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1. Einleitung

2.2 Patienten:

2.2.14 Reptilien

Reptilien sind wechselwarme, eierlegende Vertebraten, die nach ihrer Körperform in drei Gruppen (Echsenartige, Schlangenartige und Schildkrötenartige) unterteilt werden. Sie besitzen eine derbe, trockene, drüsenarme Haut, bedeckt von einer mehrschichtigen

Hornanlage in Form von Schuppen oder Schildern. Diese Hornschicht muß in der periodischen Häutung abgestoßen werden, da sie nicht mitwächst. Die inneren Organe passen sich der Körperform an. Hoden und Ovarien sind stets paarig angelegt. Bei männlichen Echsen und Schlangen ist auch ein paariges Kopulationsorgan (Hemipenis) angelegt. Die Fortpflanzung erfolgt über innerliche Befruchtung und anschließende Ablage der kalk- oder

pergamentschaligen Eier über die Kloake (HACKBARTH 1992).

In den letzten Jahrzehnten nimmt das Interesse an Reptilien erheblich zu (HACKBARTH 1992, WARWICK, FRYE a. MURPHY 1995). Dies ist erfreulich, wenn das gesteigerte Interesse auch dem besseren Kennenlernen der oft noch wenig erforschten Reptilienarten dient. Weniger wünschenswert ist die Haltung nur aufgrund der exotischen Reize dieser Tiere (HACKBARTH 1992). Wegen ihrer Eigentümlichkeit sowie ihrer anatomischen und physiologischen

Besonderheiten gehören Reptilien zu den am meisten in Gefangenschaft gehaltenen Vertebraten. Auch tierärztliche Maßnahmen an wildlebenden Reptilien, welche den besten Vergleichsmaßstab für die Beurteilung des Verhaltens und Wohlbefindens von gefangenen Tieren darstellen, nehmen in den letzten Jahren zu (WARWICK, FRYE a. MURPHY 1995).

Die fortschreitende Zerstörung der natürlichen Lebensräume der Reptilien im In- und Ausland bedroht diese Arten in zunehmendem Maße. Daher sind die Schutzbestimmungen besonders dringend einzuhalten und die gefangenen Tiere pfleglich zu behandeln und möglichst auch nachzuzüchten. Dazu ist es für den Tierhalter notwendig, sich über die Haltungsbedingungen und Krankheiten sowie deren Erkennung zu informieren (HACKBARTH 1992).

Wegen ihrer poikilothermen Lebensweise sind die Reptilien in den wärmeren Gebieten der Tropen und Subtropen wesentlich weiter verbreitet als in unserer gemäßigten Klimazone.

Wichtige Temperaturbereiche, die man beachten sollte, sind die Minimaltemperatur, bei der das Reptil nicht aktiv ist, die tödlich wirkende Maximaltemperatur und die Vorzugstemperatur, bei der optimaler Energiezufluß durch Wärme gewährleistet und daher maximale Aktivität möglich ist. Die Vorzugstemperatur liegt recht nah unter der tödlichen Maximaltemperatur und ist z.B.

nicht für alle Schildkrötenarten bekannt (GABRISCH u. ZWART 1998).

Der Erwerb vieler Reptilienarten ist seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen und den vermehrten Kontrollen bei Einfuhr und Verkauf von Reptilien schwierig geworden. Durch diese Schwierigkeiten bei der Beschaffung neuer Tiere steigt natürlich der Wert der bereits in Gefangenschaft lebenden Exemplare erheblich, so daß auf die Erhaltung oder Wiedererlangung der Gesundheit sehr viel mehr geachtet wird. Dieses neue Besitzerverständnis ermöglicht dem Tierarzt wiederum eine sehr viel umfangreichere Diagnostik und Therapie wie z.B.

Blutuntersuchungen und chirurgische Eingriffe (APELT 1993). Wichtige Voraussetzung jeden tierärztlichen Handelns bei Reptilien ist die Identifikation der Tierart sowie ein Grundwissen über deren natürlichen Lebensraum und ihre Ernährungsweise (DENNERT u. ZENTEK 1999).

