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1. Einleitung

2.2 Patienten:

2.2.6 Streifenhörnchen

Aus der großen Familie der Hörnchen (Sciuridae) werden als Heimtiere meistens

Streifenhörnchen (Eutamias) oder Chipmunks (Tamias) gehalten (BERGHOFF 1989). Dabei umfaßt die Gattung Tamias bereits 24 Arten, von denen jedoch nahezu ausschließlich Tiere der Art Tamias (Eutamias) sibiricus und nur selten Chipmunks (Tamias striatus) gehalten werden (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Das größere europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) gehört nach dem Bundesartengesetz zu den besonders geschützten Arten, deren Haltung außer bei kranken Tieren verboten ist (Kapitel 2.2.10:

Wildtiere) (GABRISCH u. ZWART 1998).

Das Eurasische Streifenhörnchen (gestreiftes Backenhörnchen, Burunduc, Eutamias sibiricus) ist graubraun mit weißlich- grauem Bauch und fünf schwarzbraunen Längsstreifen auf dem Rücken und gehört zu den Backenhörnchen, die in ihren bis zu den Schultern reichenden Backentaschen Getreidekörner als Wintervorrat in ihren Bau bringen (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Inzwischen haben sich die beiden farblich unterschiedlichen Rassen aus Japan und Korea weitgehend vermischt, und es gibt auch auf Farbe selektierte Bestände mit Albinos und cremefarbenen Tieren (BEYNON u. COOPER 1997).

Der Schwanz ist mit 6 bis 15 cm ungefähr so lang wie der Körper mit 12 bis 19 cm, das Gewicht beträgt 50 bis 150 g (BERGHOFF 1989, BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Damit nehmen die Streifenhörnchen morphologische eine Zwischenstellung zwischen Baum- und Bodenbewohner ein (BEYNON u. COOPER 1997).

In der Natur sind die ursprünglich aus Asien stammenden Hörnchen von Südfinnland bis China und Nordjapan, über Europa, Afrika und sogar Nord- und Südamerika weit verbreitet

(BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Streifenhörnchen leben in lockeren Kolonien in Gebüschen und im Unterholz der Wälder (BERGHOFF 1989, BEYNON u.

COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998) und sind auch bei uns mittlerweile in freier Wildbahn vorhanden. Streifenhörnchen passen sich der Region, in der sie leben an. Die Hörnchen in den nördlicheren Regionen halten zum Beispiel einen entsprechend längeren Winterschlaf (BERGHOFF 1989). In den meisten Regionen dauert der Winterschlaf von Oktober bis April und wird nur zur Nahrungsaufnahme kurz unterbrochen. Streifenhörnchen graben sich in der Mitte ihres Reviers eine mehrkammerige Erdhöhle. Eine Kammer wird als Schlafplatz ausgepolstert, die übrigen dienen als Vorrats- und Kotkammern für den Winter (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Der Wintervorrat besteht aus Samen, Getreide, Blättern, Pilzen, Eicheln und Nüssen. Jedes Streifenhörnchen sammelt je 100 g Körpergewicht ca. 2 kg Vorräte (BERGHOFF 1989). Streifenhörnchen besitzen als

Einzelgänger innerhalb der Kolonien jedes seinen eigenen Bau und sein eigenes Revier, auch wenn diese oft recht dicht aneinander liegen (BERGHOFF 1989, BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998). Die Reviere werden durch Urin oder eigenen

Körpergeruch markiert, und Verletzungen der Reviergrenzen führen zu heftigen Kämpfen. Die tagaktiven Streifenhörnchen ziehen sich schon früh am Abend in ihren Bau oder ihr

Schlafhäuschen zurück (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998).

Nur zur Paarungszeit im Februar bis April lockt das Weibchen die Männchen mit hohen Pfeiflauten. Die Hoden der Männchen schwellen deutlich an, und nachdem sich die beiden

einige Zeit gejagt haben, kommt es zur Paarung. Nach 30 bis 35 Tagen Trächtigkeit wirft das Weibchen 3 bis 5, selten mehr nackte und blinde Junge. Das Haarkleid entwickelt sich schnell, und bereits nach zwei Wochen haben die Jungen ein gestreiftes Fell. Nach 20 bis 26 Tagen öffnen sie die Augen und verlassen erstmals den Bau. Nach ca. 30 Tagen nehmen sie bereits feste Nahrung auf. Das Ende der Säugezeit ist nach 4 bis 7 Wochen erreicht. Streifenhörnchen werfen ein- bis zweimal pro Jahr. Die Jungtiere werden mit 10 bis 11 Monaten geschlechtsreift.

