im Tourismus ist aktuell ungewiss. Kurz und mittelfristig geht damit eine Entspannung der Arbeits- und Fachkräftesituation für Unternehmen einher. Fluktuation und alternative Arbeitsangebote für Beschäftigte sind schwach ausgeprägt. Bei Eintreten drohen-der Insolvenzen werden branchenerfahrene Fach- und Arbeitskräfte für die verbleibenden Un-ternehmen verfügbar. Doch auch das Image der einst beschäftigungssicheren Branche hat unter den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie gelitten. Nach der Krise wird sich der Wett-bewerb mit anderen Branchen um Nachwuchskräfte zusätzlich verschärfen.

Deutschland im internationalen Vergleich dennoch insgesamt gut aufgestellt

Der „Travel & Tourism Competitiveness Report 2019“ bescheinigt Deutschland eine über-durchschnittlich positive Situation im Bereich „Personelle Ressourcen & Arbeitsmarkt“. Rele-vante Faktoren der Bewertung sind hier die Verfügbarkeit hochqualifizierter Fachkräfte sowie die Ressourcenallokation des Faktors Arbeit. Auch die formalen Bildungsabschlüsse, die Be-teiligung der Privatwirtschaft, die Flexibilität des Arbeitsmarkes sowie dessen Offenheit und Durchlässigkeit fließen mit in die Bewertung ein. In diesem Bereich liegt Deutschland auf Platz

20 Siehe hierzu auch Teil B - Bausteine zur Regeneration der deutschen Tourismuswirtschaft.

2 der europäischen Länder – lediglich die Schweiz schneidet besser ab (World Economic Forum, 2019).

Allerdings haben immer mehr Betriebe, besonders im Gastgewerbe, Schwierigkeiten, Arbeits-kräfte, Auszubildende und insbesondere Fachkräfte zu finden und ihre Unternehmensnach-folge zu sichern (DIHK, 2019b). So sind die bisherigen Maßnahmen zur Sicherung von Fach- und Arbeitskräften im Tourismus gekennzeichnet von einer Vielzahl von Einzelaktivitäten un-terschiedlicher Ebenen und Teilbereiche im Tourismus. Regionale Unternehmensnetzwerke oder Öffentlichkeitskampagnen der Branchenverbände gehen aufgrund ihrer Kleinteiligkeit mit zumeist hohem und ineffizientem Ressourceneinsatz einher.

Nicht zuletzt gilt die Tourismusbranche trotz positiver Assoziationen mit dem Produkt Reise als wenig attraktiver Arbeitgeber. Beschäftigte in touristischen Dienstleistungsberufen erfahren oftmals nicht die erwartete oder erwünschte berufliche und gesellschaftliche Wertschätzung.

Dieses negative Image wirkt sich auch auf die Verfügbarkeit von Fach- und Arbeitskräften für Unternehmen aus (Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes, 2019). Folglich sinkt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auf Stellenausschreibungen.

C 2.5.1. Handlungsempfehlungen

Eine dauerhafte und leistungsstarke Fach- und Arbeitskräftesicherung im Tourismus bedarf gemeinsamer und abgestimmter Anstrengungen der Tourismuswirtschaft, der Verbände und Kammern, der Bundesregierung, der Länder sowie der Bundesagentur für Arbeit. Hierzu wer-den folgende Handlungsempfehlungen vorgeschlagen.