Haltung von Reptilien:

Vor der Anschaffung von Reptilien sollten mögliche Probleme überdacht und ausgeräumt werden. Z.B. können einige Familienmitglieder oder Vermieter bestimmte Reptilienarten nicht tolerieren. Durch Literatur und Unterhaltungen mit erfahrenen Reptilienhaltern sollte man sich vor dem Kauf hinsichtlich der Bedürfnisse der gewünschten Reptilienart erkundigen.

Grundsätzlich sollten Reptilien in Leinensäckchen und / oder Styroporkisten vor Kälte, Hitze und Zugluft geschützt transportiert werden. Neuerworbene Tiere setzt man zur Kontrolle auf bisher unerkannte Krankheiten am besten für 4 bis 8 Wochen in ein Quarantänebecken.

Anfänger in der Reptilienhaltung sollten sich keine importierten Wildfänge, sondern in Gefangenschaft aufgezogene Tiere zulegen (HACKBARTH 1992).

Die möglichen Unzulänglichkeiten der Haltung in Gefangenschaft werden um so offensichtlicher je mehr Informationen über die freilebenden Reptilien bekannt werden (WARWICK, FRYE u. MURPHY 1995). Viele Reptilienarten, wie z.B. Chamäleons sind aufgrund ihrer Adaptation an bestimmte Lebensbedingungen überhaupt nicht oder nur bei sehr erfahrenen Tierhaltern als Heimtiere geeignet (ZENTEK u. DENNERT 1999). Auch liegen nur in sehr begrenztem Rahmen Daten über das Verhalten und Wohlbefinden von Reptilien vor, und die Ansicht, Reptilien seien primitive, schwachsinnige, gleichmütige Tiere ohne

Sensibilität, muß gründlich überdacht werden (WARWICK, FRYE u. MURPHY 1995).

Angeborene Verhaltensweisen der Reptilien werden auch in Gefangenschaft gezeigt. Die

„Psyche“ der Reptilien äußert sich in Veränderungen der Gestalt und der Färbung.

Reptilienhalter sollten sich über das Normalverhalten der von ihnen gehaltenen Arten informieren. Nur so können sie die Haltung an die Bedürfnisse der Reptilien anpassen und Befindlichkeitsstörungen frühzeitig erkennen. Das rechtzeitige Erkennen von Warnsignalen kann auch den Halter selbst vor unangenehmen oder gar gefährlichen Zusammenstößen mit seinen Tieren schützen. Für eine artgerechte Unterbringung sollte der natürliche Lebensraum nach Möglichkeit nachempfunden werden. Große oder bewegungsfreudige Tiere brauchen eine entsprechend große Bodenfläche, kletternde Arten ein entsprechend hohes Terrarium mit Klettergelegenheiten. Auch Bademöglichkeiten, Sandbäder oder felsiger Boden müssen je nach Reptilienart angeboten werden. Geeignete Unterschlupfmöglichkeiten und die für einige

Tierarten notwendigen verschiedenen Klimazonen innerhalb des Terrariums sind den artspezifischen Ansprüchen entsprechend einzurichten. Das Tränkebecken sollte nicht tiefer sein als die Körperhöhe der darin badenden Tiere. Sauberkeit ist für die Haltung von Reptilien besonders wichtig und daher dringend einzuhalten (HACKBARTH 1992).

Viele mit Reptilien befaßte Laien halten stoisches Verhalten der Reptilien für ein Anzeichen geringer Sensibilität und großer Toleranz gegenüber unnatürlichen Bedingungen, Streß und Schmerzen. Unsicherheiten im Umgang können zu unerwarteten Reaktionen beim Tier führen, daher ist es wichtig, vorher mögliche Gefahren für das Tier oder die beteiligten Personen zu berücksichtigen und zu vermeiden (WARWICK, FRYE u. MURPHY 1995).

Fütterung von Reptilien:

Bei der Reptilienernährung ist zu beachten, daß die verschiedenen Reptilien durch die Evolution an unterschiedliche Lebensbedingungen und Ernährungsweisen angepaßt sind. So

kann man unter den ca. 7500 Reptilienarten neben Pflanzen- und Fleischfressern auch

omnivore Spezies mit entsprechend unterschiedlichem Aufbau des Verdauungstraktes finden.