Streifenhörnchen verfügen durch ihre großen vorstehenden Augen über eine gute

Rundumsicht, die sie vor Feinden wie Greifvögeln, Marden, Füchsen und Hermelinen schützt (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Das Hörnchen besitzt nicht nur am Kopf, sondern auch an den Zehen Tasthaare (GABRISCH u. ZWART 1998).

Bei Streifenhörnchen werden als physiologischen Normalwerte eine Körperinnentemperatur von 34 bis 39,5 °C, im Winterschlaf einige °C über der Umgebungstemperatur (BEYNON u.

COOPER 1997), eine Atemfrequenz von 75/ Minute in Ruhe bis 200/ Minute und ein Puls von 300 bis 500 / Minute genannt. Die Lebenserwartung der Hörnchen beträgt 6 bis 12 Jahre (BERGHOFF 1989, BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), in Gefangenschaft für Männchen durschnittlich 2,7, maximal 8 Jahre und für Weibchen durchschnittlich 4,1, maximal 12 Jahre (BEYNON u. COOPER 1997).

Haltung von Streifenhörnchen:

Da Streifenhörnchen Einzelgänger sind, sollte man nicht zu viele Tiere in einem Käfig halten (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Hörnchen sind tagaktive, grabe- und kletterfreudige, lebhafte Nager (BEYNON u. COOPER 1997).

Die aktiven Hörnchen brauchen aufgrund ihres Bewegungsdranges einen je Tier mindestens 1 m langen, 1 m hohen und 0,5 m breiten Käfig. Die Höhe ist besonders wichtig, um den Tieren ausreichend Klettermöglichkeiten aus Ästen o.ä. bieten zu können. Die Käfigwände sollten aus Maschendraht mit einer maximalen Maschenweite von 2 cm bestehen, damit die

Streifenhörnchen nicht hindurchpassen (BERGHOFF 1989). Andere Autoren nennen als Mindestgröße 80 x 60 x 120 cm, wobei zwei Wände aus rauhem Holz, die übrigen aus Maschendraht mit einer Maschengröße von 1,5 bzw. in Zuchtkäfigen von 0,7 cm bestehen sollten (GABRISCH u. ZWART 1998). Auch bei Einhaltung dieser Käfigmindestmaße sollten die Hörnchen sich gelegentlich frei in der Wohnung bewegen können, da es sonst leich zur Ausbildung von Monotonien kommt (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Für einen Wohnungskäfig sollte dasVolumen mindestens 3,5 m³, im Freien mindestens 4,5 m³ betragen, wobei senkrechte Stützen aus Holz mit Draht umwickelt werden müssen, damit die Hörnchen sie nicht zernagen (BEYNON u. COOPER 1997). Zusätzlich muß ein Kletterbaum und für jedes Tier ein Schlafhäuschen mit einer Mindestgröße von 15 x 15 x 15 cm und einem drei cm großen Schlupfloch zur Verfügung stehen (BERGHOFF 1989, GABRISCH u.

ZWART 1998). Zur Reinigung ist es günstig, wenn der Boden des Käfigs als Schublade gebaut ist, als Einstreu kann man Torfmull verwenden (BERGHOFF 1989). Besonders geeignet als Einstreu sind Sägespäne, Heu oder Laub. Katzenstreu kann zu allergischen Bronchitiden führen und sollte nur in den Kotecken verwendet werden (GABRISCH u. ZWART 1998). Da Streifenhörnchen keine besonderen Ansprüche an die Umgebungstemperatur stellen, können sie auch im Freien gehalten werden, dann halten sie allerdings bis ungefähr in den März einen

Winterschlaf, der bei Wohnungshaltung ausfällt (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998).

