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1. Einleitung

2.2 Patienten:

2.2.13 Tauben

Die verschiedenen gehaltenen Tauben stammen von der Felsentaube (Columba livia) ab, die in 200 Rassen gezüchtet wird. Ihre Wildform kommt noch in Südeuropa, Nordafrika und

Westasien vor. Damit gehören Tauben zur Familie Columbidae innerhalb der Ordnung Columbiformes. Als Unterfamilien werden Fruchttauben (Treroninae), Echte Tauben

(Columbinae) und Krontauben (Gourinae) erwähnt. Als Haustiere werden überwiegend Echte Tauben der Gattungen Feldtauben (Columba), Turteltauben (Streptopelia) und Erdtauben (Geopelia, Gallicolumba) gehalten. Die in den Städten vorkommenden Tauben stammen von verwilderten Brief- und Rassetauben ab. In Europa wildlebende und als Heimtier gehaltene Arten aus der Familie der Columbidae sind die Ringeltaube (Columba palumbus), die Blautaube (Columba oeans), die Turteltaube (Streptopelia turtur), die Türkentaube

(Streptopelia decaocto) und die Lachtaube (Streptopelia roseogrisea f. dom.), die besonders von Gauklern und Artisten für Auftritte verwendet wird (BEYNON u. COOPER 1997,

GABRISCH u. ZWART 1998). In Zimmervolieren werden Diamanttauben (Geopelia cuneata), Sperbertäubchen (Geopelia striata), asatische Dolchstichtauben (Gallicolumba luzonica) und amerikanische Trauertauben oder Karolinatauben (Zenaidura macroura) gehalten. Die

Brieftaube ist der schnellste und ausdauerndste Flieger aller in menschlicher Obhut gehaltenen Vögel. In Deutschland gibt es über 10 Millionen Brieftauben und 4 Millionen Rassetauben. Bei den 300 Arten der Ordnung Tauben reicht das Spektrum von einem Körpergewicht von 50 g bei Diamanttauben bis zu 1300 g bei Krontauben. Ihre Domestikation hat vermutlich schon vor 4500 Jahre v. Chr. in Mesopotamien angefangen. Durch die Perser wurde die Haustaube nach Europa gebracht, wo 478 v. Chr. die erste weiße Taube in Griechenland erwähnt wurde. Seit Neros Kaiserzeit 54 bis 68 n. Chr. ist die Verwendung von Brieftauben sicher nachgewiesen, erste Hinweise gibt es schon für 1200 v. Chr. in Ägypten (GABRISCH u. ZWART 1998).

Tauben brüten in Höhlen, halbdunklen Nischen oder auch in offenen Nestern, wobei sich beide Partner abwechseln. Die heutige Stadtarchitektur beitet den Stadttauben recht gute Brut- und Schlafplätze und ist somit ein wesentlicher Faktor für die rasante Vermehrung. Die Stadttauben sind ein wesentliches Errregerreservoir und beherbergen auch viele Zoonoseerreger. Außerdem weisen sie oft vielfältige Traumatisierungen und Allgemeinstörungen auf (GABRISCH u.

ZWART 1998).

Die Gelegegröße der Haustauben liegt bei zwei Eiern wobei das erste am Spätnachmittag, das zweite ca. 40 bis 44 Stunden später gelegt wird. Nach 17 bis 18 Tagen Brutdauer (je nach Taubenart auch 13 bis 19 Tage) schlüpfen die Jungen, die 14 bis 21 Tage im Nest verbringen.

Sie werden schon in den ersten Stunden nach dem Schlupf gefüttert und weisen mit sechs bis sieben Tagen die ersten Federn auf. Mit ca. einem Monat ist das Gefieder voll ausgebildet, und mit 35 Tagen sind die Jungen flugfähig (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u.

ZWART 1998). Mit sechs Wochen mausern die Jungtauben sich zum ersten Mal. Später erfolgt die Mauser einmal jährlich, meist im August / September (BEYNON u. COOPER 1997). Die Mauser der Alttauben beginnt mit dem Zweitgelege und dauert 3 bis 4 Monate (GABRISCH u. ZWART 1998).