Zu den herbi-, foli- und frugivoren Reptilien gehören Landschildkröten, einige Leguane (Grüner Leguan), Wickelskink und Dornschwanzagamen. Grasnattern und viele

Schuppenechsen wie Chamäleons, Leguane, Echte Eidechsen und Geckos werden zu den Insektivoren gezählt. Omnivor ernähren sich viele Wasserschildkröten und Dosenschildkröten, bei denen besonders die Jungtiere überwiegend carnivor sind. Reine Carnivore sind Krokodile (Panzerechsen), Schlangen mit Ausnahme der eifressenden Arten und insektivorer Grasnattern, sowie Warane (Echsen) (ZENTEK u. DENNERT 1999).

Die unterschiedliche Ernährungsweise spiegelt sich auch in der unterschiedlichen Gestaltung des Kopfes, besonders der Maulhöhle und der Zunge, der Speiseröhre, des Magens und Darmes, des Pancreas und der Leber wider. Alle Reptilien außer Schildkröten besitzen gut entwickelte Zähne, die meistens randständig, linear im Bogen stehen. Die Zunge ist je nach Tierart unterschiedlich beweglich und von mehrschichtigem Plattenepithel überzogen. Der Reptilienmagen zeichnet sich durch eine variable Form, Sand und Steine zur Unterstützung der Nahrungszerkleinerung, einen postprandialen pH- Wert von bis zu 1,5 und Pepsinaktivität aus.

Bei Krokodilen ist der Magen zweikammerig. Der Magen von Echsen und Schildkröten ähnelt dem der Säuger, während der Schlangenmagen spindelförmig und langgezogen ist, und der Magen der Krokodile einen muskulären hinteren Anteil aufweist (ZENTEK u. DENNERT 1999).

Zum Darmkanal ist anzumerken, daß bei carnivoren Spezies der Dünndarm-, bei Herbivoren der Dickdarmanteil deutlich überwiegt. Entsprechend seiner Lage und seinem Verlauf im Körper variiert auch das Verhältnis zwischen Darmlänge und Länge des Körpers. Reptilien weisen mit Ausnahme der Krokodile auch einen Blinddarm auf, der bei Schildkröten sehr klein, bei einigen Echsen, besonders beim grünen Leguan, aber sehr groß ist. Das geradlinig

verlaufende Rectum der Reptilien mündet in die Kloake. Die Bauchspeicheldrüse der Reptilien hat endo- und exocrine Funktion. Das Pancreassekret scheint der Ernährungsweise der

verschiedenen Reptilienarten angepaßt zu sein, so daß man z.B. nur bei insectivoren Arten chinolytische Enzyme findet. Die Leber ist das größte Bauchhöhlenorgan der Reptilien und richtet sich in der Form nach der Rumpfform. Sie ist sehr temperaturabhängig in ihrer Funktion und weist direkt vor dem Winterschlaf maximale Fettgehalte auf, die gegen Ende des

Winterschlafes auf ein Minimum sinken (ZENTEK u. DENNERT 1999).

Viele Krankheiten und Todesfälle gefangener Reptilien sind auf Fütterungsfehler, in erster Linie übermäßiges Futterangebot, zurückzuführen. Das wird klar wenn man bedenkt wie groß in der Natur der Aufwand für einen erfolgreichen Beutefang ist und wie lang dementsprechen die natürlichen Fastenperioden sind. Auch in Gefangenschaft sollten daher Fastenzeiten mit einem ausreíchenden Angebot frischen Wassers durchgeführt werden. Soweit es die

artspezifischen Ansprüche zulassen, sollte die Fütterung möglichst abwechslungsreich gestaltet werden. Als vegetarische Kost sind beispielsweise Salatblätter, Sauerampfer, Löwenzahn, Kleeblätter, Tomaten, Gurken, Erdbeeren, Bananen, Äpfel und weitere Obstsorten zu empfehlen. Als fleischliche Kost eignen sich Insekten (Mehlwürmer), Kleinsäuger (Mäuse), Fleischstückchen, Regenwürmer, Raupen, Spinnen, Wiesenplankton u.ä.. Auch hier sollten ebenso wie für die Herkunft der Pflanzen natürlich Sraßenränder und chemisch behandelte Standorte gemieden werden (HACKBARTH 1992).