Fütterung von Streifenhörnchen:

Streifenhörnchen werden zu den granivoren Spezies gerechnet, die nur begrenzt

rohfaserreiches Futter verwerten können (KAMPHUES 1999a). Im Zoofachhandel werden fertige Futtermischungen für Streifenhörnchen angeboten, die jedoch recht unproblematisch auch selbst zusammengestellt werden können. Hörnchen fressen gerne Nüsse jeder Art, Eicheln, Bucheckern, Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Getreidekörner, Obst, Beeren, Rosinen, Löwenzahn, trockenes Brot und frische Rinden. Neben Trocken- und Saftfutter brauchen sie auch tierische Proteine, z.B. aus Ei, rohem Fleisch, Insekten und Mehlwürmern.

Obst und Grünfutter muß man vor der Verfütterung immer waschen oder schälen, da Pestzide heftige Reaktionen hervorrufen. Mandeln dürfen wegen der in ihnen enthaltenen Blausäure nicht verfüttert werden (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Man kann als Grundfutter auch Mäusepellets, die eine ausgewogene Vitamin- und Mineralstoffversorgung gewährleisten, oder Eifutter bzw. Universalfutter für Vögel nehmen (GABRISCH u. ZWART 1998). Da Streifenhörnchen in ihren Backentaschen Futter zu ihren Vorratsplätzen bringen, müssen diese regelmäßig auf verderbliches Futter kontrolliert werden (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Die tägliche Futtermenge sollte nicht mehr als ein bis zwei Eßlöffel je Tier betragen (GABRISCH u. ZWART 1998). Auch Trinkwasser sollte stets zur Verfügung stehen (COENEN 1999, GABRISCH u. ZWART 1998).

Streifenhörnchensäuglinge können mit einer cremigen Mischung aus drei Teelöffeln Babygetreideflocken, 1 Teelöffel Kondensmilch und ½ Teelöffel Honig unter Zusatz von Wasser und eines Multivitaminpräparates aufgezogen werden. Diese ist in den ersten 2

Wochen alle 4, dann alle 6 und ab der 4. Woche alle 8 Stunden zu verabreichen. Bei Durchfall sollte man auf lactosefreie Produkte zurückgreifen (GABRISCH u. ZWART 1998).

Als mögliche Untersuchungen beim Streifenhörnchen werden die häufig verlangte

Geschlechtsdifferenzierung, Blut-, Urin- und Kotuntersuchungen, Röntgenuntersuchungen und Hautuntersuchungen erwähnt (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998).

Als bei Hörnchen auftretenden Krankheiten werden genannt:

1. Hauterkrankungen in Form einer Dermatitis (BERGHOFF 1989), Alopezie (BEYNON u.

COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), Ektoparasiten (BERGHOFF 1989, FEHR 1990a, BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), beispielsweise Hundeflöhe (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998), spezifische Flöhe

(GABRISCH u. ZWART 1998), Milben (BERGHOFF 1989, FEHR 1992, GABRISCH u.

ZWART 1998) und Zecken (BERGHOFF 1989, FEHR 1990a und 1992). Dermatomykosen können als Zoonosen beim Menschen Symptome hervorrufen (BERGHOFF 1989,

GABRISCH u. ZWART 1998). Weitere Erkrankungen sind Schwanzspitzennekrosen, nässende Pododermatitiden, Wunden und Abszesse (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998).

2. Herz- und Kreislauferkrankungen sind bei Hörnchen nur selten zu diagnostizieren (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998), obwohl ein erheblicher Anteil der sezierten Streifenhörnchen eine Myodegeneratio cordis aufweist (GABRISCH u. ZWART 1998). Es kann jedoch durch Hitzestau zur Kreislaufinsuffizienz kommen (BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Schocks bishin zur Bewußtlosigkeit können bei Transporten, Einfangversuchen oder Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlusten auftreten. Die Ursachen für eine Anämie sind nicht immer festzustellen (GABRISCH u. ZWART 1998).

3. Erkrankungen der Atmungsorgane treten bei Haltung im Freien ohne ausreichenden Schutz vor Kälte auf (BERGHOFF 1989). Mögliche respiratorische Erkrankungen bei Streifenhörnchen sind Rhinitiden (GABRISCH u. ZWART 1998), Bronchopneumonien (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998), und Emphysem (BEYNON u.

COOPER 1997).

4. Erkrankungen der Verdauungsorgane: Als Zahnerkrankungen werden erbliche Fehlstellung der Schneidezähne (BERGHOFF 1989, BEYNON u. COOPER 1997,

GABRISCH u. ZWART 1998), fehlende Incisivi und Kieferfehlstellungen (GABRISCH u.