Tauben sind mit fünf Monaten geschlechtsreif, aber erst mit sieben bis acht Monaten erfolgt der Zuchteinsatz. Erwachsene Tauben wiegen ca. 350 bis 550 g und haben eine

Ruheatemfrequenz von 25 bis 30 Atemzügen und eine Herzfrequenz von 150 bis 350 Schlägen

in der Minute. Die Körperinnentemperatur beträgt 40 bis 42,5 °C. Bei einer generell recht hohen Lebenserwartung der Tauben liegt sie bei Männchen etwas höher als bei Weibchen. Es gibt viele Berichte von Tauben, die 15 bis 20 Jahre alt geworden sind, ab dem sechsten bis zehnten Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit von Täubinnen ab (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Bei einigen Taubenrassen (Tümmler) wird die Nackthalsigkeit rezessiv vererbt. Außerdem gibt es federfüßige Tauben oder Tauben mit Latschen, die für entsprechende Probleme wie Parasitosen anfälliger sind. Weitere für die Tauben eher störende Abnormitäten sind hypertrophe Nasenwarzen und Augenrosetten, sehr kurze Schnäbel sowie der Bogenschnabel und die sogenannten Kröpfer. Im vorderen Halsbereich liegt ein

Venengeflecht, das bei subcutanen Injektionen verschont werden sollte. Bei den Tauben sind beide Geschlechter monomorph. Sie können aber anhand der Balzrituale sicher unterschieden werden. Außer dieser Beobachtung ist auch die endoskopische Sexoskopie oder das

Fingerprinting eine Möglichkeit zur Unterscheidung der Geschlechter. Zur Gefiederpflege verwenden Tauben neben dem Sekret der Bürzeldrüse auch selten sogenannte Schmalzkielen oder besonders oft Keratinpulver aus zerfallenen Puderdunen, daher ist die Taubenhaltung mit erheblichem Staubaufkommen verbunden (GABRISCH u. ZWART 1998).

Tauben werden heute überwiegend als Brieftauben, einige ausgefallenere Arten aber auch als Ausstellungstiere gehalten. In Zoos und bei einigen Züchtern werden auch exotische Arten als Zier- und Rassetauben gezüchtet. Zunehmende Bedeutung scheint auch der Fleischgewinnung zuzukommen (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998).

Taubenhaltung:

Tauben sollten mindestens paarweise gehalten werden und Gelegenheit zum Fliegen, Sand- und Wasserbaden und ungestörten Ausruhen geboten bekommen. Untereinander können Tauben durchaus aggressiv sein. Eine Käfighaltung ist auf jeden Fall ungeeignet. Brieftauben werden in Schlägen gehalten, wobei die Freiflughaltung am häufigsten ist. Diese bedingt allerdings auch unkontrollierbare Kontakte zu anderen Vögeln, besonders Tauben (Infektionen), und weiteren Gefahrenquellen (Vergiftungen...). Auch muß die Bauweise ein Eindringen von Feinden wie Habicht, Steinmarder, aber auch Ratten und Mäusen verhindern. Die Aus- und

Einflugöffnungen müssen von der Hauptwetterseite abgewandt sein, da Tauben empfindlich gegenüber nasser Kälte, Staub und Zugluft sind. Das Ausstreuen von hartem, nicht

scharfkantigem Sand erleichtert die Säuberung des Bodens. Regelmäßige Desinfektion der Schläge mit anschließender gründlicher Durchlüftung sind zu empfehlen. Rasse- und

Ziertauben werden meistens in Außenvolieren mit einem Schutzraum gehalten, die, möglichst in quadratischer Form, mindestens 4 m² groß und 2 bis 3 m hoch sein sollten. Pro Taube sollte 1 m² zur Verfügung stehen.Turteltauben oder Erdtauben benötigen Bäume und Büsche sowie einen artgerechten Bodenbewuchs. Bei mangelndem Sichtschutz kann es zu