Generell weisen Reptilien nur eine geringe Trockensubstanzaufnahmekapazität auf, und die Verdauungsvorgänge sind stark temperaturabhängig. Daher ist die Verweildauer der Nahrung neben der aufgenommenen Futtermenge, der Fütterungsfrequenz, der Futterzusammensetzung und der (Un-) Ruhe in der Umgebung auch von der Umgebungstemperatur und Aktivität des Tieres abhängig (ZENTEK u. DENNERT 1999). Grundsätzlich füttert man Reptilien am besten zur Zeit der größten Aktivität. Dann werden Beutetiere schneller erfaßt und das Futter zügig aufgenommen. Futterreste sollten aus hygienischen Gründen und wegen der von

lebenden Beutetieren wie Ratten für das Reptil ausgehenden Gefahren nicht im Terrarium belassen werden. Die Tränke sollte recht flach sein, weil die meisten Reptilien Wasser durch Lecken aufnehmen (HACKBARTH 1992).

Bei der Ernährung der Reptilien ist zu beachten, daß zu hohe Protein- und besonders Puringaben, besonders bei geringer Wasserzufuhr, zu Gicht führen können, da Reptilien die beim Proteinabbau anfallende Harnsäure nicht zu Allantoin verstoffwechseln können, sondern als wasserlösliches Kaliumurat ausscheiden. Besonders disponiert sind adulte Grüne Leguane, Landschildkröten und Echsen. Daher ist bei Reptilien in erhöhtem Maße auf eine

bedarfsdeckende Proteinversorgung zu achten. Für carnivore Reptilien werden je kg

Trockensubstanz 300 bis 500 g Rohprotein, für herbivore Arten werden Proteingehalte von 15 bis 35 % empfohlen. Eiweißmangel tritt besonders bei überwiegend vegetarischer Versorgung carnivorer Spezies auf. Bei Schlangen und anderen Carnivoren kann die Verfütterung sehr fetter oder sehr abgemagerter Beutetiere zu einer Protein- Unterversorgung führen. Außerdem kann ein grenzwertiger Proteingehalt der Ration in Kombination mit geringer Verdaulichkeit durch zu hohe Rohfasergehalte einen Eiweißmangel verursachen (ZENTEK u. KAMPHUES 1999).

Vitamin E- Mangel tritt besonders bei Verfütterung fettreicher Futtermittel (Labornager, fette Fische) an Schildkröten und Echsen auf. Thiaminmangel ist besonders bei Fütterung von Schlangen mit Thiaminase enthaltendem frischem Fisch, Biotinmangel bei Verfütterung avidinhaltiger roher Eier an Schlangen und Echsen zu erwarten (HEISLER 1999).

Bei der Beurteilung einer Futterverweigerung ist die physiologische Nahrungskarenz der Reptilien von einer pathologischen Inappetenz zu unterscheiden (HACKBARTH 1992, DENNERT u. ZENTEK 1999). Während die Jungtiere und Pflanzenfresser üblicherweise täglich fressen, reichen bei Omnivoren und insektenfressenden Schlangen und Echsen Fütterungen im Abstand von zwei bis drei Tagen. Bei den großen carnivoren Arten ergeben sich lange Intervalle zwischen den einzelnen Fütterungen aus der langen Passagedauer nach dem Verschlingen der Beutetiere in toto. Auch wird bei einigen Tierarten die

Nahrungsaufnahme zu bestimmten Trächtigkeitszeitpunkten eingestellt. Mit Zwangsernährung in dieser Phase kann man eine Legenot auslösen, wenn Ingesta den Geburtsweg verlegen. Auch Winterruhe, Häutungstemin oder sexuelle Aktvität (DENNERT u. ZENTEK 1999) sowie Ortsveränderungen oder Tod des Partners können zu Freßunlust führen (HACKBARTH 1992).

Als pathologische Ursachen einer Inappetenz sind Haltungs- und Ernährungsfehler,

aufgenommene Fremdkörper (Kies, Sand) oder Infektionen zu bedenken. Auch hier ist die häufigste Ursache Unkenntnis der Halter hinsichtlich der Bedürfnisse der gehaltenen Tierarten.