ZWART 1998) sowie Erkrankungen des Periodontes erwähnt (BEYNON u. COOPER 1997).

Weiterhin kann es zu Erkrankungen der Backentaschen oder einer Gastritis haemorrhagica kommen (GABRISCH u. ZWART 1998). Nach Futterumstellung können Tympanien

auftreten. Enteritiden werden durch eine Störung der Darmflora ausgelöst (BERGHOFF 1989, BEYNON u. COOPER 1997). Die Salmonellose stellt als Zoonose auch eine Gefahr für den Menschen dar. Weitere Enteritiserkrankungen sind die Wet-Tail-Disease oder Colibacillose, die Tyzzer`s Disease (BERGHOFF 1989), die Pseudotuberkulose, die Candidose des Darmes und Endoparasitosen wie Coccidien, Cestoden und Nematoden. Obstipationen treten bei Hörnchen nur selten auf (GABRISCH u. ZWART 1998). Auch Lebererkrankungen in Form von Hepatitiden oder Tumoren können bei Streifenhörnchen auftreten. Fast alle Tiere weisen eine fettige Leberdegeneration auf (BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u. ZWART 1998).

5. Erkrankungen der Harnorgane: Bei Hörnchen ist nicht selten eine Cystitis festzustellen (BERGHOFF 1989, BEYNON u. COOPER 1997). Auch Blasensteine kommen vor

(BERGHOFF 1989, GABRISCH u. ZWART 1998). Ursächlich sind oft Nephritiden.

Vereinzelt wird auch über ein Nierenadenokarzinom und über eine Zystenniere berichtet (GABRISCH u. ZWART 1998). Bei BEYNON u. COOPER (1997) wird auch das Vorkommen einer Urethritis erwähnt.

6. Erkrankungen der Geschlechtsorgane: BEYNON u. COOPER (1997) erwähnen als Genitalerkrankungen Metritiden und Pyometra. Gelegentlich kommt es zu zystischen Endometriumshyperplasien. Bei einem Chipmunk wurden auch Ovarialcysten festgestellt (GABRISCH u. ZWART 1998).

7. Erkrankungen der Sinnesorgane und des Nervensystems: Am Auge sind gelegentlich Conjunctivitiden, Ceratitiden und Corneadefekte (GABRISCH u. ZWART 1998) sowie Katarakte festzustellen (BEYNON u. COOPER 1997). Erkrankungen des ZNS werden durch bakterielle Infektionen, Toxoplasmose, wandernde Nematodenlarven, Vergiftungen oder Traumata hervorgerufen (GABRISCH u. ZWART 1998). Auch Epilepsie und Meningitiden werden erwähnt (BEYNON u. COOPER 1997).

8. Als weitere Erkrankungen treten oft Verletzungen der lebhaften Hörnchen auf

(BERGHOFF 1989, FEHR 1994, BEYNON u. COOPER 1997). Hörnchen dürfen niemals am Schwanz gegriffen werden, weil dabei die sehr lose Schwanzhaut reißen kann. Eine klinische Toxoplasmose ist nicht sicher überliefert (BERGHOFF 1989). Andere Autoren erwähnen eine besondere Empfindlichkeit der Hörnchen für die Toxoplasmose mit erheblichen

Krankheitserscheinungen bis hin zu Todesfällen (GABRISCH u. ZWART 1998).

Bakterielle Infektionen sind bei Hörnchen wenig bekannt. Sie sind jedoch empfänglich für die bovine Tuberkulose. Bei handaufgezogenen Hörnchen kann es durch Rachitis zu Paralysen kommen, die aber auch durch Vitamin B- Mangel oder Parasitosen hervorgerufen werden können. Osteodystrophie und Osteomalazie sind auf Fütterungsfehler, auch im Zusammenhang mit fehlendem Sonnenlicht, zurückzuführen. Diabetes mellitus wurde bisher nicht für

Streifenhörnchen, wohl aber für Grauhörnchen beschrieben. Es existieren Berichte über Vergiftungen nach Selenbädern oder Penochrombehandlungen. Bei Tumoren handelt es sich um Plattenepithelkarzinome der Haut, Perianaltumore, pleomorphe Adenome der Glandula parotis, Thymome, maligne Melanome der Haut oder Adenokarzinome der Gallengänge, die einen Stauungsikterus hervorrufen können (GABRISCH u. ZWART 1998).