Unverträglichkeiten zwischen den Taubenarten, aber auch innerartlichen Aggressionen kommen. Wichtig ist auch ein Schutz gegen das Eindringen von Feinden und

Infektionsvektoren wie Spatzen, Mäuse usw.. Für exotische Arten wie Diamanttäubchen muß der Schutzraum beheizbar sein. Bei Innenvolieren muß ein taubengerechtes Klima geschaffen und dem Schutzbedürfnis der scheuen Tiere Rechnung getragen werden. Bei Panik können sie sich durch Anfliegen gegen das Gitter verletzen oder in einer Schreckmauser das Deckgefieder teilweise abwerfen. Einige Tauben (Diamanttauben) benötigen direktes Sonnenlicht. Als

Bruthilfen eignen sich Draht- oder Bastkörbchen sowie flache Holzschalen. Die Einstreu ist noch öfter zu wechseln als in Außenhaltung und Futter und Wasser müssen so angeboten werden, daß sie nicht verschmutzen (GABRISCH u. ZWART 1998).

Taubenfütterung:

Das Nahrungsspektrum der Tauben umfaßt neben Körnern, Beeren, Früchten und jungen Pflanzentrieben auch tierische Kost wie Kerbtiere oder Schnecken. Körner werden bei der selektiven Futteraufnahme der Tauben nicht entspelzt und beim Wühlen im Futternapf verschleudert. Um das zu vermeiden, kann man die Näpfe entweder weniger füllen oder spezielle Näpfe mit nach innen gebogenem Rand verwenden. Möglicherweise ist das

Selektieren auf eine jahreszeitlich unterschiedliche Futterpräferenz zurückzuführen. Nach einer Untersuchung an Ringeltauben werden von November bis Januar vorwiegend Samen von Büschen und Bäumen, von Februar bis April Knospen und auflaufendes Getreide, von Mai bis August Kräuter, Klee und tierische Kost und von September bis November Getreidekörner und Leguminosen gefressen. Im Handel kann man spezielle Körnermischungen als Grundfutter fertig kaufen.Um den Eiweißanteil zu senken, kann man Braugerste zufügen. Außerdem eignen sich frische Kräuter und animalische Kost als Ergänzung, besonders während der Zuchtphase und Mauser. Zusäztlich müssen Mineralgrit, Picksteine und Magengrit angeboten werden.

Cellulosereiche Kost kann nicht verdaut werden. Haustauben benötigen je nach Temperatur durchschnittlich 50 ml Wasser und 30 bis 40 g Futter pro Tag. Nestlinge werden während der ersten 10 Tage mit Kropfmilch aus abgeschilferten Epithelien gefüttert, die reich an Lipiden und Proteinen ist (GABRISCH u. ZWART 1998).

Wenn Brieftauben nicht die erwünschte Leistung erbringen, werden diese vom Halter als krank angesehenen Tiere oft ohne tierärztliche Diagnose getötet. Auch selbständige Behandlungen durch die Halter mit teilweise fraglichen Medikamenten, darunter oft auch Antibiotika

ungeklärter Herkunft, sind nicht selten. Daher wird die Betreuung von Taubenbeständen durch Resistenzprobleme erschwert. Taubenhalter beschäftigen sich traditionell sehr intensiv mit Taubenkrankheiten. Wenn bei wertvollen Tieren, oft nach erfolgloser Behandlung durch den Besitzer, also ein Tierarzt konsultiert wird, sieht sich dieser keinem ahnungslosen Laien gegnüber, sondern er muß sein Vorgehen in der Regel detailliert begründen können. Der Gesundheitszustand der Tauben hat sich nach Ansicht von BEYNON u. COOPER (1997) in den letzten 20 Jahren eher verschlechtert als verbessert. Im Gespräch mit Taubenhaltern ist es auch von Vorteil, sich mit den Fachausdrücken des Brieftaubensports vertraut zu machen.