Der Import von Tierarten, deren natürliche Lebensbedingungen weitgehend unbekannt sind,

führt immer wieder zu Verlusten bis zu 100 %. Als Infektionen sind virale, bakterielle, mykotische oder parasitäre Erkrankungen des Verdauungsapparates, Erkrankungen der Atmungs- oder anderer Organe, Krankheiten des Geschlechtsapparates und Neoplasien differentialdiagnostisch zu berücksichtigen. Bei schlechtem Ernährungszustand des Patienten und Futterverweigerung muß eine Zwangsernährung mittels Magensonde durchgeführt werden, wobei auf tierartliche Besonderheiten zu achten ist. Trinkwasser sollte immer zur freien Verfügung stehen (DENNERT u. ZENTEK 1999).

Die sachgerechte Versorgung kranker Reptilien wird neben der geringen Anzahl auf diesem Gebiet versierter Tierärzte auch dadurch erschwert, daß die Diagnostik und Therapie sehr fest in Laienhand verankert ist. Da die tierärztliche Betreuung der Reptilien aus mehreren Gründen wünschenswert ist, muß also umso mehr Wert darauf gelegt werden, daß den Reptilienhaltern kompetente Ansprechpartner in der Tierärzteschaft zur Verfügung stehen und sie sich nicht nach einem enttäuschenden Tierarztbesuch erst recht der Laienbehandlung zuwenden (HOFFMANN 1991). Ein gesundes Reptil erkennt man an sauberer, leicht glänzender, trockener Haut, einem gut bemuskelten Körper, straffen, gut genährten Gliedmaßen, einer straffen Schwanzwurzel, einer unverletzten Maulspalte und Maulschleimhaut, einer sauberen, geschlossenen Kloakenöffnung, eifrigem Züngeln und bei Schidkröten an einem harten,

regelmäßig geformten Panzer. Das Züngeln zur Erkundung der Umgebung muß man entgegen der Behauptung mancher Händler auch bei zahmen Reptilien beobachten können. Sinnvoll ist auch eine kurze Untersuchung hinsichtlich Ektoparasiten vor dem Kauf. Aufgrund der Empfindlichkeit vieler Arten können makellose Tiere aber nur sehr selten erworben werden.

Allgemeine Krankheitsanzeichen sind Abmagerung, Hungerfalten durch Muskelschwund, eingefallene Schwanzwurzelregion, tiefliegende, meist geschlossene Augen, käsige Beläge an Maulschleimhaut und Zahnreihen, Atemgeräusche, schleimige oder verklebte Augen und Nasenöffnungen, Schleimbläschen vor den Nasenlöchern, verschmierte oder unvollständig verschlossene Kloake, rosa Haut um die Kloake (Darmvorfall), breiiger Kot, Erbrechen, Hautveränderungen und träges Verhalten (HACKBARTH 1992).

Wichtige Voraussetzung jeden tierärztlichen Handelns ist die Identifikation der Tierart sowie ein Grundwissen über deren natürlichen Lebensraum und ihre Ernährungsweise (DENNERT u.

ZENTEK 1999). Über die Entstehung von Krankheiten bei wildlebenden Reptilien und ihren Zusammenhang mit einem Leben in der freien Wildbahn ist wenig bekannt. Es wird

angenommen das das Verhältnis zwischen Wirt und Erreger bei Parasiten und

Mikroorganismen in der Natur gut ausbalanciert ist, da ein gut adaptierter Erreger seinen Wirt nur selten tötet. In Gefangenschaft gerät dieses Verhältnis aus dem Gleichgewicht und der Erreger wird in seiner Pathogenität gesteigert. Außerdem kann natürlich ein Organismus für die eine Tierart nur ein Kommensale, für eine andere Tierart aber pathogen sein (WARWICK, FRYE u. MURPHY 1995).

Als mögliche tierärztliche Maßnahmen bei Reptilien sind die klinische Diagnostik und medikamentelle bzw. chirurgische Therapie sowie auch die Euthanasie zur Sektion einzelner Tiere zu erwähnen. Vor jeder Aktion sollte sich der Tierarzt aber fragen, ob die instrumentelle und personelle Praxisausstattung und die eigene Erfahrung für den Eingriff geeignet sind, ob rechtliche oder andere Vorgaben zu beachten sind, und ob er auf mögliche Folgen des Eingriffs vorbereitet ist (WARWICK, FRYE u. MURPHY 1995).

Schildkröten machen in der Kleintierpraxis den größten Anteil der Reptilienpatienten aus. Nach Dennert (1997) ist in einer auf Reptilien spezialisierten Kleintierpraxis folgende Verteilung festzustellen: 45,9 % Landschildkröten, 19 % Wasserschildkröten, 16,7 % Schlangen, 9,9 % herbivore Echsen, 8,2 % insektivore Echsen und 0,3 % carnivore Echsen (ZENTEK u.

DENNERT 1999).

Schildkröten:

Die Schildkröten (Testudes) gelten als die ursprünglichsten Reptilien und sind bereits aus der Zeit des Perm vor 200 Millionen Jahren bekannt (GABRISCH u. ZWART 1998). Die ca. 220 Schildkrötenarten sind in allen wärmeren Gebieten der Erde verbreitet. Nach ihrem

Lebensraum werden Land- (Testunidinae), Sumpf- und Wasserschildkröten (Emydidae), Schlammschildkröten (Kinosternon) und Weichschildkröten (Trionychidae) unterschieden (HACKBARTH 1992, GABRISCH u. ZWART 1998).

ZENTEK u.DENNERT (1999) erwähnen, daß als Heimtiere verschiedene Schildkröten gehalten werden: Landschildkröten (Testudinidae) mit Köhlerschildkröte, Griechischer oder Maurischer Landschildkröte und Waldschildkröte; Sumpfschildkröten (Emydidae) mit Europ.

Sumpfschildkröte, sowie diversen Sumpf- und Wasserschildkröten; Dosenschildkröten mit Carolina- bzw. Schmuckdosenschildkröten; Schnappschildkröten, Weichschildkröten und Verwandte der Meeresschildkröten.

Alle Arten der Gattung Testudo sind in Anhang I oder II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens aufgeführt, da importierte Tiere unter suboptimalen Haltungsbedingungen nur eine geringe Lebenserwartung aufweisen und ständige Fänge die natürlichen Bestände drastisch reduziert haben (GABRISCH u. ZWART 1998).

Typisches Merkmal der Schildkröten ist der knöcherne Panzer, der das Tier schützt und in seiner Form bestimmt (HACKBARTH 1992, BEYNON u. COOPER 1997, GABRISCH u.

ZWART 1998). Aufgrund des aus einer inneren Knochenkapsel und äußeren Hornschilden bestehenden Panzers werden die inneren Organe in ihrem Platzangebot eingeschränkt. Die Lungen beanspruchen ca. 14 % des Körpervolumens und sind in Ruhe luftgefüllt. Manche Schildkröten können mit einem Atemzug zwei Stunden lang auskommen. Aquatile

Schildkrötenarten besitzen zusätzliche Atemhilfsorgane wie die lederartige Panzeroberfläche, den Ösophagus oder Analblasen (GABRISCH u. ZWART 1998). Der Panzer verleiht der Schildkröte mehr Masse als anderen Reptilien vergleichbarer Größe. Auch die Fähigkeit zur Wasser- und Futterspeicherung ist bei der Schildkröte besonders gut entwickelt. Die lange Darmpassage muß bei der Gabe von Futter oder Arzneimitteln berücksichtigt werden.

Zwischen den Knochenplatten und Hornschilden liegt eine dünne, lebendige Hautschicht mit vielen Nerven und Blutgefäßen, so daß Schildkröten an ihrem Panzer nicht gefühllos sind (GABRISCH u. ZWART 1998).