Als Untersuchungen werden neben der klinischen Untersuchung besonders neurologische Zusatzuntersuchungen, Tupferproben, Kotuntersuchungen, Endoskopie und

Röntgenuntersuchungen, Blutuntersuchungen, Echokardiogramme sowie diagnostische Sektionen durchgeführt (GABRISCH u. ZWART 1998).

Als Taubenkrankheiten werden erwähnt:

1. Als Hautkrankheiten kommen Befiederungsstörungen, Ektoparasiten wie Federlinge, verschiedene Milben (KRAUTWALD- JUNGHANNS 1990, BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), Lausfliegen sowie selten Zecken und Läuse (GABRISCH u.

ZWART 1998), Taubenpocken (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), Streptokokkose und Staphylokokkose, Epitheliome (Blutgeschwüre), Effloreszenzen, Haut- und Bißwunden, Gefiederveränderungen wie Federdefekte, Federmißbildungen oder

Federverklebungen und Ballenabszesse vor (GABRISCH u. ZWART 1998).

2. Herz- und Kreislauferkrankungen sind selten. Dabei werden Cardiomyopathien und Granulome im Bereich des Peri-, Myo- oder Endokards festgestellt (GABRISCH u. ZWART 1998).

3. Als Erkrankungen der Atemwege treten Candidiasis, infektiöse Bronchitis (BEYNON u.

COOPER 1997), Taubenherpesvirose, Aspergillose (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), Pasteurellose oder Geflügelcholera, Pneumonien, Lungenblutungen und Luftsackrupturen auf (GABRISCH u. ZWART 1998).

4. Erkrankungen der Verdauungsorgane: Eine der häufigeren Endoparasitosen ist die Coccidiose. Weitere recht häufige Endoparasiten der Tauben sind Nematoden, Askaridiose oder Kapillariose (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), Trematoden, Cestoden, Hexamitiasis, Ornithostrongylose, Bandwurm und Mykoplasmosen (BEYNON u.

COOPER 1997) sowie die Newcastle Disease. Die Salmonellose oder Flügellähme ist die häufigste bakterielle Taubenerkrankung und gilt als Zoonose (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Weitere Erkrankungen sind Trichomoniasis (Gelber Knopf, Nabelgelb) (KRAUTWALD- JUNGHANNS 1990, BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Außerdem werden Candidose (Moniliasis, Soor), Enteritiden,

Pseudotuberkulose, Vogeltuberkulose, Koliseptikämie, Pharyngitiden, Kropferweiterung, Kropfruptur, Hepatitiden und Fettlebern erwähnt (GABRISCH u. ZWART 1998).

5. Erkrankungen der Harnorgane: Bei vielen Infektionen und Intoxikationen kommt es durch hämatogene Streuung auch zu Nephritiden und Nephrosen (GABRISCH u. ZWART 1998).

6. Erkrankungen der Geschlechtsorgane treten in Form von Legenot, Unfruchtbarkeit, Eiperitonitis und Eileitervorfall auf (GABRISCH u. ZWART 1998).

7. Erkrankungen der Sinnesorgane und des Nervensystems werden als Augenverletzungen in Form von Hornhautverletzungen, Keratitiden oder Lidverletzungen, Konjunktivitiden, Otitis externa, Encephalitiden und Paralysen beschrieben (GABRISCH u. ZWART 1998).

Grätschbeine und „One- eyed- cold“ werden gelegentlich beobachtet (BEYNON u. COOPER 1997).

8. Als weitere Krankheiten: werden Vitamin A- Mangel, Tumoren und Vergiftungen aufgeführt (BEYNON u. COOPER 1997). Die durch Chlamydia psittaci hervorgerufene Ornithose (Reiseschnupfen) ist eine meldepflichtige Zoonose. Weitere Krankheiten sind Adenovirusinfektionen (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998),

Infektionen mit dem Reovirus, Rachitis, Gicht, Frakturen, Schußverletzungen, Arthritiden und Arthrosen, Abschnürungen und Erfrierungen der Zehen, Intoxikationen und Tumoren

(GABRISCH u. ZWART 1998).