Genau wie die Fingerabdrücke der Menschen sind die Schilder bei jeder Schildkröte individuell gemustert, so daß sie eine Identifizierung der Einzeltiere ermöglichen (BEYNON u. COOPER 1997). Bei Schildkröten ist ein ständiges Wachstum möglich, da die Epiphysen nicht

verknöchern. Eine Kalzifikation der Epiphysen führt allerdings zum Wachstumsstillstand. Die Regenerationsfähigkeit ist beim Carapax ganz erheblich, an den Gliedmaßen aber eher gering (GABRISCH u. ZWART 1998).

Bei Jungtieren ist eine sichere Geschlechtsbestimmung nicht durchführbar, später ist eine adspektorische Geschlechtsdifferenzierung bei einigen Schildkrötenarten möglich. Weitere Möglichkeiten sind die Palpation großer Schildkröten, die Endoskopie und die

Bluthormonanalyse (GABRISCH u. ZWART 1998). Männliche Schildkröten besitzen einen unpaaren Penis, die Weibchen legen je nach Art und Größe des Weibchens 1 bis 150

pergamentschalige Eier in gegrabene Kuhlen, decken das Gelege mit Sand zu und überlassen es sich selbst (HACKBARTH 1992, GABRISCH u. ZWART 1998). Die Inkubationszeiten der Gelege betragen für die griechische Landschildkröte bei 28 °C ca. 62, bei 32 °C ca. 56 Tage, für die Europäische Sumpfschildkröte unter 100 und für die Schlammschildkröten 100 bis 150 Tage, wobei das Geschlecht der Jungtiere durch die Inkubationstemperatur determiniert wird.

Der Erhaltungszucht kommt durch den Rückgang der natürlichen Bestände eine immer größere Bedeutung zu. Die Geschlechtsreife ist abhängig von der Körpergröße, speziell der

Plastronlänge. Schildkröten weisen in Terrarien eine wesentlich höhere Kopulationsfrequenz auf als in der Natur. Mögliche Hinweise auf eine Trächtigkeit sind Fortbeißen der Männchen, gesteigerter Appetit, vergrößerter Abstand der caudalen Ränder von Plastron und Carapax und Hervorquellen der Weichteile neben den Hinterbeinen. Mögliche Ursachen für Zuchtmißerfolge sind suboptimale Terrarieneinrichtung, mangelhaftes Mikroklima, Überbesatz, falsche

Zusammensetzung der Zuchtgruppe und das Fehlen geeigneter Eiablagestellen (GABRISCH u.

ZWART 1998).

Der Hornschnabel der Schildkröten übernimmt teilweise die Funktion der Zähne, die bei Schildkröten als einzigem Reptilien fehlen. Fleischfressende Wasserschildkröten besitzen scharfe Kieferscheiden, während bei Alligator- und Großkopfschildkröten sowie einigen Meeresschildkröten die Spitze des Oberschnabels hakenartig nach ventral zieht.

Landschildkröten und überwiegend vegetarisch lebende Sumpfschildkröten weisen gezackte Hornscheiden auf, deren Relief oft schon durch die knöcherne Grundlage des Kiefers vorgegeben ist. Schildkröten besitzen kein Jacobsonsches Organ, sondern nur spärlich ausgebildete Geschmacksknospen im Rachenbereich (ZENTEK u. DENNERT 1997). Sie reagieren sehr schnell auf Erschütterungsreize. Außerdem können sie gut sehen und riechen, aber weniger gut hören (HACKBARTH 1992).

Als Ausnahme zu den im allgemeinen Teil erläuterten Verhältnissen der Verdauungsorgane übernimmt bei Nelson´s Schmuckschildkröte bereits der Dünndarm einen Großteil der Fermentation pflanzlicher Nahrung. Bei pflanzenfressenden Schildkröten ist das Pancreas wesentlich kleiner als bei fleischfressenden Arten (ZENTEK u. DENNERT 1999).

Viele Schildkrötenarten verbringen ihr Leben zum großen Teil im Wasser, wo sie im Gegensatz

zu ihrer Fortbewegung an Land sehr schnell und beweglich sind. Bei Schildkröten kommen auch Artbastarde vor. Schildkröten können teilweise ein recht hohes Alter erreichen, doch

zu ihrer Fortbewegung an Land sehr schnell und beweglich sind. Bei Schildkröten kommen auch Artbastarde vor. Schildkröten können teilweise ein recht hohes Alter erreichen, doch